Dieser Inhalt ist relevant für:
DeutschlandAußenwirtschafts-, Industriepolitik / Konjunktur / Investitionsklima / Kaufkraft, Konsumverhalten
Wirtschaftsumfeld
Wirtschaftsausblick Deutschland Außenwirtschafts-, Industriepolitik
Berlin (GTAI) - Die Konjunkturinstitute erwarten für 2018 ein Wachstum des Bruttoinlandsproduktes (BIP) in Deutschland von 2,2 Prozent. Die Inlandsnachfrage steigt weiter. Der Außenhandel expandiert.
31.07.2018
Die deutsche Wirtschaft befindet sich zur Jahresmitte 2018 weiterhin in guter Verfassung. Der Boom setzt sich laut Analyse der Projektgruppe Gemeinschaftsdiagnose (GD), an der die Wirtschaftsforschungsinstitute DIW (Berlin), ifo (München), IfW (Kiel), IWH (Halle) und das RWI (Essen) beteiligt sind, voraussichtlich bis Ende 2019 fort. Engpässe bei knappen Wachstumskapazitäten deuten dagegen an, dass die Konjunktur in Deutschland mittelfristig an Schwung verlieren wird.
Der ifo-Geschäftsklimaindex, der die konjunkturelle Einschätzung von Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes, des Bauhauptgewerbes, des Großhandels und des Einzelhandels zur aktuellen Geschäftslage erfasst, sowie zur Wirtschaftslage der kommenden sechs Monate, hat sich im Juli 2018 minimal verschlechtert. Der Index ist auf 101,7 Punkte gesunken, nach 101,8 Punkten im Juni.
Der Privatverbrauch bleibt mittelfristig eine entscheidende Kraft für die anhaltend robuste Konjunkturentwicklung. Die Inflationsrate bei den Verbraucherpreisen (2017: 1,8 Prozent) dürfte bis 2019 auf 1,9 Prozent anziehen.
Zur Jahresmitte 2018 sind die Staatskassen gut gefüllt. Die Gutachter kritisierten in der Gemeinschaftsdiagnose jedoch, dass die im Koalitionsvertrag der Regierung vereinbarten Leistungsausweitungen in der gesetzlichen Rentenversicherung ungünstig für die finanzpolitische Stabilität seien und dem Nachhaltigkeitsgedanken zuwider laufen. Trotz Abgabenentlastungen und Ausgabensteigerungen bleibt der Finanzierungsüberschuss des Staates mittelfristig hoch. Der Saldo soll sich laut GD von 36,6 Milliarden Euro (2017) auf 37,8 Milliarden Euro im Jahr 2018 erhöhen. Für 2019 benennt das Gutachten einen Überschuss von voraussichtlich 34,7 Milliarden Euro.
Die starke Beschäftigungsdynamik hält an. Der Arbeitsmarkt in Deutschland expandierte bis Ende 2017 auf 44,3 Millionen registrierte Erwerbstätige. Er soll mittelfristig das Niveau von 44,9 Millionen (2018) beziehungsweise 45,3 Millionen (2019) Erwerbstätige erreichen. Die Zahl der Arbeitslosen wird laut Prognose von 2,5 Millionen (2017) auf 2,2 Millionen (2019) sinken. Dies führt zu einem Rückgang der Arbeitslosenquote von 5,2 Prozent (2018) auf voraussichtlich nur noch 4,8 Prozent (2019).
Auch der deutsche Leistungsbilanzüberschuss (Saldo aus den Waren-, Dienstleistungs- und Übertragungsbilanzen) expandiert weiter von 262,6 Milliarden Euro 2017 auf voraussichtlich 277 Milliarden Euro 2018 und 284,5 Milliarden Euro im Jahr 2019. Das Ergebnis entspräche dann einem Anteil von 8,2 (2018) beziehungsweise 8 Prozent (2019) des BIP.
Indikator | 2016 | 2017 | 2018 (Prognose) |
BIP (nominal, Mrd. Euro) | 3.144,1 | 3.263,4 | 3.397,3 |
BIP pro Kopf (Euro) | 38.180 | 39.470 | k.A. |
Bevölkerung (Mio.) | 82,3 | 82,7 | k.A. |
Wechselkurs (Jahresdurchschnitt, 1 Euro = US$) | 1,1069 | 1,1297 | 1,1678*) |
*) Durchschnitt für Juni 2018
Quellen: Gemeinschaftsdiagnose, April 2018; Statistisches Bundesamt; Deutsche Bundesbank
Die im Koalitionsvertrag von der Bundesregierung vereinbarte Ausgabenausweitungen und Abgabenentlastungen dürften auch die Investitionen beflügeln. Impulse verleiht der Investitionsbedarf im Zuge steigender Auslandsnachfrage, die im Prognoszeitraum 2018 und 2019 die gesamtwirtschaftliche Produktion begünstigen soll. Ein Treiber ist zudem der wachsende Ausrüstungsgüterbedarf am Weltmarkt.
In Deutschlands industrieller Produktion dürfte sich nach einer Schwächephase am Jahresbeginn im Verlauf von 2018 die Dynamik beschleunigen. Das verarbeitende Gewerbe registriert einen hohen Auftragsbestand.
Die Bruttoanlageinvestitionen der deutschen Wirtschaft trugen 2017 laut Statistischem Bundesamt sowie nach Einschätzung des GD mit 0,7 Prozentpunkten zum BIP-Wachstum von 2,2 Prozent bei. Davon entfielen auf Ausrüstungen und Bauten jeweils 0,3 Prozentpunkte und 0,1 Prozentpunkte auf sonstige Anlagen.
Bei den Ausrüstungsinvestitionen nimmt das Wachstum voraussichtlich leicht ab. Die Prognose beziffert für 2018 einen nominalen Anstieg um 5,7 Prozent und für 2019 um 4,3 Prozent. Bei sonstigen Investitionen, darunter Aufwendungen für Forschung und Entwicklung (F&E), sollen die Ausgaben dagegen 2018 um 3 und 2019 um 3,7 Prozent steigen.
Bei den kumulierten Bauinvestitionen (2017: +2,7 Prozent) erwarten die Institute 2018 einen Zuwachs um 2,1 und 2019 um 2,9 Prozent. Gleichzeitig klettern die Baupreise so stark wie noch nie seit dem Jahr 2007. Die anhaltend hohe bauwirtschaftliche Nachfrage führte teils wegen Kapazitätsgrenzen zu Preisanstiegen. Die Institute rechnen für den Deflator der Bauinvestitionen mit einem Anstieg von 3,9 Prozent im Jahr 2018 sowie von 3,7 Prozent für 2019.
Die Produktionskapazitäten der deutschen Industrie sind zur Jahresmitte 2018 und voraussichtlich auch darüber hinaus gut ausgelastet. Viele Unternehmen tätigen zunehmend Erweiterungsinvestitionen. Wenngleich das Zinsniveau für Investitionskredite leicht ansteigt, gelten die Finanzierungkonditionen allgemein als günstig. Für 10-jährige Staatsanleihen erwartet die Gemeinschaftsdiagnose eine Rendite von 1,1 Prozent (Ende 2019).
Informationen zu EU-Binnenmarktausschreibungen unter http://www.gtai-EU-Ausschreibungen.de.
Der BIP-Anstieg ist maßgebend durch den relativ hohen Beitrag aus den inländischen privaten Konsumausgaben bedingt (2017: 1,3 Prozentpunkte vom BIP). Die Prognose für 2018 und 2019 lautet auf 0,9 beziehungsweise 1,3 Prozentpunkte bezogen auf die BIP-Wachstumsraten (2,2 beziehungsweise 2 Prozent).
Bei den privaten Haushalten sollen sich Leistungsausweitungen durch die gesetzliche Renten- und Krankenversicherung und die Kindergelderhöhung dynamisch auswirken. Der Anstieg der verfügbaren Einkommen wird für 2018 auf 3,1 Prozent geschätzt. Die Rate soll 2019 dann auf 3,7 Prozent anziehen. Das Beschäftigungswachstum begünstigt die inländische Konsumgüternachfrage. Die privaten Konsumausgaben werden zwar 2018 insgesamt voraussichtlich nur um 1,1 Prozent zunehmen, sich jedoch 2019 erneut beleben (1,8 Prozent). Die Inflationsrate bei den Verbraucherpreisen dürfte laut GD von 1,7 Prozent (2018) bis 2019 nur leicht auf 1,9 Prozent anziehen.
Beim Anstieg der Konsumausgaben des Staates (2017: 1,6 Prozent) rechnet die Gemeinschaftsprognose für 2018 und 2019 mit Wachstumsraten von real 1,6 beziehungsweise 1,8 Prozent.
Die deutsche Außenwirtschaft ist durch ihre starke Position am Weltmarkt bei sehr hoher Exportorientierung den vielen internationalen Risiken konjunktureller und handelspolitischer Entwicklungen ausgesetzt. Die Erhebung sogenannter Strafzölle auf Stahl und Aluminium seitens der USA führte nicht nur zur Verunsicherung über die Folgen des von der US-Administration inszenierten Handelskonfliktes, sondern auch zu Reaktionen der Europäischen Union. Ungewissheit besteht zudem weiter im Hinblick auf die negativen Auswirkungen im Zuge der von Großbritannien betriebenen Umsetzung des beabsichtigten EU-Austritts.
Der Welthandel soll preisbereinigt 2018 um 5 Prozent wachsen, 2019 voraussichtlich um 3,5 Prozent. Die Auslandsnachfrage dürfte bei den deutschen Exporteuren im Prognosezeitraum 2018/2019 deutlich steigen. Sowohl Import wie auch Export sollen kurzfristig expandieren. Der Leistungsbilanzsaldo bleibt auf hohem Niveau, 2018 voraussichtlich bei 8,2 und 2019 bei 8 Prozent gemessen am Bruttoinlandsprodukt.
Laut der Prognose der Wirtschaftsforschungsinstitute nehmen die wertmäßigen Ausfuhren Deutschlands 2018 um real 5,4 und 2019 um 4,6 Prozent zu. Die Einfuhr steigt bedingt durch hohe Vorleistungsgüterimporte und zunehmende Ausrüstungsgütereinfuhren der deutschen Exportwirtschaft. Sowohl für 2018, als auch für 2019 rechnen die Institute mit Importzuwächsen von insgesamt jeweils 5,2 Prozent.
2015 | 2016 | 2017 (Januar bis Oktober) | |
Importe | 949,2 | 954,9 | 859,1 |
Exporte | 1.154,6 | 1.203,8 | 1.062,2 |
Handelsbilanzsaldo | 205,4 | 248,9 | 203,1 |
Quelle: Statistisches Bundesamt
Weitere Informationen zu Deutschland finden Sie unter http://www.gtai.de/Deutschland