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DschibutiAußenwirtschafts-, Industriepolitik / Konjunktur / Investitionsklima / Kaufkraft, Konsumverhalten
Wirtschaftsumfeld
Wirtschaftsausblick Dschibuti Außenwirtschafts-, Industriepolitik
Nairobi (GTAI) - Dschibutis Wirtschaft lebt von ihren Häfen und Militärbasen. Der Elite reicht das. Doch sie muss aufpassen: Die Abhängigkeit von den Chinesen nimmt zu.
14.01.2019
Dschibutis Wirtschaft wächst im Regionalvergleich eher langsam: Mehr als 4,5 Prozent beziehungsweise 4,6 Prozent werden es 2019 und 2020 vermutlich nicht werden - 2015 waren es noch 9,7 Prozent. Der Hintergrund: Mehrere große Infrastrukturvorhaben, die in der Vergangenheit das Wachstum angekurbelt haben, nähern sich der Fertigstellung.
Neue Vorhaben wie die Einrichtung einer Freihandelszone, der Bau einer Meerwasserentsalzungsanlage sowie Straßenbauprojekte sorgen dafür, dass der Konjunkturmotor nicht stottert. Dank expandierter Hafenkapazitäten und der neuen Eisenbahntrasse nach Äthiopien läuft das Reexport-Geschäft besser denn je. Zum See- und Schienentransport soll bald auch ein deutlich gesteigertes Luftfrachtgeschäft kommen, sobald neue Flugzeuge in Betrieb genommen werden konnten.
Unverändert profitiert die Mini-Republik von ihrer strategischen Lage an einer Meerenge zwischen dem Roten Meer und dem Golf von Aden. Die Häfen des Landes schlagen mehr als 80 Prozent des äthiopischen Außenhandels um. Der Hafen von Dschibuti-Stadt ist zudem eine beliebte Umlade-Station für Containerschiffe auf der Route zwischen Asien und Europa. Hinzu kommen lukrative Militärpräsenzen ausländischer Staaten. Dschibuti ist sich unterdessen bewusst, dass es seine regionale Transit-Dominanz nur verteidigen kann, wenn es in Bezug auf Technik, Service und Know-how die Nase vorne behält.
An neuen Wettbewerbern fehlt es nicht: Eritrea möchte nach der Annäherung an das einst verfeindete Äthiopien einen Teil dessen Außenhandels abwickeln. Auch Sudan und die Hafenstadt Berbera im halbautonomen Somaliland sind stark am äthiopischen Transportgeschäft interessiert. Politisch gesehen ist Dschibuti stabil: Die Macht im Staate liegt fest in den Händen von Präsident Ismail Omar Guelleh und seiner Familie, die vor allem ihr Eigenwohl, nicht aber die weitverbreitete Armut im Blick haben.
Indikator | 2017 | 2018 | Vergleichsdaten Deutschland 2017 |
BIP (nominal, Mio. US$) | 1.845 | 1.935 | 3.702,4 |
BIP pro Kopf (US$) | 1.845 | 1 935 1) | 44.791 |
Bevölkerung (Mio.) | 1,0 | 1,0 1) | 82,8 |
Wechselkurs (Jahresdurchschnitt, 1 US$ = ... Dschibuti-Franc (FD)) 2) | 177,7 | 177,7 | - |
1) Schätzung; 2) Der Wechselkurs des Dschibuti-Franc ist seit 1973 an den US-Dollar gekoppelt.
Quellen: EIU; Statistisches Bundesamt
Zu Dschibutis Stärken zählen die Häfen für das Transitgeschäft mit dem Binnenland Äthiopien und ein Umlade-Stopp vorbeikommender Schiffe. Darüber hinaus hat sich das Land als Standort für ausländische Militärstützpunkte etabliert. Damit das Geschäft weiter brummt, investiert Dschibuti kräftig in Infrastrukturen.
Neu auf der Agenda ist eine Export Processing Zone (EPZ) nach chinesischem Vorbild, über die vor allem die Chinesen ihren ostafrikanischen Handel abwickeln wollen. Für seine ambitionierten Vorhaben hat sich Dschibuti hoch verschuldet, vor allem in China. Der Handlungsspielraum der Regierung für neue Vorhaben ist damit begrenzt.
Alternativ sollen private Investoren gewonnen werden, gerne aus Europa. Das Problem: Dschibuti ist kein Rechtsstaat und Landeskennern ist noch der fragwürdige Rauswurf des Hafenbetreibers DP World aus Dubai im Gedächtnis, dessen 30-jährige Konzession von heute auf morgen gekündigt wurde.
Projektbezeichnung | Investitionssumme (Mio. US$) | Projektstand | Anmerkung/Ansprechpartner |
Äthiopische Gasförderung und anschließender Export über Dschibuti | 4.300 | Angestrebte Gasförderung: 2021 | Entwickler: Poly Group/GCL Group (beide aus China). |
48 qkm große Freihandelszone, Verwirklichung in mehreren Phasen | 3.500 | Erste, 340 Mio. US$ teure Phase abgeschlossen. | Entwickler: Dalian Port Corp., China Merchants Holdings (beide aus China), Djibouti Ports and Free Zone Authority. |
550 km lange Ölproduktpipeline zwischen Äthiopien und Dschibuti | 1.600 | Projekt wurde Anfang 2017 gestoppt und könnte obsolet werden, wenn eine in Äthiopien geplante Ölraffinerie realisiert werden kann. | Black Rhino (BRM) und Mining Oil & Gas Services (MOGS; beide Südafrika); Berater: Turner & Townsend (Großbritannien). |
Zwei neue Flughäfen | 600 | Projekt soll neu ausgeschrieben werden. | Finanzierung ungesichert. |
200-MW-Solarkraftwerk | 440 | Absichtserklärung | SkyPower Global, Kanada. |
Mehrere 50-MW-Geothermie-Kraftwerke *) | k.A. | Absichtserklärung | Toshiba Corp. und das Office Djiboutien de Développment de l'Energie Géothermique. |
Mehrere Geothermie-Kraftwerke *) | k.A. | Beginn erster Bohrungen. | Office Djiboutien de Développment de l'Energie Géothermique mit der türkischen Petroteca als technischem Partner. |
Wasserentsalzungsanlage | 76 | Im Bau; Fertigstellung 2020 | Auftragnehmer: Eiffage Génie Civil (Frankreich), Tedagua (Spanien). |
*) Es gibt mehrere ausländische Firmen, die sich für das Geothermie-Potenzial von Dschibuti interessieren, das auf 1.000 Megawatt geschätzt wird. Solche Projekte dürften erfahrungsgemäß lange brauchen, bis sie eines Tages realisiert werden können.
Quellen: Recherchen von Germany Trade & Invest; Pressemeldungen
Informationen zu aktuellen geberfinanzierten Projekten unter http://www.gtai.de/dschibuti, "Ausschreibungen" und "Entwicklungsprojekte".
Dschibuti ist eine Zweiklassengesellschaft: Auf der einen Seite gibt es eine kleine wohlhabende Oberschicht, die sehr gut vom Transitgeschäft des Hafens und den verschiedenen ausländischen Militärbasen leben kann, und auf der anderen Seite gibt es das Gros der Bevölkerung, die zu den ärmsten Afrikas gehört. Etwa neun Zehntel der Bevölkerung lebt in Städten, knapp die Hälfte davon in Slums. Ein Drittel der Bevölkerung ist jünger als 15 Jahre, mehr als die Hälfte ist arbeitslos.
Hochpreisige Konsumgüter und Dienstleistungen können sich nur die Oberschicht, ausländische Militärs sowie andere Ausländer leisten, die durch französische Supermärkte, zahlreiche Restaurants und zwei große Luxushotels gut versorgt sind. Die Inflationsrate dürfte 2019 und 2020 dank der Wechselkursbindung bei niedrigen 0,4 Prozent beziehungsweise 0,7 Prozent liegen.
Dschibuti importiert etwa viermal so viel wie es exportiert - ein Handelsungleichgewicht, das bleiben dürfte. Das karge Wüstenland kann sich selbst nicht ernähren, ist auf importierte Energie (Öl, Strom) angewiesen und braucht für seine umfangreichen Infrastrukturinvestitionen jede Menge Kapitalgüter. Hinzu kommen substanzielle Importe der Freihandelszone und neue Flugzeuge für Air Djibouti.
Auf der Exportseite fallen Salz und Pottasche erfreulich ins Gewicht. Die Dienstleitungsbilanz bleibt positiv, weil Dschibuti Geld mit seinen Häfen verdient und zudem satte Mieten für die ausländischen Militärbasen auf seinem Territorium kassiert.
Deutschland spielt mit einem Lieferanteil von 3 Prozent an den dschibutischen Gesamtimporten nur eine marginale Rolle. Nach den Erhebungen des Statistischen Bundesamtes lieferte Deutschland 2017 für 19,5 Millionen Euro Waren nach Dschibuti (gegenüber 2016: -10 Prozent). Die deutschen Importe beliefen sich 2017 auf 331.000 Euro.
2017 | 2018 *) | Veränderung 2018/17 | |
Warenimporte, fob | 767,9 | 805,8 | 4,9 |
Warenexporte, fob | 142,3 | 168,2 | 18,2 |
Handelsbilanzsaldo | -625,6 | -637,6 | - |
*) Schätzung
Quelle: EIU
Weitere Informationen zu Wirtschaftslage, Branchen, Geschäftspraxis, Recht, Zoll, Ausschreibungen und Entwicklungsprojekten in Dschibuti können Sie unter http://www.gtai.de/dschibuti abrufen. Unter http://www.gtai.de/afrika erhalten Sie weitere Informationen zum Land Ihrer Wahl in Afrika.