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Wirtschaftsausblick | Georgien

Georgiens Wirtschaft blüht weiter auf

Die georgische Wirtschaft dürfte im Jahr 2024 um bis zu 6 Prozent zulegen. Haupttreiber sind Dienstleistungen, Investitionen und das Baugewerbe. Deutsche Produkte sind gefragt.

Von Uwe Strohbach | Tiflis

Top-Thema: Georgien entwickelt sich zu Logistikhub zwischen Europa und China

Neue Globalisierungsstrategien befeuern die Abkehr von Russland und die Suche nach alternativen Transportrouten zwischen Ost und West. Das eröffnet Chancen für die kleine Kaukasusrepublik Georgien, die strategisch günstig zwischen Europa und Asien liegt. Mit im Boot sind Partner aus Zentralasien, die ihre Exporte diversifizieren wollen und dabei auch auf den Transport via Georgien setzen. Ambitionierte Ausbauprojekte werfen ihre Schatten voraus. Hierzu zählen:

  • Bau eines Tiefseehafens an der Schwarzmeerküste in Anaklia mit ausländischen Partnern (geschätzte Kosten für die erste Bauphase: 600 Millionen US-Dollar (US$),
  • Investitionen in ein Tiefseeterminal und Projekte für den Frachtumschlag und die Warenlagerung im Seehafen Poti (APM Terminals Poti, Dänemark),
  • Bau eines Containerterminals im Seehafen Poti (PTC Holding, Kasachstan),
  • Modernisierung der Ölterminals im Seehafen Batumi (KazTransOil, Kasachstan),
  • Fertigstellung aller grundlegenden Teilabschnitte der Verkehrsachse Ost-West bis 2025, einschließlich der Autobahn E 60 (Straßenbaubehörde Georgiens).

Der jährliche Beitrag des Transport- und Logistiksektors zur gesamtwirtschaftlichen Produktion könnte sich in wenigen Jahren verdoppeln, gegenüber heute gut 2 Milliarden US$.

Wirtschaftsentwicklung: Viele positive Effekte durch neues geopolitisches Umfeld

Für das Jahr 2024 prognostiziert der Internationale Währungsfonds ein reales Wachstum von 5,7 Prozent. Die Regierung und die Zentralbank erwarten einen Zuwachs zwischen 5,2 und 6,5 Prozent. Für 2025 ist mit einem etwas geringeren Plus von 4,5 bis 5 Prozent zu rechnen. Die Prognosen können sich unter Beachtung des hohen Wachstums in den Vorjahren sehen lassen.

Der anhaltende konjunkturelle Aufschwung fußt auf mehreren Säulen. Allein der boomende Tourismus dürfte 2024 Devisen in Höhe von 4,5 Milliarden US$ in die Kassen spülen, nach einem Rekordwerte von 4,1 Milliarden US$ im Vorjahr. Das sorgt für gute Umsätze im Handels- und Dienstleistungsgewerbe. Neben Touristen und russischen Migranten gibt auch die georgische Bevölkerung wieder mehr Geld aus.

Hinzu kommen wachsende Einnahmen aus dem Transport- und Logistikgewerbe, die weiter anziehenden Bruttoanlageinvestitionen und das florierende Baugewerbe. Neu ist die Dynamik beim Exports von IT-Dienstleistungen, die 2023 auf 673 Millionen US$ anstiegen.

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Staat und Unternehmen weiten Investitionen aus

Die Bruttoanlageinvestitionen dürften 2024 etwa 7 Milliarden US$ erreichen, nach durchschnittlich 5,1 Milliarden US$ in den drei Vorjahren. Der Staat investiert zusammen mit Geberbanken mehr in den Straßenbau, die Wasserwirtschaft, die soziale Infrastruktur und die Förderung des privaten Unternehmertums, einschließlich des Agrarsektors. Zudem will er zusammen mit Investoren den Bau von Wasserkraftwerken beschleunigen.

Der Fokus privater Investitionen liegt auf touristischen Projekten, Wohnungsbau, Transport, Logistik und Energiewirtschaft, inklusive erneuerbarer Energien. Die ausländischen Direktinvestitionen summierten sich 2023 auf 1,8 Milliarden US$ und dürften dieses Level 2024 halten. Das Wirtschaftsministerium rechnete für 2024 bis 2027 mit dem Bau von mehr als 300 neuen Hotels mit insgesamt  37.000 Betten.

Privatverbrauch verharrt auf niedrigem Niveau 

Die Lage auf dem Verbrauchermarkt bleibt trotz steigender Einkommen angespannt. Das Jahr 2023 war gekennzeichnet von einer hohen Armutsquote und Arbeitslosenrate von jeweils circa 15 Prozent und geringen Löhnen (monatlicher durchschnittlicher Medianlohn: circa 450 US$). Die monatlichen Pro-Kopf-Ausgaben im Einzelhandel betrugen nur etwa 220 US$.

Doch es gibt auch positive Trends: Beträchtliche Geldüberweisungen aus dem Ausland und steigende Reallöhne kurbeln den Konsum an. Die hohen Touristenzahlen sorgen für gute Umsätze in Geschäften für Markenmode und Accessoires. Private Investoren wollen vorrangig in Tiflis und Batumi Handelszentren eröffnen und erweitern.

Außenhandel dürfte auch 2024 nominal zweistellig wachsen

Importe und Exporte legen seit 2021 stetig zu. Dies ist vor allem auf Reexporte, Preissteigerungen bei Exportgütern (Kupfererze und -konzentrate, Düngemittel) sowie auf preisliche und mengenmäßige Zuwächse bei Ölprodukten zurückzuführen. Die nominalen Ex- und Importe dürften auch 2024 und 2025 um jeweils 10 Prozent und mehr zulegen.

Reexporte (vorrangig Kfz und Arzneimittel) machten 2023 hohe 46 Prozent der Gesamtexporte aus. Diese Lieferungen gingen vor allem an Abnehmer in Aserbaidschan, Armenien, Kasachstan und Kirgistan. Hauptausfuhrländer lokaler Produkte waren Russland und die Türkei. 

Die Importe übersteigen die Exporte traditionell um ein Vielfaches. Georgien muss das Gros seines Bedarfs an strategischen Ressourcen (Energieträger, Nahrungsgüter und Technologien) einführen. Hauptlieferländer waren 2023 die Türkei, die USA, Russland, China und Deutschland. 

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Deutsche Perspektive: Kleiner liberaler Markt mit vielen noch ungenutzten Chancen

Georgien nimmt bei der Liberalisierung des Handels mit der EU und der Implementierung des EU-Regelwerks in seine nationale Gesetzgebung eine Vorreiterrolle ein. Absatz- und Kooperationschancen ergeben sich vor allem beim Ausbau der Versorgungsinfrastruktur (Stromversorgung/Ökostromprojekte, Wasser/Abwasser), von sozialen Einrichtungen und Hotels sowie bei der Modernisierung und Erweiterung der öffentlich geförderten Ernährungswirtschaft. Der Markt empfiehlt sich zudem für die Auslagerung von Geschäftsprozessen (Business Process Outsourcing).

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Weitere Informationen finden Sie auf unserer Länderseite Georgien.

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