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Wirtschaftsausblick | Ghana

Getrübte Aussichten trotz leichter Verbesserung

Im Jahr 2024 gewinnt die Konjunktur voraussichtlich wieder an Fahrt. Die andauernde Schuldenkrise belastet Ghanas Wirtschaft jedoch weiterhin. 

Von Corinna Päffgen | Accra

Top-Thema: Verhandlungen zur Restrukturierung der Staatsschulden dauern an 

Derzeit laufen Verhandlungen zur Restrukturierung bilateraler Schulden in Höhe von insgesamt etwa 6 Milliarden US-Dollar (US$) unter dem G20-Rahmenwerk für Schuldenrestrukturierung (Common Framework for Debt Treatments). Konkret geht es noch um rund 2 Milliarden US$, die Ghana China schuldet. Bislang konnten sich die Parteien weder auf eine Verlängerungen von Laufzeiten (Chinas Position) noch auf Schuldenabschläge einigen. Ghana und der Pariser Club verfolgen eine "haircut"-Politik (Schuldenschnitt), wobei Ghana einen Schuldennachlass von insgesamt 10 Milliarden US$ erreichen möchte. Der Pariser Club besteht aus 22 Gläubigerstaaten, die sich zu einem informellen Gremium zusammengeschlossen haben, um bei Zahlungsschwierigkeiten von Schuldnerländern gemeinsame Lösungen zu finden.

Für China steht politisch viel auf dem Spiel: Die Schaffung eines Präzedenzfalls hinsichtlich der Übernahme von Verlusten könnte ein nicht willkommenes Signal für weitere Schuldenverhandlungen mit anderen Ländern schaffen. Trotzdem gehen Beobachter davon aus, dass China seine Blockadepolitik aufgibt und bis Mitte oder Ende des Jahres 2024 eine Einigung erzielt werden kann.

Die Gesamtverschuldung Ghanas beträgt fast 60 Milliarden US$, davon sind 38 Milliarden US$ Auslandsverbindlichkeiten. Seit Dezember 2022 hat Ghana den Schuldendienst gegenüber ausländischen Gläubigern wegen eines drohenden Staatsbankrotts ausgesetzt. Hilfe kommt vom Internationalen Währungsfonds (IWF), der Ghana einen Kredit in Höhe von 3 Milliarden US$ zugesagt hat, auszahlbar in mehreren Tranchen. Die Auszahlung der ersten Tranche in Höhe von 600 Millionen US$ ist bereits erfolgt. Die Auszahlung einer zweiten Tranche ist an die erfolgreiche Einigung mit den Gläubigern über die Restrukturierung der Schulden geknüpft. Darüber hinaus muss Ghana den Haushalt konsolidieren und die Staatseinnahmen erhöhen. 

Wirtschaftliche Entwicklung: Wachstum fällt wieder höher aus – bleibt aber hinter seinen Möglichkeiten zurück

Nach einem schwierigen Jahr geht es langsam wieder aufwärts. Das Wirtschaftswachstum im Jahr 2023 betrug immerhin noch 1,2 Prozent. Für 2024 erwartet der IWF ein Plus des BIP von 2,7 Prozent. Dies soll vor allem auf verstärkten Aktivitäten im Bergbau- und Ölsektor und damit steigenden Exporterlösen sowie wahlbedingten Staatsausgaben beruhen. Im Dezember 2024 finden Präsidentschafts- und Parlamentswahlen statt, hier könnte es zur Machtübergabe an die Opposition kommen.

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Der Privatkonsum und die Investitionstätigkeiten sind nach wie vor eingeschränkt. Eine Inflationsrate von rund 40 Prozent, ein Leitzins in Höhe von 30 Prozent sowie die Abwertung der Landeswährung Cedi trüben die Stimmung. Nach dem UNCTAD World Investment Report 2023 sind bereits im Jahr 2022 die ausländischen Direktinvestitionen von 2,4 Milliarden US$ auf 1,5 Milliarden US$ zurückgegangen. Auch im 1. Halbjahr 2023 waren Investoren zurückhaltend. So verzeichnete die ghanaische Investitionsbehörde (Ghana Investment Promotion Centre, GIPC) ausländische Investitionen in Höhe von gerade einmal 270 Millionen US$. Das Kapital stammt in erster Linie aus China, USA, den Niederlanden, Australien und Mauritius. 

Mittelfristig sind die Aussichten wieder besser, der IWF erwartet für das Jahr 2025 eine Zunahme der Wirtschaftsleistung. Nachlassende Inflation und Kreditkosten dürften den Privatkonsum ankurbeln und wieder vermehrt Investitionen anziehen. Analysten erwarten zudem wieder höhere Exporterlöse, vor allem für die wichtigen Ausfuhrgüter Gold und Öl.

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Insgesamt bleibt Ghana hinter seinen Möglichkeiten zurück. Der Staat muss sparen und die Staatseinnahmen erhöhen. Das bedeutet grundsätzlich höhere Steuern und Abgaben vor allem für Betriebe und weniger staatliche Mittel etwa für Infrastrukturprojekte. Auch der schwierige Zugang zu Finanzmitteln und die hohen Kreditkosten für Unternehmen sind entscheidende Hemmnisse für eine dynamischere Entwicklung.

Deutsche Perspektive: Unternehmen sind zurückhaltend

Grundsätzlich bieten sich in Ghana nach wie vor Chancen. Bestimmte Branchen werden von der Regierung als Schwerpunktindustrien eingestuft und sollen besonders gefördert werden. Aufgrund des desolaten Staatshaushaltes gelingt die Umsetzung jedoch nur schleppend. Neue Projekte gibt es in der Regel dort, wo private Investitionen fließen, vor allem im Bereich der Rohstoffgewinnung. Zuletzt wurde eine Lizenz für die erste Lithiummine in Ghana vergeben. 

Insgesamt sind die Auswirkungen der Wirtschafts- und Schuldenkrise auf das Geschäftsumfeld groß. Einige deutsche Unternehmen berichten von Zahlungsverzug und -ausfällen. Entsprechend fällt die Zurückhaltung bei neuen Aktivitäten aus. Einen Überblick über die Stärken und Schwächen des Standortes bietet die SWOT-Analyse

Wichtig für die weitere Entwicklung und die Rückgewinnung des Vertrauens der Investoren sind die Lösung der Schuldenkrise, eine Haushaltskonsolidierung und damit mehr Stabilität und Planungssicherheit. Mit der derzeit im Parlament diskutierten Idee, bestimmte Güter mit einem Importverbot zu belegen, zeichnen sich erste protektionistische Tendenzen ab, die es im Auge zu behalten gilt. 

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Weitere Informationen zu rechtlichen Rahmenbedingungen bietet unser Recht kompakt Ghana.

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