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Wirtschaftsausblick | Indien

Indiens Wirtschaft bleibt in guter Verfassung

Das Wachstum ist weiter solide, aber die abkühlende Weltkonjunktur hinterlässt Spuren. Die Feiertagssaison belebt den Konsum, bei Investitionen ist hingegen noch Luft nach oben.

Von Florian Wenke | Mumbai

Wirtschaftsentwicklung: Solides, aber langsameres Wirtschaftswachstum

Das Wachstum des indischen Bruttoinlandsprodukts (BIP) wird sich im Finanzjahr 2023/2024 (1. April bis 31. März) laut Prognosen der Weltbank auf 6,3 Prozent leicht abkühlen. Im vorangegangenen Finanzjahr hatte die Steigerung noch bei 7,2 Prozent gelegen, aber die schlechtere Weltkonjunktur verpasst dem Wachstum einen Dämpfer. Währenddessen dürfte der Dienstleistungssektor um 7,4 Prozent zunehmen. Volkswirte sehen diesen als wichtigen Wachstumstreiber. 

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Investitionstreiber sind staatliche Ausgaben, insbesondere in den Ausbau der Infrastruktur. Davon profitieren beispielsweise der Bausektor, aber auch die Stahl- und Zementindustrie. Laut Weltbank werden die Bruttoanlageinvestitionen 2023/2024 um 8,9 Prozent zulegen, allerdings sprechen Experten von einer verhaltenen Investitionstätigkeit im Land. Ein größerer Investitionszyklus wird laut einer Studie der Federation of Indian Chambers of Commerce & Industry erst beginnen, wenn Unternehmen mehr Nachfrage nach ihren Produkten erfahren und die Auslastung ihrer Produktionskapazitäten steigt. Die Analyse sagt voraus, dass weiterhin die für Infrastruktur relevanten Sektoren und der Dienstleistungssektor von Investitionen profitieren werden. 

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Indische Feiertage treiben den Konsum an

Im Oktober und November gibt es eine Reihe von Feiertagen im indischen Kalender. Gleichzeitig sind die Wintermonate eine beliebte Hochzeitssaison. In dieser Jahreszeit geben Verbraucher mehr Geld für größere Anschaffungen aus. Eine sinkende Inflation dürfte den Konsum weiter beflügeln. Sowohl der Consumer Confidence Survey der Reserve Bank of India als auch der Index of Consumer Sentiments des Centre for Monitoring Indian Economy (CMIE) zeigen, dass die Verbraucher auch ihren zukünftigen Konsum positiv einschätzen. Die Weltbank erwartet einen Anstieg des privaten Verbrauchs von 5,9 Prozent für 2023/2024 gegenüber der Vorjahresperiode.

Der Außenhandel gibt leicht nach

Indiens Außenhandel wird 2023/2024 voraussichtlich unter den Werten des Vorfinanzjahres bleiben. Laut CMIE werden im Jahresvergleich die Importe um 5,9 Prozent und die Exporte um 5,3 Prozent zurückgehen. Als Ursache hierfür nennen die Experten insbesondere Preisrückgänge von Gütern im Vergleich zum Vorjahr. Von Januar bis Juli 2023 lagen die indischen Importe bei 380,5 Milliarden US-Dollar (US$) und die Exporte bei 253,3 Milliarden US$. Unter dem Strich wird 2023 wieder ein negativer Außenhandelssaldo stehen.

Speziell indische Elektronik entwickelt sich zunehmend zum Exportschlager. Hier wird ein Wachstum der Ausfuhren von 13,7 Prozent prognostiziert, getrieben durch die steigende Produktion und Ausfuhr von Mobiltelefonen vom Subkontinent. 

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Top-Thema: 2024 stehen Wahlen an

Im Frühjahr 2024 werden die Bürgerinnen und Bürger im bevölkerungsreichsten Land der Erde an die Wahlurnen gerufen. Sollte die derzeitige Regierung unter Premierminister Narendra Modi erneut die Mehrheit im Parlament erlangen, dürfte sie ihre wirtschaftspolitische Reformagenda fortsetzen. Erklärtes Ziel der Regierung ist es, den Anteil des verarbeitenden Gewerbes an der Wertschöpfung von derzeit 13 auf 25 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung zu steigern. Gleichzeitig soll die Wirtschaft Arbeitsplätze für die junge Bevölkerung schaffen und formalisiert werden. Ein Reformthema, das hoch im Kurs steht, ist die endgültige Umsetzung einer Liberalisierung der Arbeitsgesetze

Indiens Staatshaushalt hielt in den vergangenen Jahren immer wieder große Ausgaben für Infrastruktur bereit. Traditionell wird er im Februar vorgestellt. In Wahljahren wie 2024 wird die Regierung jedoch nur ein "Interim Budget" vorstellen. Dieses stellt sicher, dass laufende Ausgaben gedeckt sind. Erst nach der Wahl wird die neu gewählte Regierung einen vollumfänglichen Haushalt aufstellen, der neue Ausgabenposten für Regierungsprogramme enthalten wird.

Deutsche Perspektive: Indien soll bei der Verbreiterung des Außenhandels helfen

Indien nimmt aus der Sicht der deutschen Regierung eine wichtige Rolle bei der Diversifizierung des Außenhandels ein. Im Oktober 2023 verbesserte sie die Konditionen für Investitionsgarantien. In Ermangelung eines Investitionsschutzabkommens zwischen den beiden Ländern sollen deutsche Unternehmen durch dieses Instrument mehr Sicherheit bei Investitionen in Indien erhalten. 

Indien bemüht sich, Investitionshürden durch Digitalisierung zu beseitigen. Ärgerlich für deutsche Unternehmen ist beispielsweise der hohe bürokratische Aufwand. Auch die oft mangelhafte Infrastruktur wird derzeit massiv ausbaut. Zahlreiche Unternehmen sind trotz der Herausforderungen vom Potenzial des Subkontinents überzeugt. Karl Haeusgen, Präsident des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau, gab sich angesichts seines Indienbesuchs im Oktober 2023 zuversichtlich:

"Derzeit steht Indien nicht nur im Fokus der Investitionsgüterindustrie. Insbesondere wichtige Kundenbranchen investieren umfangreich im Land und ausländische Investitionen steigen ebenfalls stark an. Hier sehen wir noch viel Potenzial."

Verhandlungen über Freihandel mit EU dauern an

Indien und die EU verhandeln weiter über ein Freihandelsabkommen. Experten erwarten einen Abschluss der Verhandlungen nicht vor 2024, wobei ein "Early Harvest"-Abkommen (rasch anwendbares Interimsabkommen) unwahrscheinlich ist. 

Deutschland und Indien handelten 2022 erstmals Waren im Wert von mehr als 30 Milliarden US$. Für 2023 sind die beiden Handelspartner auf dem besten Weg, ein ähnliches Ergebnis zu erzielen. Dem Statistischen Bundesamt zufolge kaufte Indien von Januar bis Juli 2023 Waren für 10,9 Milliarden US$ in der Bundesrepublik ein und exportierte Waren im Wert von 9,4 Milliarden US$. 

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Weitere Informationen über Indien finden Sie auf der GTAI-Länderseite.

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