Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Wirtschaftsausblick | Kasachstan

Kasachstans Konjunkturmotor läuft weiter auf Hochtouren

Die kasachische Wirtschaft wächst auch unter schwierigen Rahmenbedingungen. Investitionen fließen vor allem in fossile und erneuerbare Energien sowie die Baubranche.

Von Jan Triebel | Almaty

Top-Thema: Grüner Wasserstoff soll neuer Exportschlager werden

Kasachstan möchte sich bei grünem Wasserstoff als wichtiger Player auf internationaler Ebene etablieren. Ein Einstieg in den Sektor wäre nicht nur ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Klimaneutralität bis 2060. Auch die von Öl und anderen Rohstoffen geprägte kasachische Wirtschaft ließe sich so stärker diversifizieren.

Aktuell beruhen die Hoffnungen vor allem auf der deutschen Svevind Energy Group. Ihr Projekt Hyrasia One zielt darauf ab, jährlich rund 2 Millionen Tonnen grünen Wasserstoff im Westen des Landes zu produzieren. Für den benötigten Strom sollen zahlreiche Wind- und großflächige Fotovoltaikanlagen mit einer Gesamtleistung von 40 Gigawatt sorgen.

Svevind stellt den Start der Produktion nahe dem kasachischen Hafen Kuryk am Kaspischen Meer für 2032 in Aussicht. Seit Ende Oktober 2023 besteht eine Kooperation mit einem der Terminalbetreiber von Kuryk. Sie zielt dort auf einen großen Transporthub für Hyrasia One ab. Ein wesentliches Element werden Kapazitäten für den Umschlag von 11 Millionen Tonnen Ammoniak pro Jahr sein. Auf diese Weise soll der Wasserstoff transportfähig gemacht werden.

Wirtschaftsentwicklung: Wachstumstempo lässt nach

Trotz zahlreicher interner und externer Schocks befindet sich die kasachische Wirtschaft in einer robusten Verfassung. Der Anstieg des Bruttoinlandsproduktes (BIP) wird 2023 die Marke von real 5 Prozent nur knapp verfehlen. Wachstumstreiber sind sowohl der Ölsektor als auch die Nichtölwirtschaft.

Mittelfristig weist der Trend weiter nach oben, wenn auch mit leicht gedrosseltem Tempo. Dem Internationalen Währungsfonds (IWF) zufolge schwächt sich das Wachstum 2024 auf real 3,1 Prozent ab. Neben dem weiterhin unsicheren wirtschaftlichen Umfeld macht der IWF dafür Verzögerungen eines Erweiterungsprojektes für Kasachstans größtes Ölfeld Tengiz verantwortlich. Dort kann der Ausbau der Förderkapazitäten um immerhin etwa 40 Prozent statt 2023 erst Ende 2024 beendet werden.

Außerdem verpflichtete sich Kasachstan im November 2023 im Rahmen des Ölkartells OPEC+, seine exportorientierte Ölförderung weiter zu drosseln. Zusammen mit einer bereits bis Ende 2024 zugesagten Kappung wird die Produktion um täglich etwa 150.000 Barrel verringert. Regulär erreicht Kasachstan laut OPEC einen Ausstoß von etwa 1,9 Millionen Barrel Rohöl pro Tag.

Bild vergrößern

Investitionen: Fossile und erneuerbare Energien sowie Bausektor dominieren

Die robuste Entwicklung der Bruttoanlageinvestitionen hält an. Der Ausblick auf 2024 verspricht ein reales Wachstum von 5 Prozent. Neben der Gewinnung einer breiten Palette von Rohstoffen ist der Bausektor einer der Hauptträger des Investitionsgeschehens. Der Wohnungsbau profitiert von staatlichen Förderprogrammen. Darüber hinaus liefert das Engagement mutilateraler Geber wichtige Impulse. Ihre Prioritäten sind die kommunale Infrastruktur - vor allem die Wasserwirtschaft - und der Straßenbau.

Auch das Interesse privater ausländischer Kapitalgeber für den Standort ist ungebrochen. Sie legten 2022 knapp 6,5 Milliarden US-Dollar (US$) an Direktinvestitionen in Kasachstan an. Im Jahr 2023 fällt der Zufluss noch höher aus. Bereits zur Jahresmitte summierten sich die Engagements auf mehr als 4 Milliarden US$. Der Rohstoffsektor ist weiterhin das Hauptziel. Aber auch der Bereich der erneuerbaren Energien stößt auf wachsendes Interesse. Hier haben große internationale Player mehrere Milliardenprojekte angekündigt.

Konsum: Realeinkommen dank nachlassender Inflation wieder im Plus 

Die Realeinkommen der Bevölkerung weisen wieder nach oben. Das befeuert die private Nachfrage. Der Konsum wächst 2023 um rund 3 Prozent und legt 2024 um fast 6 Prozent zu.

Eine hohe Inflation Anfang 2023 mit in der Spitze über 20 Prozent ließ die Einkommen vorübergehend leicht sinken. Mittlerweile fällt der Preisauftrieb mit rund 10 Prozent wieder moderater aus. Dank dessen verbuchten die Einkommen im 3. Quartal 2023 ein reales Plus von 3,5 Prozent. Der daraus resultierende Schub prägt den privaten Konsum auch 2024. Eine rege Kreditvergabe liefert ebenfalls Impulse.

Außenhandel: Importe profitieren von guter Nachfrage

Kasachstans Außenhandelsströme entwickeln sich 2023 uneinheitlich. Aufseiten der Ausfuhren gehen die Erlöse angesichts des gesunkenen Ölpreises zurück. Die Exporte gaben zwischen Januar und September 2023 wertmäßig um 10 Prozent nach. Für 2024 wird ein leichtes Ausfuhrplus von 4 bis 5 Prozent erwartet.

Gleichzeitig wachsen die Importe deutlich. Sie zogen während der ersten neun Monate 2023 um 25 Prozent an. Die gute Investitionsneigung begünstigt diese Entwicklung. Für 2024 gilt ein Importwachstum zwischen 5 und 6 Prozent als wahrscheinlich.

Bild vergrößern

Deutsche Perspektive: Kasachstan für deutsche Ölversorgung immer wichtiger  

Der positive Trend bei den deutschen Ausfuhren nach Kasachstan hält an. Sie lagen zwischen Januar und September 2023 um rund 40 Prozent höher als im gleichen Vorjahreszeitraum. Erzeugnisse des Fahrzeug- und Maschinenbaus sind neben Arzneimitteln bei den Lieferungen nach Kasachstan die tragenden Säulen. Für Deutschland ist Kasachstan vor allem wegen zahlreicher Rohstoffe interessant. Im Mittelpunkt steht Rohöl, das wertmäßig nahezu neun Zehntel des kasachischen Exports auf den deutschen Markt ausmacht.

Mit dem EU-Embargo gegen Öl aus Russland wächst die Bedeutung der kasachischen Lieferungen für die Versorgungssicherheit in Deutschland. Der Anteil Kasachstans an den deutschen Ölimporten lag mit 12 Prozent zwischen Januar und September 2023 um gut zwei Prozentpunkte höher als ein Jahr zuvor. Darin schlagen sich auch Lieferungen über das Drushba-Pipelinesystem für die Raffinerie im brandenburgischen Schwedt nieder. Sie starteten Anfang 2023 und sollen auf dieser Route bis Ende 2023 etwa 1,2 Millionen Tonnen ausmachen.

Bild vergrößern

nach oben
Feedback

Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.