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Wirtschaftsumfeld | Afghanistan | Außenhandel

Afghanistan ist stark importabhängig

Afghanistans chronisch negative Handelsbilanz hat sich weiter verschlechtert. Derzeit übersteigt der Warenimport den Export um mehr als das Vierfache.

Von Heena Nazir | Dubai

Der Fehlbetrag der afghanischen Handelsbilanz ist in den letzten Jahren gestiegen. Hierbei ist zu beachten, dass vermehrt Waren für den Militäreinsatz in das Land am Hindukusch versandt wurden. Aufgrund der schwierigen Geschäftssituation sind auf der anderen Seite viele traditionelle Industrien, wie zum Beispiel die Teppichindustrie, in benachbarte Staaten umgezogen, wo sie auch heute noch zu finden sind. Dadurch wurde und wird noch immer im Land selbst nur wenig produziert und stattdessen importiert. War Afghanistan vor mehr als zwanzig Jahren beispielsweise noch Exporteur von Obst, wird nun ein Großteil eingeführt.

Außenhandel mit unverändert hohem Defizit

Die Gesamtimporte lagen im Jahr 2020 bei geschätzten 5,3 Milliarden US-Dollar (US$), die Exporte bei 1,2 Milliarden US$. Das führte zu einem Handelsdefizit von 4,1 Milliarden US$. Dabei muss berücksichtigt werden, dass in den Ausfuhrzahlen auch Re-Exporte mit eingerechnet sind.

Außenhandel (Mio. US-Dollar)

2018

2019

2020 *)

Veränderung 2019/2020 in Prozent

Import

7.406,6

6.776,8

5.289,7

-21,9

Export

875,2

863,8

1.221,5

+41,4

Saldo

- 6.531,4

-5.913

-4.068,2

-

*) SchätzungenQuelle: UN Comtrade, GTAI

Insgesamt ist festzustellen, dass Einfuhren bestimmte Wirtschaftsbereiche Afghanistans buchstäblich am Leben halten. Viele der eingesetzten Güter stammen aus dem Ausland, so muss sich beispielsweise selbst die Bauwirtschaft fast sämtlichen Zement und den Großteil der anderen benötigten Materialien aus anderen Ländern beschaffen. Die amtlichen Zahlen zum Außenhandel spiegeln dies nur im Ansatz wider. Selbst im Statistischen Jahrbuch Afghanistans ist vermerkt, dass die aufgeführten Zahlen keine geschmuggelten, re-exportierten und Duty-Free-Güter umfassen.

Bei den Einfuhren 2019 entfällt wertmäßig der größte Einzelposten auf Nahrungsmittel (19,7 Prozent der Gesamteinfuhr). Es folgen Kohle (9,9 Prozent), Petrochemie (9,2 Prozent) und Textilien/Bekleidung (6 Prozent). Wichtigste Handelspartner Afghanistans sind die Nachbarländer: Iran, China und Pakistan.

Die geringen offiziell ausgewiesenen Exporte Afghanistans bestehen hauptsächlich aus getrocknetem Obst und anderen landwirtschaftlichen Erzeugnissen. Teppiche als zweitwichtigste Ausfuhrware gelten als Industrieprodukt.

Deutsche Ausfuhren gehen zurück

Im Jahr 2020 sind die europäischen Ausfuhren (EU-27) nach Afghanistan im Vergleich zu 2019 um 10,4 Prozent auf 302 Millionen Euro gestiegen. Die Einfuhren der EU-27 sind im beobachteten Zeitraum um 41,7 Prozent auf 29,8 Millionen Euro zurückgegangen.

Außenhandel EU 27 (Mio. Euro)

2018

2019

2020 *)

Veränderung 2019/2020 in Prozent

Import der EU

24,8

51,1

29,8

-41,7

Export der EU

274,1

273,5

302,0

10,4

Saldo

249,3

222,3

272,2

-

*) SchätzungenQuelle: Eurostat, GTAI

Für Deutschlands Außenhandel hat Afghanistan kaum Bedeutung. Als Kunde kam das Land am Hindukusch 2020 mit 69,5 Millionen Euro an Exporten auf Rang 130 von 239 Handelspartnern. Dabei sind die Ausfuhren aus der Bundesrepublik über die letzten zehn Jahren stark gefallen. Im Jahr 2010 hatten diese noch ein Volumen von 269 Millionen Euro. Vor allem bei der Warengruppe „Straßenfahrzeuge“ (SITC 78) ist ein starker Rückgang festzustellen: lag der Wert im Jahr 2010 noch bei 112 Millionen US$, waren es im Jahr 2020 nur noch 31 Millionen. Das entspricht einem Rückgang um 72,3 Prozent.

Es ist anzunehmen, dass deutsche Exporteure manche Lieferungen über die Vereinigten Arabischen Emirate und andere Drittländer abwickeln. Euler Hermes weist seit 2008 kein Deckungsvolumen in Afghanistan für mittel-  bis langfristige Geschäfte aus. Es hat demzufolge keine Geschäfte über den Kreditversicherer gegeben. In den Jahren davor waren es nur wenige Transaktionen.

Bei den deutschen Einfuhrgütern kommen Nahrungsmittel auf Platz 1, mit einem Anteil von 42,4 Prozent. Es folgen Maschinen (30,9 Prozent; in erster Linie Reparaturen), Textilien/Bekleidung (8,3 Prozent), Rohstoffe (außer Brennstoffe, 7,2 Prozent), chemische Erzeugnisse (5,9 Prozent), nichtmetallische Mineralien (1,9 Prozent), Metallwaren (0,4 Prozent), Leder und -waren (0,3 Prozent), Elektronik (0,3 Prozent), Elektrotechnik (0,2 Prozent) sowie Sonstiges (2,2 Prozent).

Außenhandel Deutschland (Mio. Euro)

2018

2019

2020*)

Veränderung 2019/2020 in Prozent

Dt. Import 

11,4

19,0

14,8

-22,2

Dt. Export 

80,6

65,3

69,5

6,4

Saldo

69,2

46,3

54,7

-

*) SchätzungenQuelle: Eurostat, GTAI

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