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Wirtschaftsumfeld | Sri Lanka | Konjunktur

Die Wirtschaftskrise in Sri Lanka spitzt sich zu

Die wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise und eine hohe Staatsverschuldung belasten das Land. Die Regierung ergreift Notfallmaßnahmen, um die Lage unter Kontrolle zu bekommen. 

Von Florian Wenke | Mumbai

Sri Lanka kommt nicht aus dem Krisenmodus. Die Ursachen hierfür sind vielfältig, und die Coronapandemie hat die Lage zusätzlich verschärft. Mittlerweile hat Präsident Gotabaya Rajapaksa das Militär damit beauftragt, die Versorgung der Bevölkerung mit Grundnahrungsmitteln zu regeln. Durch diese Maßnahme soll sichergestellt werden, dass die Preise nicht noch weiter steigen. 

Währung befindet sich im freien Fall

Der Inselstaat ist auf Importe von Nahrungsmitteln angewiesen, um den Bedarf der heimischen Bevölkerung zu decken. Um alle Einfuhren bezahlen zu können, hatte die Zentralbank Central Bank of Sri Lanka (CBSL) in den vergangenen Monaten große Mengen an Geld gedruckt. Dies hat die Inflation angetrieben und den Wert der Sri-Lanka-Rupie zuletzt deutlich verringert. Die CBSL gab bekannt, dass die eigene Währung im laufenden Jahr bis zum 3. September 2021 bereits rund 10 Prozent an Wert gegenüber dem US-Dollar (US$) verloren hat. Die amerikanische Notenbank Federal Reserve Bank gab für dasselbe Stichdatum an, dass 1 US$ rund 200 Sri-Lanka-Rupien entspräche. Die CBSL ist darum bemüht, die Währung des Eilandes zu stabilisieren und die Inflation unter Kontrolle zu bringen. Im August 2021 wurde der Leitzins daher um einen halben Prozentpunkt auf 6 Prozent erhöht. Allerdings meldete die Zentralbank für Ende Juli 2021 nur noch Währungsreserven in Höhe von 2,8 Milliarden US$ - kaum genug, um glaubhaft an den Geldmärkten Vertrauen schaffen und intervenieren zu können. 

Die Schuldenlast ist erdrückend

Das Vertrauen der Finanzmärkte wird jedoch dringend benötigt, denn die Staatsverschuldung hat 2020 mehr als 100 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) erreicht und dürfte in den kommenden Jahren weiter steigen. Das Land leidet unter der enormen Schuldenlast. Zu oft wurden in der Vergangenheit Kredite in Form von internationalen Staatsanleihen für die Finanzierung von Infrastrukturvorhaben in Anspruch genommen - oft mit kurzer Laufzeit und hohen Zinsen. Nun muss Sri Lanka bis zum Jahr 2026 ausländische Schulden in Höhe von rund 29 Milliarden US$ begleichen. Umgerechnet ergibt das zwischen 4 Milliarden und 5 Milliarden US$ an Rückzahlungen pro Jahr. Wie das trotz rasant dahinschmelzender Währungsreserven gelingen soll, bleibt fraglich. Die Ratingagentur Standard & Poor's hat den Ausblick für die Bewertung des Landes bereits von stabil auf negativ geändert.

Ein Mittel, zu dem das Land im Angesicht der Krise greift, ist der Währungstausch mit anderen Zentralbanken. Bisher hat die CBSL hierzu Kontakt mit China, Indien und Bangladesch aufgenommen. Immer wieder wird auch ein Eingreifen des Internationalen Währungsfonds (IWF) diskutiert. Die Regierung lehnt dies bisher jedoch mit Verweis auf die als zu stark interventionistisch angesehenen Konditionen des IWF ab. Allerdings dürften auch andere Kreditgeber ihre Hilfe nicht ohne Bedingungen anbieten. 

Wichtige Bereiche der Wirtschaft lahmen

Vor Pandemiebeginn war der Tourismussektor Treiber für das Wirtschaftswachstum und eine wichtige Quelle für Devisen. Bereits die Terroranschläge am Ostersonntag 2019 hatten der Branche einen Dämpfer verpasst. Der Ausbruch von Covid-19 im Jahr 2020 hat die wirtschaftliche Erholung stark beeinträchtigt und das Geschäft mit Touristen auf ein Minimum reduziert. Das ist dramatisch für das Land, denn laut Asian Development Bank (ADB) trug die Tourismuswirtschaft 2019 rund 10,6 Prozent zum BIP bei und stand für knapp 11 Prozent der Arbeitsplätze. Zwar gibt es zaghafte Versuche, wieder Touristen ins Land zu locken. Experten der Ratingagentur Fitch erwarten aber erst ab 2022 eine deutliche Erholung.

Die Exporte von Tee und Kleidung sind ebenfalls wichtige Devisenbringer, auch sie kommen aber nur langsam wieder in Schwung. Heimatüberweisungen von im Ausland lebenden Sri-Lankern konnten die Rückgänge nur bedingt auffangen. 

Gleichzeitig werden wichtige Importgüter wie Öl auf den Weltmärkten wieder teurer. Das Handelsbilanzdefizit des Inselstaats betrug im 1. Halbjahr 2021 bereits rund 4,3 Milliarden US$. Zwar hatte die Regierung bereits 2020 scharfe Importrestriktionen eingeführt, allerdings haben diese eher zu einer Verschlechterung der Versorgungslage als zur Verbesserung der Handelsbilanz beigetragen. 

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