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Wirtschaftsumfeld | Frankreich | Entwicklungszusammenarbeit

Frankreich denkt Naturschutz und Klimaschutz zusammen

Die französische Entwicklungszusammenarbeit in Gestalt der AFD-Gruppe nutzte die Klimakonferenz in Glasgow, um Fortschritte bei der Umsetzung ihrer Klimastrategie vorzustellen. 

Von Constanze González-Schründer | Bonn

Die AFD-Gruppe unterzeichnete in Glasgow im November 2021 gemeinsam mit 38 anderen Staaten und Entwicklungsbanken eine Absichtserklärung zur Energiewende und zum Ausstieg aus fossilen Brennstoffen. Das hat vielfältige Auswirkungen auf die Entwicklungszusammenarbeit und bietet Geschäftschancen im Bereich von Umwelt- und Klimaschutz mit der Französischen Entwicklungsagentur (AFD).

AFD erhöht Budget zur Klimafinanzierung

Seit Abschluss des Pariser Klimaabkommens von 2015 hat die AFD 30 Milliarden Euro für Klimaprojekte ausgegeben. Davon entfielen sieben Milliarden Euro auf Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel. Mit Ausnahme des Jahres 2020, das von der Covid-19-Pandemie bestimmt wurde, erhöhte sich dieser Budgetposten stetig. Ende 2020 beschloss die AFD, den Klimabeitrag auf jährlich sechs Milliarden Euro festzulegen. Ein Drittel dieser Gelder soll für Anpassungsmaßnahmen ausgegeben werden, der Rest für die Eindämmung des Klimawandels. Der Vorstand der AFD-Gruppe, Rémy Rioux, ist sich der doppelten Verantwortung seines Hauses für den Klimaschutz bewusst: "Die AFD-Gruppe hat die Frage der Klimarisiken in zweifacher Hinsicht aufgegriffen. Sie tut dies als Finanzinstitution, aber auch als Agentur für Entwicklungszusammenarbeit." In der Umsetzung bedeutet dies: Alle Aktivitäten der Gruppe müssen am Pariser Klimaabkommen ausgerichtet sein und 50 Prozent des Budgets fließen in Klimafinanzierung. 

Klimaziele zusammen mit Partnerländern erreichen

Die AFD unterstützt ihre Partnerländer dabei, ihre nationalen Klimaschutzbeiträge (nationally determined contributions) auszugestalten und begleitet sie auf diesen sogenannten Klimapfaden. Ein zentrales Element für das klimapolitische Engagement in den Partnerländern ist die Befähigung der Behörden vor Ort. Sie sollen alle institutionellen und regulatorischen Voraussetzungen schaffen, um die Anpassung an den Klimawandel zu stemmen und aktiv Klimaschutz zu betreiben.

Saubere Energie für Kolumbien

Die drittgrößte Volkswirtschaft Lateinamerikas ist vom Klimawandel besonders betroffen. Die AFD fördert Kolumbien seit 2010 mit über 2 Milliarden Euro und ist somit sein größter bilateraler Geber. 55 Prozent der Gelder fließen in Maßnahmen, die das Land resilienter und klimaneutraler machen sollen. Die AFD unterstützt die Regierung dabei, ihre Klimastrategie bis 2050 festzulegen. Sie finanziert Projekte zur Kontrolle der Entwaldung und zum Waldmanagement. Außerdem beteiligt sich die AFD am Bau des Wasserkraftwerks Porce III in Antioquia und an der Modernisierung der landesweiten Stromversorgung. Damit soll das Potenzial des Landes, saubere und erneuerbare Energien zu produzieren, besser ausgeschöpft werden.

Unterstützung der Landwirtschaft in Marokko

In Marokko engagiert sich die AFD mit 150 Millionen Euro jährlich. Die Hälfte davon gelten als klimawirksame Finanzierungen. Dazu gehört der Bau von Solaranlagen ebenso wie Lösungen zur besseren Aufbereitung von Wetterdaten für die Landwirtschaft. Die AFD unterstützt das Ministerium für Wirtschaft und Finanzen dabei, die Auswirkungen des Klimawandels insbesondere auf die Landwirtschaft zu erfassen und in die nationale Wirtschaftsplanung einzubeziehen.

Der Schutz der Biodiversität wird mitgedacht: "No net loss for nature"

Mit 600 Millionen Euro pro Jahr finanziert die AFD naturbasierte Lösungen in diversen Sektoren. Hier werden Möglichkeiten der Natur genutzt, die Gewässerbelastung zu verringern, Treibhausgasemissionen zu senken, die Widerstandsfähigkeit der Landwirtschaft gegenüber klimatischen Veränderungen zu stärken oder Biodiversität zu erhöhen.

Schutz der Wälder in Indien

Im indischen Bundesstaat Assam fördert die AFD mit über 80 Millionen Euro ein Projekt zum Erhalt der Biodiversität. Im Nationalpark Kazyranga werden Waldökosysteme wiederhergestellt, auch zum Schutz von Wildtieren. Bisher wurden dort über 21000 Hektar Wald wiederaufgeforstet. Um die Lebensgrundlagen der von der Forstwirtschaft abhängigen Gemeinden zu verbessern, wurden 4500 Dorfbewohner in 15 verschiedenen Berufen ausgebildet. 

Schutzgebietsmanagement in Südostasien

Über 9 Millionen Euro fließen in Projekte in Südostasien, die als Brennpunktregion für Biodiversität gilt. In 14 Schutzgebieten in Laos, Kambodscha und Myanmar sollen Lebensräume und Arten erhalten und lokale Kommunen dabei unterstützt werden, ihre natürlichen Ressourcen nachhaltig zu nutzen.

Zusammenhang zwischen Klima- und Biodiversitätskrise 

Gilles Kleitz, der bei der AFD den Bereich Natur- und Artenschutz verantwortet, forderte in Glasgow eine stärkere Verknüpfung der Klimakrise mit der Biodiversitätskrise. Ein Grund dafür sind die biodiversitätsbezogenen Finanzrisiken einer Volkswirtschaft. Der Verlust von Biodiversität kostet Geld. Die AFD fördert auch deshalb ökosystembasierte Lösungen, die Naturschutz, Klimaschutz und Klimaanpassung miteinander verbinden. Ab 2022 muss jedes Projekt der AFD dem Prinzip "No net loss for nature" entsprechen. Bis 2025 sollen dann 30 Prozent des Klimabudgets für biologische Vielfalt ausgegeben werden. 

Chancen für deutsche Unternehmen

Unternehmen, die Umwelt- und Klimaschutzgüter anbieten, können von Frankreichs Erhöhung des Klimaschutzbudgets profitieren. Mit naturbasierten Lösungen zum Schutz von Ökosystemen und zum Erhalt der Biodiversität können deutsche Anbieter und Lieferanten punkten. Für Consultingfirmen eröffnen sich Möglichkeiten in der Politikberatung. Die AFD schreibt Kapazitätsbildungsmaßnahmen im öffentlichen Sektor aus, die darauf zielen, lokale Behörden bei der Festlegung, Planung, Umsetzung und beim Monitoring von Klimazielen zu unterstützen. Umfassende Orts- und Sprachkenntnisse sind hierfür unerlässlich. 

Gute Geschäftsmöglichkeiten gibt es auch bei anderen Geberorganisationen, die ebenfalls mehr in den Klimaschutz investieren.

Germany Trade & Invest informiert tagesaktuell über Entwicklungsprojekte und Ausschreibungen weltweit, so auch zu Klimaprojekten der AFD. 

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