Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Wirtschaftsumfeld | EAWU | Konjunktur

In der EAWU kommt die Konjunktur in Fahrt

Die Produktion dürfte 2021 das Vorkrisenniveau überschreiten. Zugpferde der Erholung sind Russland und Kasachstan. Kirgisistan wächst auf niedrigem Niveau. Belarus fällt zurück.

Von Hans Peter Pöhlmann | Bonn

Die Eurasische Wirtschaftsunion (EAWU) lässt die Corona-Rezession hinter sich. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wird 2021 voraussichtlich um real 3,8 Prozent wachsen, sagt Iya Malkina, Referentin der Eurasischen Wirtschaftskommission. Durch den Wachstumskurs könne die Corona-Rezession somit voraussichtlich noch im 2. Halbjahr 2021 überwunden werden. Im Jahr 2020 war die Wirtschaftsleistung real um 2,9 Prozent gesunken. Ein Blick auf die einzelnen Länder zeigt jedoch eine heterogene Entwicklung im Wirtschaftsraum. Die kleinen Länder können nicht aufholen. Kirgisistan zeigt zwar das höchste Wachstum, jedoch kann dieses die Rezession im Vorjahr nicht ausgleichen.

Bild vergrößern

Russland und Kasachstan profitieren

Für die im Durchschnitt positive Entwicklung verantwortlich sind die Wachstumsraten in den beiden größten Volkswirtschaften der EAWU, Russland und Kasachstan. Experten der Eurasischen Wirtschaftskommission rechnen für beide Länder mit einem Zuwachs binnen Jahresfrist um real jeweils rund 4 Prozent. Aufwind verleihen im Wesentlichen die gestiegenen Preise für Rohöl und weitere Bodenschätze, die in beiden Ländern einen wichtigen Beitrag zur Wertschöpfung und zum Export leisten, wie z.B. Gold, Eisen, Kupfer und Zink. In Russland zählen dazu auch Diamanten und in Kasachstan Chrom.

Das russische Wirtschaftsministerium hatte zuvor im Juli seine Prognose für die BIP-Entwicklung in der größten Volkswirtschaft der EAWU von +2,9 Prozent auf +3,8 Prozent angehoben. Zu den Wachstumstreibern des Landes gehören die Landwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung sowie die Chemieindustrie. Darüber hinaus steigen die Investitionen in das Gesundheitswesen, die Arzneimittel- und Impfstoffproduktion sowie in die Modernisierung der Raffinerien und Metallurgiekonzerne.

Für Kasachstan prognostizierte Wirtschaftsminister Aset Irgalijew ein Wachstum von 3,5 bis 4 Prozent im laufenden Jahr (2020: minus 2,6 Prozent). Einen positiven Impuls setzt dabei die konjunkturelle Erholung in China, Kasachstans zweitwichtigstem Handelspartner. Nachdem  die Bruttoanlageinvestitionen 2020 nur geringfügig um 0,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesunken waren, rechnet die Economist Intelligence Unit für 2021 mit einer Zunahme der Bruttoanlageinvestitionen um real 5 Prozent.

Bild vergrößern

Armenien und Kirgisistan können noch nicht an das Vorkrisenniveau anknüpfen

In Armenien erwartet die Zentralbank bis Ende 2021 ein vergleichsweise schwaches BIP-Wachstum von 1,4 Prozent. Im Jahr 2020 war die Wirtschaftsleistung um 7,6 Prozent gesunken. Hauptstütze des verarbeitenden Gewerbes ist die Lebensmittel- und die Getränkeindustrie. Die Investitionen in der Branche basieren zu einem großen Teil auf der Nachfrage russischer Handelsunternehmen nach preisgünstigen Nahrungsgütern und Getränken. Bemerkenswert ist das Potenzial in der Erzeugung, Übertragung und Verteilung von Strom. Die Energiewirtschaft einschließlich der erneuerbaren Energien zählt zu den bedeutendsten Anlagesektoren der armenischen Wirtschaft. Das schwierige geopolitische Umfeld und die Folgen des im Herbst 2020 militärisch eskalierten Konflikts mit Aserbaidschan um die Region Berg-Karabach beeinträchtigen die Erholung der Wirtschaft jedoch. Ein Erreichen des Vorkrisenniveaus zum Jahresende 2021 ist damit sehr unwahrscheinlich.

In Kirgisistan rechnet die Zentralbank 2021 beim BIP mit einem Jahreswachstum von 6,2 Prozent, nachdem 2020 eine starke Rezession von 8,6 Prozent die Volkswirtschaft des Landes schwer getroffen hatte. Hoffnungsträger der wirtschaftlichen Erholung ist vor allem der Bergbau. Gold ist der wichtigste Devisenbringer. Zusammen mit goldhaltigen Erzen und Konzentraten entfielen 2020 knapp 59 Prozent des kirgisischen Exports auf das Edelmetall. Einen wichtigen Beitrag zur Erholung der Wirtschaft soll auch der Tourismus leisten. Dieser Sektor hatte 2019 vor der Coronakrise rund 5 Prozent des Bruttoinlandsproduktes erwirtschaftet.

Westliche Sanktionen verschärfen die Rezession in Belarus

Als einziges Land der EAWU steht Belarus 2021 vor einer weiteren Rezession. Zwar beziffert Iya Malkina, Referentin der Eurasischen Wirtschaftskommission, die Wachstumsrate für das BIP im 1. Halbjahr 2021 mit 3,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, jedoch meldet das belarussische Statistikamt für die ersten fünf Monate des Jahres 2021 einen realen Rückgang der Anlageinvestitionen um 10,4 Prozent. Im Juni 2021 weiteten die Europäische Union, die USA, Kanada und Großbritannien ihre Sanktionen gegen die belarussischen Staatsunternehmen MAZ und BELAZ, den Banken- und Tabaksektor sowie die Petrochemie und Kalidüngerindustrie aus. Die Weltbank rechnet 2021 mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um insgesamt 2,2 Prozent, nach einem Minus von 0,9 Prozent im Jahr 2020.

nach oben
Feedback

Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.