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Wirtschaftsausblick | Kuwait

Kuwaits Wirtschaft fällt in die Stagnation zurück

Das Emirat am Golf bleibt weiterhin vom Ölsektor abhängig. Die Drosselung der Ölförderung könnte 2023 sogar zu einer Rezession führen.

Von Robert Espey | Dubai

Top-Thema: Ölsektor bleibt Investitionsschwerpunkt

Kuwait ist unter den sechs Mitgliedern des Golfkooperationsrates das Land mit der höchsten Abhängigkeit vom Ölsektor. Das Ziel einer Diversifizierung wird in offiziellen Erklärungen immer wieder betont. Der Strukturwandel kommt jedoch kaum voran. Es gibt Zweifel an der Ernsthaftigkeit der Bemühungen um Diversifizierung.

Im Juli 2023 gab Ölminister Saad Al-Barrak bekannt, dass bis 2040 Investitionen von insgesamt 300 Milliarden US-Dollar (US$) in den Energiesektor fließen sollen. Der Großteil ist für die Öl- und Gasförderung vorgesehen. Kuwait hofft, auch bei mittel- und langfristig sinkender Ölnachfrage und nachlassenden Preisen die Exporte ausweiten zu können. Die relativ günstigen Förderkosten im Emirat sollen als Wettbewerbsvorteil genutzt werden.

Kuwaits Rohölförderkapazitäten sind in den letzten sechs Jahren aufgrund niedriger Investitionen um etwa 0,6 Millionen auf 2,6 Millionen barrel per day gesunken. Hier ist Kuwaits Anteil an der mit Saudi-Arabien geteilten "Neutralen Zone", in der nach einer fünfjährigen Unterbrechung seit 2019 wieder Öl gefördert wird, nicht berücksichtigt. In diesem Gebiet werden derzeit geschätzte 0,2 Millionen barrel per day produziert.

Im Jahr 2022 förderte das Emirat 2,7 Millionen barrel per day Rohöl und bewegte sich damit an der Kapazitätsgrenze. Im Jahr 2023 senkte Kuwait seine Rohölförderung auf durchschnittlich 2,6 Millionen barrel per day. Diese Reduzierung geht über die beschlossenen Förderkürzungen der OPEC+ Gruppe hinaus. Würde Kuwait 2024 gemäß den derzeit bis Dezember 2024 geltenden OPEC+ Quoten fördern, ergäbe sich ein Produktionsanstieg um 3 Prozent auf 2,7 Millionen barrel per day.

Das Ölministerium plant bis Ende 2024 einen Ausbau der Kapazität auf 3,2 Millionen barrel per day. Dieser Wert dürfte den Ausstoß der "Neutralen Zone" und möglicherweise auch die Kondensatförderung einschließen. Langfristig wird eine Förderkapazität von mindestens 4 Millionen barrel per day angestrebt.

Wirtschaftsentwicklung: Kein Wachstumstrend seit zehn Jahren

Die kuwaitische Wirtschaftsleistung schwankte im Zeitraum 2014 bis 2023 erheblich, zeigte aber keinen Wachstumstrend. Das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) erreichte 2016 einen vorläufigen Höchststand. Im Coronajahr 2020 sank die Wirtschaftsleistung auf den niedrigsten Wert im Zehnjahreszeitraum. Im Jahr 2023 liegt das BIP auf dem Niveau von 2014. Die Ursachen für den langjährigen Trend zur Stagnation liegen im schrumpfenden Ölsektor und in einem mäßigen Wachstum der Nichtölwirtschaft. Der Ölsektor hatte 2022 einen BIP-Anteil von 54 Prozent.

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Für das Jahr 2023 rechnet die National Bank of Kuwait (NBK) mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,3 Prozent, bedingt durch eine erwartete Schrumpfung des Ölsektors um 3,7 Prozent. Die Nichtölwirtschaft soll dagegen um 3,8 Prozent wachsen. Noch etwas pessimistischer ist der Internationale Währungsfonds. Er geht davon aus, dass Kuwaits Wirtschaftsleistung 2023 um 0,6 Prozent schrumpfen wird. Etwas positiver bewertet dagegen die Weltbank die Lage und rechnet mit einer Zunahme des BIP um 0,8 Prozent.

Auch in den nächsten Jahren wird die Konjunktur wesentlich von der volatilen Dynamik des Ölmarktes abhängen. Sollte Kuwait 2024 die Ölförderung auf dem niedrigen Niveau des 2. Halbjahrs 2023 halten, dürfte das BIP-Wachstum kaum 2 Prozent erreichen. Viele Analysten gehen aber von einer Steigerung der Ölproduktion um 3 bis 4 Prozent aus. Entsprechend könnte das BIP um bis zu 4 Prozent zulegen.

Investitionen: Viele Großprojekte stecken in der Planungsphase fest

Die Projektdatenbank MEED listet für Kuwait geplante Investitionsvorhaben im Wert von 90 Milliarden US$. Viele Großprojekte kommen aber seit Jahren nicht über die Planungsphase hinaus. Dazu gehört auch das größte Industrieprojekt des Landes, der mit 10 Milliarden US$ kalkulierte Az Zour Petrochemical Complex. Die Zuständigkeit für das Projekt wurde 2016 der Kuwait Integrated Petroleum Industries Company übertragen, einer Tochter der Kuwait Petroleum Corporation.

Der Staat wird seine Investitionen nicht signifikant erhöhen oder sogar weiter zurückfahren. Hauptgrund ist die schwierige Haushaltslage. Nach einem einmaligen Überschuss im Vorjahr wird das Budget im Finanzjahr 2023/2024 (April bis März) voraussichtlich wieder rote Zahlen aufweisen. Hohe Ölpreise und die Ausweitung der Förderung hatten 2022/2023 einen Überschuss von 20,9 Milliarden US$ ermöglicht. Es war das erste Plus nach neun Jahren.

Außenhandel: Exporte rückläufig, aber Importe steigen

Kuwaits Außenhandelsvolumen schrumpft 2023 deutlich. Im 1. Halbjahr 2023 sanken die Ausfuhren um über 19 Prozent auf 41,7 Milliarden US$ (fob). Die Ölexporte gingen um 21 Prozent auf 38,2 Milliarden US$ zurück. Die Importe erhöhten sich um 12 Prozent auf 17,4 Milliarden US$ (fob). Hauptlieferländer waren China, die USA, die Vereinigten Arabischen Emirate (vor allem Reexporte über Dubai), Japan und Indien.

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Deutsche Perspektive: Ausfuhren erholen sich weiter

Die deutschen Ausfuhren stiegen in den ersten acht Monaten 2023 gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum um 11 Prozent auf 731 Millionen Euro. Die Lieferungen von Straßenfahrzeugen erhöhten sich um 41 Prozent auf 228 Millionen Euro. Bei Pharmazeutika wurde ein Zuwachs um 22 Prozent auf 65 Millionen Euro verbucht. 

Zu den großen deutschen Engagements in Kuwait gehört das im Bau befindliche Klärwerk Umm Al-Hayman. Hauptauftragnehmer des 1,4-Milliarden-US$-Projekts ist die Essener WTE Wassertechnik GmbH.

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GTAI-Informationsangebote zu Kuwait

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