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Lohn- und Lohnnebenkosten | Rumänien | Lohnkosten

Lohnkosten

Inflation und ein höherer Mindestlohn zwingen die Unternehmen zu Lohnerhöhungen. Insgesamt sind die Personalkosten in Rumänien im EU-Vergleich noch vergleichsweise niedrig. 

Von Dominik Vorhölter | Bukarest

Löhne und Gehälter

Rumänien verzeichnete im Jahr 2022 ein dynamisches Lohnwachstum. Die durchschnittlichen Arbeitskosten, inklusive Sozialversicherung und Steuern, sind im Vergleich zu 2021 von 8,50 auf 9,50 Euro pro Stunde gestiegen. Ein Grund dafür ist eine Anhebung des Mindestlohns auf 3.000 Lei (rund 610 Euro) von 2.550 Lei (etwa 507 Euro), der seit Januar 2023 gilt. 

Die Löhne werden weiter steigen, weil sich der Wettbewerb um gut ausgebildete Fachkräfte verschärft. Im privaten Sektor erwartet die rumänische Regierung Lohnsteigerungen zwischen 10 und 12 Prozent. Im öffentlichen Sektor werden die Bruttogehälter ebenfalls steigen. Für Lehrkräfte hat die Regierung bereits die Gehälter erhöht, und zwar in den mittleren und oberen Gehaltsstufen zwischen 15 und 10 Prozent und in den untersten Gehaltsstufen um 25 Prozent. Dies geht aus einer Notverordnung hervor, welche die Regierung zum 1. Juni 2023 in Kraft gesetzt hat. Grund dafür waren die Streiks der Lehrkräfte im Mai 2023. 

Unterschiede zwischen privatem und öffentlichem Sektor sind groß

Die Gewerkschaften der Angestellten im öffentlichen Sektor fordern seit Mai 2023 eine Indexierung des Mindestlohns sowie Anpassung von Pensionszahlungen aufgrund der Inflation. Nachdem Ende Mai 2023 die Lehr- und Polizeikräfte gestreikt hatten, haben die Angestellten im Gesundheitssektor, der Bahn und der Straßenverwaltung weitere Streiks angekündigt.

Entwicklung der durchschnittlichen Bruttomonatslöhne

2021

2022

Februar 2022

Februar 2023

nominal (in Lei/RON)

5.800

6.120

6.059

6.845

nominal (in Euro)

1.178,5

1.241,4

1.225,1

1.391,3

reale Veränderung (in %)

2,4

-7,8

1,5*)

-2,5*)

Wechselkurs Euro/RON

4,92

4,93

4,95

4,92

*Für Februar 2022 und Februar 2023 jeweils im Vergleich zum VorjahresmonatQuelle: Nationales Statistikinstitut (INS) 2023; Deutsche Bundesbank Wechselkursstatistik 2023; Berechnungen von Germany Trade & Invest Juni 2023


Durchschnittliche Bruttomonatslöhne nach Region

 2021 (in Lei/RON)

Veränderung 2021/2020 (in %) 1)

2021 (in Euro ) 2)

Landesdurchschnitt

5.800

7,5

1.178

Hauptstadt Bukarest

7.790

9,0

 1.583

Hochlohnregion (Kreis Timis)

5.376

7,0

1.092

Niedriglohnregion (Kreis Bacau)

4.876

5,0

991

1 Veränderung nominal auf Lei-Basis; 2 Wechselkurs: 1 Euro = 4,92 LeiQuelle: Rumänisches Statistikamt (INS) Juni 2023

Im Schnitt verdienten 2022 die rumänischen Arbeitnehmer umgerechnet 1.241 Euro brutto im Monat. Nach Angaben der nationalen Statistik war das Gehalt im öffentlichen Dienst im um 30 Prozent höher als in der Privatwirtschaft. Staatsbedienstete erhalten pro Monat 5.300 Lei netto, umgerechnet 1.081 Euro. Ein höheres Gehalt im öffentlichen Sektor bedeutet aber nicht, dass der öffentliche Dienst produktiver ist. Der Staat gibt rund 26 Prozent seines Haushalts für Lohn- und Pensionszahlungen aus. Aktuell beschäftigt der rumänische Staat 1,2 Millionen Menschen.

Für Baubranche gilt eigener Mindestlohn

Die Dringlichkeitsverordnung (DVO) 1.447 vom 8. Dezember 2022 der Regierung führte zum 1. Januar 2023 einen neuen monatlichen Mindestlohn in Höhe von 3.000 Lei brutto ein. Demnach erhalten Arbeitnehmer mindestens ein monatliches Nettogehalt von 1.898 Lei. Dabei profitieren sie von einer im Rahmen des Mindestlohns festgelegten Steuerbefreiung in Höhe von 200 Lei. Dieser Freibetrag gilt vorerst bis zum 12. Dezember 2023.

In der Baubranche, inklusive Unternehmen, die im Bereich Architektur, Ingenieurwesen und technische Beratung tätig sind, gilt seit 1. Januar 2023 bis 31. Dezember 2028 ein um 1.000 Lei höherer Mindestlohn von 4.000 Lei. 

Zu den laut der DVO 114/2018 enthaltenen weiteren Sondervergünstigungen im Baubereich, die bis zum 31. Dezember 2028 anwendbar sind, zählen die Befreiung von der Einkommensteuer und des Krankenversicherungsbeitrags, die Reduzierung des Beitrages zur Rentenversicherung sowie Vergünstigungen bei den Arbeitgeberbeiträgen. Die Nichteinhaltung des Mindestlohns wird als Ordnungswidrigkeit betrachtet.

Nur fünf Prozent aller Erwerbstätigen, also etwa 257.000 Rumänen, verdienen mindestens 10.000 Lei brutto im Monat, berichtet die Wirtschaftszeitung Ziarul Financiar. Die bestbezahlten Jobs bieten die Sektoren IKT, Finanz- und Versicherungswesen. In der Textilindustrie waren im Februar 2023 mit bis zu 45 Prozent die größten Lohnsteigerungen zu beobachten. Ein Grund dafür ist die Anhebung des Mindestlohns, der in der Branche größtenteils bezahlt wird. Das Lohnniveau in Rumänien ist besonders in den Wirtschaftszentren Bukarest, Timis, Cluj, Brasov oder Iasi, höher.

Durchschnittliche Bruttomonatslöhne nach Branchen

Februar 2023 (in Lei/RON)

Veränderung Februar 2023/22 (in %) 1)

Februar 2023 (in Euro) 2)

Insgesamt

6.845

13

1.391

Bauwirtschaft

5.506

21

1.119

Bergbau

9.645

29

1.960

Verarbeitendes Gewerbe, darunter

6.130

16

1.246

  Nahrungsmittelindustrie

4.709

12

957

  Getränkeindustrie

7.127

15

1.449

  Textilindustrie

4.985

45

1.013

  Holzindustrie

4.762

17

968

  Papierindustrie

6.048

17

1.229

  Chemische Industrie

6.805

6

1.383

  Gummi- und Kunststoffindustrie

6.635

15

1.349

  Maschinenbau

7.565

15

1.538

  Metallurgie

7.374

13

1.499

  Elektronik

7.987

20

1.623

  Elektrotechnik

6.322

15

1.285

  Fahrzeugbau

7.588

21

1.542

Handel, Reparaturen

6.098

12

1.239

Hotel und Gastronomie

3.811

14

775

Transport

6.635

20

1.349

IT und Telekommunikation

14.096

14

2.865

Finanzwesen, Banken, Versicherungen

11.160

13

2.268

Immobilienbranche

6.049

10

1.229

1 nominal; 2 Durchschnittlicher monatlicher Wechselkurs für Februar 2023: 1 Euro = 4,92 Lei; Abweichungen durch RundungenQuelle: Nationales Statistikinstitut (INS) 2023; Berechnungen von Germany Trade & Invest Juni 2023

Durchschnittliche Bruttomonatslöhne nach ausgewählten Positionen 1)

2023 (in Lei/RON)

2023 (in Euro) 2)

Geschäftsführer einer größeren Niederlassung 3)

26.695 bis 50.000

4.863 bis 10.163

Geschäftsführer eines kleinen bis mittleren Unternehmens

16.200 bis 35.200

3.292 bis 7.154

Vertriebsleiter

10.150 bis 33.200

2.063 bis 6.747

Ingenieur

5.600 bis 16.000

1.138 bis 3.252

Programmierer

6.148 bis 38.000

1.250 bis 7.723

Sekretär mit Fremdsprachenkenntnissen

4.600 bis 12.000

934 bis 2.439

Buchhalter

5.100 bis 12.900

1.117 bis 2.547

Kraftfahrer

3.500 bis 8.000

711 bis 1.626

1 ohne individuellen Bonus; 2 Durchschnittlicher monatlicher Wechselkurs, Stand Februar 2023: 1 Euro = 4,92 Lei; 3 Berufsbezeichnungen bezeichnen sowohl für die männliche als auch für die weibliche FormQuelle: Gehaltsrechner Calculator Salarii 2023; internationale Plattform für Gehaltsumfragen Paylab 2023; Recherchen und Berechnungen von Germany Trade & Invest (Juni 2023)

Die Entwicklungen in den Branchen IT, Outsourcing-Dienstleistungen, Automobil- und Elektroindustrie, Telekommunikation und Logistik haben in den Vorjahren die Nachfrage nach Arbeitskräften erhöht. Besonders die Sparten Online-Marketing, Business Process Outsourcing, Einzelhandel, Post- und Paketzustelldienste und Pharmazie sind auch auf Personalsuche. Im EU-weiten Wettbewerb punktet Rumänien aber mit relativ günstigen Lohnkosten. Facharbeiter sind sehr gefragt: Rund 60 Prozent der Erwerbstätigen sind in Beschäftigungsverhältnissen tätig, die keine Hochschulbildung erfordert.

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Gehalt zahlen die meisten Unternehmen in Landeswährung

Vergütungsfragen werden im Vorstellungsgespräch viel offener angesprochen und diskutiert als in Deutschland. Die Parteien verhandeln üblicherweise Nettogehälter und oft auf Euro-Basis. Die meisten Unternehmen halten ein Gehalt in Euro vertraglich fest, zahlen es aber in Lei aus. Änderungen ergeben sich zum Teil bei Führungspositionen. Leistungsboni oder sonstige Vergünstigungen hängen von der wirtschaftlichen Situation des Arbeitgebers ab.

Bruttolöhne (Produktion)

2023 (in Lei/RON)

2023 (in Euro) 1)

Angelernte Arbeiterin (Tätigkeiten, die in wenigen Tagen zu erlernen sind und für die keine spezielle Berufsausbildung notwendig ist) 2)

3.000 bis 4.967

610 bis 1.009

Mitarbeiterin, die unter Aufsicht Tätigkeiten ausführt, für die eine mehrjährige Berufsausbildung erforderlich ist

3.935 bis 5.650

799 bis 1.148

Ausgebildete Mitarbeiterin mit mehrjähriger, praktischer Berufserfahrung, die Aufgaben zuverlässig ohne Aufsicht durchführen und Fertigungsprozesse einrichten kann

4.629 bis 8.325

940 bis 1.692

Mitarbeiterin mit mehrjähriger Erfahrung und Leitungsbefugnis, die als Vorarbeiterin die Arbeit von Produktionsbereichen verantwortet

6.603 bis 10.605

1.342 bis 2.155

1 Durchschnittlicher monatlicher Wechselkurs Februar 2023: 1 Euro = 4,92 Lei; 2 zur besseren Lesbarkeit wird in dieser Tabelle bei den Berufsbezeichnungen die jeweilige Begrifflichkeit sowohl für die männliche als auch für die weibliche Form verwendetQuelle: PayLab 2023, Calculator Salarii, GTAI-Recherchen und -Berechnungen Juni 2023

 

Weitere Lohnbestandteile

Die Auszahlung einer Prämie ist üblich. Sie entspricht dem 13. Monatsgehalt in Deutschland. Die Auszahlung des Bonus hängt oft nicht mit der persönlichen Leistung zusammen. Einige Unternehmen zahlen ihn je zur Hälfte zu Weihnachten und Ostern aus.

Die Ausgabe von Lebensmittelgutscheinen ist in vielen Unternehmen üblich. Arbeitgeber können diese Kosten steuerlich absetzen. Bei höheren Positionen kommt es zu Sachleistungen: Dienstwagen, private Kranken- oder Rentenversicherung oder etwa einen Laptop. Rumänen, die weniger als 600 Lei (122 Euro) netto verdienen, haben seit Juni 2022 Anspruch auf einen 50-Euro-Gutschein zum Kauf von Grundnahrungsmitteln.

Sozialversicherungsbeiträge

Seit Anfang 2018 werden die Arbeitgeberanteile überwiegend auf den Arbeitnehmer übertragen. Die Bemessungsgrundlage entspricht dem Mindestlohn. Die Bruttolöhne entsprechen weitestgehend den vollen Personalkosten. Die Einkommensteuer beträgt seit dem 1. Januar 2018 nur noch 10 statt 16 Prozent. 

Sozialbeiträge 2023 (in Prozent der Bemessungsgrundlage) 1)

Rentenversicherung (Arbeitnehmeranteil) 2)

25

Krankenversicherung (Arbeitnehmeranteil) 2)

10

Arbeitslosenversicherung (Arbeitgeberanteil)

2,25

Rentenversicherung (Arbeitgeberanteil)

4 für besondere Arbeitsbedingungen,

8 für spezielle Arbeitsbedingungen

1 Regel seit 1. August 2022: Der Mindestbeitrag der Bemessungsgrundlage entspricht dem Mindestlohn (ca. 609 Euro), auch bei Teilzeitverträgen; 2 Arbeitnehmeranteile werden vom Arbeitgeber abgeführtQuelle: Zusammenstellung von Germany Trade & Invest Juni 2023

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