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Wirtschaftsausblick | Malta

Höchstes Wirtschaftswachstum in der EU

Maltas Bruttoinlandsprodukt wird 2023 und 2024 real jeweils um 4 Prozent und damit stärker als in jedem anderen Land der EU steigen. Das erwartet die Europäische Kommission.

Von Torsten Pauly | Mailand

Wirtschaftsentwicklung: Ausfuhr legt trotz schwierigem internationalen Umfeld zu

Stärkster Konjunkturmotor in Malta ist der Export von Waren und Dienstleistungen. Dieser soll 2024 laut EU-Kommission preisbereinigt um 4 Prozent zulegen. Das ist zusammen mit Bulgarien die drittgrößte Steigerung in der EU. Auf den ersten beiden Plätzen rangieren die Slowakei und Irland. 

Malta hat den kleinsten Binnenmarkt der EU. Daher müssen Unternehmen ihren Absatz vor allem mit Auslandseinnahmen steigern. Dies tun viele Anbieter seit Jahrzehnten erfolgreich, insbesondere in Dienstleistungssektoren wie dem Tourismus, der Informationstechnologie, dem Finanzwesen und dem Logistikgewerbe. Diese Entwicklung dürfte auch 2024 anhalten, selbst wenn geopolitische Risiken und Inflation die Weltkonjunktur belasten. Die EU-Kommission schätzt, dass Malta 2024 einen Leistungsbilanzüberschuss in Höhe von 5,7 Prozent des BIP erwirtschaften wird. Dies ist in der EU die beste Quote nach Irland, Dänemark und Deutschland.

Die Inlandsnachfrage soll in Malta 2024 um 2,9 Prozent steigen, so die preisbereinigte Prognose der EU-Kommission. Sowohl der Konsum als auch die Investitionen und der Import von Waren und Dienstleistungen entwickeln sich dabei positiv. Ein genauerer Blick offenbart jedoch seit 2022 eine Verschlechterung der Baukonjunktur und bei den Ausrüstungen eine zuletzt starke Verzerrung durch große Flugzeuglieferungen.

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Top-Thema: Hohe Zinskosten verteuern Baukredite

Die Baukonjunktur hat sich mit einem preisbereinigten Rückgang der Bauinvestitionen um 7,6 Prozent im Jahr 2022 stark eingetrübt. Die EU-Kommission erwartet für 2023 einen ähnlichen Rückgang (-7,5 Prozent) und für 2024 eine moderate Stabilisierung auf niedrigerem Niveau (+1,4 Prozent).

Der Grund für diese Entwicklung sind die gestiegenen Baukreditkosten, da die Europäische Zentralbank die Zinsen zur Bekämpfung der Inflation seit 2022 stark angehoben hat. Dies hat Auswirkungen auf die Nachfrage nach Wohnraum, dessen Kaufpreise 2022 inflationsbereinigt um 4,3 Prozent gefallen sind. Im 2. Quartal 2023 gingen die Preise mit einem Minus von 6,9 Prozent im Vergleich zu den den ersten drei Monaten des Jahres noch stärker zurück. Eine nachhaltige Belebung der Bautätigkeit ist erst wieder mit günstigeren Finanzierungskosten zu erwarten.

Flugzeuglieferungen schlagen sich statistisch stark nieder

Die Bruttoanlageinvestitionen sind in Malta 2022 laut amtlicher Erfassung real um 31,2 Prozent in die Höhe geschnellt. Für 2023 erwartet die EU-Kommission einen Einbruch von 21,2 Prozent. Der Grund für diese sehr starken Veränderungen sind Verlagerungen von Flugzeugen nach Malta im Jahr 2022. Das Land bietet sich hierfür wegen seiner Lage, seiner Wartungskompetenz und attraktiver Unternehmenssteuern als Standort an.

Da Malta eine kleine Volkswirtschaft ist, verzerren diese importbedingten dynamischen Veränderungen die Investitionstätigkeit im Lande selbst. Für 2024 geht die EU-Kommission davon aus, dass die Bruttoanlageinvestitionen in Malta trotz der moderaten Bautätigkeit preisbereinigt um 4 Prozent steigen. Grund hierfür sind in erster Linie Bestellungen von Ausrüstungen.

Höhere Beschäftigung fördert Konsumnachfrage

Mit dem Wirtschaftswachstum hält auch der Stellenaufbau weiter an. Dieser zieht einen Zuzug von qualifizierten Arbeitskräften aus dem Ausland nach sich. Die EU-Kommission prognostiziert, dass sich die maltesische Beschäftigung 2023 um 3,7 Prozent und 2024 um 2,4 Prozent ausweitet. Dies wirkt sich positiv auf die Konsumnachfrage der Haushalte aus, die 2024 um real 3,8 Prozent zunehmen soll.

Wenig zur Kauflaune der Bevölkerung trägt dagegen die Reallohnentwicklung bei. Hier rechnet die EU-Kommission für 2024 nur mit einem geringen Anstieg von 0,4 Prozent. Die zuletzt hohe Inflation hat die Kaufkraft der Bevölkerung geschmälert. So ist der Reallohn 2022 um 2,2 Prozent gefallen, 2023 erwartet die EU-Kommission einen weiteren Rückgang um 1,4 Prozent.

Bei vielen Waren ist Malta importabhängig

Maltas Import von Waren und Dienstleistungen soll 2023 um real 1,1 Prozent sinken, 2024 jedoch um 2,7 Prozent steigen. Grundsätzlich hat das Land im Warenaußenhandel ein hohes Defizit, das sich 2022 auf 4,8 Milliarden Euro oder 27,9 Prozent des BIP summiert hat.

Da Malta viele Produkte nicht in ausreichendem Maße selbst herstellt oder im Land verfügbar sind, ist der kleine Inselstaat auf Importe angewiesen, vor allem bei Energieträgern, Nahrungsmitteln und Getränken, chemischen Erzeugnissen, Elektrogeräten und Kfz. Im Jahr 2022 hat Malta zudem Flugzeuge im Wert von 1,9 Milliarden Euro importiert.

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Deutsche Perspektive: Lieferposition ist ausbaufähig

Obwohl Malta einen hohen Importbedarf hat, weist Deutschland seit ein paar Jahren eine negative Handelsbilanz mit dem Land auf. Bei der Wareneinfuhr lagen deutsche Lieferanten 2022 mit einem Anteil von 4,4 Prozent auf Rang 5. Besser positioniert waren Italien mit einem Anteil von 19,5 Prozent, Kanada (8,3 Prozent), Frankreich (5,7 Prozent) und Spanien (4,8 Prozent). Malta exportierte 2022 insbesondere elektrische Erzeugnisse  und Spielzeug nach Deutschland. Letzteres hängt mit der großen Playmobil-Produktion zusammen. Bei den deutschen Lieferungen nach Malta standen 2022 chemische Erzeugnisse an 1. Stelle, gefolgt von Maschinen, Fahrzeugen sowie Nahrungsmitteln und Getränken.

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