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Wirtschaftsumfeld | Israel | Technologiezukauf

Technologiezukauf in Israel hat seine Regeln

Israels Wirtschaft wird immer wissensintensiver. Die Investitionen in geistiges Eigentum wachsen rapide. Das fördert den Kauf israelischer Technologie durch ausländische Firmen.

Von Wladimir Struminski | Jerusalem

Hightechdienste sind Exportschlager   

Technologische Innovationen und geistiges Eigentum gewinnen in der israelischen Wirtschaft zunehmend an Bedeutung. Das gilt auch für die Außenwirtschaft, in der Israel oft die Rolle einer verlängerten Werkbank für internationale Know-how-Entwicklung spielt.

Investitionen in geistiges Eigentum 2016 - 2020

Jahr

Investitionen in Mrd. US$ 1)

Veränderung zum Vorjahr in Prozent 2)

Anteil an den Bruttoanlageinvestitionen in Prozent

2016

12,4

7,3

18,9

2017

14,4

9,1

20,1

2018

15,7

3,1

19,7

2019

16,8

3,7

20,4

2020

19,2

3,5

23,3

1) Amtsstatistische Angaben in Binnenwährung, nach dem jahresdurchschnittlichen Wechselkurs umgerechnet; 2) reale BinnenpreiseQuelle: Zentralamt für Statistik (Central Bureau of Statistics)

Der Löwenanteil der Exporte von Technologiediensten geht in die USA, doch greifen auch deutsche Unternehmen auf israelische Expertise zurück, vor allem im Bereich der EDV- und verwandter Dienste. Im Jahr 2019 lagen die israelischen Exporte solcher Dienste nach Deutschland bei 282 Millionen US-Dollar (US$). Bei Einfuhr von Forschungs- und Entwicklungsergebnissen (FuE) aus Israel war die Bundesrepublik mit 13 Millionen US$ kein großer Kunde. Allerdings ist dieser Bereich ausbaufähig.

Exporte technologieintensiver Waren und Dienste 2016 - 2020 (Milliarden US$)

Jahr

Waren *)

Dienste

2016

20,3

21,5

2017

21,3

22,0

2018

19,9

26,4

2019

17,1

30,0

2020

16,0

35,7

*) Der Rückgang der Hightech-Warenexporte ab 2018 geht hauptsächlich auf einen Einbruch der Pharmaexporte zurückQuelle: Zentralamt für Statistik

Technologieerwerb auch für KMU attraktiv

Wie Kfir Luzzatto, Präsident der israelischen Patentanwaltsfirma Luzzato Group erklärt, können auch kleinere und mittelgroße Unternehmen israelische Technologie erwerben. Dabei müssten allerdings Lösungen gefunden werden, die der Situation in der israelischen Hightech-Szene Rechnung tragen.

Ein Beispiel, so Luzzatto gegenüber Germany Trade & Invest, sei die zunehmende Neigung junger israelischer Firmen, nicht mehr den schnellen Exit zu suchen. Vielmehr etablierten sich immer mehr Start-ups auf dem Weltmarkt und verkauften ihren Kunden konkrete technologische Lösungen. Das zugrunde liegende Know-how verbleibe indessen bei der israelischen Firma.

Dieser Trend wirke sich oft zugunsten des Technologiekäufers aus, weil das israelische Unternehmen dann anhaltende Betreuung des ausländischen Kunden garantieren könne. Dazu gehörten bei Bedarf auch Aktualisierungen der jeweiligen Technologie.

Demgegenüber führe ein Exit oft dazu, dass die führenden Köpfe das Start-ups dieses binnen kurzer Zeit verließen, um sich neuen Projekten zu widmen. Vor allem für kleinere und mittelgroße Käufer sei das Ausscheiden führender Experten des israelischen Technologieverkäufers ein wesentlicher Nachteil. Kleineren Unternehmen falle es nämlich oft schwer oder sei gar nicht möglich, die erworbene Technologie selbst weiterzuentwickeln.

Den richtigen Lieferanten finden

Bei der Suche nach einem passenden Technologielieferanten können ausländische Unternehmen auf mehrere Instrumente zurückgreifen. Eine vor allem bei multinationalen Konzernen beliebte Methode, so Luzzatto, sei der Einsatz eigener Technologie-Scouts. Allerdings stehe diese Möglichkeit kleineren Unternehmen in der Regel nicht offen. Eine alternative Lösung sei die Inanspruchnahme der Dienste professioneller Scouts, die auf Auftragsbasis für verschiedene Kunden arbeiteten. Dabei gelte es sicherzustellen, dass die beauftragte Scouting-Firma sowohl das entsprechende Technologiefeld als auch die israelische Technologieszene gut kenne.

Häufig könnten auch spezialisierte Anwaltskanzleien die Rolle eines Vermittlers spielen. Ob dabei eine Patentanwaltsfirma oder eine auf Wirtschaftsrecht spezialisierte Kanzlei vorzuziehen sei, hänge von der Art der Transaktion ab. In jedem Fall sei es wichtig, eine für den konkreten Fall passende Konstellation zu finden, denn „eine typische Transaktion“, so Luzzatto, „gibt es nicht.“

Regierungszuschüsse helfen bei der Entwicklung

Ein erheblicher Teil des technologischen Know-hows, das in Israel entwickelt wird, entsteht mithilfe von Fördermitteln der Innovationsbehörde (Israel Innovation Authority). Für ausländische Käufer israelischer Technologie kann das in bestimmten Fällen von Relevanz sein. Der Export von Wissen, das mit öffentlichem Mitteln entwickelt wurde, erfordert nämlich eine Rückzahlung der Fördermittel zuzüglich Zusatzgebühren.

Wie Hillel Levin, Direktor der Technologieverwaltung der Innovationsbehörde erklärt, wolle die israelische Regierung Anreize für die Forschungs- und Entwicklungstätigkeit (FuE) und Innovationen in der israelischen Industrie schaffen. Ziel sei es, der israelischen Wirtschaft einen technologischen Vorsprung gegenüber der internationalen Konkurrenz zu verschaffen. Daher zielten die Fördermaßnahmen der Innovationsbehörde darauf ab, das mit Staatshilfe entwickelte Wissen im Land zu behalten.

Die Innovationsbehörde gewährt berechtigten Unternehmen FuE-Zuschüsse. Unter anderem handelt es sich um die Förderung von Start-ups; ein weiteres Förderinstrument sind Zuschüsse für technologieintensive Unternehmen im Wachstumsstadium.

Die geförderten Firmen müssen die Zuschüsse nur dann zurückzahlen, wenn das jeweilige Projekt zu Umsatz führt. Die Rückzahlungsquote liegt generell bei 3 Prozent des Umsatzes bis zur vollständigen Rückzahlung des Zuschussbetrages.

Know-how-Transfer unter Umständen gebührenpflichtig

Anders sieht die Lage aus, wenn das entwickelte Know-how ins Ausland verkauft werden soll. Dann muss der Exporteur des Wissens bis zum Sechsfachen des erhaltenen Zuschusses zurückzahlen. Bereits geleistete Rückzahlungen werden aber angerechnet.

Die Definition dessen, was als Wissensexport gilt, hat einen gewissen Grad an Flexibilität. Deshalb prüft die Behörde jeden Fall für sich. Grundsätzlich aber werden der Verkauf von Patenten oder von Rechten zur Nutzung von Patenten, der Verkauf von Wissen, das als kommerzielles Geheimnis gilt und die Übertragung der Know-how-Akten ins Ausland als Wissensexport angesehen.

Wie Levin gegenüber Germany & Invest betonte, bedeute jedoch die Übernahme der israelischen Firma durch einen ausländischen Investor nicht schon an sich den Export von Wissen. Die übernommene israelische Firma müsse keine Sonderrückzahlung leisten, wenn ihre FuE-Tätigkeit und das Know-how in Israel verblieben. Die bloße Ausfuhr von Produkten und Dienstleistungen, die dank der staatlichen Förderung entwickelt worden seien, gelte nicht als Wissensexport. Auch könne die übernommene Firma in diesem Fall weiterhin staatliche Unterstützung für FuE-Projekte erhalten.    

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