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Wirtschaftsausblick | Israel

Krieg wirft Schatten auf die Wirtschaft

Politische Konflikte und der Gaza-Krieg haben die Wirtschaft 2023 geschwächt. Eine Erholung für 2024 ist nicht absehbar und hängt davon ab, dass der Krieg nicht weiter eskaliert.

Von Wladimir Struminski | Jerusalem

Topthema: Krieg und Justizreform belasten die Wirtschaft

Der Krieg zwischen Israel und der im Gazastreifen herrschenden Hamas-Bewegung hat neben dem menschlichen Leid auch immense wirtschaftliche Folgen. Die Zahl der verfügbaren Arbeitskräfte ist stark zurückgegangen und der private Konsum eingebrochen. Dauer und Intensität der Kämpfe werden die Entwicklung der israelischen Wirtschaft 2024 und darüber hinaus maßgeblich beeinflussen. Auch die politische Zukunft des Gazastreifens nach dem Krieg wird eine wichtige Rolle spielen. 

Bereits vor Kriegsausbruch belastete ein erbitterter Streit um eine von der Regierung vorgeschlagene Justizreform die israelische Politik und Wirtschaft. Ziel war es, die Kontrollbefugnisse der Justiz gegenüber Regierung und Parlament zu schwächen. Der Krieg hat die Justizreform zwar von der Tagesordnung verdrängt. Sollte sie jedoch wieder auf den Tisch kommen, hätte sie immense Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung: Die israelische Zentralbank warnte davor, dass die Umsetzung der Reform das Bruttoinlandsprodukt Israels um 0,8 bis 2,8 Prozent pro Jahr im Vergleich zu einem Business-as-usual-Szenario verringern könnte. 

Wirtschaftsentwicklung: Geschäftstätigkeit gedämpft

Die Zentralbank hat ihre Wachstumsprognose für das Gesamtjahr 2023 aufgrund des Krieges angepasst. Statt der ursprünglich prognostizierten 3 Prozent rechnet die Bank nur noch mit einem realen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 2 Prozent. Auch für das Jahr 2024 geht sie lediglich von einem Plus von 2 Prozent aus. Angesichts eines Bevölkerungswachstums von etwa 2 Prozent würde dies in beiden Jahren zu einer Stagnation des BIP pro Kopf führen.

Die Zentralbank geht davon aus, dass der Krieg hauptsächlich auf den Gazastreifen begrenzt bleibt. Das hieße, dass es an der Grenze zum Libanon zu keiner Eskalation der seit Kriegsausbruch anhaltenden, relativ beschränkten Kampfhandlungen kommt. Allerdings weist die Bank darauf hin, dass die Prognose mit einem besonders hohen Maß an Unsicherheit behaftet ist. Das israelische Finanzministerium hat eine differenzierte Einschätzung zur Dauer und Intensität des Krieges vorgelegt. Im schlimmsten Fall könnte das Wirtschaftswachstum im Jahr 2024 lediglich um 0,2 Prozent steigen.

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Schwache Investitionen und Konsum

Der Krieg hat spürbare Auswirkungen auf das Investitionsverhalten. Die Zentralbank geht in ihrer Novemberprognose von einem Wachstum der Bruttoanlageinvestitionen von 2 Prozent aus. Das sind 2,5 Prozentpunkte weniger als in der Sommerprognose. Für 2024 rechnet die Notenbank mit einem noch langsameren Anstieg um 1 Prozent.

Auch die privaten Konsumausgaben sind zuletzt zurückgegangen. Dafür gibt es mehrere Gründe. Unter anderem konnten einberufene Reservisten und Binnenflüchtlinge kaum Ausgaben tätigen. Die Angst vor Raketenangriffen schränkte den Besuch von Restaurants und Cafés ein. Hinzu kam eine allgemeine wirtschaftliche Unsicherheit.

Die Zentralbank hat ihre Prognose für die Konsumausgaben für das Gesamtjahr 2023 von plus 3 Prozent auf minus 0,5 Prozent revidiert. Für 2024 rechnet sie mit einem langsamen Anstieg des privaten Konsums um 2 Prozent. Vergangene Krisen haben jedoch gezeigt, dass sich die Konsumausgaben schnell erholen, sobald die Krise vorbei ist. Langfristig dürfte der private Konsum in Israel daher trotz der vorübergehenden Schwächephase weiter steigen.

Importe deutlich zurückgegangen 

Die Warenimporte wurden durch den Krieg stark beeinträchtigt. Die Bank von Israel hat ihre Schätzung der zivilen Importe für das Gesamtjahr 2023 im November um 4,5 Prozentpunkte nach unten korrigiert. Demnach werden die Einfuhren 2023 um 3 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurückgehen und sich danach nur langsam erholen. Für 2024 rechnet die Bank nur noch mit einem Anstieg der zivilen Importe (ohne Schiffe, Flugzeuge und Diamanten) um 2 Prozent.  

Wesentliche Gründe für die erwartete Importschwäche sind die geringen Erwartungen für Konsumausgaben und Investitionen. Erfahrungsgemäß wird in Krisenzeiten überdurchschnittlich stark bei langlebigen Konsumgütern gespart. Diese aber werden in Israel hauptsächlich importiert. Gleiches gilt für Maschinen- und Ausrüstungsinvestitionen. Sie entfallen zu rund 70 Prozent auf ausländische Fabrikate.

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Deutsche Perspektive: Langfristig gute Aussichten

Investitionsgüter, insbesondere Maschinen und Ausrüstungen sowie Nutzfahrzeuge, machen einen erheblichen Teil der israelischen Importe aus Deutschland aus. Die kriegsbedingte Investitionsschwäche droht daher im Jahr 2024 zu einer Belastung für die Gesamtimporte der Bundesrepublik zu werden. Allerdings wird die israelische Wirtschaft aller Voraussicht nach wieder schneller wachsen und die unterlassenen Investitionen nachholen. Für deutsche Investitionsgüterhersteller bleibt der israelische Markt daher langfristig interessant. Nicht zuletzt, weil Israel in den kommenden Jahren dringend notwendige Investitionen in die Infrastruktur tätigen muss.

Die AHK Israel stellt ein steigendes Interesse deutscher Firmen am israelischen Markt fest. So waren für 2023 insgesamt 32 von der AHK zu betreuende Delegationsreisen geplant. Dies wäre eine Rekordzahl gewesen. Aufgrund des Krieges mussten 13 Reisen abgesagt werden. 

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Weitere Informationen finden Sie auf unserer Länderseite Israel.

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