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Wirtschaftsausblick | Pakistan

Die pakistanische Wirtschaft steht an einem kritischen Punkt

Trotz der Herausforderungen gibt es Chancen für einen Aufschwung, wenn Reformen entschlossen und mit starkem politischem Engagement umgesetzt werden.

Von Heena Nazir | Dubai

Top Thema: Wahlen in Pakistan - ein Hoffnungsschimmer für die angeschlagene Wirtschaft?

Pakistan befindet sich an einem kritischen Wendepunkt. Die für Januar 2024 angesetzten und mehrfach verschobenen Parlamentswahlen ziehen die Aufmerksamkeit vieler potenzieller Investoren auf sich. Experten betonen, wie entscheidend der Ausgang dieses politischen Ereignisses für die zukünftige Ausrichtung des Landes sein wird. Das wirtschaftliche Vertrauen ist eng mit der politischen Situation verbunden und hängt von den Reformen ab, die die neue Führung durchführen muss. Trotz des großen Potenzials kann die Islamische Republik dieses nur in einem stabilen Umfeld, mit einer reformorientierten Regierung und zielgerichteten Strategien voll ausschöpfen.

Wirtschaftsentwicklung: Ein steiniger Weg

Die pakistanische Wirtschaft steht an der Schwelle einer Erholungsphase. Laut Prognosen des Internationalen Währungsfonds (IWF) wird für das aktuelle Finanzjahr 2023/2024 (1. Juli 2023 bis 30. Juni 2024) ein reales Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 2,5 Prozent erwartet. Dies bedeutet eine deutliche Trendwende gegenüber dem Vorjahreszeitraum, in dem das BIP um 0,5 Prozent schrumpfte.

Trotz dieser Zuversicht bleibt die finanzielle Situation Pakistans prekär. Im Finanzjahr 2022/2023 gingen die Währungsreserven um 9 Prozent zurück und standen bei 14,1 Milliarden US-Dollar (US$). Eine Zahlungsbilanzkrise konnte nur durch die Unterstützung internationaler Partner abgewendet werden, wobei die Beiträge des IWF und befreundeter Länder wie China, Saudi-Arabien und der Vereinigten Arabischen Emirate besonders hervorzuheben sind. Diese externen Finanzspritzen verschafften zwar eine Atempause, jedoch lastet die hohe Auslandsverschuldung von über 100 Milliarden US$ schwer auf den langfristigen Wirtschaftsaussichten. 

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Weitere Herausforderungen entstehen durch anhaltende strukturelle Probleme: von einem wenig diversifizierten Exportangebot über eine schmale industrielle Basis bis hin zu einer zähen Bürokratie. Diese strukturellen Schwächen bremsen den Fortschritt und müssen entschlossen angegangen werden. In diesem Kontext ist die wirtschaftspolitische Ausrichtung der nächsten Regierung von besonderer Tragweite. Nur durch tiefgreifende Veränderungen kann Pakistan die gegenwärtigen Herausforderungen meistern und einen Weg zu nachhaltiger Entwicklung einschlagen.

Investitionsklima: Chancen und Risiken für deutsche Unternehmen

Im Finanzjahr 2022/2023 schrumpften Pakistans ausländische Investitionen um 25 Prozent auf 1,5 Milliarden US$, wie das Board of Investment der pakistanischen Regierung meldet. Für die kommenden Monate rechnen Experten mit anhaltender Investitionszurückhaltung. Um Anleger ins Land zu ziehen, bietet die Regierung in Islamabad Steuervorteile und gründet Sonderwirtschaftszonen, wobei sie Unterstützung von Institutionen wie dem IWF und der Weltbank bekommt. Trotz dieser Anstrengungen stellen Sicherheitsprobleme, fehlende Stromversorgung und umfangreiche Bürokratie signifikante Hindernisse dar. Zudem schafft die politische Instabilität zusätzliche Unsicherheit. Vor diesem Hintergrund ist es für deutsche Unternehmen ratsam, eine Investition in Pakistan vorher gründlich zu planen. Weitere Informationen bietet die Publikation Investitionsklima Pakistan.

Konsum: Inflation von 25 Prozent erwartet

Die hohe Inflation belastet den Konsum. Die Weltbank prognostiziert für das Finanzjahr 2023/2024 eine Inflationsrate von etwa 25 Prozent, wobei sich insbesondere Energie, Lebens- und Genussmittel sowie Dienstleistungen verteuern. Eine Eskalation des Nahostkonfliktes könnte die internationalen Rohstoffpreise und damit die Inflation in Pakistan noch weiter in die Höhe treiben.

Deutsche Perspektive: Asiatische Konkurrenz legt zu

Im Finanzjahr 2022/2023 sanken die Exporte des Landes um 14,1 Prozent auf 27,9 Milliarden US$, eine Entwicklung, die größtenteils auf die schwächelnde weltweite Nachfrage zurückzuführen ist. Parallel dazu schrumpften die Importe um 27,3 Prozent auf 52 Milliarden US$. Mehrere Faktoren trugen zu diesem Rückgang bei, darunter die verheerenden Überschwemmungen, die die Inlandsnachfrage dämpften, steigende Energiepreise und die von der Regierung eingeführte Rationalisierung von Akkreditiven (Letter of Credit). Das Handelsbilanzdefizit verringerte sich um 38,1 Prozent und lag bei 24,1 Milliarden US$.

Die wirtschaftliche Entwicklung in den kommenden Jahren bleibt unsicher und wird von einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst. Insbesondere die Entscheidungen und Strategien der neuen Regierung werden einen prägenden Einfluss haben. Aktuell gehen viele Wirtschaftsexperten davon aus, dass kurzfristig keine Lockerung der Handelsbarrieren zu erwarten ist. Für deutsche Unternehmen, die nach Pakistan exportieren, bleiben die bestehenden Herausforderungen problematisch.

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Trotz dieser Komplexität behauptet sich Deutschland als Hauptexporteur aus der Europäischen Union in Pakistan, gefolgt von Belgien, den Niederlanden und Italien. Interessanterweise haben sich die deutschen Exporte nach Pakistan, die bereits die Milliardengrenze durchbrochen haben, seit 2018 kaum verändert. Dabei konzentriert sich ein beachtlicher Anteil, etwa ein Viertel, auf den Maschinenbau. Doch gerade in diesem Sektor zeigt sich ein zu beachtender Trend.

Die wachsende Präsenz asiatischer Produkte setzt die deutschen Exporte nach Pakistan immer mehr unter Druck. Da Pakistan ein preissensitiver Markt ist, finden vor allem chinesische Produkte, die oft kostengünstiger sind, großen Anklang. Einige Experten prognostizieren, dass deutsche Unternehmen in Zukunft Marktanteile einbüßen könnten. Für diese Firmen bedeutet das, entweder ihre Kosten zu optimieren oder die einzigartigen Qualitätsmerkmale ihrer Produkte stärker hervorzuheben, um im Wettbewerb bestehen zu können.

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