Wirtschaftsumfeld | Ungarn | Konjunktur
Wirtschaft wächst stärker als erwartet
Die ungarische Wirtschaft hat im 2. Quartal 2021 ein Rekordwachstum verzeichnet. Für das komplette Jahr 2021 wird nun ein Plus von mehr als 7 Prozent für wahrscheinlich gehalten.
03.09.2021
Von Waldemar Lichter | Budapest
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) nahm im 2. Quartal 2021 real um 17,9 Prozent gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum zu. Gegenüber dem Vorquartal stieg die Wirtschaftsleistung um 2,7 Prozent, meldet das ungarische Statistikamt KSH. Es ist das vierte Quartalswachstum in Folge. Fachleute erwarten, dass sich die positive Dynamik auch in der zweiten Jahreshälfte fortsetzen wird – ungeachtet der sich ankündigenden vierten Pandemiewelle.
Getragen wird die Konjunkturerholung insbesondere vom stark wachsenden Konsum und den Bruttoanlageinvestitionen. Auch die Exporte ziehen wieder deutlich an. Da der private Verbrauch und die Investitionen zum erheblichen Teil den Bedarf an Waren aus dem Ausland steigen lassen, nehmen auch die Importe stark zu.
Auf der Entstehungsseite des Bruttoinlandsprodukts trugen alle Sektoren zum Wachstum bei. Am kräftigsten nahm die Produktion im verarbeitenden Gewerbe zu. Die starke Dynamik in diesem Sektor hält ungeachtet der auch im Sommer 2021 fortdauernden Probleme der ungarischen Industrie bei der Versorgung mit Halbleitern an.
Davon ist insbesondere die Automobil- und Zulieferindustrie betroffen. So kündigte die ungarische Suzuki-Tochter, Magyar Suzuki Zrt. Esztergom, an, die Produktion infolge fehlender Mikrochips im September für zwei Wochen zu stoppen. Auch die Fertigung im Mercedes-Werk in Kecskemét war im Sommer 2021 vom Halbleitermangel betroffen.
Von der Öffnung nach Abschwächung der Pandemie haben insbesondere das Gastgewerbe und die Gastronomie profitiert – allerdings von einer niedrigen Basis aus. Auch der Bausektor hat unter anderem dank der Programme zur Wohnungsbauförderung im 2. Quartal 2021 wieder ins Plus gedreht.
Entwicklung des realen Bruttoinlandsprodukts nach Verwendung 2020 *)
1. Quartal 2020 | 2. Quartal 2020 | 3. Quartal 2020 | 4. Quartal 2020 | 1. Quartal 2021 | 2. Quartal 2021 | |
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Privater Verbrauch | 4,6 | -7,7 | -2,7 | -3,7 | -4,8 | 10,6 |
Bruttoanlageinvestitionen | 8,2 | -10,9 | -13,7 | 1,3 | -0,1 | 8,3 |
Ausfuhren von Waren und Dienstleistungen; darunter: | 0,5 | -23,6 | -4,8 | 1,1 | 3,3 | 33,0 |
Waren | 1,0 | -20,0 | 2,5 | 9,7 | 10,0 | 35,9 |
Dienstleistungen | -1,6 | -36,3 | -27,1 | -28,0 | -24,0 | 20,3 |
Einfuhren von Waren und Dienstleistungen; darunter: | 3,0 | -15,2 | -4,7 | 0,4 | 1,1 | 23,4 |
Waren | 3,1 | -15,0 | -0,6 | 3,7 | 3,5 | 28,6 |
Dienstleistungen | 2,1 | -16,4 | -23,3 | -19,3 | -12,1 | -3,4 |
Bruttoinlandsprodukt | 2,3 | -13,3 | -4,6 | -3,5 | -2,1 | 17,9 |
Entwicklung der Bruttowertschöpfung nach Sektoren 2020 und im 1. Halbjahr 2021*)
1. Quartal 2020 | 2. Quartal 2020 | 3. Quartal 2020 | 4. Quartal 2020 | 1. Quartal 2021 | 2. Quartal 2021 | |
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Land- und Forstwirtschaft, Fischerei | -6,5 | -6,9 | -7,8 | -5,6 | 2,5 | 1,1 |
Verarbeitendes Gewerbe | 1,3 | -21,7 | -1.9 | 2,3 | 4,1 | 39,9 |
Bauwirtschaft | 1,5 | -12,9 | -17,9 | -3,9 | -2,4 | 18,4 |
Dienstleistungen | 2,8 | -11,3 | -4,1 | -5,6 | -3,5 | 12,4 |
Handel | 9,4 | -4,6 | 2,1 | -0,1 | -0,3 | 16,9 |
Information und Kommunikation | 14,1 | -1,1 | 5,6 | 6,3 | 1,8 | 16,7 |
Finanz- und Versicherungsdienstleistungen | 4,4 | 3,3 | 3,0 | 3,2 | 3,4 | 3,7 |
Grundstücks- und Wohnungswesen | -0,2 | -7,0 | -4,0 | -7,8 | -2,9 | 4,7 |
Bruttowertschöpfung | 2,3 | -13,3 | -4,6 | -3,5 | -2,1 | 17,9 |