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Wirtschaftsumfeld | Zentralamerika | Absatzmarkt

Immer mehr Importware Made in China in Zentralamerika

China hat seinen Importanteil in Zentralamerika innerhalb eines Jahrzehnts verdoppelt, zulasten des wichtigsten Handelspartners, der USA. Wo steht Deutschland in der Region?

Von Sofia Hempel | Bonn

Zentralamerika hat sich als Absatzmarkt unauffällig entwickelt. Die Gesamtimporte der Region waren im Vorcoronajahr 2019 fast identisch zum Jahr 2014. Insgesamt führten Guatemala, Honduras, El Salvador, Nicaragua, Costa Rica und Panama Waren im Wert von 62 Milliarden US-Dollar (US$) ein, so die Zahlen zum extraregionalen Handel des Sekretariats für die wirtschaftliche Integration Zentralamerikas, SIECA. Das entspricht in etwa dem Importwert Griechenlands oder der Ukraine. Im Jahr 2020 brachen die zentralamerikanischen Einfuhren um 16 Prozent zum Vorjahr ein. Angesichts der pandemiebedingten Wirtschaftskrise ist das wenig überraschend.

Große Unterschiede unter den Ländern Zentralamerikas

Zentralamerika ist von einem gemeinsamen Markt, wie es ihn in der Europäischen Union (EU) gibt, zwar noch weit entfernt. Seit vielen Jahren bemühen sich die Länder um eine stärkere regionale Integration, mit mäßigem Erfolg. Auch in der Wirtschaftskraft unterscheiden sich die Länder teils beträchtlich. Während die reichsten Staaten der Region, Panama und Costa Rica, im Jahr 2020 ein Bruttoinlandsprodukt pro Kopf von rund 12.000 US$ aufwiesen, kamen auf jeden Honduraner gerade einmal etwas mehr als 2.000 US$. Für Exporteure bedeutet das: Sie müssen sich jedes Land einzeln anschauen, anstatt die Region als einen gemeinsamen Markt mit 50 Millionen Konsumenten zu verstehen.

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Einfluss Chinas in der Region wächst

Und doch lohnt sich ein Blick aus der Vogelperspektive, um einige wichtige Charakteristika und Entwicklungen in der Region festzuhalten. Dazu gehört die geringe Diversifizierung der Bezugsländer. Zwei Nationen, die USA und China, sind für mehr als die Hälfte des zentralamerikanischen Importvolumens verantwortlich. Dahinter folgt Mexiko als drittwichtigstes Einfuhrland. Dabei ist die Abhängigkeit von extraregionalen Handelspartnern immens: 85 Prozent der Warenimporte stammten im Jahr 2019 außerhalb Zentralamerikas.

Eine weitere offenkundige Entwicklung ist die Kräfteverschiebung zwischen den beiden Hauptakteuren. Während die wirtschaftliche Dominanz der USA kontinuierlich schrumpft, wächst Chinas Einfluss in der Region. Der Importanteil des asiatischen Landes hat sich innerhalb von zehn Jahren verdoppelt, auf fast 16 Prozent im Jahr 2020. Der tatsächliche Anteil ist sogar noch höher, da chinesische Waren auch über die panamaische Freihandelszone Colón in die Region gelangen, jedoch nicht als chinesischer Import verbucht werden. Chinas wachsende Marktposition auf Kosten der US-Konkurrenz lässt sich bei Mobiltelefonen genauso beobachten wie bei Datenverarbeitungsmaschinen und Kunststoffen.

Das Reich der Mitte dürfte seinen wirtschaftlichen - aber auch politischen Einfluss - in der Region weiter ausdehnen. Panama, Costa Rica und El Salvador sind bereits Mitgliedsstaaten der chinesischen Initiative Neue Seidenstraße. Doch es sind nicht nur die strategischen Partnerschaften dieser drei Länder, die auf einen stärkeren Schulterschluss mit China schließen lassen, stellt die Wirtschaftskommission für Lateinamerika und die Karibik (CEPAL) fest. In den übrigen zentralamerikanischen Staaten bemühten sich Wirtschaftsverbände um engere Beziehungen mit China im Bereich Handel und Investitionen. Damit würden sie gleichzeitig den Druck erhöhen, diese Beziehungen in einen stärkeren institutionellen Rahmen zu bringen, schreibt CEPAL in ihrem Bericht  "Comercio e inversiones: la relación de Centroameríca y China".

Anteile wichtigster Importgüter Zentralamerikas
Anteile wichtigster Importgüter Zentralamerikas | © GTAI

Deutschland tut sich schwer

Chinesische Unternehmen ersetzen nicht nur immer mehr US-amerikanische Importe. Auch andere Handelspartner treten in der Region auf der Stelle. Deutschland findet sich zwar unter den Top-5-Lieferanten Zentralamerikas und ist das wichtigste Importland der EU, dicht gefolgt von Spanien. Allerdings ist der Anteil an den Gesamtimporten mit rund 2 Prozent minimal. Im Jahr 2020 lieferten deutsche Unternehmen Waren im Wert von knapp 1,2 Milliarden US$ in die Region, 2019 waren es laut SIECA immerhin 2,2 Milliarden US$.

Trotz des 2013 in Kraft getretenen Freihandelsabkommens zwischen der EU und Zentralamerika haben deutsche Firmen ihre Marktposition kaum verbessert und besitzen bei wichtigen Einfuhrgütern sehr geringe Marktanteile, etwa bei elektrischen Maschinen und Fahrzeugen. Etwas größer ist zwar der Importanteil bei Maschinen der HS-Position 84, allerdings spielt die Konkurrenz auch hier in einer anderen Liga: Die USA kamen im Jahr 2019 auf ein fünfmal höheres Importvolumen, China auf ein dreimal höheres.

"Der Preis spielt in Zentralamerika eine sehr große Rolle", erklärt Maria Olga Brauns, stellvertretende Geschäftsführerin der Deutsch-Regionalen Industrie- und Handelskammer für Zentralamerika und die Karibik. "Große Konkurrenten wie die USA und Mexiko sind gleich vor der Tür". Da könnten deutsche Firmen preislich nicht mithalten, schon allein wegen der hohen Transportkosten.

Und Qualität sei kein Alleinstellungsmerkmal deutscher Firmen mehr: "Produkte aus China sind besser geworden", so Brauns. Neben den kulturellen Unterschieden und sprachlichen Barrieren, die für mexikanische Unternehmen nicht existieren, sieht die stellvertretende Geschäftsführerin einen weiteren Nachteil für deutsche Exporteure: "Es gibt in der Region viele US-amerikanische und chinesische Banken, aber kaum deutsche Kreditinstitute. Das erschwert die Finanzierung von Importen aus Deutschland."

Anteil von Pharmazeutika aus Deutschland deutlich gestiegen

Trotz dieser insgesamt schwierigen Wettbewerbslage zählen deutsche Firmen auf einigen Märkten zu den führenden Anbietern in der Region, so bei Pharmazeutika, optischen Geräten und speziellen chemischen Erzeugnissen. Interessant ist vor allem die Entwicklung bei pharmazeutischen Produkten: In diesem Bereich haben deutsche Firmen ihren Importanteil verdoppelt: von 5,5 Prozent im Jahr 2010 auf 11 Prozent im Jahr 2019.

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