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Special | Ägypten | Klimaschutzatlas

Klimaschutz-Atlas

Investitionen: Ägypten setzt verstärkt auf den Privatsektor

Die Wirtschaftskrise schränkt den Spielraum für staatliche Investitionen in Klima- und Umweltprojekte weiter ein. 

Von Sherif Rohayem | Kairo

Der Spielraum der ägyptischen Regierung zur Finanzierung von Klimaprojekten hat sich mittlerweile drastisch verringert. Gestiegene Weltmarktpreise für Energie und Nahrungsmittel, Russlands Angriffskrieg in der Ukraine und die US-amerikanische Zinswende haben Ägypten in eine Wirtschaftskrise gestürzt. Infolge dieser Krise werden die Devisen noch knapper. Angesichts dessen hat die ägyptische Zentralbank seit dem Frühjahr 2022 dreimal die Landeswährung abgewertet, woraufhin die Verbraucherpreise mit einer Teuerungsrate von über 30 Prozent drastisch gestiegen sind.

Ähnliches gilt auch für Ägyptens externe Verschuldung, die mittlerweile auf einen Betrag von über 150 Milliarden US-Dollar (US$) geklettert ist. Diese Verschuldung in Verbindung mit dem eingeschränkten Zugang zur Finanzierung auf dem Markt für Staatsanleihen veranlasste die Ratingagentur Moody's, ausweislich einer Mitteilung vom 9. Mai 2023, laut über die zweite Abstufung der ägyptischen Kreditwürdigkeit nachzudenken.

Gelder aus Entwicklungszusammenarbeit sind momentan entscheidend

In dieser Situation ist die Unterstützung durch bi- und multilaterale Geberorganisationen aus ägyptischer Sicht wichtiger denn je. Unter anderem von der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung sowie von der Afrikanischen Entwicklungsbank erhält Ägypten Gelder im Rahmen seines Nexus on Water, Food and Energy Programms. Dieses Programm wurde während der Welt-Klimakonferenz COP27 aufgelegt und stellt für die Umsetzung nachhaltiger Projekte einen Betrag von 15 Milliarden US$ bereit. Davon sollen 10 Milliarden US$ in ein Projekt fließen, bei dem ein altes ägyptisches Gaskraftwerk vom Netz genommen wird und durch einen Windpark ersetzt werden soll.

Über die Green Economy Financing Facility leitet die Europäische Union über ägyptische Geschäftsbanken Kredite an lokale Unternehmen weiter, die in den Bereichen Energieeffizienz und erneuerbare Energie tätig sind. Die Beträge, die im Rahmen dieses Programms nach Ägypten geflossen sind, haben sich auf insgesamt 465 Millionen Euro summiert.

Investitionen gegen Bevölkerungswachstum

Auch mit der Unterstützung von Partnern gilt, dass die Regierung mehr denn je ihre Investitionen priorisieren muss. Vorrangige Bereiche werden der Wasser- und der Bahnsektor sein, dazu der Ausbau und die Modernisierung des Stromnetzes. 

Ebenso wird die Regierung ihre Bemühungen gegen das rasante Bevölkerungswachstum fortsetzen – insbesondere im Rahmen des Projekts "haja karama" (würdevolles Leben). Um die Geburtenrate in strukturschwachen Regionen zu senken, will die Regierung die dortigen Lebensverhältnisse verbessern. Zu diesem Zwecke investiert sie zweistellige US-Dollar-Milliardenbeträge in oberägyptische Dörfer, um diese mit grundlegender Infrastruktur wie Kanalisationsanschlüssen, Trinkwasser und Verkehrswegen auszustatten. Großzügige finanzielle Unterstützung für derartige Projekte erhält Ägypten von internationalen Geberorganisationen.

Ausbau der Meerwasserentsalzung mithilfe neuer Betreibermodelle

Des Weiteren wird die gegenwärtige Krise den laufenden Trend zu privat-öffentlichen Partnerschaften beschleunigen. Wegen der angespannten finanziellen Situation will sich die ägyptische Regierung schon seit Längerem aus vielen Bereichen der öffentlichen Daseinsvorsorge zurückziehen und über Betreibermodelle das Feld privaten Unternehmen überlassen. Bei den erneuerbaren Energien sind derartige Betreibermodelle bereits etabliert. Auf die gleiche Weise sollen demnächst zahlreiche Anlagen für Meerwasserentsalzung gebaut und betrieben werden. Hier plant die Regierung einen massiven Ausbau der Kapazitäten, wobei die neue Generation der Meerwasserentsalzungsanlagen solarbetrieben sein wird. Erste Projekte befinden sich bereits in der Verhandlungsphase.

Weltbank unterstützt Kairo im Kampf gegen die Luftverschmutzung

Im Februar 2022 ist de facto das neue Abfallgesetz in Kraft getreten. Damit steht der Rechtsrahmen für neue Investitionen in der unterversorgten ägyptischen Abfallwirtschaft, die zum Teil mit sehr archaischen Mitteln auskommt. So trägt neben Industrie und Autoverkehr insbesondere die Verbrennung von Müll unter freiem Himmel dazu bei, dass die Luftverschmutzung im Großraum Kairo im globalen Vergleich mit am höchsten ist. Die schlechte Luft verursacht Atemwegserkrankungen und Produktivitätsverluste. Beides schlägt insgesamt mit Kosten in Höhe von 1,4 Prozent des ägyptischen Bruttoinlandsproduktes zu Buche. Die Weltbank hat Ägypten 2021 im Rahmen des als "Green Recovery" bezeichneten Programms einen Kredit in Höhe von 200 Millionen US$ zugesagt. Unter anderem sollen mit dem Betrag Projekte zur besseren und luftschonenderen Müllentsorgung finanziert werden.


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