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Special | Argentinien | Smart Farming

Digitalisierung der Landwirtschaft in Argentinien

Der Agrarsektor ist Argentiniens Wirtschaftsmotor. Seine Digitalisierung schreitet rasch voran. Hohe Agrarpreise geben Auftrieb. Sorge bereiten staatliche Eingriffe in den Sektor.

Von Carl Moses | Buenos Aires

Schon heute kann Argentinien 400 Millionen Menschen und damit fast das Zehnfache der eigenen Bevölkerung ernähren. Das Potenzial für weiteres Wachstum ist längst nicht ausgeschöpft. Nicht nur durch die Erschließung von neuen Flächen, sondern vor allem durch weitere Steigerungen der Produktivität. Smart Farming wird dabei wie schon in den vergangenen Jahren eine wichtige Rolle spielen. 

Die Landwirt­schaft gehört in Argentinien zu den Vorreitern der Digitalisierung. Das Pampaland war ein Pionier bei der Entwicklung des Präzisionsackerbaus, der Direktsaat und der Verwendung von gentechnisch modifiziertem Saatgut. Auch in Zukunft dürfte Argentinien bei Anwendung und Entwicklung neuer Agrartechnologien ganz vorne mitmischen.

  • Ziele: Der Agrarsektor bringt die Devisen - wenn man ihn lässt

    Der Agrarsektor ist der wichtigste Devisenbringer Argentiniens. Diese Funktion soll aber nicht mit dem Umweltschutz und den Interessen der inländischen Verbraucher kollidieren.

    Die Agroindustrie ist traditionell der wichtigste Motor der argentinischen Wirtschaft. Zu den Hauptzielen der argentinischen Wirtschaftspolitik gehört die Steigerung der Exporte, weil die Gesamtwirtschaft weniger abhängig von Devisenkrediten werden soll. Smart Farming spielt dabei eine doppelt wichtige Rolle: Sowohl der Agrarsektor als auch die wissensbasierten Dienstleistungen (WBD) sind tragende Säulen der Exportwirtschaft in Argentinien. Der Agrarsektor ist der mit Abstand wichtigste Devisenbringer Argentiniens, die WBD stehen hinter der Kfz-Industrie und etwa gleichauf mit dem Fremdenverkehr an dritter oder vierter Stelle, sind jedoch der zweitwichtigste Nettodevisenbringer.

    In der konkreten Ausgestaltung der Wirtschaftspolitik wird diesen Zielen jedoch nicht immer Rechnung getragen. So sind die Agrarexporte mit Exportsteuern von bis zu 30 Prozent belegt, der Export von Rindfleisch wurde zeitweise verboten, um die Fleischpreise auf dem Inlandsmarkt zu drücken. Auf der Nachfrageseite wird die Investitionsbereitschaft der Landwirte also derzeit durch staatliche Eingriffe eher gebremst - und damit auch die Entwicklung und Anwendung von neuen Technologien. 

    Fördergelder treiben Entwicklung neuer Technologien voran

    Angebotsseitig wird die Entwicklung von Smart-Farming-Technologien jedoch auf verschiedene Weise gefördert. Das 2020 verabschiedete "Gesetz der Wissensökonomie" (Ley de la economía del conocimiento) setzt die schon seit vielen Jahren geltende Förderung der Softwareentwicklung fort und weitet die Förderung auf "wissensbasierten Dienstleistungen" im Allgemeinen aus. Die geförderten Aktivitäten kommen unter anderem in den Genuss von Steuererleichterungen. Das staatliche Institut für Agrartechnologie INTA leistet mit seinen zahlreichen Niederlassungen und Forschungsstellen im gesamten Land seit Jahrzehnten einen großen Beitrag zur Entwicklung und Verbreitung neuer Technologien. Die Experten des Instituts waren schon seit in den 1980er Jahren Vorreiter der Präzisionslandwirtschaft und der Direktsaattechnologie, die zusammen mit der Zulassung von gentechnisch modifiziertem Saatgut den Weg für Argentiniens "grüne Revolution" ab den 1990er Jahren bereiteten.

    Das INTA beobachtet ein starkes Nachfragewachstum bei Komponenten der Präzisionslandwirtschaft, die der Datengenerierung und -verarbeitung, der Steigerung der Effizienz und Produktivität sowie der Rückverfolgbarkeit und der Zertifizierung von landwirtschaftlichen Aktivitäten dienen. Die Präzisionslandwirtschaft bekam Mitte der 1990er Jahre besonderen Schwung, als die damalige Regierung die Exportsteuern im Agrarsektor abschaffte und den Einsatz von gentechnisch modifiziertem Saatgut erlaubte. Eine Analyse des INTA von März 2021 erhob zahlreiche Daten über den Einsatz der verschiedener Komponenten.

    Umweltaspekte rücken in den Fokus

    Immer wieder kommt es zu Konflikten mit Umweltschützern, die vor allem den großflächigen Einsatz von Glyphosat kritisieren. Sie fordern, Smart Farming solle nicht nur höhere Erträge, Kosteneinsparungen und die Verbesserung der Qualität ermöglichen, sondern auch für Nachhaltigkeit in den Produktionsprozessen sorgen. Schätzungen zufolge liegen in Argentinien mehr als 5 Millionen Hektar Anbaufläche in der Nähe von Ortschaften oder in anderen sensiblen Gebieten. Sowohl die Zivilgesellschaft als auch behördliche Vorschriften verlangen in diesen Umgebungen den Einsatz von sehr präzisen Anwendungstechniken, um die Umweltrisiken zu minimieren. Das führende Biotechnologieunternehmen Rizobacter sieht in der Kontrolle und Überwachung des Pflanzenschutzes in solchen Umgebungen ein wichtiges Geschäftsfeld.

    Ein besonders wichtiges Forum zur Diskussion dieser Themen ist die NGO zur Förderung eines bodenschonenden Anbaus, vornehmlich der Direktsaat, Aapresid (www.aapresid.org.ar). Die Liste ihrer Unterstützer (www.aapresid.org.ar/nosacompanian) gleicht einem "Who is who" der argentinischen Agroindustrie. Ähnliches gilt für die von landwirtschaftlichen Unternehmern gebildete gemeinnützige Organisation CREA (www.crea.org.ar), deren Mitglieder in verschiedenen Fachgruppen Erfahrungen und Wissen auszutauschen.

    AgTechs auf dem Vormarsch

    Im Jahr 2017 schloss sich eine Gruppe von Agrarproduzenten und Technologieunternehmern zusammen, um die Entwicklung von AgTech-Unternehmen in Argentinien zu stimulieren. Daraus entstand Nesters (www.nesters.tech), der erste AgTech-Enhancer des Landes. 2018 wurde das Nesters Empowerment Network - CREA gegründet, mit dem Ziel, ein dynamisches Ökosystem zu schaffen, um agroindustrielle Unternehmen mit anderen Akteuren aus der Finanzindustrie, Logistik und Marketing zusammenzubringen. Nach einer Studie von Endeavour haben 80 Prozent der AgTech-Unternehmer Erfahrung in der Agrarbranche, aber nur 45 Prozent haben Erfahrung als Technologieunternehmer. Das Potenzial Argentiniens als Lebensmittellieferant liege nicht allein in seinem weiten Territorium, seinen fruchtbaren Böden und seinen günstigen Klimas, sondern vor allem in dem Humankapital, das sich in den letzten Jahren entwickelt hat, war eine der Hauptbotschaften beim jüngsten Kongress der Nesters-CREA-Community. 

    Argentiniens Landwirte sind längst eher Technologie-Nerds als Lasso schwingende Gauchos. 45 Prozent der Farmer sind jünger als 45 Jahre, 48 Prozent haben einen Universitätsabschluss, bei Großproduzenten steigt diese Quote gar auf 88 Prozent. Vier von fünf Produzenten lassen sich von Agraringenieuren und anderen Experten beraten. Argentinien habe darum nicht nur große Entwicklungschancen wegen des Potenzials seiner Landwirtschaft, so die Nesters-CREA-Community, sondern auch wegen seines Potenzials in der Wissensökonomie, mit einer Projektion, die über die Grenzen des eigenen Landes hinausgehe. Längst sind viele argentinische Agrarunternehmer in Nachbarländern wie Brasilien, Paraguay und Uruguay aktiv.

    Von Carl Moses | Buenos Aires

  • Agrarwirtschaft: Argentiniens grüner Motor

    Der Agrarsektor ist das Rückgrat der argentinischen Wirtschaft. Die Entwicklung und Adaptation neuer Technologien hat in den vergangenen Jahrzehnten zu einer neuen Blüte geführt. 

    Schon in seiner wirtschaftlichen Glanzzeit zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts, als Argentinien gemessen am Pro-Kopf-Einkommen noch zu den reichsten Ländern der Erde zählte, erzielte das Pampaland seinen Wohlstand vornehmlich aus der Landwirtschaft. Argentinien ist der achtgrößte Flächenstaat der Erde, 53 Prozent der Fläche gelten als kultivierbar.

    Auch heute ist die Agroindustrie der wichtigste Motor der argentinischen Wirtschaft. Zwar trägt der Agrarsektor direkt lediglich 7,1 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei. Doch unter Einschluss der vor- und nachgeschalteten Wertschöpfungsketten sowie Zulieferern wie Agrarchemie, Maschinenbau, Transportwirtschaft, Handel und andere Dienstleister hängt rund ein Drittel aller Arbeitsplätze in Argentinien direkt oder indirekt von der Landwirtschaft ab, schätzen Fachleute. Nahrungsmittel und andere Agrarprodukte erbrachten mit 36,3 Milliarden US-Dollar (US$) 2020 allein zwei Drittel der gesamten argentinischen Exporterlöse. Gemäß offiziellen Schätzungen erwartet Argentinien in der laufenden Anbauperiode 2020/21 eine Ernte von 136 Millionen Getreide und Ölsaaten. Das wäre die zweitbeste Ernte nach dem Rekord von 2019 (145,5 Millionen Tonnen). In den letzten 30 Jahren hat sich die Produktion verdreifacht. Gemäß dem Agrarzensus von 2018 gibt es rund 251.000 Produzenten (darunter 212.000 Einzelpersonen), die über insgesamt 157 Millionen Hektar Land verfügen. Davon entfallen rund 33 Millionen Hektar auf Ackerfläche, mehr als 4 Millionen werden zweimal im Jahr bestellt. Es gibt 28.526 Agrarunternehmen, die rund 59,5 Millionen Hektar bewirtschaften.

    Smart Farming potenziert die Produktivität

    Argentinien kann rund 400 Millionen Menschen ernähren - und das Potenzial für weiteres Wachstum ist längst nicht ausgeschöpft. Nicht nur durch die Erschließung von neuen Flächen, sondern vor allem durch weitere Steigerungen der Produktivität. Smart Farming wird dabei wie schon in den vergangenen Jahren eine wichtige Rolle spielen.

    Schon seit Jahrzehnten ist Argentinien bei der Entwicklung und Anwendung neuer Agrartechnologien führend. Rund 15 Prozent des globalen Anbaus von genveränderten Kulturen entfallen allein auf Argentinien. 90 Prozent des Ackerlands werden ohne Bodenbearbeitung bewirtschaftet (Direktsaat). Auch in der Biotechnologie ist Argentinien stark. Die Entwicklung von dürreresistentem Saatgut könnte die Bewirtschaftung von Böden erlauben, die bisher aufgrund von Wasserknappheit außen vor bleiben.

    Großes Potential sehen Fachleute für den Ausbau der Bewässerung von Anbauflächen. Die großen Pläne der Vorgängerregierung, unter Führung privater Investoren eine Verdreifachung der bewässerten Fläche von 2,1 Millionen auf 6,2 Millionen Hektar zu erreichen, dürften in dem gegenwärtigen Umfeld stärkerer Regulierung eher schleppend vorankommen. 

    Argentinien ist hinter den USA und Brasilien der drittgrößte Produzent von Sojabohnen und heute bereits Weltmarktführer im Export von Sojaöl und -mehl. Nicht nur Fleisch und Getreide sind Exportschlager. Auch bei Zitronen, Birnen, Honig, Oliven und Erdnüssen ist Argentinien Spitze. Argentiniens Landwirte sind gleichsam Energieerzeuger. Bei Produktion und Export von Biodiesel aus Sojabohnen zählt Argentinien zu den Top-Ländern, auch die Erzeugung von Biogas nimmt zu.

    Chinas Hunger nährt Argentinien

    Der Appetit Chinas und anderer Wachstumsländer auf argentinische Agrarprodukte, der die Nachfrage in den letzten 20 Jahren explodieren ließ, hielt selbst der Coronakrise stand und dürfte vorerst für anhaltendes Nachfragewachstum sorgen. Die Weltmarktpreise für Soja und andere Agrarprodukte Argentiniens stiegen in den vergangenen Monaten drastisch an und erreichten das höchste Niveau seit Anfang der 2010er Jahre.

    Argentiniens Fleischindustrie erlebte in den vergangenen Jahren ein spektakuläres Comeback. Nachdem zeitweise selbst kleine Nachbarländer mehr Fleisch exportierten als Argentinien, zählt das Pampaland heute mit jährlichen Exporterlösen von 3,4 Milliarden US$ (2020) wieder zu den größten Fleischexporteuren der Welt. Ein überraschendes Exportverbot der Regierung, die den Export von Rindfleisch im Mai 2021 für vorerst 30 Tage aussetzte, hat jedoch zu großer Verunsicherung und Protesten bei Viehzüchtern und in der Fleischindustrie geführt. 

    Schlechte Stimmung herrscht auch bei Argentiniens Milchbauern. Niedrige Preise und eine hohe Besteuerung hemmen die Investitionsneigung. Dennoch produziert Argentinien nach Angaben des Bauernverbandes CRA 30 Prozent mehr Milch als zur Versorgung des Inlandsmarktes benötigt wird. Die Exporte von Milchprodukten verzeichnen hohe Zuwächse.

    Eckdaten zur Landwirtschaft und Infrastruktur in Argentinien

    2020

    Einwohner (in Millionen)

    45,4

    Ackerfläche (in Millionen Hektar, laut Agrarzensus 2018)

    33,2

    Anteil der Landwirtschaft an der Entstehung des BIP (in Prozent) 

    7,1

    IMD Digital Competitiveness Ranking (Rang unter 63 Ländern)

    59

    Quelle: Indec, IMD

    Automatisierung und Daten werden immer wichtiger

    Gemäß der Erhebung des staatlichen Agrartechnologieinstituts INTA waren 2019 mindestens 16.140 Erntemaschinen mit Ertragsmonitoren ausgerüstet. Das entsprach rund 95 Prozent des aktiv genutzten Maschinenparks. 38 Prozent der Maschinen waren weniger als 5 Jahre alt und laut INTA komplett mit Fernlenkung und -kontrolle sowie Robotik und Automatisierungstechnik ausgerüstet. Die tatsächliche Anwendung hinke indes noch hinter der Verbreitung der Hardware her. Laut INTA waren 17.174 Traktoren und Erntemaschinen mit Autopiloten ausgestattet. Deren Einsatz sei in den letzten fünf Jahren um durchschnittlich 20 Prozent pro Jahr gewachsen. Der größte Teil der Erntearbeiten wird durch Vertragsunternehmern (contratistas) abgewickelt. Die meisten Landwirte halten keinen eigenen Maschinenpark vor. 

    Der Einsatz von Systemen für die Fernübertragung von Messdaten hat sich von 2015 bis 2019 verzehnfacht. 2019 waren laut INTA in Argentinien 1.877 derartige Systeme im Einsatz. Der wichtigste Input für die Agrarunternehmen seien die Daten, die durch die Erntemonitore und die Agrarberater erhoben und gesammelt würden, kommentieren die Experten des INTA. Das geistige Eigentum der Informationen sei ein Punkt, über den zwischen den Nutzern und den Betreibern der Datenplattformen Klarheit geschaffen werden müsse.

    Von Carl Moses | Buenos Aires

  • Marktstruktur: Unternehmen punkten mit Erfahrung und Innovation

    Eine starke heimische Landtechnik- und AgTech-Branche wird durch ein breites Angebot internationaler Hersteller ergänzt. Digitale Plattformen sind ein Schlüsselfaktor.

    Argentiniens Landtechnikbranche gehört zu den am besten entwickelten Industriezweigen des Landes. Die Branche erzielte 2020 einen Gesamtumsatz von 1,43 Milliarden US-Dollar (US$). Besonders stark ist das heimische Angebot bei Sämaschinen, Feldspritzen, Vorsätzen und sonstige Geräte. Auch bei Erntemaschinen dominieren Maschinen aus lokaler Produktion den Markt (2020 mehr als zwei Drittel des Umsatzes). Wichtige Produktionscluster sind die Provinzen Buenos Aires, Santa Fé und Córdoba, die zusammen auch drei Viertel der Anbaufläche für Getreide und Ölsaaten auf sich vereinigen.

    Ein breites Angebot an Landtechnik

    Unternehmen wie Abelardo Cuffia (Marcos Juárez), D&E (Munro, Buenos Aires), ControlAgro (Avellaneda, Santa Fe) y Verion (San Martín, Buenos Aires) werden als Pioniere effizienter Sätechnik genannt. Die Hersteller Fertec (Marcos Juárez), Yomel (9 de Julio, Buenos Aires), Altina (Zenón Pereyra, Santa Fé) gelten als führend für Ausrüstungen zu Ausbringung von Düngemitteln. Die Unternehmen Metalfor (Marcos Juárez), Pla (Las Rosas) CNH (Córdoba), John Deere (Granadero Baigorria, Santa Fé) y Jacto (Arrecifes) sind in Argentinien führende Hersteller von Feldspritzen. Detaillierte Marktdaten liefert die Jahresstatistik des Verbandes der Vertragshändler ACARA.

    Klarer Marktführer in Argentinien sind die Unternehmen John Deere und CNH. Die Marke John Deere führt mit einem Marktanteil von 36 Prozent bei Erntemaschinen und 34 Prozent bei Schleppern (jeweils 2020 in Einheiten). Bei Erntemaschinen folgen die Marken Case IH (27 Prozent) und New Holland (25 Prozent), vor Massey Ferguson, Vassalli und Claas (je 2 bis 3 Prozent in Einheiten). Bei Schleppern kommen New Holland, Case und Case IH zusammen auf 30 Prozent Marktanteil, dahinter liegt das heimische Unternehmen Pauny (19 Prozent).

    Schon in den 1990er Jahren hatte das staatliche Agrartechnologieinstitut INTA mit GPS-Technologie erste Landkarten der geografischen Verteilung der Erträge  entwickelt. In der vergangen Dekade haben mehrere argentinische Hersteller Ertragsmonitore entwickelt. Unternehmen wie IGB (Laboulaye), Sensor (Totoras, Santa Fe) und Plantium (Villa Constitución, Santa Fe) machten Ertragsmonitore zu einem Schlüsselinstrument für den Erhalt von georeferenzierten Daten.

    Digitale Plattformen beackern das Land

    Digitale Landwirtschaftsplattformen wie FieldView, Auravant, My Data Plant, Skyfld und Optiagro sorgen für die Vernetzung von Maschinen, Satelliten und Kontrollstationen. Die Plattform Auravant lancierte im Mai 2021 eine neue Funktionalität, die es ermöglicht, hochauflösende Bilder, die von Drohnen aufgenommen wurden, zu importieren und als verfeinerte Ergänzung mit Satellitenaufnahmen zu kombinieren.

    Deutsche Zulieferer der Agrarwirtschaft betreiben in Argentinien eigenen Plattformen für die digitale Landwirtschaft wie etwa die Chemieunternehmen Bayer und Helm, oder sie arbeiten mit verschiedenen in Argentinien etablierten Plattformen zusammen so etwa der Landtechnikhersteller Class mit FieldView von Bayer und der Agrarchemiefirma DVA Agro mit der Plattform Auravant. Ein wichtiger Kontakt und Vertriebskanal sind Agraringenieure wie Luis Verri, der mit seiner Firma Agronomy Tech Beratungsleistungen zur Anwendung der Präzisionslandwirtschaft für 50.000 Hektar Ackerland erbringt.

    Ein gutes Ökosystem für AgTech-Startups  

    Laut einer Studie, die von der Universität Austral mit Unterstützung von Endeavour, Glocal und The Yield Lab Institute durchgeführt wurde, verzeichnet das AgTech-Ökosystem in Argentinien rund hundert Startups, von denen nur sieben mehr als fünf Jahre alt sind. 70 Prozent der befragten Unternehmen erzielten im Jahr 2018 einen Umsatz von weniger als 1,5 Millionen US$. 57 Prozent der Unternehmen verkaufen ihre Lösungen im gesamten Landes. Nach Einschätzung der Unternehmen ist der nationale Markt für sich allein betrachtet eher klein, doch Argentinien sei ein guter Ausgangspunkt, um die Tauglichkeit von Produkten und Dienstleistungen zu testen und auf dieser Basis im globalen Markt zu expandieren. Nach Einschätzung von Endeavour braucht die Branche vor allem mehr Angelinvestoren um neue Projekte zu finanzieren. 

    Satelliten für den Ackerbau

    Das staatliche High-Tech-Unternehmen INVAP (Kernenergie, Raumfahrt, Industrie, Energie, IKT und technologische Dienstleistungen) übernahm 2017 die ein Jahr zuvor von privaten Unternehmern gegründete Technologie-Plattform Frontec (http://www.frontec.net/). Dieses Unternehmen integriert Raumfahrttechnik und Softwareentwicklung mit der Agrarwissenschaft, um die Produktivität des argentinischen Ackerbaus weiter zu steigern und innovative sowie nachhaltige Lösungen für die gesamte Wertschöpfungskette der Lebensmittelproduktion anzubieten.

    Das argentinische Raumfahrtunternehmen Satellogic betreibt bereits mehr als 20 eigene Satelliten, die unter anderem Daten für die Optimierung der landwirtschaftlichen Produktion liefern. Das 2010 gegründete Start-up hat bisher 110 Millionen Dollar an Risikokapital eingesammelt, beschäftigt 190 Ingenieure für Satellitentechnik und vertreibt seine Dienstleistungen weltweit. Nach eigenen Angaben baut Satellogic die erste skalierbare Erdbeobachtungsplattform, die in der Lage ist, den gesamten Planeten sowohl mit hoher Frequenz als auch mit hoher Auflösung neu zu kartieren. Das komplett vertikal integrierte Unternehmen entwirft und projektiert seine Satelliten in Argentinien und montiert sie in Uruguay. Anfang 2021 schloss sich Satellogic mit dem Unternehmen SpaceX des us-amerikanischen Technologie-Tycoons Elon Musk zusammen um weitere Satelliten in Umlauf zu bringen.

    Von Carl Moses | Buenos Aires

  • Kontaktadressen

    Zahlreiche Fachverbände, -institutionen und -medien beackern das Thema Landwirtschaft. Besonders wichtig sind das Agrarministerium, das Technologieinstitut INTA und einige NGOs.

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade & Invest

    Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

    AHK Argentinien 

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Ministerium für Landwirtschaft und Fischerei

    Daten, Richtlinien und Förderprogramme

    INTA

    Staatliches Institut für Agrartechnologie

    AAPRESID

    Fachvereinigung für Direktsaat

    CREA

    Plattform zum Austausch unter Agrarunternehmern

    Expoagro

    Fachmesse mit Felddemonstrationen, derzeit digital

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