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Lithiumbergbau tätigt hohe Investitionen

Australien ist der weltweit größte Lithiumproduzent. Die Minenbetreiber planen deutliche Produktionssteigerungen. Auch in die Weiterverarbeitung wird investiert.

Von Heiko Stumpf | Sydney

Der Lithiumbergbau in Australien befindet sich auf Expansionskurs. Im laufenden Finanzjahr 2021/2022 (Juli bis Juni) erwarten die fünf operativen Abbaustätten des Landes eine Rekordproduktion von rund 287.000 Tonnen (in Lithium-Karbonat-Äquivalent). Durch zahlreiche Minenprojekte dürfte sich die Förderleistung in den kommenden fünf Jahren mehr als verdoppeln. Das gesamte Investitionsvolumen beläuft sich dabei auf über 2 Milliarden US-Dollar (US$).

Damit reagieren die Betreiber auf den steigenden Lithiumbedarf. Durch den Vormarsch der Elektromobilität dürfte die weltweite Nachfrage bis 2026 um durchschnittlich rund 20 Prozent pro Jahr steigen.

Drei neue Minen gehen bis 2024 in Betrieb

Das in Bezug auf die geplante Produktionsmenge größte Vorhaben verfolgt das Unternehmen Liontown Resources. Die finale Investitionsentscheidung für das Kathleen Valley Projekt im Bundesstaat Western Australia soll bis Mitte 2022 fallen. Das dort abgebaute Lithium wird, wie in Australien üblich, aus einem harten Gestein namens Spodumen gewonnen.

In der ersten Phase soll die Untertagemine ab 2024 rund 500.000 Tonnen Spodumenkonzentrat pro Jahr fördern. Die Investitionskosten hierfür belaufen sich auf rund 355 Millionen US$. In einer zweiten Phase soll die jährliche Förderleistung ab 2029 auf etwa 700.000 Tonnen pro Jahr steigen.

Bei der Entwicklung setzt Liontown Resources stark auf das Thema Nachhaltigkeit. Bereits von Beginn an wird der Strombedarf der Mine zu 60 Prozent durch erneuerbare Energie gedeckt. Ab 2034 soll der gesamte Minenbetrieb klimaneutral erfolgen. Dies beinhaltet die Elektrifizierung der Minenflotte, wobei der großflächige Einsatz von batterieelektrischen Bergbaumaschinen geplant ist.

Zusätzlich verfolgt Liontown Resources auch das Buldania Projekt (Western Australia). Dieses befindet sich noch in der Explorationsphase, wobei bisherige Bohrungen auf ein Lithiumvorkommen von etwa 15 Millionen Tonnen hindeuten. Damit fällt das Vorhaben deutlich kleiner aus als Kathleen Valley (156 Millionen Tonnen).

Ein zweiter Großinvestor im australischen Lithiumbergbau ist Covalent Lithium. Die sich bereits im Bau befindliche Mount Holland-Tagebaumine (Western Australia) soll ab 2024 rund 340.000 Tonnen Spodumenkonzentrat pro Jahr fördern. Die Baukosten liegen bei rund 676 Millionen US$.

Bereits Ende 2022 beginnt der Lithiumabbau in der Finniss-Mine (Northern Territory) des Unternehmens Core Lithium. Mit einer durchschnittlichen Förderleistung von 175.000 Tonnen pro Jahr handelt es sich um ein vergleichsweise kleines Projekt. Die Betreiber verweisen jedoch auf fortlaufende Explorationsbohrungen, welche zu Produktionssteigerungen führen könnten.

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Bestehende Förderstätten werden ausgebaut

Auch in den bereits operativen Abbaustätten soll die Produktion deutlich gesteigert werden. Große Pläne gibt es für den Tagebau Greenbushes in Western Australia. Mit einer Förderleistung von derzeit rund 1,34 Millionen Tonnen pro Jahr ist Greenbushes bereits die größte Lithiummine der Welt.

Bis 2027 plant der Betreiber Talison Lithium eine massive Produktionssteigerung auf etwa 2,4 Millionen Tonnen Spodumenkonzentrat pro Jahr. Die Realisierung erfolgt in zwei Phasen, wobei eine erste Ausbaustufe mit einer Kapazität von 520.000 Tonnen bis 2025 realisiert wird. Die Gesamtkosten belaufen sich auf 1,1 Milliarden US$.

Zu einem weiteren Großproduzenten will sich Pilbara Minerals entwickeln. Durch bereits laufende Maßnahmen verfügt die Pilgangoora-Mine ab Mitte 2022 über eine jährliche Förderkapazität von 580.000 Tonnen. Planungen für einen Ausbau auf 1 Millionen Tonnen laufen bereits.

Mineral Resources verdoppelt die Produktion der Mount Marion-Mine bis Ende 2022 auf 900.000 Tonnen pro Jahr. Zudem erstellt das Unternehmen Studien für einen Ausbau der Aufbereitungsanlagen in der Wodgina-Mine. Dadurch könnten Kapazitäten für zusätzlich 250.000 Tonnen pro Jahr entstehen.

Unternehmen wie Tesla sichern sich Abnahmeverträge

Die neu in den Markt kommenden Kapazitäten stoßen auf eine hohe Nachfrage. Insbesondere Tesla deckt sich in Australien mit Lithium ein. Anfang 2022 schloss der kalifornische Autobauer langfristige Abnahmeverträge über den Bezug von Spodumenkonzentrat aus den geplanten Minen Finniss und Kathleen Valley. Auch der südkoreanische Batteriehersteller LG Energy sicherte sich einen Teil der Produktion von Kathleen Valley.

Neuartige Beschaffungsmöglichkeiten kreiert das Unternehmen Pilbara Minerals. Mit der 2021 in Betrieb genommenen Battery Materials Exchange Plattform hat das Unternehmen einen eigenen Spotmarkt für interessierte Käufer geschaffen. Pilbara Minerals wiederum kooperiert eng mit dem aus Südkorea stammenden Unternehmen Posco.

Mehrere Lithiumraffinerien stehen vor der Eröffnung

Von Bedeutung für die Batterieindustrie sind die Bemühungen zur Weiterverarbeitung von Lithium in Australien. Das in Downunder gewonnene Spodumenerz verfügt über den Vorteil, dass es direkt in Lithiumhydroxid verarbeitet werden kann, welches für die Herstellung von leistungsstarken Batteriekathoden mit einem hohen Nickelgehalt benötigt wird.

Bislang wurde australisches Spodumen fast ausschließlich in China weiterverarbeitet. Bis Ende 2022 planen Tianqi Litium und IGO die vollständige Inbetriebnahme der ersten Lithiumraffinerie des Landes in Kwinana bei Perth. Die Anlage mit einer Kapazität von 24.000 Tonnen pro Jahr wird Spodumenerzkonzentrat aus der Greenbushes-Mine verarbeiten. Bis 2024 ist eine Verdopplung der Produktion geplant.

Drei weitere Lithiumraffinerien auf australischem Boden sollen folgen. Damit etabliert sich das Land als alternativer Lieferant von Batteriechemikalien.

Geplante Lithiumraffinerien in Australien

Name

Betreiber

Kapazität (in Tonnen pro Jahr)

Anmerkung

Kemerton Lithium Refinery

Mineral Resources/Albemarle

50.000

Inbetriebnahme bis 3. Quartal 2022, Verdopplung der Kapazitäten bis ca. 2026, Verarbeitung von Spodumen aus der Greenbushes-Mine

Kwinana Lithium Refinery

Covalent Lithium

50.000

Geplante Inbetriebnahme 2024, Verarbeitung von Spodumen aus der Mount Holland-Mine

Kathleen Valley Refinery

Liontown Resources

86.000

Noch in der Planungsphase, geschätzte Investitionssumme von rund 1,5 Milliarden US$, Verarbeitung von Spodumen aus der Kathleen Valley-Mine

Quelle: Recherchen Germany Trade & Invest

Pläne für die Weiterverarbeitung von Lithium verfolgen auch die Unternehmen Pilbara Minerals und Core Lithium. Pilbara Minerals kooperiert mit dem Unternehmen Calix zur Produktion von Lithiumphosphat als Zwischenprodukt.

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