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Branche kompakt | Griechenland | Medizintechnik

Investitionen fördern Nachfrage nach Medizintechnik

Der griechische Medizintechnikmarkt profitiert von zahlreichen EU-geförderten Investitionsvorhaben. Bürokratie und Pflichtrückzahlungen belasten allerdings den Alltag.  

Von Michaela Balis | Athen

Ausblick der Medizintechnik in Griechenland

 

  • Durch EU-Fördermittel werden Krankenhäuser modernisiert.
  • Die Ausrüstung ist teilweise veraltet.
  • Der Medizintechnikmarkt soll 2024 rund 2 Prozent wachsen.

Anmerkung: Einschätzung der Autorin für die kommenden zwölf Monate auf Grundlage von prognostiziertem Umsatz, Investitionen; Einschätzungen sind subjektiv und ohne Gewähr; Stand: Februar 2024

  • Markttrends

    Dank EU-Fördergeldern werden viele Krankenhäuser renoviert, ausgebaut und neu ausgerüstet. Dadurch entstehen gute Chancen für deutsche Lieferanten. 

    EU-Mittel sorgen für Investitionen in Infrastruktur und Ausrüstung

    Griechenlandweit fließen bis 2025 über 600 Millionen Euro aus dem EU-Aufbaufonds in die Renovierung und Modernisierung öffentlicher Krankenhäuser und Gesundheitszentren. Ziel ist die Verbesserung der Qualität der angebotenen Gesundheitsdienstleistungen. Alle Ausschreibungen werden auf der Seite des griechischen Plans "Griechenland 2.0" für die Nutzung des EU-Aufbaufonds veröffentlicht.

    Zu den geplanten Maßnahmen zählen die Renovierung sowie der Bau von neuen Gebäuden, Abteilungen und Laboren. So soll zum Beispiel ein neues Strahlentherapiezentrum im Athener Krankenhaus "Sotiria" und ein neues Gebäude für Zellen- und Gentherapien sowie eine hämatologische Klinik im Krankenhaus "Papanikolaou" in Thessaloniki entstehen.

    Auf der Agenda stehen außerdem die Modernisierung der medizintechnischen und der elektrotechnischen Geräte sowie Investitionen in Energieeffizienz- und Energieeinsparungssysteme. 

    Zu den rund 80 Krankenhäusern, die renoviert werden sollen, zählen unter anderem die Krankenhäuser von Lamia, Herakleion, Elefsina, Patras sowie die Krankenhäuser "Ippokrateio" und "Papageorgiou" in Thessaloniki und "Evangelismos" in Athen. Von den bestehenden Gesundheitszentren soll etwa die Hälfte von den Fördermitteln profitieren. Ein Großteil der Gesundheitszentren wurde vor mehr als 25 Jahren gebaut. 

    Platz 23

    nimmt Griechenland, unter 27 europäischen Ländern, bei Medizintechnikexporten ein.

     

    Markt für Medizintechnik wächst moderat

    Der Medizintechnikmarkt wird auf rund 2,3 Milliarden Euro geschätzt, so die Studie der griechischen nicht-gewinnorientierten Marktforschungs- und Beratungsgesellschaft Health Policy Institute von 2023. Im Jahr 2024 ist ein Wachstum von rund 2 Prozent zu erwarten, informieren Branchenexperten. 

    Die zahlreichen EU-kofinanzierten Projekte kurbeln die Nachfrage an. Auch die Konsolidierung der privaten Dienstleister, Krankenhäuser und Diagnostikzentren, in den Händen weniger griechischer und ausländischer Kapitalfonds, führt zu Investitionen in neue Ausrüstung. Die vermehrte Liquidität und Größenvorteile ermöglichen die Modernisierung der Gesundheitseinrichtungen.

    Seit der Coronapandemie steigen die Gesundheitsausgaben. Zwischen 2020 und 2021 legten sie um rund 6 Prozent zu. In den Jahren der griechischen Wirtschaftskrise (2009 bis 2018) wurde das Gesundheitssystem kaputtgespart. Die griechischen Gesundheitsausgaben gingen seit 2009 um rund ein Viertel zurück, informiert das griechische Institut für Wirtschafts- und Industrieforschung IOBE in seiner Analyse zu den Wirtschaftsdaten der öffentlichen Krankenhäuser in Griechenland von 2023. 

    Der Medizintechnikmarkt brach 2010 bis 2015 jährlich um etwa 12 Prozent ein, nahm aber im Zeitraum 2016 bis 2019 wieder moderat jährlich um 2 bis 3 Prozent zu, so der griechische Verband der Medizintechniklieferanten SEIV. 

    Deutschland rückt auf den zweiten Platz als Lieferant von Medizinprodukten

    Die gesamten Medizintechnikimporte aus Deutschland gingen in den ersten elf Monaten des Jahres 2023 um etwa 5 Prozent, im Vergleich zur Vorjahresperiode, zurück. Die Gesamtimporte legten im gleichen Zeitraum um etwa 7,5 Prozent zu. 

    Noch im Jahr 2022 legten die Medizintechnikimporte aus Deutschland um rund 10 Prozent zu. Die Bundesrepublik lieferte dementsprechend etwa ein Fünftel aller Medizintechnikprodukte. Die Lieferungen von Röntgenapparaten stiegen 2022 um mehr als die Hälfte. Außerdem importierte Griechenland 10 Prozent mehr Elektrodiagnosegeräte aus Deutschland. Die Gesamtimporte stiegen im gleichen Zeitraum um etwa 12 Prozent. 

    Der deutsche Anteil bei zahnmedizinischen Instrumenten, Elektrodiagnosegeräten und Röntgenapparaten stieg auf rund 40 Prozent. Knapp 30 Prozent der Apparate und Geräte für Mechanotherapie, unter anderem Beatmungsgeräte, stammen aus Deutschland, weitere 30 Prozent aus China.

    Die Niederlande waren sowohl im Jahr 2022 als auch in den ersten elf Monaten des Jahres 2023 wichtigster Lieferant von Medizintechnik. Ihr Anteil lag bei knapp einem Viertel. Damit nahmen sie Deutschlands traditionelle Position ein. An dritter und vierter Stelle stehen Belgien und China.

    Importe ausgewählter Medizinprodukte nach Griechenland und Anteil aus Deutschland (in Millionen Euro, Anteil in Prozent)
    SITC 

    Import (2022)

    Anteil Import aus Deutschland

    774.1Elektrodiagnoseapparate und -geräte

    63,2

    36,0

    774.2Röntgenapparate etc.

    64,7

    42,2

    741.83 Sterilisierapparate

    3,5

    5,6

    872.1Zahnmedizinische Instrumente; a.n.g.

    33,2

    34,0

    872.21Spritzen, Nadeln, Katheter, Kanülen etc.

    129,3

    19,8

    872.25Ophthalmologische Instrumente

    15,9

    11,0

    872.29Andere Instrumente, Apparate und Geräte

    214,7

    17,9

    872.3Therapiegeräte, Atmungsgeräte etc.

    42,7

    28,9

    872.4Medizinmöbel etc.

    15,6

    13,2

    899.6Orthopädietechnik, Prothesen etc.

    190,2

    14,0

    Quelle: Eurostat 2024

    Deutschland hat gute Chancen seinen Anteil an den Importen zu steigern. Die geplanten Investitionen sorgen für eine erhöhte Nachfrage. Eine Kontaktaufnahme mit den Auftraggebern, die in den Ausschreibungen angeführt sind, ist angeraten. Ebenso Kontakte zu großen Baufirmen, die sich als Auftragnehmer bewerben. 

    Bild vergrößern

    EU-Förderung für digitale Gesundheitsdienste

    Rund 300 Millionen Euro fließen in die digitale Transformation des Gesundheitssektors. Das griechische Gesundheitsministerium plant eine nationale digitale Gesundheitsakte für alle einzuführen. Damit soll mehr Klarheit bezüglich des Gesundheitszustandes der griechischen Bevölkerung und des tatsächlichen Bedarfs an Medikamenten und medizinischer Ausrüstung geschaffen werden. Außerdem sollen durch die EU-Fördermittel die digitale Infrastruktur und die digitalen Dienste der Krankenhäuser verbessert und neue Telemedizinsysteme eingeführt werden. 

    Aufgrund der Geographie des Landes mit den zahlreichen Inseln und abgelegenen Dörfern dürften Telemedizinsysteme in den nächsten Jahren besonderes gefragt sein. 

    Marktexperten gehen davon aus, dass auch Anwendungen der künstlichen Intelligenz für die Vorsorge und Diagnose in der Zukunft an Bedeutung gewinnen werden. 

    Ausgewählte Investitionsprojekte im Gesundheitssektor in Griechenland
    Akteur/Projekt

    Investitionssumme (in Mio. Euro)

    Dauer der AusschreibungTräger/ Anmerkungen
    Digitale Gesundheitskarte

    55,9

    bis zum 15.12.2025Griechisches Gesundheitsministerium (kofinaziert aus dem EU-Aufbaufonds)

    Bau eines Röntgenzentrums im Krankenhaus "Sotiria"

    40,3

    bis zum 31.12.2025Griechisches Gesundheitsministerium (kofinaziert aus dem EU-Aufbaufonds)
    Digitale Transformation der Nationalen Organisation für Gesundheitsdienstleistungen 

    38,9

    bis zum 09.12.2025Griechisches Gesundheitsministerium (kofinaziert aus dem EU-Aufbaufonds)

    Digitale Transformation der Verwaltung der onkologischen Patientenversorgung

    36,4

    bis zum 15.12.2025Griechisches Gesundheitsministerium (kofinaziert aus dem EU-Aufbaufonds)
    Bau eines Gebäudes für Zellen- und Gentherapien und Labore für die hämatologische Klinik im Krankenhaus von Thessaloniki "Papanikolaou"

    13,7

    bis zum 31.12.2025Griechisches Gesundheitsministerium (kofinaziert aus dem EU-Aufbaufonds)
    Quelle: Griechischer EU-Aufbaufonds (greece20.gov.gr), 2024

     

     

     

    Von Michaela Balis | Athen

  • Branchenstruktur

    Zahlreiche kleine und mittelständische griechische Unternehmen sind auf dem Markt aktiv. Große Importgesellschaften beherrschen den Medizintechnikmarkt. 

    Die Nationale Organisation für Gesundheitsdienstleistungen (EOPYY) wurde 2011 gegründet. Damit wurde eine einheitliche Krankenkasse geschaffen. Über den EOPYY nehmen die Griechen die vom Staat finanzierten Gesundheitsdienstleistungen in Anspruch. Auch private Gesundheitsdienstleister arbeiten mit EOPYY zusammen und werden anhand vorbestimmter Preise und Honorare entlohnt.

    Griechisches Gesundheitssystem ist unzureichend

    In Griechenland gibt es eine allgemeine Krankenversicherungspflicht, die einen Zugang zur Primärversorgung und zur spezialisierten stationären und ambulanten Versorgung bietet. Seit 2016 haben alle Einwohner Zugang zum nationalen Gesundheitssystem, unabhängig davon, ob sie versichert sind oder nicht. Das gilt auch für Flüchtlinge im Land. Die Primärversorgung in Griechenland ist unzureichend organisiert.

    Die griechische Bevölkerung ist unzufrieden mit den angebotenen Gesundheitsdienstleistungen. Unter 35 Ländern des Euro Health Consumer Index nahm Griechenland im Jahr 2018 Platz 29 ein. 

    Rund 40 Prozent der Gesundheitsausgaben werden privat finanziert

    Die gesamten Gesundheitsausgaben lagen in Griechenland 2021 bei 16,7 Milliarden Euro, etwa ein Viertel unter dem Niveau von 2009, so die Studie des IOBE. Die gesamten Gesundheitsausgaben pro Kopf fielen auf etwa 1.561 Euro, was nur 44 Prozent des EU-Durchschnitts ausmacht, so IOBE. Die öffentlichen Gesundheitsausgaben pro Kopf schrumpften zwischen 2009 und 2021 um etwa 30 Prozent, während die privaten Ausgaben im gleichen Zeitraum um rund 8 Prozent zurückgingen. Im EU-Durchschnitt stiegen die gesamten Gesundheitsausgaben pro Kopf um fast die Hälfte.

    Beim Ausbruch der Krise 2010 entsprachen die gesamten Gesundheitsausgaben etwa 9,5 Prozent des griechischen Bruttoinlandsprodukts (BIP). Ihr Anteil stieg auf 9,2 Prozent im Jahr 2021 von 7,8 Prozent im Jahr 2019. Rund 60 Prozent der gesamten Gesundheitsausgaben entfielen auf die öffentlichen Gesundheitsausgaben. Knapp 40 Prozent stammten aus privaten Aufwendungen. 

    Laut Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD, Stand 2021) gibt es in Griechenland insgesamt 267 Krankenhäusern. Fast 75 Prozent der Betten befinden sich in öffentlichen Krankenhäusern. Außerdem sind im Land nach einem Bericht der EU-Kommission von 2017 rund 3.500 private Diagnostikzentren in Betrieb.

    Rahmendaten zum Gesundheitssystem in Griechenland

    Indikator

    Wert

    Einwohnerzahl (2022 in Mio.)

    10,4

    Bevölkerungswachstum (2022 in % p.a.)

    -0,5

    Altersstruktur der Bevölkerung (2022)

     

      Anteil der unter 14-Jährigen (in %)

    13,7

      Anteil der über 65-Jährigen (in %)

    22,7

    Durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt (2022 in Jahren)

    81,7

    Durchschnittseinkommen (2021 in Euro pro Monat)

    988,3

    Gesundheitsausgaben pro Kopf (2021 in Euro)

    1.561

    Anteil der Gesundheitsausgaben am BIP (2021 in %)

    9,2

    Ärzte/100.000 Einwohner (2022)

    0,68

    Zahnärzte/100.000 Einwohner (2022)

    0,13

    Krankenhausbetten/100.000 Einwohner (2021), davon

    0,45

      privat

    30.192

      öffentlich

    14.909

    Quelle: Elstat 2024, Eurostat 2024, IOBE 2023, OECD 2024

    Zahlreiche kleine Medizintechnikproduzenten sind am Markt aktiv

    Die genaue Anzahl der Unternehmen, die entweder als Produzenten oder Importeure tätig sind, ist unbekannt. Der griechische Verband der Medizintechniklieferanten SEIV zählt rund 175 Mitglieder. Allerdings sollen nach Schätzungen des Verbandes etwa 1.500 Unternehmen auf dem Markt aktiv sein, oft nur aus einer Person bestehend.

    Rund 85 Prozent der ortsansässigen Firmen sind klein oder mittelständisch. Griechische Unternehmen stellen unter anderem Reagenzien, zahntechnische Produkte, Spritzen, Nadeln, Katheter und Kanülen her. Im Allgemeinen handelt es sich um nicht hochtechnologische Produkte. Zu den größeren Produzenten in Griechenland zählen die Unternehmen Medicon Hellas S.A. und Air Liquide S.A.

    In der griechischen Produktionsstatistik (Prodcom) gibt es nur begrenzte Angaben zur lokalen Produktion.

    Zypern ist wichtigster Abnehmer griechischer Produkte

    Exportschlager in der Medizintechnik sind neben medizinischen Instrumenten, Spritzen, Nadeln, Katheter, Kanülen auch Therapie- und Beatmungsgeräte. Wichtigste Abnehmer griechischer Medizintechnikprodukte waren im Jahr 2022 Zypern mit einem Anteil von rund 17 Prozent, Frankreich mit 10 Prozent, gefolgt vom Vereinigten Königreich (8 Prozent) und den Niederlanden (7 Prozent). Deutschland steht an siebter Stelle mit einem Anteil von knapp 4 Prozent an den griechischen Gesamtexporten.

    Multinationale Konzerne stark vertreten

    Viele Unternehmen sind Tochtergesellschaften multinationaler Konzerne und gleichzeitig als Importeure, Handelsvertreter und Anbieter tätig. Dazu zählen auch Tochtergesellschaften renommierter deutscher Unternehmen aus der Gesundheitsbranche, zum Beispiel Siemens S.A., Linde S.A., Paul Hartmann S.A., Draeger S.A.

    Die umsatzstärksten Anbieter sind Johnson & Johnson S.A., Abbott Laboratories, Siemens S.A., Medtronic Hellas S.A., General Electric Healthcare Greece, Roche Diagnostics S.A., Anastasios Mavrogenis S.A., Alcon S.A., Antisel S.A. und Y-Logimed.

    Wichtige Branchenunternehmen in Griechenland (Umsatzspanne in Millionen Euro)

    Unternehmen

    Sparte

    Umsatzspanne (2022)

    MicrelHerstellung von medizinischen und zahnmedizinischen Instrumenten und Zubehör (NACE 2: 3250)

    10-50

    G. Samaras SAHerstellung von medizinischen und zahnmedizinischen Instrumenten und Zubehör (NACE 2: 3250)

    10-50

    Union Optic SAHerstellung von medizinischen und zahnmedizinischen Instrumenten und Zubehör (NACE 2: 3250)

    2-10

    Dmp DentalHerstellung von medizinischen und zahnmedizinischen Instrumenten und Zubehör (NACE 2: 3250)

    2-10

    NeodentHerstellung von medizinischen und zahnmedizinischen Instrumenten und Zubehör (NACE 2: 3250)

    2-10

    SadentHerstellung von radiologischen und elektronischen Geräten für medizinische und therapeutische Zwecke (NACE 2: 2660)

    2-10

    SidapharmHerstellung von medizinischen und zahnmedizinischen Instrumenten und Zubehör (NACE 2: 3250)

    2-10

    Psiliakos Hospital EquipmentHerstellung von medizinischen und zahnmedizinischen Instrumenten und Zubehör (NACE 2: 3250)

    2-10

    UnilensHerstellung von medizinischen und zahnmedizinischen Instrumenten und Zubehör (NACE 2: 3250)

    2-10

    Kyritsis Orthopedics

    Herstellung von medizinischen und zahnmedizinischen Instrumenten und Zubehör (NACE 2: 3250)

    2-10

    Quelle: ICAP CRIF, 2024

    Von Michaela Balis | Athen

  • Rahmenbedingungen

    Bürokratie, Zwangsrabatte und Zahlungsverzug führen zu Verzerrungen auf dem griechischen Medizintechnikmarkt. Beim Import und Vertrieb gelten die EU-Vorschriften.

    Rund 80 Prozent der Hauptabnehmer von Medizintechnikprodukten sind öffentliche und private Kliniken. Davon entfallen rund 70 Prozent auf öffentliche Krankenhäuser. Die übrigen 20 Prozent der Medizintechnikprodukte nimmt die Nationale Organisation für Gesundheitsdienstleistungen (EOPYY) in Anspruch, zum Beispiel über Verkäufe in Apotheken.

    Bürokratie und Zahlungsverzug gehören zum Alltag

    Branchenvertreter klagen über das öffentliche Beschaffungssystem für Medizintechnik, das trotz Reformen extrem bürokratisch bleibt. Die Lieferanten werden fast ausschließlich anhand ihres finanziellen Angebots ohne die Berücksichtigung technischer Standards ausgewählt. Das hat oft eine schlechtere Qualität und letztendlich höhere Kosten zur Folge. Anbieter bestehen bei den Ausschreibungsverfahren immer mehr auf die Einführung von Qualitätskriterien. 

    Die Anschaffungen in den öffentlichen Krankenhäusern finden zum größten Teil über die Nationale Zentrale Behörde für die Gesundheitsbeschaffungen statt (EKAPY). Die gemeinsamen Beschaffungen aller Krankenhäuser führen zu Verzögerungen und Engpässen und begünstigen Oligopole oder Monopole auf dem griechischen Markt, wenige Firmen bieten die gewünschten Mengen zu den niedrigsten Preisen. Immer noch gibt es jedoch vereinzelte Ausschreibungen pro Krankenhaus. Private Krankenhäuser verlangen bei Anschaffungen Angebote von mehreren Anbietern. 

    Zu den Problemen, mit denen die Medizintechnik- und Pharmalieferanten in Griechenland zu kämpfen haben, zählen immer mehr die verspäteten Zahlungen seitens der öffentlichen Krankenhäuser. Seit dem Ende der griechischen Wirtschaftskrise und der strengen Kontrolle seitens der Kreditgeber im Jahr 2018 steigen die Schulden der Krankenhäuser wieder enorm: Im September 2023 lagen sie bei 1,4 Milliarden Euro, etwa 370 Prozent über dem Niveau von Dezember 2018, informiert SEIV. 

    Um nicht kurzfristig eine langwierige bürokratische Aufstockung des Budgets zu beantragen, verlangen die Krankenhäuser von den Medizintechniklieferanten die Produkte ohne Vorkasse oder Rechnung zu liefern. Zu einem späteren Zeitpunkt - zwischen sechs Monaten und einem Jahr - begleichen die Krankenhäuser die Rechnungen nach einer Genehmigung der Ausgaben und Anschaffungen.

    Auch die Aufnahme neuer und moderner medizintechnischer Produkte stellt ein weiteres Problem dar, zumal sie häufig nicht rechtzeitig oder gar nicht in den Listen mit den Produkten der EOPYY aufgenommen werden.

    Rabatte und Rückzahlungen belasten Medizintechnikimporteure

    Große Probleme im Medizintechnikmarkt bestehen weiterhin aufgrund der nachträglichen Rabatte und Rückzahlungen im Rahmen der "Clawback-Klausel" (Gesetz 4447/2016, Artikel 34), die 2017 eingeführt wurde. Diese regelt, dass Importeure und Anbieter der Nationalen Organisation für Gesundheitsleistungen (EOPYY), also auch Medizintechniklieferanten oder private Dienstleister, für die Differenz aufkommen müssen, wenn das staatliche Budget für medizintechnische Produkte aufgrund der höheren Nachfrage überschritten wird. In einigen Fällen steigt das Clawback auf 70 Prozent des Umsatzes. Besonders betroffen davon sind Importeure, da diese Rückzahlungen an den Staat für Umsätze vornehmen, die über den Fachhandel und Apotheken getätigt wurden, also zu höheren Preisen als die, mit den die Importeure entlohnt werden.

    EU-Standards gelten auch in Griechenland

    Der Absatz von medizintechnischen Produkten erfolgt in Griechenland in der Regel über Handelsvertreter. Kontakte vermittelt unter anderem die Deutsch-Griechische Industrie- und Handelskammer (AHK Griechenland). Der griechische Verband der Medizintechniklieferanten (SEIV) unterstützt die Unternehmen der Branche und kann ebenfalls bei Informationen oder Kontaktanbahnung weiterhelfen. Gute Chancen zur Kontaktanbahnung gibt es auf der deutschen Medizintechnikmesse Medica in Düsseldorf, informiert SEIV.

    Informationen über Ausschreibungen können bei der Nationalen Zentralen Behörde für die Gesundheitsbeschaffungen (EKAPY) abgerufen werden.

    Zuständig für den Verkehr von medizintechnischen Produkten ist die Nationale Organisation für Pharmazeutika (EOF).

    Im innergemeinschaftlichen Warenverkehr der Europäischen Union (EU) sind die Regelungen des Umsatzsteuerkontrollverfahrens in der EU zu beachten. Informationen hierzu finden sich auf der Internetseite des Bundeszentralamtes für Steuern. Hinsichtlich der Normierung gelten die einschlägigen EU-Richtlinien (siehe etwa die Website des Deutschen Instituts für Normung e.V.).

    Die GTAI stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

    Von Michaela Balis | Athen

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