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Special | Indien | Smart Farming

Digitalisierung der Landwirtschaft in Indien

Noch wird in Indien überwiegend traditionelle Landwirtschaft betrieben. Es gibt jedoch erste Ansätze zur Digitalisierung des wichtigen Wirtschaftssektors. Das Potenzial ist groß.

Von Florian Wenke | Mumbai

  • Ziele: Transparenz, Effizienz und Einkommen steigern

    Moderne Technologie ist ein Baustein, um die Lage indischer Landwirte zu verbessern. Die Regierung hat diese wichtige Wählergruppe im Blick.

    Die Mehrheit der Landwirte in Indien betreibt traditionelle Landwirtschaft. Mehr als 85 Prozent der Bauern bewirtschaften Flächen mit einer Größe von weniger als 2 Hektar. Oftmals ist Realteilung der Grund für die kleinen und fragmentierten Flächen, die den Einsatz moderner Landmaschinen erschweren.

    Nach zuletzt erhobenen Angaben der National Bank for Agriculture and Rural Development (NABARD) betrug 2017 das durchschnittliche Einkommen von Landwirten umgerechnet gerade einmal 137 US-Dollar (US$) pro Monat. Zwar gab es einzelne Bundesstaaten wie Punjab oder Haryana, in denen Werte von 356 US$ beziehungsweise 284 US$ erreicht wurden, aber auch das ist kaum genug für größere Investitionen. Nur wenige der großen und wohlhabenderen unter ihnen können es sich daher leisten, moderne Technik einzusetzen. Der erste Schritt ist dabei die Mechanisierung. Investitionen im Bereich Smart Farming kommen oft erst danach. Die Digitalisierung der Landwirtschaft befindet sich daher noch ganz am Anfang. 

    Die Herausforderungen sind groß - die Digitalisierung könnte helfen

    Die oftmals prekäre wirtschaftliche Lage der Bauern ist nur eine der Herausforderungen, vor denen der Sektor steht. Der Klimawandel und das Wassermanagement stellen ebenfalls große Probleme dar und bedrohen die Existenzgrundlage vielen Landwirte. Bereits jetzt verändern sich wichtige Wetterphänomene wie der Monsun, und viele Regionen sind durch akuten Wassermangel bedroht. Auch die Übernutzung der begrenzten Ressource Boden und der unsachgemäße Einsatz von Düngemitteln (meist Überdüngung) sind problematisch. 

    Wie ein Vertreter eines deutschen Unternehmens anmerkte, befindet sich die indische Landwirtschaft gerade zusätzlich in einem Generationenwechsel. Junge Leute auf dem Land seien vielfach besser ausgebildet als ihre Eltern und Großeltern und zeigten teils deutlich geringeres Interesse an der Arbeit als Bauer. Dies führe dazu, dass künftig weniger Arbeitskräfte vorhanden seien, denn die Urbanisierung nehme zu. Auch dies stellt die Landwirtschaft vor Herausforderungen und erhöht den Druck, effizienter zu wirtschaften. 

    Die Digitalisierung der Landwirtschaft könnte Lösungen für diese vielfältigen Herausforderungen bieten.

    Die Regierung hat die Landwirtschaft im Blick

    Bereits 2016 gab die Regierung unter Premierminister Narendra Modi ihr Ziel bekannt, die Einkommen der 100 Millionen bis 140 Millionen Landwirte bis 2022 zu verdoppeln. 2018 wurde dann der Report des Committee on Doubling Farmers' Income (DFI) vorgestellt. Besonders im DFI Report Band XII geht es um Themen rund um den Einsatz moderner und digitaler Technologien. Allerdings sind die genannten Punkte eher allgemeiner Natur. 

    Anfang 2021 fand ferner eine Konferenz zur Zukunft der Landwirtschaft statt. Unter Mithilfe des Thinktanks NITI Ayog, des Ministry of Agriculture and Farmers’ Welfare sowie der Food and Agriculture Organization of the United Nations (FAO) wurde dort ebenfalls darüber nachgedacht, welche Rolle die Digitalisierung spielen kann, um den Sektor auf die Herausforderungen der Zukunft vorzubereiten. Die Publikation zu Science, Technology and Innovation geht ebenfalls recht allgemein auf die Möglichkeiten von beispielsweise Precision Farming oder Informations- und Kommunikationstechnik ein. 

    Laut Verfassung spielen die Bundesstaaten eine zentrale Rolle bei der Regulierung der Landwirtschaft und der entsprechenden Gesetzgebung. Daher existieren auch zahlreiche Strategiepapiere und Maßnahmenkataloge verwandter Einrichtungen sowie einzelner Bundesstaaten zur Einkommenserhöhung der Bauern. Auch darin wird bisweilen das Thema Digitalisierung gestreift. 

    Ziel der Empfehlungen und Maßnahmen ist fast ausschließlich eine Erhöhung der Einkommenssituation der Landwirte. Gleichzeitig soll die Produktivität der Bauern gesteigert werden. Aufgrund der indischen Geschichte spielt das Thema Versorgungssicherheit mit Nahrungsmitteln eine wichtige Rolle. Daher gilt es, durch die Landwirtschaft die Nachfrage an Nahrungsmitteln einer weiter wachsenden Bevölkerung zu decken. Zusätzlich möchte die Regierung die Agrarexporte stärken und den Sektor für die Herausforderungen der Zukunft fit machen.

    Von Florian Wenke | Mumbai

  • Agrarwirtschaft: Ein bedeutender Wirtschaftssektor

    Die Landwirtschaft spielt eine wichtige Rolle in Indien und erwirtschaftet Exportüberschüsse. Obwohl das Land als IT-Powerhouse gilt, befindet sich Smart Farming noch am Anfang.

    Der Agrarsektor ist von großer Bedeutung für die indische Volkswirtschaft und Gesellschaft. Der Subkontinent zählt zu den größten Lebensmittelproduzenten weltweit. Bei der Produktion landwirtschaftlicher Erzeugnisse wie Getreide (besonders Reis und Weizen), Obst und Gemüse sowie bei Milch und Milchprodukten liegt das Land mit an der Spitze.

    Eckdaten zur Landwirtschaft und Infrastruktur in Indien

    Indikator

    2020

    Einwohner (in Millionen)

    1.380

    Ackerfläche (in Millionen Hektar) 1)

    180

    Anteil der Landwirtschaft an der Entstehung des BIP (in Prozent) 2)

    17,7

    IMD Digital Competitiveness Ranking (Rang unter 63 untersuchten Ländern)

    48

    1) 2018; 2) 2019Quelle: United Nations; OECD; IMD World Competitiveness Center

    Trotz der enormen wirtschaftlichen Bedeutung und der beachtlichen Produktionsmengen hinkt der Sektor bei Effizienz und Verarbeitungstiefe im internationalen Vergleich hinterher. Die Landwirtschaft trägt weniger als ein Fünftel zum Bruttoinlandsprodukt bei, beschäftigt aber knapp 43 Prozent der Arbeitskräfte, so die Weltbank.  

    Produktion ausgewählter Agrargüter in Indien 2020/21 (in Millionen Tonnen) 1)

    Produkt

    Menge

    Zuckerrohr

    397

    Getreide

    279

      davon Reis

    120

      davon Weizen

    109

    Hülsenfrüchte

    24

    Ölsaaten

    37

    Baumwolle 2)

    37

    1) Zweite Prognose für das landwirtschaftliche Produktionsjahr 1. Juli bis 30. Juni; 2) Millionen Ballen zu 170 KilogrammQuelle: Ministry of Agriculture and Farmers Welfare

    Die Exporte übersteigen die Importe

    Exporte landwirtschaftlicher Erzeugnisse (inklusive Fischereiprodukte) waren eine der wenigen positiven Entwicklungen der indischen Wirtschaft im vergangenen Jahr. Das Minstry of Commerce and Industry meldet für das Finanzjahr 2020/21 (1. April bis 31. März) Ausfuhren in Höhe von 41,2 Milliarden US-Dollar (US$). Zu den wichtigsten Gütern gehörten Reis (inklusive Basmati) mit 8,8 Milliarden US$, Meeresfrüchte (6,0), Gewürze 4,0), Büffelfleisch (3,2) und Zucker mit 2,8 Milliarden US$. Wichtigste Zielländer waren die USA, China, Bangladesch, die Vereinigten Arabischen Emirate und Saudi-Arabien.

    Die Importe hatten mit 21,4 Milliarden US$ einen deutlich geringeren Wert. Mit 11,1 Milliarden US$ waren Pflanzenöle der mit Abstand größte Posten gefolgt von frischen Früchten (2,1) und Hülsenfrüchten mit 1,6 Milliarden US$. Wichtigste Lieferländer waren Indonesien, Malaysia und Argentinien. 

    Smart Farming steht noch am Anfang, hat aber Wachstumspotenzial

    Eine Studie des Beratungsunternehmens Ernst & Young vom August 2020 gibt das Marktpotential für Indien im Bereich AgriTech bis 2025 mit 24,2 Milliarden US$ an. Dabei unterteilt die Studie noch einmal nach allgemeinen Lieferketten, Marktplätzen und insbesondere der Vernetzung von Landwirten mit Kunden (12,0 Milliarden US$); Finanzdienstleistungen für Landwirte (4,1); Precision Farming (3,4); Qualitätsmanagement (3,0) und Lieferketten im Bereich der Input-Güter wie Saatgut oder Dünger (1,7 Milliarden US$). Laut den Experten werden derzeit nur 204 Millionen US$ genutzt - gerade einmal 1 Prozent. 

    Aktuell dominieren Unternehmen das Geschehen, die digitale Marktplätze (B2C, aber vermehrt auch B2B) schaffen. Die Landwirtschaft ist bekannt für ihr System mit zahlreichen Zwischenhändlern und Mittelsmännern. Digitale Lösungen versprechen hier eine größere Transparenz, die letztlich steigende Einkommen für Bauern ermöglichen soll. Wachstumspotenzial sehen die Analysten insbesondere im Qualitätsmanagement, im Precision Farming und bei maßgeschneiderten Finanzdienstleistungen für Landwirte. Im Gespräch betonte ein deutscher Experte, dass der heimische Sektor Potenzial  für den Einsatz des gesamten Spektrums an Lösungen aus dem Bereich Smart Farming biete. Insbesondere nannte er die Überwachung von Böden und Pflanzen mithilfe künstlicher Intelligenz, die technische Qualitätskontrolle und -bewertung von Agrarprodukten sowie die effiziente Bereitstellung von Landmaschinen als Einsatzmöglichkeiten.

    Regierungsprojekte zeugen ebenfalls davon, dass der Markt noch am Anfang steht. Vielfach geht es um die Bereitstellung von Geldern für Unternehmensgründer, um (digitale) Lösungen für die Landwirtschaft zu schaffen.

    Ausgewählte Projekte in Indien (Investitionen in Millionen US$) *)

    Projekt

    Investition

    Stand

    Projektträger

    Agriculture Infrastructure Fund (Fond zur Unterstützung der Modernisierung der Landwirtschaft)

    13.732

    Im August 2020 angekündigt

    Zentralregierung

    Nabventures; Tochter der National Bank for Agriculture and Rural Development (NABARD) mit Fokus auf Finanzierung von Start-ups im Agrarbereich

    96

    Bisher fünf Transaktionen abgeschlossen

    Zentralregierung

    National Agriculture Market online trading portal (eNAM); digitaler Marktplatz für Landwirte

    27

    Im April 2014 gestartet und seitdem sukzessive ausgebaut

    Zentralregierung

    Vereinbarung des Ministry of Agriculture und Microsoft India zur Förderung digitaler Landwirtschaft 100 Dörfern

    k.A.

    Absichtserklärung unterzeichnet

    Ministry of Agriculture und Microsoft India

    *) Umrechnungskurs der Federal Reserve Bank am 21. Mai 2021: 1 US$ = 72,81 i.R. Quelle: Recherchen Germany Trade & Invest

    IT zählt zu Indiens Stärken

    Beim Gedanken an Indien kommen vielen die Begriffe Callcenter oder Computeringenieur in den Sinn. Seit langem gilt das Land als Hochburg für Business Process Outsourcing (BPO) für Dienstleistungen aller Art, insbesondere im Bereich Informationstechnologie (IT). Das Indian Brand Equity Forum schätzt die Gesamtumsätze der Branche für das Finanzjahr 2020/21 auf rund 194 Milliarden US$ - etwa 45 Milliarden US$ davon werden in Indien selber erwirtschaftet. Diese Stärke kommt dem Subkontinent bei der Digitalisierung der Landwirtschaft zupass. 

    Im Digital Readiness Ranking 2020 des International Institute for Management Development (IMD) belegt Indien allerdings nur Rang 48 von 63 Ländern. Zwar bescheinigen die Experten des IMD dem Subkontinent gute Positionen beispielsweise im Hinblick auf die Anzahl mathematisch-naturwissenschaftlicher Absolventen und auf die Investitionen im Bereich Telekommunikation. Beim Blick auf die Anzahl der Internetnutzer und den Breitbandausbau ist, neben anderen Punkten, laut Ranking aber noch Luft nach oben. 

    Die Mobilfunktarife und mobile Daten zählen jedoch zu den günstigsten in der Welt. Hinzu kommt ein großes Angebot an Smartphones im unteren und mittleren Preissegment, sodass auch auf dem Land der Zugang zum Internet und damit digitalen Angeboten erleichtert wird. Das G5-Netz lässt aber weiterhin auf sich warten. Frühestens Anfang 2022 ist mit ersten Angeboten zu rechnen. Bis es auf dem Land so weit sein wird, dürfte es länger dauern. Dies erschwert natürlich den Einsatz smarter Maschinen und Dienstleistungen, denn dafür ist oft die Verarbeitung großer Datenmengen notwendig.  

    Von Florian Wenke | Mumbai

  • Marktstruktur: Start-ups spielen eine große Rolle

    Der Markt befindet sich noch im Aufbau. Die Gründungen haben in den letzten Jahren aber zugenommen, denn das Wachstumspotenzial ist groß. 

    Wie in vielen Bereichen der indischen Wirtschaft ist auch die Marktstruktur im Bereich Smart Farming und AgriTech kleinteilig und oft unübersichtlich. Hinzu kommt, dass viele Unternehmen ihre Produkte und Lösungen zuerst in regional begrenztem Rahmen auf den Markt bringen und Indien nicht als Gesamtmarkt betrachten. Dementsprechend sind es oftmals Regionen mit Nähe zu innovativen Regionen und starker Präsenz von Start-ups wie beispielsweise Bengaluru (Bangalore), Pune oder Gurugram, in denen neue Technologielösungen erprobt werden und zum Einsatz kommen. 

    Gründungen im Bereich AgriTech boomen

    Die Digitalisierung der indischen Landwirtschaft befindet sich noch in den Kinderschuhen. Dementsprechend sind fast alle Firmen, die sich mit Themen rund um AgriTech/Smart Farming befassen, erst wenige Jahre alt. Bereits 2019 berichtetet der Branchenverband der IT-Industrie - die National Association of Software and Services Companies (NASSCOM) - davon, dass eines von neun weltweit gegründeten AgriTech- Start-ups in Indien gegründet wird. Insgesamt zählte NASSCOM schon damals 450 derartige Unternehmen. Die auf den Start-up-Markt spezialisierte Informationsplattform Inc42 gibt die Zahl der AgriTech-Firmen für 2020 mit mehr als 1.000 an. 

    Ein deutscher Unternehmensvertreter nannte Indien aufgrund seiner Größe und durch die vielen Kleinbauern ein gutes Umfeld, um Technologien zu testen und zu prüfen, ob diese auch für andere Entwicklungs- und Schwellenländer relevant sein könnten. Als Beispiel mit Potenzial nannte er Anwendungen aus dem Bereich der Predictive Analytics, bei denen mithilfe moderner Technik wie künstlicher Intelligenz Analysen erstellt und dann Handlungsempfehlungen an den Landwirt gegeben werden etwa zum Einsatz von Düngemitteln oder Pestiziden.

    Die Mehrzahl der vorhanden Firmen befasste sich mit Themen rund um Lieferketten und die Schaffung effizienterer Märkte. Ziel dabei ist es, die Lieferketten durch Weglassen der Mittelsmänner effizienter zu machen. Ein deutscher Experte gab jedoch zu bedenken, dass hierbei oft lediglich die digitale Plattform als neuer und anonymer Mittelsmann anstelle der bisher vertrauten menschlichen Kontaktperson tritt. 

    Konkrete technische Lösungen für den Anbau, die Überwachung und die Verarbeitungen von Feldfrüchten sind bisher erst in relativ geringerer Anzahl im indischen Markt vorhanden.

    Übersicht zu ausgewählten AgriTech- Unternehmen in Indien *)

    Tätigkeitsschwerpunkt

    Unternehmen

    Marktplätze, Lieferketten

    NinjacartBijakCrofarmDeHaat; MeraKisan; Kisan Network; Otipy; Gramophone; AgroStar; Freshokartz; Big Haat; Agribuddy

    Precision Farming, Farming as a Service (FaaS); Software as a Service (SaaS)

    Fasal; CropIn; Aibono; AgNext; KrishiHub; FarmERP; Intello Labs; KHETHINEXT; EM3; SatSure; Oxen Farm Solutions; Trringo; FarMart; Agricx; neoInt; NanoGhanesh

    Finanzierung

    Jai Kisan; ergos; Samunnati; Krishi Trade

    *) Ohne Anspruch auf Vollständigkeit; Nennung bedeutet kein Fürsprechen; für einzelne Unternehmen ist auch eine Zuordnung in mehrere Bereiche möglichQuelle: Recherche Germany Trade & Invest

    Auch deutsche Firmen mischen im Markt mit. So gibt es ein Projekt der Europäische Weltraumorganisation (ESA) zur Nutzung von Satellitendaten für die Landwirtschaft mit deutscher Beteiligung. Unter Experten ebenfalls bekannt ist die Marktpräsenz von Peat über die App Plantix. Durch die App können Bilder von Pflanzen analysiert und beispielsweise Krankheiten erkannt werden. 

    Die Investitionen in den Sektor sind zuletzt gestiegen

    Start-ups mit Fokus auf die Landwirtschaft sind ein viel diskutiertes Thema, das auch interessierte ausländische Investoren auf den Plan ruft. In Indien selbst gibt es seit 2010 mit Omnovire sogar einen eigenen Venture-Capital- (VC-)Fonds mit Fokus auf die Land- und Ernährungswirtschaft. Omnivore hält Beteiligungen an zahlreichen Unternehmen aus Bereichen wie beispielsweise digitalen Märktplätzen, Pestizidmanagement oder Post-Harvest-Dienstleistungen.  

    Der India AgriFoood Investment Report 2020 der beiden Kapitalgeber Omnivore und AgFunder gibt für das Finanzjahr 2019/20 (1. April bis 31. März) Investitionen im Upstream-Bereich in Höhe von 312 Millionen US$ in 56 Transaktionen an. Dies war eine deutliche Steigerung gegenüber den 145 Millionen US$ und 46 Transaktionen aus dem Finanzjahr davor. Als Upstream bezeichnen die Autoren beispielsweise die Bereiche AgriTech, Farm Robotics, Farm Management Software und elektronische Marktplätze. Größte Einzelinvestition war dann auch die Serie-C- Finanzierungsrunde der Marktplattform Ninjacart mit 99 Millionen US$. Das Unternehmen arbeitet mit 40.000 bis 50.000 Landwirten zusammen und vernetzt diese mit Unternehmen wie Einzelhändlern oder Restaurants.   

    Anfang 2021 sorgten beispielsweise Investitionen in das Start-up CropIn für Aufsehen. Das junge Unternehmen aus Bangalore konnte sich in einer Finanzierungsrunde 20 Millionen US$ sichern. CropIn bietet "Software as a Service" (SaaS) an und nutzt künstliche Intelligenz, um unter anderem Landwirte beim Bewirtschaften ihrer Felder zu unterstützen.

    Von einem regelrechten Investitionshype könne bisweilen die Rede sein, so ein deutscher Experte. Getrieben durch viel vorhandenes Kapital werde momentan stark in Start-ups in der Landwirtschaft investiert. Leider werde dabei allzu oft nicht auf die Bauern selbst geachtet. Stattdessen habe die Mehrzahl der Unternehmensgründer nur den schnellen Exit im Kopf.   

    Drohnen beschäftigen Gründer und Investoren

    Eines der wichtigsten Themen, das Gründer von Start-ups im Agrarbereich momentan umtreibt, sind Geschäftsmodelle im Zusammenhang mit Drohnen. Dazu zählen beispielsweise die automatisierte Überwachung von Feldern. Auch ein deutscher Branchenkenner sprach davon, dass Drohnen derzeit ein viel diskutiertes Thema seien. Seiner Ansicht nach wird das Feld jedoch überschätzt, auch aufgrund der unübersichtlichen rechtlichen Lage.

    Bisher war die Nutzung von Drohnen nicht klar geregelt. Im März 2021 traten jedoch die Unmanned Aircraft System (UAS) Rules, 2021 in Kraft. Darin ist beispielsweise festgelegt, dass für Betrieb, Besitz, Bau und Import von Drohnen eine Genehmigung der Luftfahrtbehörde (Director General of Civil Aviation - DGCA) notwendig ist. Diese kann jedoch nur an indische Staatsbürger über 18 Jahre und an in Indien registrierte Unternehmen mit Geschäftssitz im Land ausgestellt werden. Das würde den Marktzugang von Anbietern aus dem Ausland erschweren. Wie sich die Umsetzung der neuen Regeln in der Praxis gestaltet wird, ist jedoch noch unklar. Lücken zwischen gesetzlichen Regelungen und der Realität sind in Indien nicht unüblich.

    Von Florian Wenke | Mumbai

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade & Invest

    Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

    AHK Indien
    (Indo-German Chamber of Commerce)

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Ministry of Agriculture and Farmers Welfare

    Bundesministerium

    Ministry of Electronics and Information Technology

    Bundesministerium

    Digital Platform for Farm Mechanization and Technology

    Teil des Ministry of Agriculture and Farmers Welfare

    CII – Jubilant Bhartia Food and Agriculture Centre of Excellence (CII-FACE)

    Initiative des Wirtschaftsverbandes Confederation of Indian Industry (CII)

    EIMA AGRIMACH INDIA

    Fachmesse

    KISAN Indian Agriculture Trade Fair

    Fachmesse

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