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Branche kompakt | Israel | Landwirtschaft

Israels Landwirtschaft braucht höhere Produktivität

Auch wenn Israel Agrartechnologie von Weltniveau zu entwickeln versteht, geht die landwirtschaftliche Erzeugung zurück. Mehr Effizienz und höhere Erträge sind strategisch wichtig.

Von Wladimir Struminski | Jerusalem

  • Markttrends

    Die landwirtschaftliche Erzeugung je Einwohner sinkt erheblich. Diesen Trend umzukehren ist die größte Herausforderung für den Agrarsektor. Die Importe nehmen kräftig zu. 

    Landwirtschaft steht vor großen Herausforderungen

    Die reale Wertschöpfung des Agrarsektors weist einen Abwärtstrend vor. Auch wenn diese Entwicklung nicht ohne Schwankungen verläuft, so ist sie auf längere Sicht klar zu erkennen: 2021 lag die landwirtschaftliche Wertschöpfung bei um 7,3 Prozent unter dem fünf Jahre zuvor erreichten Stand. Die Produktivität hält mit dem Bevölkerungswachstum nicht Schritt. Zwar ist die Landwirtschaft um höhere Produktivität bemüht, und zwar nicht ohne Erfolg. Dank eines schnellen Abbaus der Beschäftigtenzahl konnte die Wertschöpfung je Beschäftigten in der Zeitspanne 2017 bis 2021 um 9,5 Prozent beziehungsweise um durchschnittlich 1,7 Prozent pro Jahr zulegen. Allerdings reicht das nicht aus, um mit dem schnellen Bevölkerungswachstum Schritt zu halten. In dem Jahrfünft 2017 bis 2021 stieg die Zahl der Landesbewohner nämlich um 9,5 Prozent, sodass die landwirtschaftliche Wertschöpfung je Einwohner um 15,3 Prozent einbrach.

    Importe schnellen in die Höhe 

    Unter diesen Umständen nehmen die Agrarimporte kräftig zu. Allein 2021 stieg die Einfuhr von lebenden Tieren und Waren tierischen Ursprungs, Waren pflanzlichen Ursprungs sowie tierischen und pflanzlichen Fetten und Ölen (HS-Abschnitte I bis III) um 26,2 Prozent auf 5,2 Milliarden US-Dollar (US$). In dem Jahrfünft 2017 bis 2022 betrug das Importwachstum 57,1 Prozent. Im Jahr 2022 hielt die Importexpansion an. In den ersten zehn Monaten des Jahres belief sie sich gegenüber dem Parallelzeitraum des Vorjahres auf 23,1 Prozent.

    Dem Agrarsektor kommt strategische Bedeutung zu

    Allerdings will Israel seine Lebensmittelversorgung nicht zu stark auf Importprodukte umstellen. Angesichts der geopolitischen Risiken, denen es sich gegenübersieht, will das Land einen möglichst hohen Selbstversorgungsgrad mit Nahrung sicherstellen. Auch wenn der einheimische Agrarsektor keineswegs die gesamte Palette landwirtschaftlicher Produkte bereitstellen kann, so soll er die Nahrungssicherheit des Landes nach Möglichkeit erhöhen. Deshalb kommt der Landwirtschaft große strategische Bedeutung zu.        


    Von Wladimir Struminski | Jerusalem

  • Marktchancen

    Israel muss den technologischen Stand seiner Landwirtschaft anheben. Dabei kann die Hightech-Szene helfen. Ein großer Teil der Investitions- und Produktionsgüter wird importiert.

    Modernisierung dringend erforderlich

    Eine Steigerung der Agrarerzeugung ist nur durch Modernisierung und Intensivierung der landwirtschaftlichen Erzeugung zu erreichen. Eine Vergrößerung der landwirtschaftlichen Nutzfläche, die bei 13 Prozent des Staatsgebiets liegt, kann angesichts der hohen Besiedlungsdichte und konkurrierender Verwendungszwecke nicht vergrößert werden.

    Im Frühjahr 2022 kündigte die Regierung an, den Agrarsektor durch massive Förderung von Modernisierungsmaßnahmen zu unterstützen. Damit soll die Produktion ausgebaut und die Effizienz der Landwirtschaft gestärkt werden. Letzteres ist nicht nur mit Blick auf Selbstversorgung von Bedeutung. Vielmehr will die Regierung den Zollschutz, den die Landwirtschaft in erheblichem Maße genießt, zurückfahren und dadurch zur Senkung der Lebenshaltungskosten beitragen.

    Neue Technologien werden gefördert

    Laut dem Regierungsplan werden 2022 bis 2025 Fördermittel von umgerechnet rund 800 Millionen US$ für die Landwirtschaft bereitgestellt. Der Schwerpunkt der Förderung liegt auf neuen Technologien. Die wichtigsten Elemente sind Rationalisierung und Digitalisierung der landwirtschaftlichen Arbeitsabläufe sowie Stärkung der Forschung und Entwicklung inklusive des Einsatzes künstlicher Intelligenz.

    Grundsätzlich schafft der hoch entwickelte israelische Hightech-Sektor gute Voraussetzungen für einen Erfolg von Modernisierungsmaßnahmen. Auf bestimmten Gebieten, unter anderem Bewässerung und Präzisionslandwirtschaft, gehört Israel jetzt schon zu technologischen Weltspitze. Zudem spezialisiert sich das Land in hohem Maße auf künstliche Intelligenz und deren vielfältige Einsatzmöglichkeiten.

    Als ein Problem gilt allerdings eine konservative Einstellung zahlreicher Landwirte gegenüber dem technologischen Wandel. Deshalb ist vor allem das Landwirtschaftsministerium bemüht, modernen Agrartechnologien nicht nur durch Finanzmittel, sondern auch durch Schulungen und Pilotprojekte zum Durchbruch zu verhelfen.

    Landwirtschaft importiert Maschinen und Produktionsgüter

    Die Maschinen- und Ausrüstungsinvestitionen der israelischen Landwirtschaft lagen 2021 bei umgerechnet 529 Millionen US$. In realen Binnenpreisen nahmen sie gegenüber dem Vorjahr um 2,5 Prozent zu.

    Die jährlichen Investitionen zeichnen sich durch zum Teil starke Ausschläge aus. Insgesamt aber weisen sie einen positiven Trend auf. In dem Jahrfünft 2017 bis 2021 konnten sie um insgesamt 30,8 Prozent zulegen.

    Deutsche Anbieter auf dem Markt für Landtechnik erfolgreich

    Im Gegensatz zu anderen Wirtschaftssektoren investiert die Landwirtschaft mehrheitlich in einheimische Maschinen und Ausrüstungen. Der Grund dafür sind landesspezifische Bedürfnisse, denen die Investitionen Rechnung tragen müssen.

    So entfielen 2021 mit 74 Prozent nahezu drei Viertel aller Maschinen- und Ausrüstungsinvestitionen der Wirtschaft auf ausländische Erzeugnisse. Demgegenüber deckte die Landwirtschaft ihren Investitionsbedarf zu 69 Prozent mithilfe einheimischer Produkte.

    Neben Maschinen und Ausrüstungen importiert die israelische Landwirtschaft auch Produktionsgüter. Deutsche Anbieter erzielen besonders hohe Importmarktanteile im Bereich der Landtechnik. Im Jahr 2021 machte die Einfuhr von Traktoren aus Deutschland mit 23,3 Millionen US$ rund 39,6 Prozent der Gesamtimport dieser Warenposition aus. Bei anderen Landmaschinen lagen die deutschen Lieferungen bei 16,3 Millionen US$, was einem Importmarktanteil von 16,4 Prozent entsprach.

    Demgegenüber waren deutsche Hersteller im Bereich Agrochemie schwächer vertreten. So stammten mit 10,2 Millionen US$ rund 8,1 Prozent der Einfuhr von Pflanzenschutzmitteln aus der Bundesrepublik. Bei Düngemitteln stellte Deutschland mit 1,3 Millionen US$ nur 1,1 Prozent der Importe.

    Überdies importiert die israelische Landwirtschaft Produkte, die sich nicht nach der Verwendungsbranche aufschlüsseln lassen. Dazu gehören nicht zuletzt Mess- und Regeltechnik, Fördertechnik und Pumpen.

    Klimawandel erfordert Anpassungsmaßnahmen

    Eine große Herausforderung für die israelische Landwirtschaft stellt der Klimawandel dar. Das gilt umso mehr, weil der Anstieg der Durchschnittstemperaturen in der MENA-Region inklusive Israels deutlich schneller als der Weltdurchschnitt ist.

    Die steigenden Temperaturen werden in den kommenden Jahren weiterreichende Adaptationsmaßnahmen verlangen. So etwa muss der Pflanzenanbau in temperaturregulierten Gewächshäusern erheblich ausgebaut werden. Das könnte übrigens auch den Ertrag je Flächeneinheit deutlich steigern. Nötig ist zudem die Entwicklung von Saatgut, das auch bei höheren Temperaturen gedeihen kann.

    Die Erwärmung wird auch Maßnahmen in der Tierhaltung erfordern. Nicht zuletzt muss die Nutzung von Klimaanlagen in Ställen für die Rinderzucht und in Hühnerställen expandieren.

    Zahlreiche Kooperationsmöglichkeiten

    Israel bietet ausländischen, darunter auch deutschen Unternehmen zahlreiche Kooperationsmöglichkeiten. Nach Angaben der gemeinnützigen israelischen Hightech-Organisation Start-up Nation Central waren im Dezember 2022 insgesamt 412 Hochtechnologiefirmen im Bereich der Landwirtschaft tätig. Zwölf dieser Firmen befinden sich im Besitz ausländischer Unternehmen.

    Das israelische Landwirtschaftsministerium verfügt über eine eigene Forschungs- und Entwicklungseinrichtung, die Agricultural Research Organisation (ARO).

    Die ARO konzentriert sich insbesondere auf die Landwirtschaft in Trockengebieten und arbeitet mit zahlreichen ausländischen Partnern zusammen. Dabei spielen binationale Kooperationsfonds eine wichtige Rolle. Solche Fonds wurden mit Deutschland, dem Vereinigten Königreich, Frankreich, den Niederlanden und Italien gegründet.

    Von Wladimir Struminski | Jerusalem

  • Struktur der Landwirtschaft

    Der Agrarsektor trägt 1,1 Prozent zum BIP bei. Kollektive und genossenschaftliche Siedlungen sind wichtige Betriebsformen. Es gibt nicht genug einheimische Arbeitskräfte.

    Hohe Importquote

    Im Jahr 2021 betrug der Anteil der israelischen Landwirtschaft am israelischen Bruttoinlandsprodukt (BIP) 1,1 Prozent. Langfristig weist er einen leicht rückläufigen Trend auf. Mit 72.000 Arbeitnehmern und Selbstständigen entfielen auf den Agrarsektors 1,7 Prozent aller 2021 in Israel beschäftigten Personen.

    Die israelische Landwirtschaft leidet an einem akuten Mangel an einheimischen Mitarbeitern. Deshalb machten Israelis lediglich 44 Prozent aller in der Landwirtschaft tätigen Arbeitskräfte. Auf Beschäftigte aus den palästinensischen Autonomiegebieten entfielen 24 Prozent und auf Arbeitskräfte aus anderen Ländern 32 Prozent des Beschäftigungsstandes.

    Der Umsatz der Landwirtschaft belief sich 2021 auf umgerechnet 9,9 Milliarden US$. Die Agrarausfuhr betrug 1,5 Milliarden US$ während 8,3 Milliarden US$ auf dem Binnenmarkt abgesetzt wurden.

    Inklusive der Einfuhr von 5,2 Milliarden US$, erreichte die Marktversorgung 13,5 Milliarden US$. Die Importquote lag bei 38,5 Prozent.

    Kollektiv- und Genossenschaftssiedlungen wichtig

    In der israelischen Landwirtschaft herrschen drei Betriebsformen vor: Kollektivsiedlungen, Genossenschaftssiedlungen und private Betriebe. In Kollektivsiedlungen (Kibbuzim) erfolgen die Beschaffung, die landwirtschaftliche Produktion und der Absatz durch die Mitgliedergemeinschaft.

    Im Siedlungstyp der Genossenschaftssiedlung (Moshav) hat jedes Mitglied seinen eigenen Agrarboden. Allerdings kooperieren die Mitglieder bei der Beschaffung und dem Absatz der Agrarerzeugnisse.

    Obst und Gemüse beherrschen die Ausfuhr

    Im Jahr 2021 entfielen 57,3 Prozent des Agrarumsatzes auf den Ackerbau. Die wichtigsten Sparten waren Plantagen außer Zitrusfrüchten sowie Gemüse, Kartoffeln und Melonen. Auf diese beiden Positionen entfielen insgesamt 74 Prozent des mit Ackerbauprodukten erzielten Umsatzes.

    Im Bereich der Tierzucht, die mit 42,7 Prozent des gesamten Agrarumsatzes zu Buche schlug, dominierte die Geflügel- und Rinderzucht. Auf sie entfielen 85,6 Prozent des von der Tierzuchtbranche verbuchten Umsatzes.

    Israel verfügt über eine moderne und gut ausgebaute Nahrungsmittelindustrie. Im Jahr 2021 lag der Umsatz der Branche bei umgerechnet 25,5 Milliarden US$. Das entsprach 20,9 Prozent des Gesamtumsatzes der israelischen Industrie.  Im Jahr 2021 entfielen 38 Prozent des von der Landwirtschaft erzielten Umsatzes auf Verkäufe an die Nahrungsmittelindustrie.

    Getreide, Fleisch, Fische und lebende Tiere führend beim Import

    Die wichtigsten landwirtschaftlichen Exportgüter sind Obst, Gemüse, Ölsaaten und ölhaltige Früchte, Körner, Samen und Früchte, Pflanzen für industrielle, gewerbliche oder medizinische Zwecke sowie Stroh und Futter. Im Jahr 2021 stellten diese drei Kategorien 81 Prozent der Agrarausfuhr.

    Im Bereich der Importe dominierten Getreide, Fleisch, Fische und lebende Tiere. Diese Positionen machten 2021 insgesamt 59,7 Prozent der Einfuhr von Agrarprodukten.

    Ausländische Investitionen spielen in der israelischen Landwirtschaft keine Rolle. Nach den jüngsten verfügbaren Angaben des Zentralamts für Statistik war 2020 ebenso wie den beiden Vorjahren kein Bestand an ausländischen Direktinvestitionen in den Agrarsektor verzeichnet.

    Von Wladimir Struminski | Jerusalem

  • Lokale Zulieferer und Wettbewerb

    Israel produziert eigene Agrartechnik und Agrochemie. Allerdings bleibt die Landwirtschaft in hohem Maß auf importierte Investitions- und Produktionsgüter angewiesen.

    Israel stellt sowohl Maschinen und Ausrüstungen als auch Produktionsgüter für die landwirtschaftliche Erzeugung wie Dünge- und Pflanzenschutzmittel sowie Tierfutter her. Allerdings kann und will das Land keine Selbstversorgung anstreben. Daher werden solche Produkte auch importiert.

    Bei Düngemitteln wurde der Importmarkt 2021 von der Schweiz, der Russischen Föderation und Ägypten beherrscht. Wie sich der Krieg in der Ukraine auch die Bezüge aus Russland 2022 ausgewirkt hat, ist gegenwärtig statistisch nicht erfasst. Die Schweiz war 2021 das wichtigste Lieferland auch für Pflanzenschutzmittel, gefolgt vom Vereinigten Königreich und Spanien.

    Führende Lieferländer für Landmaschinen außer Traktoren waren 2021 Italien, Deutschland und die USA. Bei der Einfuhr von Traktoren belegte Deutschland Rang eins, gefolgt von der Schweiz und Italien.

    Israel ist auch bei der Entwicklung von Saatgut aktiv. Ein wichtiges Ziel ist dabei die Erhöhung des Bodenertrags. In den kommenden Jahren wird aber auch die Entwicklung von an den Klimawandel angepassten Saatsorten eine wichtige Rolle spielen.

    Von Wladimir Struminski | Jerusalem

  • Rahmenbedingungen

    Die Regierung bestimmt in hohem Maße über den Umfang landwirtschaftlicher Tätigkeit. Zugleich greift sie Landwirten mit Beihilfen und Schutzzöllen unter die Arme.

    Die Regierung übt durch eine Reihe von Instrumenten bestimmenden Einfluss auf die Landwirtschaft aus. Nicht zuletzt entscheidet sie, welche Böden der landwirtschaftlichen Nutzung vorbehalten bleiben. Diese Befugnis leitet sich aus der Tatsache ab, dass 93 Prozent aller Böden dem Staat gehören oder als öffentliches Eigentum von diesem verwaltet werden.

    Die landwirtschaftliche Nutzfläche ist relativ konstant und schwankt um die Marke von 2.900 Quadratkilometern. Das trägt wesentlich zum Erhalt der Landwirtschaft bei, indem vor allem eine Umwidmung von Agrarböden für Bauzwecke verhindert wird.

    Ferner teilt die Regierung der Landwirtschaft Wasserquoten zu und legt auch den Wasserpreis fest. Ein weiteres Instrument sind Subventionen für Erzeuger bestimmter Produkte sowie hohe Zollsätze, die die Einfuhr von Agrarprodukten zum Teil erheblich behindern. Zwar strebt die Regierung einen Abbau der Landwirtschaftsbeihilfen unter Schutzmaßnahmen an, doch ist der Weg bis dahin noch lang.

    Die GTAI stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

    Von Wladimir Struminski | Jerusalem

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    AHK Israel

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Ministry of Agriculture and Rural Development

    Landwirtschaftsministerium 

    ARO - Agricultural Research Organisation

    Forschungsorganisation des Landwirtschaftsministeriums

    Israel Innovation Authority

    Innovationsbehörde, fördert angewandte Forschung und Entwicklung

    Israel Farmers Federation (nur hebräisch)

    Dachverband des Agrarsektors 

    Agritech

    Fachmesse für Landwirtschaftstechnologie

    Von Wladimir Struminski | Jerusalem

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