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Wirtschaftsumfeld | Israel | Außenhandel

Israels Außenhandel hat mit Kriegsfolgen zu kämpfen

Die Importe Israels gingen 2023 stark zurück. Dabei wirkte sich der Gazakrieg noch nicht spürbar auf das Jahresergebnis aus. Umso deutlicher werden die Folgen 2024 zu spüren sein.

Von Wladimir Struminski | Israel

Die israelischen Warenimporte brachen im Jahr 2023 um 14,8 Prozent auf 91,8 Milliarden US-Dollar (US$) ein. In diesem Ergebnis spiegeln sich die Folgen des Krieges im Gazastreifen allenfalls in geringem Maß wider. Zwar verzögerten die Störungen der Handelsschifffahrt im Roten Meer die Ankunft vieler Schiffe in israelischen Seehäfen. Inwieweit kurzfristige Warenbestellungen im Ausland aufgeschoben wurden, ist nicht bekannt, doch wäre auch das eine mögliche Kriegsfolge. 

Bereits in den ersten neun Monaten waren die Einfuhren gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 14 Prozent geschrumpft. Im 4. Quartal, also faktisch zeitgleich mit dem am 7. Oktober ausgebrochenen Konflikt, lagen die Importe um 17,8 Prozent unter dem Stand des Vorjahreszeitraums. 

Der Konflikt wird sich 2024 stärker auf die Einfuhr auswirken

Insgesamt hatten diese Gründe jedoch keinen entscheidenden Einfluss auf das Gesamtjahresergebnis. Vielmehr trugen andere Faktoren wie die stark rückläufigen Importe von Treibstoffen und Rohdiamanten wesentlich zum Importrückgang bei. 

Bei den Brennstoffen dürften die im Vergleich zum Vorjahr gesunkenen Weltmarktpreise die Hauptursache für den Importrückgang gewesen sein. Diamanten werden fast ausschließlich zur Weiterverarbeitung und zum Export importiert. Die Einfuhr von Rohdiamanten hängt daher entscheidend von den Absatzmöglichkeiten für israelischen Diamantenschmuck auf dem Weltmarkt und nicht vom Inlandsmarkt ab.

Ein weiterer Grund dürfte die Abwertung des Neuen Schekels (NIS) sein, die Importe verteuerte. Im Jahresdurchschnitt verlor die israelische Währung 9 Prozent an Wert gegenüber dem US-Dollar. Damit war die US-Währung gegenüber dem Schekel so teuer wie seit 2016 nicht mehr.

Im Jahr 2024 dürften die Kriegsauswirkungen die Einfuhr stärker beeinträchtigen. Die wesentliche Ursache dafür ist die Dämpfung der Wirtschaftstätigkeit durch die Kriegssituation. So ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im 4. Quartal 2023 im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum um schätzungsweise real 3,5 bis 4 Prozent gesunken. 

Wegen zeitverzögerter Wirkung auf die Einfuhr wird der Rückgang der Wirtschaftsleistung die Importe hauptsächlich 2024 dämpfen. In realen Binnenpreisen prognostiziert die Zentralbank (Bank of Israel) einen Rückgang der zivilen Importe um 4 Prozent. 

Politische Faktoren könnten Importstruktur beeinflussen

Auch außenpolitische Faktoren könnten 2024 und darüber hinaus Israels Außenhandel beeinflussen – zumindest dessen Struktur. Dabei geht es vor allem um die Türkei und China. 

Das politische Verhältnis zwischen Israel und der Türkei ist seit Längerem angespannt, nicht zuletzt wegen der engen Beziehungen zwischen der Türkei und der Hamas-Bewegung. Allerdings wirkte sich diese Tatsache bisher nicht erkennbar auf die expandierenden Handelsbeziehungen zwischen den beiden Ländern aus. Die Türkei gehört zu den wichtigsten Lieferländern Israels. 

Der Überfall der Hamas auf Israel und die scharfe türkische Verurteilung der anschließenden israelischen Militärkampagne in Gaza heizten die Stimmung in der israelischen Öffentlichkeit allerdings an. Dies kam unter anderem in Aufrufen zum Ausdruck, Obst und Gemüse aus der überfallenen Südregion des Landes statt türkischer Produkte zu kaufen. 

Zwar machten Obst und Gemüse 2022 nur 2,2 Prozent der israelischen Wareneinfuhr aus der Türkei aus. Allerdings bleibt abzuwarten, ob die jetzige Verbraucherhaltung Breitenwirkung entwickelt. Die mit Abstand wichtigste Importposition im Handel mit der Türkei waren 2023 Metallwaren, gefolgt von Maschinen und Ausrüstungen, Baustoffen und Kfz.

Ein anderer Aspekt sind die Handelsbeziehungen zu China - Israels wichtigstem Lieferanten und einem bedeutenden Investor in die israelische Wirtschaft. Die wichtigsten chinesischen Produkte, die 2023 auf den israelischen Markt kamen, waren Maschinen und Ausrüstungen, Kfz und Metallprodukte.  

In Israel werden vor allem die engen Beziehungen zwischen China und dem Iran, mit dem Israel in langanhaltendem Konflikt steht, mit Sorge beobachtet. Nach dem Kriegsausbruch am 7. Oktober 2023 wurde diese Sorge noch größer. 

China nicht als feindselige Macht behandeln

Indessen warnte der israelische China-Experte Tuvia Gering davor, China - bei allen politischen Differenzen - als eine feindselige Macht zu behandeln. Die Erholung der israelischen Wirtschaft nach dem Gazakrieg hänge auch von den Handels-, Investitions- und Tourismusbeziehungen mit der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt ab. Zugleich aber, so Gering in einem Beitrag für die renommierte Tel Aviver Denkfabrik INSS, solle sich die israelische Wirtschaft nicht in überhöhtem Maß von Lieferungen aus China abhängig machen.

Herausforderungen auch für die deutsche Exportwirtschaft

Die israelischen Importe aus Deutschland sind laut israelischer Außenhandelsstatistik im Jahr 2023 um 7,9 Prozent auf 6,5 Milliarden US$ zurückgegangen. Damit konnte sie sich allerdings besser halten als die Gesamteinfuhren. Der deutsche Importanteil stieg von 6,6 Prozent im Jahr 2022 auf 7,1 Prozent. Die mit Abstand führende deutsche Lieferposition blieben, wie in den Vorjahren, Maschinen und Ausrüstungen, gefolgt von Transportmitteln.

Im Jahr 2024 wird die prognostizierte Importschwäche auch die deutsche Exportwirtschaft vor Herausforderungen stellen. Dabei dürfte die von der Zentralbank prognostizierte Investitionsschwäche der israelischen Wirtschaft von erheblicher Bedeutung sein. 

Exporte ebenfalls betroffen

Die israelischen Exporte gingen 2023 um 12,1 Prozent auf 63,8 Milliarden US$ zurück. Allerdings beschleunigte sich der Rückgang während des Krieges. Im 4. Quartal 2023 brachen die Warenexporte um 18 Prozent ein.

Für 2024 rechnet die Zentralbank mit stagnierenden Exporten zu realen Inlandspreisen. Eine Eskalation des Krieges würde jedoch die gesamtwirtschaftliche Produktion und damit die Exportfähigkeit weiter beeinträchtigen.

 

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