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Branche kompakt | Italien | Landwirtschaft

Innovationsdruck in der Landwirtschaft

Italiens Agrarunternehmen investieren in nachhaltige Energie, Wasserversorgung und Technologie. 

Von Oliver Döhne | Mailand

  • Markttrends

    Italien will seine Stärken wie Qualität, Herkunftsgarantie, nachgewiesene Inhaltsstoffe und umweltfreundliche Produktion besser ausspielen. 

    Anbau mit leichtem Rückgang

    Während der Pandemie hielt sich die italienische Landwirtschaft vergleichsweise gut, litt im Lauf von 2022 dann aber verstärkt unter den deutlich gestiegenen Preisen für Energie, Düngemittel und andere Vorprodukte/Betriebsmittel. Auch die ungewöhnlich hohen Temperaturen und die Wasserknappheit machten den Agrarbetrieben zu schaffen. Im 3. Quartal 2022 nahm die vom Branchendienst Ismea abgefragte, ohnehin gedämpfte Zuversicht der Landwirte noch einmal ab. Während sich die Viehzucht weiter positiv entwickelte ist die Produktion des Ackerbaus im Jahr 2022 wahrscheinlich gesunken. Italien war im Jahr 2021, gemessen am Produktionswert, mit rund 61 Milliarden Euro der zweitgrößte Agrarproduzent der Europäischen Union (EU) hinter Frankreich.

    Stärken in der nachhaltigen Produktion

    Trotz der Herausforderungen durch Klima, Kosten und struktureller Bremsfaktoren, wie fragmentierter Unternehmerlandschaft und Schwächen im Export, ist das Wachstumspotenzial grundsätzlich aber gut. Italiens Landwirte besitzen Stärken bei der nachhaltigen Qualitätsproduktion, die in der nächsten Periode der Gemeinsamen Europäischen Agrarpolitik 2023-27 (PAC) einen besonderen Schwerpunkt darstellt, was neue Wege für Finanzierungen eröffnen könnte.

    Ein wichtiger Bereich ist die Energieerzeugung aus nachhaltigen Quellen. Hier schafft Italien gerade rechtliche Definitionen, Rahmenbedingungen und Fördermöglichkeiten für die Agrarvoltaik, die im Verwendungsplan für die Europäischen Sondermittel des Recovery Fonds Italiens eine größere Rolle spielt. Neben Solaranlagen werden laut Marktexperten Biogasanlagen einen Aufschwung erfahren. Gegenüber dem Informationsdienst Ismea gaben im 3. Quartal 2022 rund 30 Prozent der befragten Landwirte an, im kommenden Jahr in die Energieversorgung investieren zu wollen, davon 42 Prozent in erneuerbare Quellen. Auch die Bewässerung bleibt eine Herausforderung und wird hohe Investitionen erfordern, da Italien eine sehr unregelmäßige natürliche Bewässerung besitzt und häufig von Trockenheit oder Überschwemmungen betroffen ist. 

    Herkunfts- und Inhaltszertifikate angesagt

    Ein wichtiger Schritt, das Potenzial der italienischen Landwirtschaft besser abzurufen und sich gleichzeitig vor den vielen Nachahmerprodukten (Italian Sounding) zu schützen, ist mehr nachweisbare Transparenz gegenüber dem Endverbraucher. Italien ist daher eine treibende Kraft innerhalb der EU und weltweit für mehr Zurückverfolgbarkeit von Inhaltsstoffen und Nahrungsmittelherkunft und insgesamt für Lebensmittelqualität und -sicherheit. Ein Instrument sind offizielle Zertifikate über die Herkunft von Produkten, bei denen Italien Weltmarktführer ist. Im Jahr 2021 waren laut dem Brancheninformationsdienst Ismea 845 italienische Produkte mit den von der EU anerkannten geschützten Herkunftszertifikaten DOC (Denominazione di origine protetta) und Igp (Indicazione geografica protetta) versehen, davon neben dem Wein auch 319 weitere Lebensmittel, und setzten rund 19,1 Milliarden Euro um, davon 10,7 Milliarden Euro im Ausland. Weltweit entfällt ein Viertel aller zertifizierten Lebensmittel auf italienische Waren. 

    Ein weiterer Trend ist es, Konsumenten besser über Inhaltsstoffe von Lebensmitteln zu informieren. Auf EU-Ebene setzt sich Italien gegen das von Frankreich vorgeschlagene Inhaltsstoff-Etikett Nutri-Score ein, das für zu allgemein gehalten wird. Stattdessen führte Italien 2020 das detailliertere Nutrinform Battery-Etikett im eigenen Land ein, das auch 2023 weiterläuft, und versucht, auch die EU in diese Richtung zu lenken. 

    Technologie für mehr Effizienz und Konsumentenschutz

    Für mehr Transparenz sollen auch digitale Instrumente sorgen, zum Beispiel bei der Zurückverfolgbarkeit über Blockchain. Besonders die süditalienischen Olivenölproduzenten leiden stark unter aus Nordafrika importiertem und über spanische Importhäfen oft illegal als EU-Produkt deklariertem Olivenöl.

    Auch das Interesse an digitalen Tools für die Datensammlung und -analyse steigt, um damit zum Beispiel die Auswirkung von Maßnahmen, Projekten und Förderprogrammen zu bewerten. Sensoren und Drohnen können zum Monitoring in der Wachstumsphase landwirtschaftlicher Erzeugnisse eingesetzt werden, künstliche Intelligenz für die Steuerung der Landmaschinen. Auch in der Bewässerung könnte Italien von fortgeschrittener, prognostizierender Technologie stark profitieren. 

    Vermehrt jüngere Akteure und Frauen 

    Noch immer sind italienische Landwirte unter den ältesten Europas. Aufgrund der meist kleinen, familiengeprägten Betriebe fällt der Übergang auf die nächste Generation schwer. Dennoch scheinen sich mit zunehmender Komplexität des Geschäfts und der zunehmenden Bedeutung digitaler Instrumente nach und nach mehr junge Akteure für die Landwirtschaft zu interessieren, darunter auch immer mehr Frauen. Dabei sehen sich die neuen Akteure nicht mehr nur als Landwirte, sondern als moderne Unternehmer, ein soziales Bild, das wohl erst noch Zeit braucht, bis es sich im traditionellen Italien vollständig durchsetzt. 

    Multifunktionale Betriebe

    Italiens Landwirte wollen zudem eine ihrer schon länger etablierten Stärken ausbauen, und sich neben dem Lebensmittelanbau und -verkauf auch gleichzeitig weiteren ergänzenden Tätigkeiten widmen. Dazu zählen die Energiegewinnung durch Biogas- und Biomasseanlagen, PV-Anlagen und nicht zuletzt auch dem für Italien typischen Agriturismo. Dieser umfasst, je nach Ausgestaltung, Restaurants, Übernachtungsmöglichkeiten, Degustationsveranstaltungen, Kurse, Ausritte, Exkursionen, Trekking und weitere Aktivitäten. Im Jahr 2021 erwirtschafteten sich landwirtschaftliche Betriebe so 1,2 Milliarden Euro dazu. Rund 63,3 Prozent aller Gemeinden beherbergten Agriturismus-Betriebe. Die Gesamtzahl lag bei etwa 25.390.

    Von Oliver Döhne | Mailand

  • Marktchancen

    Regierung und EU-Fonds fördern Nachhaltigkeit, moderne Produktion und Agrarlogistik.

    EU-Agrarpolitik legt Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit

    Als einer der größten Landwirtschaftsproduzenten Europas profitiert Italien auch stark von den diversen Förderprogrammen der Europäischen Union, darunter der besonders für Italien reichhaltig ausgefallene Aufbau- und Resilienzfazilität (Recovery Plan), aber auch die Fördermaßnahmen im Rahmen der kürzlich neu aufgelegten Gemeinsamen Europäischen Agrarpolitik. 

    Investitionen in die Landwirtschaft im Rahmen des Recovery Fonds bis 2026 (Wert in Millionen Euro)

    Investitionsfeld

    Ziele

    Wert

    Biomethan

    2,3 Mrd. cbm bis 2026, 300 Biogasbetriebene Traktoren

    1.623

    Agrisolarparks

    Solarzellen auf 4,3 Mio. qm Agrardächer, 0,43 GW

    1.500

    Agrovoltaik

    Solarzellen auf Agrarflächen, 1,04 GW

    1.099

    Wassernetz

    Intelligente Netze, digitale Zähler, Senkung der Wasserverluste

    900

    Bewässerung

    u.a. Einsatz digitaler Kontroll- und Messysteme, Abbildung des genauen Verbrauchs

    880

    Logistik

    Einsatz digitaler Instrumente, Zurückverfolgbarkeit, Lagerung

    800

    Agrartourismus/Kultur

    Instandsetzung historisch-landwirtschaftlicher Gebäude

    600

    Mechanisierung/Innovation

    Kaufanreize für 4.0 Agrartechnik, Precision Farming

    500

    Ländlicher Sozialbau

    Instandsetzung der Unterkünfte von Landarbeitern

    200

    Green Communities

    Integrierte Umwelt- und Energiekonzepte ländlicher Gemeinden

    135

    Quelle: Senato della Repubblica/Camera dei Deputati (2021)


    Der Bedarf an Investitionen in der italienischen Landwirtschaft ist hoch. Allerdings haben viele der vorrangig kleinen Agrarbetriebe nur einen begrenzten Zugang zu Kapital. Dies könnte sich bei einer möglichst sinnvollen Verwendung der hohen Mittel aus Europa zumindest tendenziell ändern. Zentrales Förderinstrument für Innovation waren bislang die Steuergutschriften bei der Anschaffung moderner Landtechnik im Rahmen der Initiative "Transizione 4.0". Deren Fördersatz sank 2023 gegenüber dem Vorjahr allerdings auf 20 Prozent und damit auf die Hälfte. Im Haushalt 2023 legte die Regierung Meloni einen neuen Fonds für die Lebensmittelautarkie (Fondo per la sovranità alimentare) auf, der in den kommenden drei Jahren jeweils 25 Millionen Euro bereitstellt, um Produktionskosten einheimischer Produzenten zu senken und die Lieferketten, auch in Krisenfällen, zu stützen. 

    Neues Feld Agrarvoltaik

    Auch wenn Italien selbst eine recht breit aufgestellte Zulieferindustrie für die Agrarwirtschaft besitzt, bestehen Chancen auch für deutsche Unternehmen. Mit Dynamik rechnen Branchenexperten unter anderem bei den Biogasanlagen, die in Zukunft eine größter Rolle in der Energieversorgung des Landes spielen sollen und künftig für mehr als nur Fahrzeugkraftstoff dienen soll. Auch der im Recovery Plan angestrebte starke Ausbau der Agrarvoltaik auf Ackerflächen und Gebäuden könnte Möglichkeiten bieten. Gegenüber Ismea gaben im 3. Quartal 2022 rund 30 Prozent der befragten Landwirte an, im kommenden Jahr in die Energieversorgung investieren zu wollen, davon 42 Prozent in erneuerbare Quellen. In Erwartung eines Förderdekrets, fehlt es derzeit noch an einer genauen Definition, was genau unter den Begriff Agrarvoltik fällt und wie diese die Agrarproduktion beeinflusst. Im Test sind verschiedene Technologien. Erste Anlagen hat das Unternehmen Rem Tec bei Mantua erstellt.

    Landtechnik aus Deutschland 

    In der Landtechnik lagen Absatz, Produktion und Import jeweils unter dem Rekordjahr 2021, aber laut Branchenverband Ferderunacoma auf gutem Niveau, deutlich über den Jahren vor 2021. Der Bedarf ist laut Verband hoch, auch wenn die diversen globalen Unsicherheiten die Planungen der Betriebe beeinträchtigten. In den ersten neun Monaten 2022 importierte Italien Traktoren (SITC 722) im Wert von 548,8 Millionen Euro und weitere Landtechnik (SITC 721) für 937,3 Millionen Euro, wobei Deutschland in beiden Kategorien wichtigster Lieferant war. 

    Der Düngemittelimport (SITC 562) nahm selbst gegenüber 2021 in den ersten neun Monaten 2021 auf über 1,1 Milliarden Euro zu, was aber in erster Linie an den gestiegenen Preisen lag. Deutschland überholte hier aber Russland und war der drittwichtigste Lieferant nach Ägypten und Belgien. Bei Saatgut besteht großes Interesse an der Entwicklung von New Breeding Techniques (NbT), die in Italien unter dem Begriff Tecnologie di evoluzione assistita (TEA) laufen.

    Großes Interesse an Agrikultur 4.0

    Das Interesse an Digitalisierung ist in der italienischen Landwirtschaft hoch. Nach offiziellen Zahlen des Statistikamtes investierten in den vergangenen Jahren rund 10 Prozent aller Agrarbetriebe in relevante Innovationen, insbesondere in die Mechanisierung, Saat- und Anbausysteme sowie für die Landbearbeitung und Bewässerung. Sechs von zehn innovativen Betrieben haben mindestens eine 4.0-Anwendung im Einsatz, vier von zehn zwei Anwendungen. Das ergab die Studie Smart Agrifood des Politecnico Mailand, die den Branchenumsatz 2021 auf etwa 1,6 Milliarden Euro schätzt, 23 Prozent mehr als im Vorjahr. Bereits 6 Prozent von Italiens landwirtschaftlich genutzter Fläche ist mit digitalen Instrumenten bestückt. Wichtigste Anwendungen sind verbundene Maschinen (rund 47 Prozent des Branchenumsatzes), Distanz-Kontroll- und Monitoring-Instrumente (35 Prozent) sowie Software (6 Prozent). Roboter und Drohnen sind bislang noch so gut wie gar nicht im Einsatz, stellen aber einen Meilenstein beim nächsten Schritt dar.  

    Zusätzlich zu den Mitteln aus Europa stellte die neue Regierung unter Giorgia Meloni in den Haushalt 2023 für die kommenden Jahre 225 Millionen Euro in einen Digitalisierungsfonds der Landwirtschaft (Fondo della digitalizzazione agricola) ein, der Anreize für einen effizientere Wassereinsatz, Roboter- und Sensoreinsatz sowie für weniger Pestizide setzt mittels digitaler Instrumente. 

    Von Oliver Döhne | Mailand

  • Struktur der Landwirtschaft

    Italiens Betriebe sind eher klein, aber dennoch oft multifunktional, nachhaltig und qualitativ aufgestellt. 

    Kleine Betriebe, große Tradition

    Die Landwirtschaft spielt im traditionsorientierten Italien eine wichtige Rolle. Gutem Essen von hoher Qualität kommt eine besondere Bedeutung zu. Entsprechend groß ist auch das Interesse, wo und wie die Grundstoffe produziert wurden. Noch heute herrschen in vielen Landesteilen kleinere Betriebe vor, die sich aus der Selbstversorgung langsam dem regionalen Handel geöffnet haben und nun auch weitere Kreise ziehen wollen. Mit über 1 Million Arbeitskräften ist die Landwirtschaft ein wichtiger Arbeitgeber. Viele der kleinbäuerlichen Betriebe haben Probleme beim Generationsübergang. Die Fragmentierung der Unternehmerlandschaft ist groß, die vertikale Integration entsprechend niedrig.

    Die Herkunft der wichtigsten landwirtschaftlichen Inhaltsstoffe in Lebensmitteln spielt bei den Konsumenten eine zunehmende Rolle. Auch 2023 ist diese für die Hauptbestandteile auf der Verpackung anzugeben. Viele Produzenten versuchen daher verstärkt mit Made-in-Italy als Kaufargument zu werben. 

    Italien ist ein größerer Produzent von Wein/Prosecco, Weintrauben, Gemüse (unter anderem Mais, Zucchini, Auberginen, Tomaten, Kartoffeln), Obst/Früchten (Äpfel, Orangen, Klementinen, Kiwis), Getreide (Hart- und Weichweizen, Gerste), Ölfrüchten (Oliven, Soja) sowie von Fleisch- und Milchprodukten.

    Eckdaten zur Landwirtschaft in Italien

    Kennziffer

    2021

    Einwohner (Mio.)

    59,2

    Ackerfläche (Mio. ha)

    12,8

    Anteil der Landwirtschaft an der Entstehung des BIP (in %)

    2,2

    Exporte Agrargüter in Mrd. Euro (SITC 0)

    35,2

    Quelle: ISTAT 2022

    Die meisten Landwirtschaftsbetriebe sind in Kooperativen (Cooperative Agricole), Verbänden (Associazioni), Unternehmernetzwerken (Reti die Imprese) oder Produzentenorganisationen (Organizazzioni di produttori) zusammengeschlossen. Besonders die Kooperativen und Produzentenorganisationen dienen vielen Höfen auch als Abnehmer. Insgesamt rund 32 Prozent des Vertriebs erfolgen so, insbesondere in der Milchwirtschaft und im Weinbau. 

    Viele Betriebe sind zunehmend multifunktional aufgestellt, das bedeutet sie sind neben der landwirtschaftlichen Produktion auch in den Bereichen Energie (Biogasanlagen, PV), Kreislaufwirtschaft, Tourismus/Gastronomie und Didaktik aktiv. 

    Betriebe in der Hand von Ausländern machten laut dem Verband Unioncamere im Jahr 2022 rund 3 Prozent aller Agrarfirmen aus. 

    Wichtige Agrarbetriebe in Italien (Auswahl; Umsatz in Millionen Euro)

    Name 

    Geschäftsfeld

    Umsatz 2021

    Gruppo Veronesi (AIA, Negroni und Veronesi)

    AIA und Negroni (Lebensmittel Fleisch) 

    Veronsesi (Futtermittel)

    3.127

    Agricola Tre Valli Coop

    Fleisch

    2.264

    AVI COOP

    Geflügelsektor 

    596

    VOG Consorzio

    Apfel

    415

    Azienda agricola Fileni

    Geflügelsektor, Biofleisch

    379

    Granlatte Coop (Granarolo)

    Milch

    307

    Consorzio Casalasco

    Tomate

    306

    Alcar Uno

    Schweinefleisch 

    304

    Melinda Consorzio

    Apfel

    302

    Pro Sus- Cooperativa produttori Suini

    Schweinefleisch

    160

    Progeo Coop

    Getreide

    255

    Apofruit Italia

    Obst

    267

    Quelle: Unternehmensangaben, Recherchen von Germany Trade and Invest 2022

    Noch zahlreiche Bremsfaktoren

    Aufgrund der Struktur des Landwirtschaftssektors mit mehrheitlich kleinen Betrieben und eines laut Kritikern nicht ausreichend auf die Landwirtschaft zugeschnittenen finanziellen Instrumentariums der Banken klagen viele Agrarfirmen über finanzielle Engpässe. So können sie oft, trotz des großen Interesses an neuer Technologie, nicht ausreichend in modernes Equipment investieren. Das ist besonders tragisch, da die Zukunft des Agrarstandorts Italien in Richtung Spezialisierung und Präzision geht und laut Experten erst rund 15 Prozent des bebaubaren Landes für Früchte beispielsweise zufriedenstellend mechanisiert ist. Eine Verbesserung könnte die Ausweitung des Europäischen Agrarfonds für die rurale Entwicklung bringen. Für einen verstärkten Einsatz von moderner Agrotechnik muss auch das Telekommunikations- und Datennetz im ländlichen Raum ausgebaut werden.

    Lebensmittelverarbeitung ausbaufähig

    Italien verfügt über eine recht breit aufgestellte Lebensmittelindustrie, die jedoch, gemessen an der Wertschöpfung, hinter Ländern wie Frankreich und Deutschland zurückbleibt. Die meisten Firmen sind in der Teigwaren- und Gebäckindustrie, der Ölproduktion, der Milchwirtschaft, der Gastronomie und im Foodservice tätig. Die meisten Beschäftigten zählt die Milchwirtschaft, gefolgt von der Obst- und Gemüseverarbeitung und der Fleischverarbeitung. Auch beim Umsatz liegt die Milch- und Käsewirtschaft vorne, gefolgt von der Obst- und Gemüseverarbeitung, der Fleischverarbeitung und der Weinproduktion. Die höchste Wertschöpfung erzielen die Milchwirtschaft, die Gemüse- und Obstverarbeitung, die Gastronomie, die Schokoladen- und Süßwarenindustrie, die Teigwaren- und Gebäckindustrie sowie die Weinindustrie und die Fleischverarbeitung. 

    Von Oliver Döhne | Mailand

  • Lokale Zulieferer und Wettbewerb

    Italien produziert selbst Landtechnik, Agrarchemikalien und Saatgut, importiert aber gleichzeitig auch größere Posten aller Kategorien. 

    Italien ist der drittgrößte europäische Produzent von Landmaschinen und erwirtschaftet mit ihnen laut Fachverband Federunacoma einen Jahresumsatz von rund 14 Milliarden Euro, davon 3,4 Milliarden Euro mit Komponenten und 1 Milliarden Euro mit Wartung. Mehr als die Hälfte des Umsatzes erzielen die italienischen Hersteller im Ausland. Bei kleineren Traktoren, die in Italien aufgrund der hügeligen Topografie und der kleinen Betriebe besonders gefragt sind, dominieren einheimische Hersteller, zum Beispiel Carraro, Goldoni, Landini, SAME, Valpadana, Argo, sowie New Holland Agriculture, an dem die Agnelli-Familie (Fiat) beteiligt ist. Auch bei Pflugmaschinen sind erfolgreiche inländische Unternehmen auf dem Markt, darunter Maschio Gaspardo, Merlo und Berti. Dennoch importiert Italien auch Landtechnik. 

    Italien besitzt die drittgrößte chemische Industrie Europas, allerdings machen Agropharmaka nur 1,8 Prozent und Düngemittel nur 2,8 Prozent der Produktion aus. Die 51 Mitglieder des Verbands der nationalen Düngemittelhersteller (Assofertilizzanti), darunter auch BASF und K+S, erzielen einen Jahresumsatz von etwa 950 Millionen Euro. Gute Expertise besitzt Italien bei chemiefreien Düngemitteln/Spezialdünger (Biostimolanti), unter anderem mit der Firma Biolchim, die rund 4 Prozent des Weltmarktes innehat.

    Von Oliver Döhne | Mailand

  • Rahmenbedingungen

    Im europäischen Kontext gelten die gemeinschaftlichen Regeln der Europäischen Union. In der Regel ist mit keinen unerwarteten Handelshemmnissen zu rechnen. 

    Landwirtschaftlich nutzbarer Landerwerb für Ausländer ist möglich, für EU-Bürger bestehen keine Beschränkungen. Zur Ermittlung der anfallenden Steuern sollte aber ein Experte hinzugezogen werden. 

    Die Hersteller und Importeure von Düngemitteln müssen sich jedes Jahr erneut bei Registro Fertilizzanti registrieren. 

    Im innergemeinschaftlichen Warenverkehr der Europäischen Union (EU) sind die Regelungen des Umsatzsteuerkontrollverfahrens in der EU zu beachten. Informationen hierzu finden sich auf der Internetseite des Bundeszentralamtes für Steuern. Hinsichtlich der Normierung gelten die einschlägigen EU-Richtlinien (siehe etwa Deutsches Institut für Normung e.V.).

    Die GTAI stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

    Von Oliver Döhne | Mailand

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    AHK Italien

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    MIPAAF- Ministero dell'agricoltura, della sovranità alimentare e delle foreste

    Landwirtschaftsministerium

    Ministero delle imprese e del made in italy

    Ministerium für Unternehmen und Made in Italy (Wirtschaftsministerium)

    CREA- Consiglio per la Ricerca in Agricoltura e l'analisi dell'Economia Agraria

    Rat für landwirtschaftliche Forschung

    Federunacoma

    Fachverband der Landmaschinenhersteller

    ISMEA- Istituto di Servizi per il Mercato Agricolo Alimentare

    Dienstleister für den Agrarlebensmittelmarkt

    AGEA- Agenzia per le Erogazioni in Agricoltura

    Koordinations- und Zahlstelle für die Auszahlung von EU-Mitteln an Landwirtschaftliche Erzeuger

    SINAB- Sistema d'informazione nazionale sull'agricoltura biologica

    Nationales Informationssystem zum ökologischen Landbau

    AIAB- Associazione Italiana per l'Agricoltura Biologica

    Italienscher Verband für ökologischen Landbau

    National Tecnology Agrifood Cluster CL.A.N.

    Cluster

    Fieragricola Tech

    Internationale Landwirtschaftsmesse, 31. Januar bis 3. Februar 2024, Messe Verona

    SANA

    Internationale Ausstellung für Naturprodukte, Ernährung, 7. bis 10. September 2023, Messe Bologna 

    CIBUS

    Internationale Nahrungsmittelausstellung, 29. bis 30. März 2023, Messe Parma

    Agrilevante

    Internationale Ausstellung für Landtechnik, Oktober 2023, Bari

    APIMELL

    Internationale Fachmesse für Imkerei, PiacenzaExpo 3. bis 5. März 2023

    SIAN

    Internetportal

    Agrinotizie 

    Internetportal

    Agrifood.Tech

    Fachzeitschrift

    Von Oliver Döhne | Mailand

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