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Branchen | Italien | Möbel

Italiens Möbelindustrie soll 2024 wieder wachsen

Italienische Möbelhersteller genießen international hohes Renommee. Wichtige Trends sind Nachhaltigkeit und die Entwicklung neuer Materialien. Es droht jedoch ein Fachkräftemangel.

Von Torsten Pauly | Mailand

Der Umsatz der italienischen Möbelhersteller soll 2024 um 4,5 Prozent steigen. Dies meldet der Verband FederlegnoArredo. Beim Export erwartet der Verband sogar ein Wachstum von 8,5 Prozent. FederlegnoArredo vertritt Produzenten von Wohn-, Küchen- und Badmöbeln sowie von Holzinterieur. Im Jahr 2023 erreichte der Umsatz der Mitgliedsunternehmen einen Wert von 52,7 Milliarden Euro. Daran hatte der Auslandsabsatz einen Anteil von 38 Prozent.

Im Jahr 2023 war der Branchenumsatz, vor allem aufgrund geringerer Verkäufe im Inland, um 7,8 Prozent gesunken. Den Rückgang führt FederlegnoArredo auf einen realen Kaufkraftverlust durch die hohe Inflation in Italien zurück. Gestiegene Zinsen verteuern zudem Anschaffungen auf Kredit. Dies gilt auch für wichtige Auslandsmärkte. Dort punkten italienische Hersteller mit innovativem Design und hochwertiger Ausführung. Die Möbel sind jedoch oft hochpreisig.

Hersteller setzen auf Nachhaltigkeit

Italiens zweitgrößter Möbelhersteller Saviola investiert von 2021 bis 2025 insgesamt 239 Millionen Euro, um seine Materialien und Produktion nachhaltiger zu gestalten. Insgesamt hat die italienische Möbelindustrie 2021 laut Eurostat 786 Millionen Euro investiert (Deutschland: 905 Millionen Euro). Dabei erfasst Eurostat die NACE-Kategorie C310 "Herstellung von Möbeln".

Laut einer Umfrage von FederlegnoArredo setzten 2023 bereits 96 Prozent der Mitglieder auf nachhaltige Materialien. Rund 70 Prozent haben in Energieeffizienz investiert. Stark an Bedeutung gewinnen nachhaltige Materialien wie Bambus, Hanf, Holz nach FSC-Zertifizierung, recycelte Kunststoffe sowie Textilien auf Basis biologischer oder wiederverwerteter Agrarprodukte. Auch die italienische Chemieindustrie entwickelt derzeit zahlreiche neue Produktionsanlagen für Erzeugnisse aus Abfall.

FederlegnoArredo hat das Programm FLA Plus aufgelegt. Dieses unterstützt die Mitglieder bei der Selbstevaluierung ihrer Nachhaltigkeitsmaßnahmen durch Beratung und über eine digitale Plattform. Der Verband hat zudem das Tool Tecla (Tool per l’economia circolare nel legno-arredo) entwickelt, das den Unternehmen die Erfassung und Verbesserung ihrer Kreislaufwirtschaft ermöglicht.

Neue Materialien ermöglichen neues Design

Weitere neue Werkstoffe gewinnen in Italiens Möbelindustrie stark an Bedeutung. Ein wichtiger Trend ist der Einsatz von Laminam, einer dünnen Keramikfläche, die an Möbeln, Wänden und auf Böden Feinsteinzeug ersetzen kann. Ein weiteres innovatives Material für Innenausstattungen ist Fenix, ein mattes, weiches Verkleidungsmaterial auf Acrylharz-Basis. Eine innovative, kostengünstige Alternative zu Holztäfelungen ist Melamin, ein neues, widerstandsfähiges Verkleidungsmaterial aus Mineralstoffen.

Fachkräftemangel droht

Viele italienische Hochschulen sind in der Forschung und Lehre von Möbeldesign international führend. Das Istituto Europeo di Design hat Standorte in Rom, Mailand, Turin, Florenz, Venedig und Cagliari. Weitere vier Institute sind in Mailand ansässig: das Politecnico di Milano, die Nuova Accademia di Belle Arti, die Domus Academy und das ISAD-Institut. Renommiert sind auch die Accademia Italiana in Florenz und Rom sowie das Istituto d’Arte Applicata e Design in Turin und Bologna. Im Umfeld dieser Hochschulen entstehen auch zahlreiche Start-ups.

Laut einer Umfrage des Verbandes FederlegnoArredo wollen die Mitglieder zwischen 2021 und 2025 etwa 15.000 Arbeitsplätze schaffen. Trotz der guten Hochschulen erwarteten die Unternehmen Schwierigkeiten bei der Besetzung vieler Stellen. Dies betrifft Designer, Produktions- und Vertriebsleiter, aber auch Handwerker und Facharbeiter. In Italien gibt es keine landesweite duale Ausbildung. Herausforderungen sind insbesondere Kenntnisse in Umwelt- und digitalen Technologien. Ab 2025 werden Abschlüsse im neuen Berufsbild "Manager für grünen Wandel" möglich. Insgesamt beschäftigt der Sektor laut Verband etwa 307.000 Mitarbeiter.

Viele Möbelcluster sind in Norditalien zu finden

Regional konzentriert sich die italienische Möbelindustrie in den nördlichen Landesteilen. In der Autonomen Region Friaul gibt es Cluster in Udine und in Pordenone. Zentren in Venetien sind Vicenza und Treviso und in der Lombardei das Gebiet um Monza und Brianza. In der Emilia Romagna ist Forlì ein wichtiger Standort. Es gibt aber auch in südlicheren Regionen Möbelcluster, so in Pesaro in den Marken und in Bari sowie Matera in Apulien.

Die Branche dominieren kleine und mittlere Unternehmen. Die Produktivität ist sehr hoch. Im Jahr 2022 hat ein Beschäftigter in der italienischen Möbelindustrie (NACE-Kategorie C310) laut Eurostat einen Nettoumsatz von 212.000 Euro erwirtschaftet (Deutschland: 165.000 Euro). Die führenden Hersteller sind fast alle in inländischer Hand.

Größte italienische MöbelproduzentenUmsatz in Millionen Euro
Unternehmen

Umsatz 2022

Friuli Intagli Industries

938

Saviola Holding

872

Poltronesofa

618

Haworth Italy Holding

570

Frati Luigi

494

Natuzzi

468

Molteni

465

Fantoni Group

394

Quelle: Mediobanca 2024

Deutschland ist zweitwichtigster Lieferant

Italien hat 2023 Möbel der SITC-Position 82 im Umfang von 3,1 Milliarden Euro eingeführt. Das waren 4,4 Prozent weniger als 2022. Deutsche Hersteller lagen bei diesen Importen 2023 hinter China auf Rang zwei. Dennoch gab es aus deutscher Sicht ein Importdefizit von 616 Millionen Euro.

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Italienisch-deutscher Außenhandel mit Möbelnin Millionen Euro; Veränderung in Prozent
Segment (SITC-Position)

Italienischer Import 2023

Veränderung 2023/2022

Italienischer Export 2023

Veränderung 2023/2022

Möbel insg. (82), davon

503

24,8

1.119

-5,0

  Sitzmöbel (821.1)

148

16,2

333

-6,3

  Bettmöbel (821.2)

32

17,5

33

16,8

  andere Metallmöbel (821.3)

66

4,6

102

-17,3

  andere Holzmöbel (821.5)

167

32,5

277

0,1

  andere Möbel aus sonstigen Stoffen (812.7)

5

4,5

54

14,9

  Teile für Möbel (812.8)

85

55,7

320

-7,8

Quelle: Istat 2024

Italienische Möbelhersteller erzielen hohe Exporterlöse

Weltweit haben italienische Produzenten 2023 Möbel im Wert von 12,1 Milliarden Euro exportiert. Der positive Außenhandelssaldo belief sich auf 9 Milliarden Euro. Wichtigster Auslandsmarkt war Frankreich, gefolgt von den USA und Deutschland.

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Italienischer Außenhandel mit Möbeln weltweitin Millionen Euro; Veränderung in Prozent
Segment (SITC-Position)

Import 2023

Veränderung 2023/2022

Export 2023

Veränderung 2023/2022

Möbel insg. (82), davon

3.119

-4,4

12.103

-4,0

Sitzmöbel (821.1)

1.222

-12,7

4.142

-3,1

Bettmöbel (821.2

316

0,7

296

-9,7

andere Metallmöbel (821.3)

382

-7,6

1.012

-0,3

andere Holzmöbel (821.5)

756

9,3

3.958

-3,6

andere Möbel aus sonstigen Stoffen (812.7)

66

-17,7

742

-1,2

Teile für Möbel (812.8)

377

3,3

1.953

-8,5

Quelle: Istat 2024

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