Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Branche kompakt | Italien | Automobilsektor

Klimafreundliche Antriebe auf dem Vormarsch

Italiens Kfz-Branche ist exportorientiert und erzielt hohe Ausfuhrüberschüsse. Die Umstellung auf Elektromodelle geht voran, die Ladeinfrastruktur ist jedoch noch sehr weitmaschig.

Von Torsten Pauly | Mailand

  • Markttrends

    Italienische Marken haben eine starke Position, sowohl bei Pkw als auch bei Nfz. Bei der Entwicklung selbständigen Fahrens kooperieren Industrie und Forschungseinrichtungen.

    9,5 Milliarden Euro

    fließen in zwei Fertigungsanlagen für Batteriezellen.

    Absatz profitiert von Förderungen für klimafreundliche Antriebe

    Im Jahr 2022 gingen die Neuzulassungen in allen Segmenten um 9,8 Prozent zurück. In den ersten drei Quartalen 2023 ist jedoch wieder ein starkes Zulassungswachstum zu verzeichnen. Von Januar bis September gab es bei den Pkw ein Plus von 20,5 Prozent, bei den Nfz bis 3,5 Tonnen ein Plus von 16,7 Prozent, bei den größeren Nfz ein Plus von 17 Prozent und bei den Bussen sogar ein Plus von 66,9 Prozent, jeweils im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Besonders hohe Wachstumszahlen sind bei Hybrid- und Elektromodellen zu verzeichnen, was auch an öffentlichen Förderungen liegt (siehe Abschnitt E-Mobility).

    Bild vergrößern

    Umweltzonen machen Kfz mit alternativen Antrieben attraktiv

    Ein starker Kaufanreiz für fossilfreie Antriebe sind nicht nur die Förderungen, sondern auch die Einschränkungen im Straßenverkehr. Viele Städte haben in den Zentren inzwischen Zonen die den Verkehr und das Parken einschränken, sogenannte Zone a traffico limitato (ZTL). Diese ähneln deutschen Umweltzonen. Die Regeln variieren je nach Ort und Zeitpunkt der Gültigkeit, haben jedoch Ausnahmeregelungen für Elektro- und oft auch für Hybridfahrzeuge.

    Eine ZTL gilt unter anderem in den Innenstädten von Rom, Mailand mit drei unterschiedlichen Zonen, Turin, Bologna, Florenz, Neapel und Bozen. Die Regionen Lombardei und Piemont haben sogar auf ihrem gesamten Gebiet Bedingungen für Verkehrsbeschränkungen geregelt.

    Autonomes Fahren als Zukunftsprojekt

    Die benötigte digitale Infrastruktur für die Entwicklung des autonomen Fahrens, steckt noch in den Kinderschuhen. Allerdings laufen Investitionsprogramme. Im Jahr 2021 hat die für Straßenbau zuständige Gesellschaft ANAS angekündigt, 1 Milliarde Euro bis 2030 für das Smart-Road-Projekt aufzuwenden. Das Programm soll insgesamt 3.000 Straßenkilometer mit intelligenter Verkehrstechnik ausstatten. Pilotstrecken sind unter anderem die Autobahnen E45 (Venedig-Rom) und A2 (Autostrada del Mediterraneo) sowie in der Hauptstadt die Ringautobahn E90 und die Anbindung zum Flughafen Fiumicino.

    Per Gesetz können in Italien Fahrzeuge zum Verkehr zugelassen werden, die die sogenannte Autonome Stufe 2 der US-amerikanischen Society of Automotive Engineers (SAE) ermöglichen. Diese erlaubt automatische Fahrassistenzsysteme wie Beschleunigen und Bremsen, wobei der Mensch jedoch stets die Kontrolle behalten muss. Die SAE-Klassifizierung ist international gängig und umfasst insgesamt sechs Stufen von 0 bis 5.

    Italienische Unternehmen wollen auch führend in der technologischen Entwicklung werden. Hierzu hat der landesweite Verband der Kfz- und Komponentenhersteller Anfia die Initiative Borgo 4.0 ins Leben gerufen. An diesem Projekt beteiligen sich über 50 Unternehmen sowie mehrere Universitäten und Forschungszentren. Ziel ist es, die Entwicklung in Kooperation bis zur Serienreife voranzutreiben.

    Italienische Anbieter halten hohe Marktanteile

    Marktführer auf dem italienischen Automarkt ist die Stellantis Group mit einem Anteil von 35,2 Prozent an allen Neuzulassungen im Jahr 2022, wovon die italienische Marke Fiat 13,6 Prozent beisteuerte. Zweitstärkste Pkw-Marke war VW (8 Prozent), vor Toyota (7 Prozent), Ford (5,6 Prozent), Peugeot (5,3 Prozent), Dacia (5,1 Prozent), Citroen und Audi (jeweils 4,2 Prozent).

     

    Pkw-Absatz nach Herstellern in Italien 2022 (in Einheiten; Veränderung und Marktanteil in Prozent)

    Hersteller

    Stückzahl 2022

    Veränderung 2022/21

    Marktanteil 2022

    Stellantis Group

    464.050

    -15,9

    35,2

    VW Group

    218.810

    -9,2

    16,6

    Renault Group

    127.148

    -6,7

    9,7

    Toyota Group

    95.369

    6,5

    7,2

    Hyundai Group

    84.361

    -5,1

    6,4

    Ford

    74.108

    -0,9

    5,6

    BMW Group

    65.347

    -6,1

    5,0

    Daimler Group

    50.677

    7,0

    3,8

    Quelle: Branchenverband ANFIA 2023

     

    Marktführer bei den kleinen Nfz mit bis zu 3,5 Tonnen war 2022 Fiat mit einem Anteil von 29,8 Prozent. Es folgten Ford (13,1 Prozent) und Iveco (8,7 Prozent). Von den größeren Nfz hat Iveco 33 Prozent auf den Markt bringen können. Danach kamen Volvo (12,4 Prozent) und Mercedes-Benz (11,5 Prozent). Auch bei den Bussen hat Iveco die bei weitem stärkste Marktposition, denn auf diesen Hersteller entfielen 2022 allein 47,3 Prozent aller Erstregistrierungen. Mit erheblichem Abstand folgten Mercedes Benz (13,7 Prozent) und MAN (8,9 Prozent).

    Von Torsten Pauly | Mailand

  • E-Mobility

    Stellantis will ab 2030 in Europa nur noch Elektroautos verkaufen. Italienische Nfz-Anbieter führen 2023 und 2024 zahlreiche Modelle mit Batterie- und Wasserstofftechnik ein. 

    Hybride Fahrzeuge sind Marktführer

    Bei italienischen Käufern sind vor allem Hybridautos ohne Plug-in-Technik sehr beliebt. Mit diesem Antrieb wurden in den ersten drei Quartalen des Jahres 2023 insgesamt 419.841 Autos zugelassen. Das waren 26,6 Prozent mehr als in den ersten neun Monaten 2022 und nach Deutschland die meisten in der EU. Bei reinen Batteriemodellen lag Italien zwischen Januar und September 2023 mit 45.758 Pkw EU-weit hingegen nur auf Rang 6. Das Wachstum betrug 27,6 Prozent gegenüber Jahresfrist. Bei Plug-in-Hybriden entsprachen 53.001 Neuwagen Platz vier (+11,6 Prozent).

    Insgesamt hatten fossilfreie Antriebe in den ersten drei Quartalen einen Anteil von 44,1 Prozent an allen italienischen Neuwagenzulassungen. Es folgten Benziner (28,5 Prozent), Diesel (18,4 Prozent) und sonstige Antriebe, vor allem Erdgasmotoren (9 Prozent).

    Stellantis und Iveco treiben fossilfreie Antriebe voran

    Auch in der italienischen Pkw-Fertigung dominieren inzwischen Hybridmodelle. Diese hatten 2022 einen Anteil von 43,7 Prozent an allen vom Band rollenden Autos. Es folgten Modelle mit Benzinmotor (28,2 Prozent), solche mit reiner Batterietechnik (14,2 Prozent), Dieselautos (11,3 Prozent) und Fahrzeuge auf Erdgas- oder Methanbasis (2,6 Prozent).

    Der Stellantiskonzern hat sich 2022 das strategische Ziel gesetzt, ab 2030 in Europa nur noch reine Elektroautos auf den Markt zu bringen. Skaleneffekte sollen deren Stückkosten um 40 Prozent gegenüber 2020 senken. Bis 2038 will Stellantis zudem jeglichen Ausstoß von Treibhausgasen einstellen. Das Recyling von alten Kfz-Teilen soll Stellantis 2030 zusätzliche Umsätze von 2 Milliarden Euro einbringen.

    Eine Studie der Hochschule Rome Business School kam Mitte 2023 zu dem Schluss, dass bis 2030 bis zu 17.000 zusätzliche Stellen in der italienischen Kfz-Industrie entstehen können, etwa durch die Entwicklung recyclebarer Autobatterien. Der italienische Kfz-Verband Anfia hat 2022 geschätzt, dass die landesweite Kfz-Produktion bei erfolgreicher Anpassung bis 2027 auf 1 Million steigen kann.

    Bei den Nfz haben italienische Hersteller 2022 noch zu 94,3 Prozent Dieselmodelle gefertigt. Hybride hatten nur einen Anteil von 2,5 Prozent. Reine Elektrofahrzeuge gab es keine. Benziner und Gasantriebe kamen zusammen auf 2,9 Prozent. Neue Busse aus Italien fuhren 2022 zu 80 Prozent mit Diesel und zu 20 Prozent auf Methan.

    Iveco treibt jedoch die Modernisierung seiner Fahrzeugpalette voran. Das Unternehmen hat im Oktober 2023 auf der Brüsseler Fachmesse Busworld unter anderem sechs neue reine Elektrobusse und jeweils ein Modell mit Wasserstoff- und eins mit Biomethanantrieb vorgestellt. Ab Ende 2023 liefert Iveco zudem eine Lkw-Reihe auf Wasserstoffbasis und eine mit reiner Batterietechnik aus dem Ulmer Werk aus. Auch der italienische Busbauer IAA fertigt ab 2024 Wasserstoffmodelle und kooperiert dabei mit dem portugiesischen Hersteller CaetanoBus.

    Italien fördert die inländische Technologieentwicklung von regenerativen Antrieben auch mit Fördergeldern aus der EU-Aufbau- und Resilienzfazilität. Hierfür stehen 2 Milliarden Euro bereit, davon 1 Milliarde Euro zur Batterieentwicklung, 450 Millionen Euro zur Wasserstoffnutzung, 300 Millionen Euro für E-Busse und 250 Millionen Euro für Start-ups.

    Förderanreize für Fahrzeuge und Ladestationen

    Italien bietet Kaufprämien für umweltschonende Antriebe. Diese bleiben 2024 gleich und betragen 5.000 Euro für Elektroautos und 2.500 Euro für Hybride und Verbrennungsmotoren mit mindestens Euronorm 5. Für Nfz ist die Förderung mit 14.000 Euro für Elektroantrieb und 4.000 Euro für Hybride beziehungsweise Verbrenner mit Euro 5 oder 6 höher. Zweiradkrafträder werden mit 2.500 Euro bis 4.000 Euro unterstützt.

    Ende Juni 2023 existierten in Italien 45.210 öffentliche Ladestationen für E-Autos. Die Dichte ist im internationalen Vergleich noch gering. Ende 2022 kamen in Italien 1.627 Einwohner auf eine öffentliche Stromzapfsäule. In Deutschland und Frankreich waren es zum selben Zeitpunkt 935 beziehungsweise 916 Menschen.

    Italien setzt Gelder aus der EU-Aufbau- und Resilienzfaziliät auch zum Ausbau des öffentlichen Ladenetzes ein. Bis Ende 2024 sollen so 4.000 Ladepunkte in Ortschaften und 2.500 Schnellladesäulen an sehr gut ausgebauten Fernstraßen entstehen. Hierfür stehen 277 Millionen Euro bereit. Bis Ende Juni 2026 sollen 21.000 weitere Ladestationen hinzukommen. Insgesamt sieht die Aufbau- und Resilienzfazilität dafür 740 Millionen Euro vor.

    Neben den öffentlichen existierten in Italien Ende 2022 auch 370.000 private Ladeanlagen. Auch hierfür gibt es öffentliche Förderungen durch das Programm Superbonus, im Rahmen dessen die Investition auf die Steuer angerechnet werden kann. Bis Ende 2023 können sogar 110 Prozent der Ausgaben, also mehr als die tatsächlich bezahlte Summe, geltend gemacht werden. Diese Quote sinkt aber 2024 auf 70 Prozent und 2025 auf 65 Prozent. Ein weiterer Fördertopf ist der Bonus colonnine Elettrice, der 2023 mit 40 Millionen Euro ausgestattet ist.

    Von Torsten Pauly | Mailand

  • Branchenstruktur

    Wettbewerbsfähige Löhne zeichnen den italienischen Standort aus. Investitionen in die Elektromobilität laufen, besonders von Ferrari, Stellantis und dem chinesischen Hersteller HongQi.

    Produktion blieb zuletzt stabil

    In den Jahren 2021 und 2022 blieb die italienische Kfz-Produktion stabil bei knapp 800.000 Stück. Einem Anstieg bei Pkw (+ 6,6 Prozent) stand dabei jedoch ein Rückgang bei Nfz (-8,6 Prozent) gegenüber. Insgesamt hat die Stückzahl in den letzten Jahrzehnten erheblich abgenommen. Im Rekordjahr 1989 waren in Italien 2,2 Millionen Fahrzeuge vom Band gerollt.

    Neben der Fertigung von Kfz ist auch diejenige von Motorrollern und -rädern mit Herstellern wie Piaggio sehr bedeutend. Deren Stückzahl ist 2022 um 13,3 Prozent auf 381.210 Einheiten gestiegen. Ohne Bedeutung waren dabei jedoch noch Zweikrafträder auf Elektrobasis, deren Anteil lediglich 1,5 Prozent betrug.

    Bild vergrößern

    Deutschland ist wichtigster Handelspartner

    Im Jahr 2020 gingen zwei von drei in Italien gefertigten Pkw und Nfz in den Export (66,8 Prozent). Der wichtigste Zielmarkt ist dabei die USA, gefolgt von Frankreich und Deutschland. Konkret gingen 2022 insgesamt 252.452 Pkw, 225.638 leichte Nfz, 41.185 schwere Nfz und 27 Busse aus italienischen Produktionsstätten ins Ausland.

    Auch bei Kfz-Teilen erwirtschaften die italienischen Hersteller hohe Ausfuhrüberschüsse, weltweit und auch im Austausch mit Deutschland. Insgesamt hat Italien 2022 im Außenhandel mit wichtigen Komponenten einen positiven Saldo von 5,8 Milliarden Euro erzielt. Im Warenverkehr mit Deutschland betrug das Plus 833 Millionen Euro. Dabei ist Deutschland Italiens mit Abstand wichtigster Lieferant von Kfz-Teilen, 24,6 Prozent der Gesamteinfuhr kamen 2022 von dort. Es folgten Frankreich mit einem Anteil von 10,8 Prozent sowie Polen (10,4 Prozent).

     

    Einfuhr ausgewählter Kfz-Teile nach Italien 2022 (in Millionen Euro; Veränderung in Prozent)
     

    2022

    Veränderung 2022/21

    davon aus Deutschland 2022

    SITC 778.3 Kfz-Elektrik

    1.266

    22,9

    208

    SITC 784 Karosserien, Stoßstangen etc.

    8.986

    18,4

    2.586

    SITC 773.13 Zündkabelsätze

    820

    16,6

    20

    SITC 713.2 Motoren

    1.044

    -10,1

    166

    Summe

    12.116

    15,6

    2.980

    Quelle: ISTAT 2023

    Wettbewerbsfähige Löhne, teure Energiekosten

    Der durchschnittliche Jahresbruttolohn in der italienischen Fahrzeugindustrie lag 2022 bei 28.136 Euro. Der Bruttostundenlohn im verarbeitenden Gewerbe betrug 2022 im Mittel 20,80 Euro. Das war weniger als etwa in Deutschland (33,80 Euro) und Frankreich (29,40 Euro) und auch als im EU-Mittel (23 Euro). Die Verfügbarkeit von Fachkräften variiert regional stark. So lag die Beschäftigungsquote in den nördlichen Regionen Piemont, Lombardei, Emilia Romagna und Venetien 2022 bei 66 Prozent bis 70 Prozent, während sie in den südlichen Regionen Apulien, Kalabrien, Kampanien und Sizilien unter 50 Prozent ausmachte.

    Zu einem erheblichen Standortnachteil haben sich jedoch in Italien die seit Ausbruch des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine stark gestiegenen Energiekosten entwickelt. Im 2. Halbjahr 2022 mussten italienische Unternehmen 20,5 Prozent mehr für eine Kilowattstunde Strom und 54,2 Prozent mehr für eine Kilowattstunde Gas als im EU-Schnitt bezahlen.

    Wettbewerbsfähige Standortkosten in Verbindung mit hoher Innovationskraft werden in den kommenden Jahren beim Übergang zur Elektromobilität weiter an Bedeutung gewinnen.  Seit 2021 gehören die italienischen Traditionsmarken Fiat, Alfa Romeo, Maserati und Lancia zur internationalen Stellantis-Gruppe, zu der auch die französischen Hersteller Peugeot und Citroën mit DS, Opel und Vauxhall sowie amerikanische Anbieter wie Chrysler, Jeep und Dodge gehören. In diesem Portfolio sind Maserati, Alfa Romeo, Lancia und DS Premiummarken und Fiat, Peugeot, Citroen, Opel und Vauxhall europäische, vormals stark konkurrierende Hersteller von Mittelklassewagen.

    Stellantis betreibt weltweit 49 Produktionsstätten in 20 Ländern. Wie bei anderen Autobauern auch ist nicht auszuschließen, dass Standorte bei der Fertigung künftiger Modelle auf den Prüfstand kommen. Insgesamt erwartet Stellantis durch die Fusion Synergieeffekte von 5 Milliarden Euro in den ersten drei Jahren bis 2024. Andererseits bietet Stellantis auch die Chance hochwertiger Kooperationen bei Innovationen. In den letzten Jahren liefen in Italien bereits große Investitionsprogramme.

    Tradition im Norden, Batteriefertigung im Süden

    Kfz-Betriebe sind in allen Landesteilen anzutreffen. Die mit Abstand bedeutendsten Regionen liegen jedoch im Norden: Dies ist zum einen Piemont, in dessen Hauptstadt Turin Fiat, Alfa Romeo und Lancia ihren Stammsitz haben, und zum anderen die Emilia Romagna, wo Ferrari, Laborghini und Maserati ansässig sind. Aus der Lombardei kommt zudem der Nfz-Hersteller Iveco.

    In der Emilia Romagna existiert auch das Cluster Motor Valley, wo der chinesische Hersteller von E-Autos HongQi 1,4 Milliarden Euro in die Entwicklung und Produktion von Sportwagen investiert. Auch Lamborghini wendet 1,5 Milliarden Euro auf, um ab 2024 ausschließlich Hybridautos auf den Markt zu bringen. Ferrari investiert sogar 6,7 Milliarden Euro in 15 neue Modelle. In Turin fließen 2 Milliarden Euro in den Stellantis Manufacturing District, um Elektroautos von Fiat und Maserati zu fertigen. Auch in Süditalien gibt es Automobilfabriken: In Melfi in der Region Potenza werden Jeeps und im molisischen Macchia d’Isernia Dodgeautos gefertigt. Im Großraum Neapel entstehen ebenfalls Pkw von Dodge sowie Alfa Romeos für den US-Markt.

    In Süditalien laufen auch die derzeit teuersten italienischen Projekte in der Kfz-Industrie. Hierbei handelt es sich um zwei Produktionsstätten für Batteriezellen in der molisischen Hafenstadt Termoli und im sizilianischen Palermo. In Süditalien sind die Bedingungen zur Erzeugung von günstigem Strom aus Offshore-Windparks und Photovoltaik besonders gut. Daher entstehen dort große Erzeugungskapazitäten, auch in Verbindung mit Wasserstoff. Zudem ist die Verfügbarkeit von Fachkräften besser als in Norditalien.

    Wichtige Investitionsprojekte in der Kfz-Industrie in Italien

    Vorhaben

    Investitionssumme (in Mio. Euro)

    Projektstand

    Anmerkungen

    Batteriewerk für Elektrofahrzeuge von Stellantis in Termoli

    7.500

    Planung

    Umwandlung des bisherigen Getriebe- und Motorenwerks, Produktion ab 2026 geplant, Kooperation mit Mercedes und TotalEnergies

    Produktionsumstellung von Ferrari in Maranello

    5.600

    RealisierungBis 2026 sollen 15 neue Elektromodelle auf den Markt kommen
    Batteriewerk für Elektrofahrzeuge von Italvolt in Palermo

    2.000

    Planung, tw. BauProduktion ab 2025 geplant
    Stellantis Manufacturing District in Turin

    2.000

    BauProduktionsumstellung Elektroautos von Fiat und Maserati, Zentrum für Batterien, Produktion ab 2024 geplant
    Produktionsumstellung von Lamborghini in S. Agata Bolognese

    1.500

    RealisierungEnde 2024 will Lamborghini alle Modelle als Hybridfahrzeuge anbieten
    Smart-Roads-Programm von ANAS

    1.000

    Planung, tw. BauAusrüstung von 3.000 Straßenkilometern mit digitaler Verkehrstechnik; Realisierung bis 2030 geplant
    Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest, Pressemeldungen 2023

    Italiens Kfz-Industrie hat 2021 insgesamt 2.329 Unternehmen gezählt. Diese haben mit 168.581 Beschäftigten einen Nettoumsatz von 68,5 Milliarden Euro erwirtschaftet. Die Branche ist der fünftgrößte italienische Industriezweig und hat 2021 etwa 8,3 Prozent der Bruttowertschöpfung im verarbeitenden Gewerbe erbracht. Noch bedeutender sind Maschinenbauer (14,2 Prozent), Metallverarbeiter (13,1 Prozent), die Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie (11,1 Prozent) und die Textil- und Bekleidungsproduktion (8,8 Prozent).

    Von Torsten Pauly | Mailand

  • Rahmenbedingungen

    Für Unternehmen aus der EU bestehen in Italien keine Beschränkungen beim Markteintritt. Eine sorgfältige Vorbereitung ist anzuraten, da die Kfz-Branche groß und heterogen ist.

    Geschäftspartner sorgfältig auswählen

    Die technische Inspektion von Fahrzeugen führt in Italien das Straßenverkehrsamt "Ufficio della Motorizzazione Civile" auf Provinzebene durch. Basis ist die Rechtsverordnung 30.4.92 Nummer 285 Artikel 80. Informationen über das Verfahren erteilt das italienische Ministerium für Infrastruktur und Verkehr. Umfassende Informationen stellt das Portal "Il Portale dell'Automobilista" bereit.

    Tipps für den Markteintieg
    • Professionelle Hilfe bei Steuer- und Anmeldefragen einholen
    • Detaillierte Branchenkenntnisse sind von Vorteil, da es viele regionale Zentren gibt
    • Italienische Sprachkenntnisse sind hilfreich
    • Bonität der Geschäftspartner vorab checken

     

    Im innergemeinschaftlichen Warenverkehr der Europäischen Union sind die Regelungen des Umsatzsteuerkontrollverfahrens in der EU zu beachten. Informationen hierzu finden sich auf der Internetseite des Bundeszentralamtes für Steuern. Hinsichtlich der Normierung gelten die einschlägigen EU-Richtlinien (siehe etwa die Website des Deutschen Instituts für Normung e.V.).

    Die GTAI stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

    Von Torsten Pauly | Mailand

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade & Invest

    Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

    AHK Italien

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Ministero delle Infrastrutture e dei Trasporti

    Verkehrs- und Infrastrukturministerium
    ANFIA: Associazione Nazionale Filiera Industria AutomobilisticaVerband der Kfz- und Komponentenhersteller
    MOTUS-EVerband für Elektromobilität
    ANCMA: Associazione Nazionale Ciclo, Motociclo, AccessoriNationaler Verband für Fahrrad- und Motorradzubehör

    UNRAE: Unione Nazionale Rappresentanti Autoveicoli Esteri

    Verband der Vertreter ausländischer Kfz- und Teilefirmen
    Motor Bike ExpoMotorradausstellung, Veronafiere 19. bis 21.01.24
    EICMA MotoInternationale Motorradausstellung, Fiera Mailand Rho, November 2024
    AutopromotecBiennale für Ausrüstungen und Produkte für die Automobilindustrie, Bologna fiere 21. bis 24.05.25
    Motori 24Internetportal
    Il portale dell'automobilista Internetportal
    AutoInternetportal
    QuattroruoteInternetportal

     

    Von Torsten Pauly | Mailand

nach oben
Feedback

Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.