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Branchen | Japan | Auslandsbau

Durchwachsene Aussichten für Japans Anlagenbauer

Das Auslandsgeschäft der japanischen Anlagenbauer stottert. Zuwächsen in Nordamerika und im Energiebereich stehen trübe Wachstumsaussichten gegenüber. (Stand: 17.11.2023)

Von Jürgen Maurer | Bonn

Einerseits stimmen neue Auftragseingänge aus den USA die japanischen Anlagenbaufirmen optimistisch. Die Bestellungen sind hier im Fiskaljahr 2022 (1. April bis 31. März) um mehr als das Zehnfache gestiegen. Eine Reihe neuer LNG (Liquefied Natural Gas)-Anlagenprojekte sind in der Pipeline. Insgesamt hat dadurch die Auftragsentwicklung von Ingenieurprojekten im Ausland zwar zugenommen. Andererseits wird es wohl noch etwas dauern, bis sich die japanische Branche vom Einbruch im Fiskaljahr 2021 erholt. 

Das zeigt sich gerade in Asien. Die Region ist für japanische Firmen das wichtigste Herkunftsgebiet von Anlagenaufträgen. Hier sind die neuen Auftragseingänge im Fiskaljahr 2022 um etwa 9 Prozent auf 5 Milliarden US-Dollar (US$) zurückgegangen. Die Neuaufträge aus Afrika und aus Europa sind im Fiskaljahr 2021 jedoch noch heftiger eingebrochen. Das belegt die Statistik des Japan Machinery Center for Trade and Investment, die jährlich ihre Mitgliedsunternehmen befragt. Insgesamt verzeichnete der Branchenverband eine Zunahme des Auftragsvolumens von rund 17 Prozent.

Höhe der Vertragsabschlüsse im Anlagenbau nach Regionen (in Millionen US-Dollar, Veränderung in Prozent) 1)

Region

2021

2022

Veränd. 2022/21

Asien

5.480

5.000

-8,8

Nordamerika

160

1.910

1.074,8

Mittlerer Osten

720

1.770

145,8

Mittel- und Südamerika

20

90

459

Afrika

1.180

70

-93,9

Europa

220

40

-82,5

Pazifik

80

40

-51,6

andere

330

630

93

Gesamt

8.180 2)

9.550

16,8

1 jeweils Fiskaljahre (1. April bis 31. März); 2 Abweichung durch Rundung.Quelle: Japan Machinery Center for Trade and Investment 2023

Umfeld für Neuaufträge schwieriger

Die Wachstumsaussichten sind allerdings trüb. Die internationale Konjunkturschwäche, die veränderte Finanzierungssituation durch steigende Zinsen, hohe Baukosten und die Verschuldung vieler Länder lassen die Ausschreibungen von neuen Projekten und die Investitionsneigung privater Unternehmen sinken. Eine gewichtige Ausnahme ist der Energiebereich. 

Geopolitische Verwerfungen haben die Mängel in der Energieversorgung aufgezeigt und die Energiepreise in die Höhe getrieben. Dies veranlasst viele Länder und Unternehmen dazu, ihre Energieversorgung und -sicherung auszubauen. Zudem ist die Dekarbonisierung für die nächsten Jahre einer der treibenden Motoren für den Anlagenbau. Japanische Anbieter positionieren sich im langfristigen Umbau der Basisinfrastruktur. 

Höhe der Vertragsabschlüsse nach Anlagesegment (in Millionen US-Dollar, Veränderung in Prozent) *)

Segment

2021

2022

Veränd. 2022/21

Umwelttechnik

660

380

16,8

Telekommunikation

10

510

3.429,4

Verkehr

3.960

3.810

-3,8

Energie

1.620

2.360

45,4

Stromerzeugung

1.080

1.490

38,0

Chemie

280

770

175,0

Eisen und Stahl

250

70

-71,2

andere

310

160

-48,4

Gesamt

8.170

9.550

16,9

* jeweils Fiskaljahre (1. April bis 31. März).Quelle: Japan Machinery Center for Trade and Investment 2023

Viele Gasprojekte angeschoben

Im gegenwärtigen Umfeld erwartet beispielsweise JGC, eine der großen japanischen Firmen im Geschäft mit Planung, Beschaffung und Ausführung (Engineering, Procurement and Construction, EPC), dass die Neuaufträge der Firma im Fiskaljahr 2023 auf dem Vorjahresniveau stagnieren. Es lag bei circa 800 Billionen Yen, umgerechnet 60,8 Milliarden US$. Die Aufträge aus dem Ausland sollen hieran einen Anteil von circa drei Viertel ausmachen.

JGC hat im Jahr 2023 den Zuschlag für eine Reihe von Energieprojekten verkündet. Anfang 2023 bekam das Unternehmen als Konsortialführer den Auftrag, zusammen mit der südkoreanischen Samsung Heavy Industries in Malaysia eine küstennahe Schwimmplattform für ein Offshore-Gasfeld zur LNG-Produktion umzusetzen. Der Auftraggeber ist der malaysische Öl- und Gaskonzern Petronas. Er plant, mit dieser ersten küstennahen Schwimmplattform ab 2027 mindestens 2 Millionen Tonnen Flüssiggas pro Jahr zu erzeugen.

Alternative Energiequellen gefragt

In Australien hat JGC 2023 einen Auftrag für eine Wasserstofferzeugungsanlage an Land gezogen. Sie soll in der Nähe einer Aluminiumfabrik von Rio Tinto entstehen. Geplant ist, dort im Jahr 2024 eine Produktionskapazität von 250 Tonnen Wasserstoff pro Jahr zu schaffen. Der Wasserstoff wird in der Aluminiumerzeugung eingesetzt, um dort die Kohlendioxidemissionen zu verringern.

Auf den Philippinen soll JGC ein existierendes Geothermiekraftwerk ausbauen. In der Mahanagdong Geothermal Power Plant sollen zusätzliche Kapazitäten von 28 Megawatt entstehen. Die Philippinen wollen ihre Energiegewinnung aus erneuerbaren Energien ausweiten und die Kohlendioxidemissionen des Landes senken. Das Projekt erhält Unterstützung aus dem Financing Programme for the Joint Crediting Mechanism (JCM) des japanischen Umweltministeriums.

Auch weitere japanische Ingenieursfirmen haben im Energiebereich steigende Auftragsvergaben gemeldet. In Afrika hat das Handelshaus Toyota Tsusho 2023 den Auftrag erhalten, in Kenia ein geothermisches Kraftwerk zu errichten. Das Menengai-Projekt soll eine Kapazität von 35 Megawatt umfassen und ab 2025 Energie liefern. Dafür will der Auftraggeber, die britische Firma Globeleq, 108 Millionen US$ investieren. Das bislang erste Geothermiekraftwerk der Firma soll in den nächsten Jahren erweitert werden.

Weniger, aber größere Aufträge

Zwar melden nicht alle Mitglieder ihre Projektverträge im Ausland an den Branchenverband Japan Machinery Center for Trade and Investment. Jedoch geben die veröffentlichten Zahlen einen Hinweis auf die Entwicklung der Aufträge und die tatsächliche Umsetzung der Projekte. So ist die Zahl der Neuaufträge im Auslandsanlagenbau im Fiskaljahr 2022 gegenüber dem Vorjahr um knapp 24 Prozent gesunken. Allerdings waren die Projekte größer als zuvor.

So hat der taiwanische Ölkonzern CPC die japanische Ingenieursfirma JFE Engineering beauftragt, vor der Küste Taiwans in der Nähe der Stadt Taoyuan eine LNG-Infrastruktur aufzubauen. Mit Investitionen von circa 230 Millionen US$ soll der LNG-Hub Ende 2025 zur Verfügung stehen. Mit ihm will Taiwan seine Energie- und Rohstoffversorgung stärken. Dies ist für die weitere Entwicklung der Halbleiterindustrie wichtig und soll auch helfen, die Kohlendioxidemissionen zu senken.

Die japanischen Ingenieursfirmen können neben dem Energiesektor auch in anderen Bereichen mit ihrer Expertise punkten. Die lokale Tochterfirma von Toyo Engineering in Indien erhielt vom US-amerikanischen Ölkonzern Exxon Mobil den Auftrag, im indischen Bundesstaat Maharastra eine Schmiermittelproduktion aufzubauen. Bei diesem EPCC (Engineering, Procurement, Construction and Commissioning)-Projekt in der Nähe von Mumbai ist eine Kapazität in der Größenordnung von 159.000 Kilolitern pro Jahr geplant. Die Anlage soll bis Ende 2025 den Betrieb aufnehmen.

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