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Branchen | Katar | Gesundheitswesen

Gesundheitssektor nimmt Fahrt auf

Katar hat ein gut entwickeltes Gesundheitssystem. Sprudelnde Staatseinnahmen verleihen dem Sektor weiteren Schwung. In Klinikprojekte und Medizintechnik wird kräftig investiert.

Von Heena Nazir | Dubai

Das katarische Gesundheitswesen hängt im Wesentlichen von staatlichen Finanzierungen ab. Die Kosten werden zu über 70 Prozent aus öffentlichen Mitteln gedeckt. Die hohen Budgetüberschüsse von 2018 bis 2021 haben höhere Investitionen in dem Sektor begünstigt. Die hohen Einnahmen aus dem Gasgeschäft dürften Experten zufolge dazu führen, dass sich diese Entwicklung auch in den nächsten Jahren fortsetzt. Der Staatshaushalt weist bereits im 1. Halbjahr 2022 einen Überschuss von 13 Milliarden US-Dollar (US$) aus. Das Budget 2022 sieht im Gesundheitssektor Ausgaben in Höhe von 5,5 Milliarden US$ vor, dies entspricht rund 10 Prozent des Gesamtvolumens.

Öffentliche Kliniken im Fokus

Bei einer Gesamtbevölkerung von 2,65 Millionen (Stand: Juni 2022; Bevölkerungsanteil von Inländern liegt bei 14,5 Prozent) ist das Gesundheitssystem in Katar seit 2010 erheblich expandiert. Im Bereich der stationären Versorgung hat der staatliche Sektor von 2010 bis 2019 (letzte verfügbaren Daten) die Zahl der Krankenhäuser von 5 auf 14 erhöht. Die Bettenkapazität in den öffentlichen Einrichtungen ist von rund 1.600 auf fast 2.778 gestiegen. Die Planung sieht bis 2030 einen weiteren Ausbau der staatlichen Bettenkapazitäten auf etwa 4.500 Plätze vor.

Bei den Kliniken wird die Bedeutung des Privatsektors, auf den gegenwärtig nur 11 Prozent der Bettenkapazitäten entfallen, begrenzt bleiben. Nach offiziellen Angaben des katarischen Statistikamtes wurden in privaten Hospitälern 2019 insgesamt 356 Betten gezählt. Die Kapazitäten verteilten sich auf sechs private Einrichtungen.

Entwicklung der Krankenhausbetten-Kapazitäten in Katar 2017 bis 2019

Bettenkapazitäten

2017

2018

2019

Staatliche Krankenhäuser

2.223

2.498

2.778

Private Krankenhäuser

327

358

356

Summe

2.550

2.856

3.134

Quelle: Planning and Statistics Authority, November 2022

Krankenversicherung: Bei Kataris übernimmt der Staat, bei Ausländern der Arbeitgeber

Die Perspektiven des Privatsektors hatten sich durch das 2013 verabschiedete "Health Insurance Law" (Law No. 7 of 2013 concerning the Social Health Insurance Scheme) und die Gründung der "National Health Insurance Company" (Seha) zwischenzeitlich verbessert. Seha übernahm für  Einheimische auch die Behandlungskosten in privaten Krankenhäusern. Allerdings wurde das Versicherungssystem Ende 2015 wieder abgeschafft. Daraufhin konnte die inländische Bevölkerung private Kliniken wieder nur als Selbstzahler oder Privatversicherter in Anspruch nehmen.

Nach der Abschaffung von Seha wurde angekündigt, an einem alternativen Modell zu arbeiten. Nach sechs Jahren wurde im Mai 2022 ein neues Gesetz verabschiedet. Ziel ist es, schrittweise die Finanzierung der medizinischen Grundversorgung (Basic Health Services) der einheimischen Bevölkerung und der in Katar lebenden Ausländer zu übernehmen. Die Basic Health Services sind recht umfassend definiert und schließen auch Vorsorge- und Rehabilitationsmaßnahmen sowie augen- und zahnärztliche Leistungen ein. Die Pflichtbeiträge der Kataris werden vom Staat übernommen, während bei ausländischen Arbeitnehmern (und ihren Familienmitgliedern) ihr Arbeitgeber aufkommen muss.

Krankenversicherung in Katar für Touristen der Fußballweltmeisterschaft 2022

Touristen, die zur Fußballweltmeisterschaft 2022 (vom 20. November bis 18. Dezember) anreisen, müssen eine Krankenversicherung abschließen, die die Kosten für mögliche medizinische Behandlungen in staatlichen Einrichtungen deckt. Der Preis liegt bei 50 Katar-Riyal (circa 14 Euro). Der Abschluss der Krankenversicherung bleibt obligatorisch und kann nicht durch eine zusätzliche oder weitere Auslandskrankenversicherung ersetzt werden.

Krankenhausprojekte gewinnen an Schwung

Katar hat die öffentliche Gesundheitsversorgung durch zahlreiche neue Krankenhäuser und ambulante Gesundheitszentren stark verbessert. Auch zukünftig ist mit bedeutenden Investitionen zu rechnen, allerdings kam es bereits vor der Coronapandemie zu Verzögerungen.

Das derzeit größte Projekt ist die von Hamad Medical Corporation (HMC) geplante Hamad Bin Khalifa Medical City für 1,5 Milliarden US$. Das Vorhaben macht derzeit jedoch nur kleine Fortschritte. Neben ersten Infrastrukturarbeiten und einem Parkhaus wurde die Spezialklinik "Daam" fertiggestellt. Ein als Teil der Medical City geplantes Krankenhausprojekt für 500 Millionen liegt auf Eis. Auch ein Diagnostikzentrum für 200 Millionen US$ wurde in der Planungsphase vorerst gestoppt. Branchenkenner rechnen ab 2023 mit einer verstärkten Dynamik: Die Mehreinnahmen aus dem boomenden Gassektor begünstigen einen Anschub bislang verzögerter Projekte.

Unter den Vorhaben in der Planungsphase dürften sich für Investoren daher Interessante Projekte befinden. Das National Centre for Cancer Care and Research arbeitet beispielsweise an einem Erweiterungsprojekt für 760 Millionen US$, das sich noch in der Designphase befindet. HMC und die Qatar Public Authority (ASHGHAL) planen den Bau einer Psychiatrie für 160 Millionen US$. Weiterhin soll unter anderem ein Universitätscampus für 115 Millionen US$ entstehen.

Ausgewählte Projekte im katarischen Gesundheitswesen (in Millionen US-Dollar)

Projekt

Investitionsvolumen

Projektstatus *)

Projektträger

National Centre for Cancer Care and Research

760

D

Public Works Authority (ASHGHAL)

Al Wakrah Psychiatric Hospital

160

AP

Public Works Authority (ASHGHAL)

Al Daayan Health District

115

D

Hamad Medical Corporation

Primary Health Centres in Qatar

80

PQ

Public Works Authority (ASHGHAL)

Seef Lusail: South Primary Care Facility Package 1

60

AP

Qatar Diar Real Estate Investment Company

Abu Sidra Hospital Development

55

D

Mohamed Bin Hamad Holding

Doha Clinic Hospital

50

D

Doha Clinic Hospital

Umm Ghuwailina Health Center

30

D

Public Works Authority (ASHGHAL)

Health Center (Madinat Khalifa South)

30

D

Public Works Authority (ASHGHAL)

Msheireb Properties - Zulal Elective Medical Centre in Ruwais

30

AP

Msheireb Properties

*) D = Design, AP = Angebotsprüfung, PQ = PräqualifizierungQuelle: Recherche GTAI, MEED Projects, November 2022

Medizintechnik aus Deutschland gefragt

Im Jahr 2021 sind die weltweiten Einfuhren medizinischer Geräte und Ausrüstungen (ausgewählte Produkte, siehe Tabelle) um 5,2 Prozent auf 252,9 Millionen US$ gesunken. Die mittelfristigen Wachstumsaussichten bleiben dennoch positiv. Experten rechnen durch die hohen Gaseinnahmen mit einer Belebung von Projekten im Krankenhaussektor. In Katar wird der Medizintechnikmarkt zu über 90 Prozent durch ausländische Hersteller versorgt. Entsprechend groß ist das Potential für deutsche Unternehmen.

Katar: Einfuhren medizinischer Geräte und Ausrüstungen 2019 bis 2021 (ausgewählte Produkte; in Millionen US-Dollar)

HS

Produkte

2019

2020

2021

Veränderung 2021/2020 in %

8713

Rollstühle

1,9

1,1

0,7

-36,4

9018

Chirurgische, zahnärztliche etc. Instrumente, Apparate und Geräte

148,6

157,7

147,7

-6,3

9019

Apparate etc. für Mechanotherapie; Massageapparate und -geräte

10,7

20,4

14,9

-27,0

9020

Atmungsapparate und -geräte etc.

5,9

10,2

5,9

-42,1

9021

Apparate etc. zu orthopädischen Zwecken etc.

27,2

21,1

18,1

-14,2

9022

Röntgenapparate und -geräte

13,4

33,4

49,7

48,8

9402

Medizinische Möbel

12,5

22,9

15,8

-30,8

Summe

220,2

266,9

252,9

-5,2

Quelle: Qatar Foreign Trade System, UN Comtrade, November 2022

Deutschland gehört neben den USA und China zu den größten Lieferländern. Einfuhren aus der Bundesrepublik konnten das Jahr 2021 trotz aller Schwierigkeiten mit einem Plus abschließen. Die Importe sind um 6,7 Prozent auf 39,2 Millionen Euro angestiegen.

Besonders der Bedarf für chirurgische, zahnärztliche etc. Instrumente, Apparate und Geräte (HS: 9018) sind gefragt. Diese machen einen Anteil von 68,6 Prozent an den gesamten Ausfuhren nach Katar aus. Röntgenapparate und -geräte (HS: 9022) konnten 2021 mit 91,6 Prozent den stärksten Zuwachs zum Vorjahr verzeichnen und verbuchten einen Umfang von 6,9 Millionen Euro.

Katar: Einfuhren medizinischer Geräte und Ausrüstungen aus Deutschland 2019 bis 2021 (ausgewählte Produkte; in Millionen Euro)

HS

Produkte

2019

2020

2021

Veränderung 2021/2020 in %

8713

Rollstühle

0,8

0,4

0,2

-50

9018

Chirurgische, zahnärztliche etc, Instrumente, Apparate und Geräte

21,6

25,6

26,9

5,1

9019

Apparate etc, für Mechanotherapie; Massageapparate und-geräte

0,5

2,6

1,5

-42,3

9020

Atmungsapparate und -geräte etc,

0,7

2,1

1,9

-9,5

9021

Apparate etc, zu orthopädischen Zwecken etc,

1,2

1,1

1,1

0

9022

Röntgenapparate und –geräte

4,1

3,6

6,9

91,6

9402

Medizinische Möbel

0,9

1,7

0,7

-58,8

Summe

29,8

36,9

39,2

6,7

Quelle: Eurostat, November 2022

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