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Wirtschaftsumfeld | Kuwait | Außenhandel

Handelsbilanzüberschuss erhöht sich stark

Die hohen Ölpreise und die Ausweitung der Fördermengen bescheren Kuwait einen starken Anstieg der Exporterlöse. Die Einfuhren wachsen ebenfalls, wenn auch nicht so kräftig.

Von Robert Espey | Dubai

Die kuwaitischen Exporte haben 2021 um 58 Prozent auf 63,1 Milliarden US-Dollar (US$) zugelegt, so die jüngst von der nationalen Statistikbehörde veröffentlichten Daten. Der starke Zuwachs wurde wesentlich durch die Preisentwicklungen auf den internationalen Ölmärkten verursacht. Die Ausfuhren von Rohöl und Ölerzeugnissen (vor allem Benzin) hatten 2021 einen Anteil am Gesamtexport von 92 Prozent. Die Einfuhren erhöhten sich 2021 um 15 Prozent auf 31,9 Milliarden US$ (cif).

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Ölpreisentwicklung treibt Exporterlöse in die Höhe

Die Ausfuhren von Öl und Ölprodukten sind 2021 um 61 Prozent auf 57,8 Milliarden US$ gestiegen. Der durchschnittlich für kuwaitisches Öl erzielte Barrel-Preis lag 2021 bei 70 US$ (2020: 41 US$). Die Fördermenge wurde aber um 0,9 Prozent auf durchschnittlich 2,41 Millionen bpd (barrel per day) gesenkt, davon gingen 1,7 Millionen bpd in den Export.

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Die weiter gestiegenen Ölpreise und die nun laufende schrittweise Ausweitung der Fördermengen werden Kuwait 2022 erneut eine kräftige Erhöhung der Exporterlöse bescheren. Für 2022 prognostiziert der Internationale Währungsfonds (IWF) eine durchschnittliche Ölförderung von 2,72 Millionen bpd, die Exporte werden mit 2,1 Millionen bpd kalkuliert. Die National Bank of Kuwait (NBK) rechnet in ihrer im Juni veröffentlichten Prognose für 2022 mit einen durchschnittlichen Ölpreis von 100 US$. Damit könnten die Ausfuhren von Öl und Ölerzeugnissen auf 80 Milliarden bis 90 Milliarden US$ steigen.

Auch Nicht-Öl-Ausfuhren legen kräftig zu

Der Export von Nicht-Öl-Erzeugnissen (ohne Re-Exporte) expandierte 2021 um 25 Prozent auf 3,3 Milliarden US$. Die wichtigste Produktgruppe sind organische chemische Erzeugnisse (SITC 51). Hier wird für 2021 ein Exportzuwachs von 51 Prozent auf 1,7 Milliarden US$ ausgewiesen. Dieser Wert lag aber noch deutlich unter dem 2018 erreichten Spitzenniveau von 2,1 Milliarden US$. Weitere größere Nicht-Öl-Exportkategorien waren 2021 Kunststoffe in Primärformen (SITC 57) mit 355 Millionen US$ (-27 Prozent gegenüber dem Vorjahr) sowie Eisen und Stahl (SITC 67) mit 226 Millionen US$ (+87 Prozent).

Die Statistikbehörde liefert Daten zur Nicht-Öl-Ausfuhr nach Abnehmerländern nur einschließlich der Re-Exporte, die 2021 mit 2,0 Milliarden US$ einen Anteil an der gesamten Nicht-Öl-Ausfuhr von 37 Prozent hatten. Die führenden Zielländer für Kuwaits Nicht-Öl-Export waren 2021 die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE; 805 Millionen US$), Saudi-Arabien (728 Millionen US$), China (713 Millionen US$), Indien (702 Millionen US$) und Irak (505 Millionen US$).

Einfuhren bleiben auf Expansionskurs

Die meisten Prognosen erwarten für 2022 einen deutlichen Zuwachs der kuwaitischen Importe. Die Analysten der Economist Intelligence Unit (EIU) kalkulieren mit einem Plus von 19 Prozent, der IWF mit 11 Prozent und die NBK mit nur 7 Prozent. Daten zur Exportentwicklung im 1. Quartal 2022 hat Kuwait noch nicht vorgelegt.

Die Importstatistik weist 2021 China mit 5,7 Milliarden US$ als führenden Lieferanten aus. Die Bezüge aus China hatten 2019 mit 6,0 Milliarden US$ einen Höchststand erreicht und waren 2020 auf 4,9 Milliarden US$ gesunken.

Die letzten verfügbaren Daten zu Einfuhren aus den einzelnen Ländern nach Warengruppen beziehen sich auf 2020. Schwerpunkte der Einfuhren aus China waren 2020 Nachrichtentechnik (SITC 76; 1,2 Milliarden US$), IT-Ausrüstungen (75; 0,5 Milliarden US$), Eisen und Stahl (67; 0,4 Milliarden US$), Garne und Stoffe (65; 0,3 Milliarden US$) sowie elektrische Maschinen (77; 0,3 Milliarden US$).

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Kuwait führt 2021 die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) mit 3,8 Milliarden US$ als zweitgrößten Lieferanten. Bei einem Großteil der Einfuhren aus den VAE dürfte es sich allerdings um Re-Exporte über die Handelsdrehscheibe Dubai handeln.

Die USA lagen 2021 mit 2,5 Milliarden US$ auf Position 3 der Lieferantenliste. Damit ist eine dreijährige Phase mit schrumpfenden Einfuhren aus den USA zu Ende gegangen. Die Importe waren von 2017 bis 2020 von 3,4 Milliarden auf 2,4 Milliarden US$ gesunken.

Japan war 2021 Kuwaits viertgrößter Lieferant mit 1,8 Milliarden US$. Es folgten Indien und Saudi-Arabien mit jeweils 1,7 Milliarden US$, Deutschland mit 1,4 Milliarden US$, Italien mit 1,2 Milliarden US$, das Vereinigte Königreich mit 0,8 Milliarden US$ sowie Frankreich und die Schweiz mit jeweils 0,7 Milliarden US$.

Exporte führender Lieferländer entwickeln sich uneinheitlich

Das Kuwait-Geschäft wichtiger Lieferländer entwickelt sich derzeit uneinheitlich. Der chinesische Zoll meldet für das 1. Halbjahr 2022 eine Steigerung der Ausfuhren nach Kuwait gegenüber der entsprechenden Vorjahresperiode um 13 Prozent auf 2,3 Milliarden US$. Damit steuern Chinas Ausfuhren nach Kuwait auf einen neuen Rekord zu.

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Die U.S. International Trade Commission weist für die ersten fünf Monate 2022 nur eine leichte Erhöhung der US-Exporte nach Kuwait um 1 Prozent auf 1,4 Milliarden US$ aus. Japan verzeichnete im Fünfmonatszeitraum einen schweren Rückgang um 24 Prozent auf 0,6 Milliarden US$.

Deutsche Lieferungen sinken weiter

Gemäß Eurostat konnten in den ersten fünf Monaten 2022 die Ausfuhren der EU-27-Gruppe nach Kuwait um 24 Prozent auf 2,6 Milliarden Euro zulegen. Herausragend war die Steigerung bei Italien um 258 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro. Dieses Plus dürfte vor allem auf Lieferungen für den Öl- und Gassektor zurückzuführen sein.

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Destatis zufolge erreichten die deutschen Ausfuhren nach Kuwait 2019 mit 1,4 Milliarden Euro einen Höchststand. Es folgte 2020 ein Einbruch um 29 Prozent auf 1,0 Milliarden Euro und 2021 eine Stagnation. In den ersten fünf Monaten 2022 wurde ein Rückgang gegenüber der Vorjahresperiode um 18 Prozent auf 0,4 Milliarden Euro verzeichnet. Kommt es im weiteren Jahresverlauf nicht zu einer deutlichen Belebung, könnten die deutschen Lieferungen nach Kuwait 2022 auf das niedrigste Niveau seit 20 Jahren fallen.

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