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Branchen | Oman | Wasserstoff

Sultanat könnte führender grüner Wasserstoffproduzent werden

Die Umsetzung der in Oman geplanten grünen Wasserstoffprojekte erfordert Investitionen von etwa 50 Milliarden US$. Die Finanzierungsfragen müssen aber noch geklärt werden.

Von Robert Espey | Dubai

In Omans grünem Wasserstoffsektor ist seit 2020 eine sehr dynamische Entwicklung zu beobachten. Zuvor hatte die 2018 ins Leben gerufene "Oman Hydrogen Initiative" der Diskussion über das Potenzial grünen Wasserstoffs wichtige Impulse geben. Initiatoren waren die Münchener Hydrogen Rise AG und die 2007 in Muscat gegründete German University of Technology (GUtech). Mittlerweile sind mehrere große Wasserstoff-Ammoniak-Projekte in Planung. Beobachter sprechen von guten Realisierungschancen.

Oman: Grüne Wasserstoffprojekte (Auswahl)

Projektbezeichnung

Investitionssumme (Mrd. US$)

Projektstand *)

Projektträger

25 Gigawatt Green Fuels Project

30.000

ST

OQ Alternative Energy / Intercontinental Energy) / Enertech Holding

Green Hydrogen and Green Ammonia in Dhofar

7.000

ST

Acwa Power / OQ Alternative / Air Products

SalalaH2 Green Ammonia

6.000

ST

OQ Alternative Energy /  Marubeni / Linde / Dutco

Green Hydrogen & Ammonia Facility

3.500

ST

ACME / Scatec

HYPORT Duqm

1.000

FEED

OQ Alternative / Environmental & Marine Engineering Group (DEME)

Green Hydrogen Project

--

ST

OQ Alternative Energy / Korean Gas Technology Corporation

*) ST = Studie, FEED = Front End Engineering DesignQuelle: MEED Projects, Recherchen von Germany Trade & Invest


Megaprojekt in der Provinz Al Wusta geplant

Das größte in Oman diskutierte grüne Wasserstoffprojekt soll nach Abschluss der letzten Ausbaustufe von Solar- und Windkraftwerken mit einer Leistung von 25 Gigawatt versorgt werden. Die Solaranlagen sollen tagsüber Strom liefern, die Windkraftwerke vor allem nachts. Der Wasserstoff (Jahreskapazität: 1,8 Millionen Tonnen) soll der Produktion von jährlich 10 Millionen Tonnen grünem Ammoniak dienen.

Als Termin für die Fertigstellung des 30 Milliarden US-Dollar (US$) Projekts wird 2038 genannt. Aktuell befindet sich eine erste Projektphase mit 8 Gigawatt in der Prüfungsphase. Frühestens 2025 ist mit einer Entscheidung zu rechnen. Der Zeitplan für die erste Phase sieht den Start einer Teilproduktion 2028 vor und eine Fertigstellung bis 2032.

Betreiber des Vorhabens ist ein Joint Venture aus Omans staatlicher Energieholding OQ, dem in Hongkong ansässigen Projektentwickler InterContinental Energy und dem staatlichen kuwaitischen Unternehmen EnerTech. InterContinental Energy gibt an, weltweit (Saudi-Arabien, Australien etc.) an Wasserstoffprojekten mit einer Leistung von 200 Gigawatt zu arbeiten. Singapurs Staatsfonds GIC hat in InterContinental Energy investiert.

Australiens Worley Engineering Company hat im April 2022 den Auftrag für eine Konzeptstudie erhalten. Norwegens DNV erstellt eine Solar- und Windanalyse für die Provinz Al Wusta, wo das Projekt in Küstennähe 70 Kilometer südlich von Duqm angesiedelt werden soll. Zur Wasserversorgung ist der Bau von RO-Meerwasserentsalzungsanlagen (Reverse Osmosis) nötig.

Mehrere Vorhaben mit deutscher Beteiligung

Im September 2021 haben OQ, Japans Marubeni, Linde und Abu Dhabis Dutco Group eine Vereinbarung über eine Machbarkeitsstudie unterschrieben: Es geht um ein grünes Wasserstoff-Ammoniak-Projekt in der Hafenstadt Salalah (SalalaH2; Investition: 6 Milliarden US$). Die Wind- und Solaranlagen sollen über eine Leistung von 1 Gigawatt verfügen, eine Elektrolyseurkapazität von 400 Megawatt ist vorgesehen.

Die Produktionsstätte für das grüne Ammoniak in Salalah (Luban Ammonia; Investor: OQ) steht kurz vor der Inbetriebnahme. Die 443 Millionen US$ teure Anlage wird über eine Leistung von 1.000 Tonnen pro Tag verfügen. Der Hauptbauauftrag für die Anlage wird von einem Konsortium aus der lokalen Galfar Engineering & Contracting Company und SNC Lavalin (Kanada) durchgeführt. Der FEED-Auftrag (Front End Engineering and Design) ging an Linde. Das Ammoniakwerk wird als Feedstock zunächst Methanol verarbeiten, den die Salalah Methanol Company liefert (Kapazität: 3.000 Tonnen/Tag).

Die belgische Firma DEME Concessions und OQ haben im Dezember 2020 eine Kooperationsvereinbarung zur Realisierung eines grünen Wasserstoff-Ammoniak-Projekts in Duqm (HYPORT Duqm) geschlossen. Das Beratungsunternehmen Roland Berger hat eine Durchführbarkeitsstudie betreut. Für die erste Phase ist eine Elektrolyseurleistung von 250 bis 500 Megawatt vorgesehen. Etwa 1,3 Gigawatt Solar- und Windkraftkapazitäten sollen geschaffen werden. DEME ist ein Partner der Port of Duqm Company, ein 50:50 Joint Venture aus dem Consortium Antwerp Port und der omanischen Regierung.

Für das HYPORT Duqm Projekt hat das deutsche Unternehmen Uniper den FEED-Auftrag erhalten. Uniper steht auch in Verhandlungen über einen exklusiven Abnahmevertrag für das produzierte Ammoniak.

Grüner Stahl aus Oman?

Das Münchener Unternehmen Hydrogen Rise hat im März 2022 mit dem Hafen- und Freizonenbetreiber von Sohar und einem dort angesiedelten Stahlunternehmen (Jindal Shadeed Iron & Steel) eine Vereinbarung zur Prüfung eines grünen Wasserstoffprojekts unterzeichnet. In einer ersten Phase soll ein 35 Megawatt Elektrolyseur ab 2024 das Stahlwerk mit Wasserstoff versorgen. Eine schrittweise Steigerung der Elektrolyseurleistung auf 350 Megawatt gilt als möglich. Entsprechende Solaranlagen würden in Sohar gebaut. Eine erste PV-Anlage mit 25 Megawatt arbeitet seit Anfang 2021 - für die Zukunft sind bis zu 3,5 Gigawatt im Gespräch.


Die Oman Company for the Development of Special Economic Zone at Duqm (Tatweer) hat im März 2021 mit der indischen ACME Solar Holding eine Absichtserklärung über ein auf 3,5 Milliarden US$ geschätztes Projekt zur Produktion von grünem Wasserstoff/Ammoniak unterschrieben. Als Berater wurde das US-Unternehmen Synergy Consulting engagiert.

Zur Realisierung des Projekts hat ACME im März 2022 mit Norwegens Scatec ein 50:50 Joint Venture gegründet. In einer ersten, 400 Millionen US$ teuren Phase soll eine Elektrolyseurleistung von 250 Megawatt installiert werden, eine Jahreskapazität von 0,1 Millionen Tonnen Ammoniak ist geplant. Langfristig sind jährlich 1,2 Millionen Tonnen Ammoniak angestrebt. Die Elektrolyseurkapazität soll 3,5 Gigawatt erreichen, der Bau eines 5,5 Gigawatt Solarparks ist vorgesehen. Uniper führt auch hier Gespräche über einen Abnahmevertrag.

Auch Saudi-Arabien will in Oman investieren

Die saudi-arabische Acwa Power Company (gehört zu 50 Prozent dem saudi-arabischen Staatsfonds PIF), OQ und das US-Unternehmen Air Products haben im Dezember 2021 die Erstellung einer Machbarkeitsstudie für ein auf 7 Milliarden US$ geschätztes grünes Wasserstoff-Ammoniak-Projekt vereinbart. Die entsprechende Absichtserklärung (Memorandum of Unterstanding) wurde anlässlich der Oman-Reise des saudi-arabischen Kronprinzen Mohammed bin Salman unterzeichnet. Als Standort ist die Provinz Dhofar geplant. Eine Ammoniakkapazität von jährlich 1 Million Tonnen ist anvisiert.

Acwa Power und Air Products führen ein ähnlich dimensioniertes grünes Wasserstoff-Ammoniak-Projekt im Nordwesten Saudi-Arabiens durch, in der neuen Entwicklungszone NEOM. Dort ist zur Stromversorgung des Wasserstoff-Ammoniak-Projekts ein 4 Gigawatt Solar- und Windkraftpark vorgesehen. ThyssenKrupp Industrial Solutions soll für dieses Projekt die Ammoniakprozess- sowie die Wasserelektrolysetechnologie liefern.

Im November 2021 hat OQ mit der Korean Gas Technology Corporation eine Zusammenarbeit im grünen Wasserstoffsektor vereinbart. Details zu möglichen Projekten liegen nicht vor.

Langsamer Ausbau der erneuerbaren Energien

Aktuell verfügt Oman über eine Kraftwerksleistung von 12 Gigawatt (ohne Off-Grid Kapazitäten), davon entfallen 550 Megawatt auf erneuerbare Energien (50 Megawatt Dhofar 1 Wind; 500 Megawatt Ibri Solar). Derzeit ist keine Solar- oder Windkraftanlage im Bau. Zwei PV-Projekte mit jeweils 500 Megawatt könnten noch 2022 vergeben werden (Manah I und II). Zwei Windkraftprojekte stecken in der Präqualifizierungsphase fest (Duqm 1 mit 200 Megawatt; Dhofar II mit 100 Megawatt).

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