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Special | Ostafrika | Krieg in der Ukraine

Ostafrika blickt mit Sorge auf steigende Preise für Öl und Weizen

Gerade erholten sich die Volkswirtschaften Ostafrikas im Jahr 2022 von der Pandemie - nun gefährden die hohen Preisanstiege die Konjunktur.

Von Carsten Ehlers | Nairobi

Der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine hat Auswirkungen auf die Versorgung in Ostafrika. Insbesondere Kenia und Tansania beziehen einen großen Anteil ihres importierten Weizens aus Russland und der Ukraine. Der Weizenpreis ist bereits auf derzeit 460 US-Dollar (US$) je Tonne gestiegen und könnte einen Wert von über 500 US$ je Tonne erreichen, sofern der Krieg in der Ukraine andauert. Nach einem aktuellen Bericht der Standard Bank haben die lokalen Mühlen in Kenia immerhin noch Vorräte bis etwa Mai/Juni 2022, in Tansania wohl nur noch bis April.

Auf den Weizen aus der Ukraine und Russland werden diese Länder im 2. Halbjahr angewiesen sein, weil in den anderen großen Weizen-Lieferländern Argentinien und Australien erst wieder im Dezember geerntet wird. Bleiben die Lieferungen komplett aus und können nicht über andere Bezugsquellen ersetzt werden, droht ein Nahrungsmittelengpass. Denn die heimischen Landwirtschaften werden nicht in der Lage sein, den lokalen Nahrungsmittelbedarf zu decken, auch nicht mit alternativen Grundnahrungsmitteln wie Mais oder Reis.

Weizenimporte ausgewählter ostafrikanischer Länder 2020 (in Millionen US-Dollar) *

Weltweit

Russland

Ukraine

Kenia

458,2

145,1

7,5

Äthiopien

429,9

26,5

112,5

Tansania

172,2

108,7

11,0

Uganda

151,7

50,6

17,8

Ruanda

52,6

24,5

-

*) Zahlen für Ruanda sind aus dem Jahr 2019; Anmerkung: SITC Rev 3; Code 041 (ungemahlener Weizen)Quelle: UN Comtrade

Auch Eisen, Stahl und Dünger sind von Preissteigerungen betroffen

Neben Weizen importieren ostafrikanische Länder aus der Ukraine und Russland vor allem Eisen, Stahl, Speiseöl und Dünger. Nachdem seit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine der Ölpreis bereits deutlich angestiegen ist, kommen Preissteigerungen bei Weizen und Dünger hinzu, was die Inflation anheizen und den Konsum schmälern dürfte, mit negativen Folgen für die Konjunktur. Positiv ist: Da in den meisten Ländern Ostafrikas thermische Energie bei der Stromerzeugung nur eine geringe Rolle im Strommix spielt, hat der hohe Ölpreis kaum Auswirkungen auf die Strompreise. 

Trotz der negativen Auswirkungen des Russland-Ukraine-Konflikts erwarten die meisten ostafrikanischen Länder für 2022 ein höheres Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) als in den Vorjahren 2020 und 2021. Denn die Auswirkungen der Pandemie lassen im März 2022 auch in Ostafrika deutlich nach.

Gleichwohl sind die in Kenia, Uganda, Äthiopien und Tansania erwarteten Wachstumsraten zwischen 3 und 6 Prozent zu niedrig, um von einer Hochkonjunktur zu sprechen. Ruanda sticht mit erwarteten über 7 Prozent positiv heraus - der afrikanische Wachstumschampion der vergangenen Jahre. Detaillierte Informationen zu diesen Märkten bietet der aktuelle GTAI-Wirtschaftsausblick 2022 zu KeniaÄthiopienTansaniaUganda und Ruanda.

Hohe Staatsverschuldung soll durch höhere Steuern abgebaut werden

Die Staatsverschuldung diverser ostafrikanischer Länder hat bereits vor Beginn der Pandemie drastisch zugenommen; unter anderem Kenias, Äthiopiens, Ugandas, Ruandas und mit Abstrichen auch Tansanias. Während der Pandemie mussten sämtliche Staaten weitere Kredite aufnehmen, meistens bei internationalen Geberorganisationen, aber auch auf dem kommerziellen Kapitalmarkt. Speziell die Aufnahme von Eurobonds wurde zuletzt immer teurer aufgrund des gestiegenen Zahlungsausfallrisikos. Die Geber drängen die afrikanischen Regierungen dazu, ihre Steuereinnahmen zu erhöhen.

Unternehmen leiden in allen ostafrikanischen Ländern unter Kapitalmangel. Im Vergleich zu europäischen Banken verhalten sich die Finanzinstitute in Ostafrika risikoscheu. Kreditzinsen liegen je nach Land bei durchschnittlich zwischen 12 und 20 Prozent. Zahlreiche Investitionen, insbesondere für kleine Unternehmen, sind damit nicht mehr attraktiv und unterbleiben.

Uganda wird zu neuem afrikanischen Ölproduzenten

Mit Uganda dürfte nun recht sicher ein neuer Öllieferant in Afrika in Erscheinung treten. In einer Pressemeldung verkündete TotalEnergies im Februar 2022 die lange erwartete "finale Investitionsentscheidung" für den Beginn ihrer Ölproduktion. In den nächsten Jahren wollen die Anteilseigner des Projekts etwa 10 Milliarden US$ investieren.

Die Investition umfasst die Entwicklung der Ölfelder im Albertsee, den Bau von Verarbeitungsanlagen sowie die Verlegung der 1.443 Kilometer langen East African Crude Oil Pipeline (EACOP) von Kabaale an den tansanischen Küstenort Tanga. Von dort aus soll der Rohstoff verschifft werden. Ein ebenfalls seit Jahren geplantes Ölprojekt in Kenia kommt hingegen nicht voran. Im Rahmen des Projekts soll Öl im Turkana-See gefördert und dann per Pipeline an die Küste nach Lamu transportiert werden. Beteiligt ist unter anderem Tullow Oil.

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