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Der Bedarf an IT- und Telekomausrüstungen bleibt groß

IT-Hardware ist in Polen weiter gefragt, die Rekordjahre 2020 und 2021 sind aber vorbei. Die Telekommunikationsinfrastruktur wird ausgebaut. SIM-Karten gibt es am Automaten.

Von Beatrice Repetzki | Berlin

Damit die Telekommunikationsfirmen ihr Leistungsangebot verbessern können, ist ein weiterer Ausbau der Infrastruktur notwendig. Die Europäische Union (EU) will Polen in den kommenden Jahren 2 Milliarden Euro für das Breitbandnetz zur Verfügung stellen. Erste Wettbewerbe finden im Dezember 2022 statt, sodass die ersten Verträge Mitte 2023 unterzeichnet werden können. Dabei geht es unter anderem um die Beseitigung der letzten "weißen Flecken auf der Landkarte", die noch ohne Internetanschluss sind.

Baustoffe für die Infrastruktur stammen vielfach aus polnischer Produktion. Die US-amerikanische Firma Corning Incorporated nahm im September 2022 eine Fabrik für Lichtwellenleiter mit 250 Arbeitsplätzen in Mszczonów in Betrieb. Die Produkte werden für schnelle Internetverbindungen benötigt.

Unsichere Wirtschaftsaussichten dämpfen Nachfrage nach IKT-Produkten

Die zuvor dynamische Nachfrage nach IT- und Telekommunikationsausrüstungen lässt nach in Polen. Die Coronapandemie hatte ihr in den Vorjahren einen kräftigen zusätzlichen Auftrieb gegeben. Analysten der Crédit Agricole Bank Polska (CABP) erwarten, dass 2022 die Großhandelsverkäufe auf Złoty-Basis um 4,5 Prozent auf 8,6 Milliarden Euro zurückgehen, nach einem Plus von 13 Prozent (2021) und 49 Prozent (2020). Im Jahr 2023 soll sich der Rückgang mit -9 Prozent auf 7,8 Milliarden Euro verstärken.

CABP führt den negativen Trend auf eine insgesamt geringere Investitionstätigkeit zurück. Dieser dürfte sich auch mittelfristig nicht umkehren aufgrund der unsicheren Wirtschaftsaussichten durch Krieg sowie steigende Energiepreise und Kosten für die Unternehmen. Grund zur Panik bestehe jedoch nicht, da sich der Markt nach dem Boom eher wieder auf Normalniveau einpendele. Die Großhandelsverkäufe seien 2022 um gut 60 Prozent höher als 2019.

Mieten als kostengünstige Alternative

Ein weiterer Grund für die Kaufzurückhaltung sind die hohen Kosten. IT-Bedarf wird immer teurer, zumal die importierten Geräte meistens in US-Dollar abgerechnet werden, der gegenüber dem Złoty in letzter Zeit stark aufwertete. Zudem steigen Kreditzinsen und Leasingraten. Daher bietet sich als Alternative das kostensparende Mieten von Geräten und Ausrüstungen an.

Während der Dauer des Mietvertrages zahlt eine Firma etwa 80 Prozent des Wertes des gemieteten Geräts, wie die Rental Business Line Direktorin bei Digital Care, Paulina Dobkowska, in einem Beitrag in der Tageszeitung Rzeczpospolita schreibt. Anschließend könne das Gerät entweder zurück gegeben oder aufgekauft werden. Die Mietverträge würden demnach in der Regel über zwei bis drei Jahre laufen, wobei die monatlichen Mietzahlungen stabil blieben. Auch während der Laufzeit könne ein Gerät gegen ein neueres Modell ausgetauscht werden.

Bei diesem Geschäftsmodell seien mobile Geräte wie Smartphones, gefolgt von Notebooks, Tablets und Smartwatches mit Abstand am stärksten gefragt. Auf stationäre Computer entfiele nur ein verschwindend geringer Anteil. Die Vermietungsgesellschaften böten auch Serviceleistungen für die Geräte an und stellten Software zur Verfügung, schreibt Dobkowska weiter.   

Telekommunikationsfirmen setzen auf Onlinevertrieb

Die Telekommunikationsbranche selbst setzt zunehmend auf virtuelle Vertriebskanäle. Ihren Kunden stehen immer weniger stationäre Filialen zur Verfügung. So betrieb zum Beispiel Orange Polska Ende September 2022 nur noch 619 Filialen landesweit, ein Jahr zuvor waren es noch 661 gewesen.

Mitte 2022 waren im Netz von Orange Polska fast 18 Millionen SIM-Karten aktiviert, darunter 2,9 Millionen M2M (machine to machine), bei T-Mobile Polska über 12 Millionen. Die Anzahl war durch den Zustrom Geflüchteter aus der Ukraine gestiegen, denen die Telekommunikationsgesellschaften Prepaid-Karten kostenlos oder kostengünstig zur Verfügung stellten. Die vier Mobilfunkbetreiber in Polen Orange Polska (227.000 aktive eSIM-Karten), T-Mobile Polska, Plus und P4 (Netz Play) bieten auch virtuelle eSIM-Karten an.

SIM-Karten aus Automatenverkauf

Neue SIM-Karten (Starter) von T-Mobile und Heyah können in Polen neuerdings aus Verkaufsautomaten gezogen werden. Mit Hilfe der Apps Mój T-Mobile und Moja Heyah kann der Käufer online die  SIM-Karte registrieren. Dazu benötigt er eine Identifikationsnummer MojeID der Landesverrechnungskammer (Krajowa Izba Rozliczeniowa), eine Bank, die sein Konto führt und seine Identität bestätigt sowie eine polnische Personenregisternummer PESEL.

Die einzelnen Registrierungsschritte sind auf den Internetseiten der Telekommunikationsgesellschaften beschrieben. Die Verkaufsautomaten sollen noch an vielen Stellen aufgestellt werden, darunter an Bahn- und Busbahnhöfen, in Universitäten, Großmärkten von Rossmann und Biedronka sowie Baumärkten von Castorama und Leroy Merlin.

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