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Branche kompakt | Polen | Windenergie

Gemischte Aussichten für die Windenergie

Abstandsregeln bremsen den Ausbau der Windenergie an Land. Schnelle Besserung ist nicht in Sicht. Branchenverbände kritisieren außerdem eine geplante Regelung für Offshore-Anlagen.

Von Christopher Fuß | Warschau

  • Marktüberblick

    Bis 2025 soll Polens erster Offshore-Windpark ans Netz gehen. Umfangreiche Investitionen sind geplant. Eine unklare Rechtslage und fehlende Reformen trüben aber die Aussichten.

    Markttreiber und -hemmnisse

    Treiber

    Hemmnisse

    Polens offizielle Energiestrategie sieht den Bau von Offshore-Anlagen vor

    Abstandsregeln stehen dem weiteren Ausbau der Windenergie an Land im Wege

    CO2-Zertifikate senken die Wirtschaftlichkeit von Kohlestrom

    Die nötige Infrastruktur für den Offshore-Ausbau ist noch nicht vorhanden

    Umfangreiche Mittel aus dem europäischen Wiederaufbaufonds fließen in die Windenergie

    Die Gesetzgebung im Energiesektor Polens gilt als wechselhaft

    Quelle: Analyse von Germany Trade & Invest

    Von Christopher Fuß | Warschau

  • Politische Ziele

    Bis 2030 will Polen Offshore-Windparks mit einer Leistung von 5,9 Gigawatt in Betrieb nehmen. Auf dem Festland stockt der Ausbau. Hier nimmt die Fotovoltaik an Bedeutung zu. 

    Im Jahr 2020 gewann Polen knapp 70 Prozent seiner Stromproduktion aus der Kohleverbrennung. Laut den Plänen des Umweltministeriums soll sich dies ändern.

    Im Frühjahr 2021 verabschiedete das Kabinett eine neue Energiestrategie (Polityka Energetyczna Polski do 2040; PEP 2040). Das Papier verspricht bis 2030, den Kohleanteil an der Stromproduktion auf 56 Prozent zu reduzieren. Im gleichen Zeitraum sieht die Energiestrategie einen Ausbau der erneuerbaren Energieträger (EE) vor. Ihr Anteil an der Stromproduktion soll von 17,7 Prozent im Jahr 2020 auf 23 Prozent steigen.

    Die PEP 2040 setzt auf Offshore-Wind und Fotovoltaik. Der Ausbau der Windenergie an Land spielt in den Plänen kaum eine Rolle. Dabei wartet die Branche dringend auf neue Wachstumsimpulse. Eine 2016 eingeführte Abstandsregelung hat die Planung neuer Anlagen deutlich erschwert. Stattdessen bezuschusst Polen den Ausbau der Fotovoltaik. Umfangreiche Subventionen für die Installation neuer Module haben seit 2018 einen Boom ausgelöst.

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    Offshore-Windanlagen fördert das Umweltministerium im Rahmen von Differenzverträgen (Contracts for Difference CfD). Energieerzeuger können den Strom für einen Fixbetrag von 71 Euro pro Megawattstunde verkaufen. Die Preisgarantie gilt 25 Jahre lang ab der Inbetriebnahme des Offshore-Windrades. Bis März 2021 hatten Unternehmen Gelegenheit, dem Förderprogramm beizutreten.

    Fünf Konsortien haben Unterlagen eingereicht. Sie dürfen Anlagen mit einer Gesamtleistung von bis zu 5,9 Gigawatt ans Netz bringen. Der weitere Ausbau erfolgt über zwei Auktionen. Sie finden 2025 und 2027 statt. Ausgeschrieben werden jeweils 2,5 Gigawatt. Das niedrigste Angebot je Megawattstunde gewinnt.

    Der Umbau des polnischen Energiesektors kostet nach Auskunft der Regierung bis zu 85,5 Milliarden Euro. Das Land will Fördergelder in Höhe von 57,8 Milliarden Euro aus nationalen und europäischen Töpfen bereitstellen.

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    Von Christopher Fuß | Warschau

  • Marktorganisation

    Der Strommarkt ist in Teilen liberalisiert. Private Unternehmen bauen und betreiben Windkraftanlagen. Genehmigungsverfahren erschweren aber den Marktzugang. 

    Zu den größten Energieversorgern Polens gehören PGE, Tauron, Enea und Energa. Der Staat hält Beteiligungen an den Unternehmen. Die Verwaltung der Übertragungsnetze übernimmt die ebenfalls staatliche PSE (Polskie Sieci Elektroenergetyczne).

    Das wichtigste Steuerungsinstrument beim Ausbau von erneuerbaren Energien ist das Auktionssystem. Die polnische Netzaufsicht (Urząd Regulacji Energetyki, URE) versteigert Produktionskapazitäten für unterschiedliche Energieträger. Die Angebote von Stromproduzenten müssen unter einem festgelegten Höchstpreis liegen. Für Wind und Fotovoltaik schreibt die Behörde keine getrennten Strommengen aus. Beide Energieträger befinden sich in einer Gruppe und konkurrieren miteinander.

    Ausschreibungsgewinner erhalten feste Abnahmepreise. Investoren sichern Teile ihrer Finanzierung über die Versteigerungen ab und verkaufen weitere Kapazitäten an den Strombörsen. Das Auktionssystem unterstützt Anlagen, deren Planungsphase bereits abgeschlossen wurde. Laut Kritikern beginnen die Probleme bei Windkraftprojekten aber früher.

    Die Regierung führte 2016 die 10h-Regelung ein. Der Abstand zwischen Windkraftanlagen und Wohngebäuden muss seitdem mindestens die zehnfache Turbinenhöhe betragen. Ausnahmen gelten für Anlagen, die bereits genehmigt wurden. Technische Modernisierungen von geplanten oder bestehenden Windrädern sind kaum möglich. 

    Eine Reform hängt in der Ressortabstimmung fest. Die neue Regelung sieht einen Mindestabstand von 500 Metern zwischen Windkraftanlage und Wohngebäuden vor. Branchenverbände wünschen sich außerdem einen zügigeren Netzanschluss und schnellere Genehmigungsverfahren.

    Direkte Lieferverträge zwischen Betreibern von Windanlagen und gewerblichen Abnehmern (Corporate Power Purchase Agreement, CPPA) existieren seit 2018. Stromproduzent und Verbraucher sind in den meisten Fällen nicht physisch miteinander verbunden. Anders als beim Auktionssystem sind Anlagen, die ein CPPA vereinbaren, bereits ausgebaut.

    Weitere Informationen veröffentlicht URE hier (auf Englisch).

    Von Christopher Fuß | Warschau

  • Marktchancen

    Polen will den Ausbau der Offshore-Windkraft mit eigenen Unternehmen bewältigen. Ganz ohne Unterstützung aus dem Ausland wird es aber nicht gehen.

    Der vorgesehene Bau von Offshore-Kapazitäten könnte bedeutende Wachstumsimpulse nach sich ziehen. Mitte August 2021 befanden sich zehn Projekte in Planung. An sieben Maßnahmen sind polnische Unternehmen federführend beteiligt. Allerdings mangelt es den Firmen an Erfahrungen. Energieversorger aus Polen treiben ihre Vorhaben daher im Verbund mit ausländischen Partnern voran. 

    Offshore-Wind profitiert von Preisgarantie

    Polens größtes Energieunternehmen PGE und die Firma Ørsted aus Dänemark kooperieren bei der Installation mehrerer Offshore-Windparks. Ein Projekt der beiden Partner verfügt bereits über Netzanschlussverträge. Der Mineralölkonzern PKN Orlen hält die Mehrheit an einem Joint Venture mit der norwegischen Northland Power.

    Das deutsche Energieunternehmen RWE setzt beim Aufbau seines Offshore-Windparks F.E.W. Baltic II mit 350 Megawatt auf die Unterstützung der polnischen Gesellschaft LOTOS. Außerdem laufen Gespräche mit der Reederei Polish Ocean Lines S.A. und dem Hafen Gdynia. Eine gemeinsame Projektgesellschaft haben die Partner nicht gegründet. 

    Die Tageszeitung Dziennik Gazeta Prawna schätzt die Kosten aller Offshore-Programme auf 35,6 Milliarden Euro. Allein die Projekte von PGE und Ørsted werden auf 8,9 Milliarden Euro beziffert. PGE will noch 2021 Ausschreibungen für die Beschaffung der Windturbinen bekannt geben. PKN Orlen kauft seine Turbinen aller Voraussicht nach bei General Electric (GE). Zur Finanzierung möchte Polen allen Betreibern günstige Kredite in Höhe von insgesamt 3,2 Milliarden Euro aus Mitteln des Europäischen Wiederaufbaufonds zur Verfügung stellen.

    Die Betreiber der Erschließungsvorhaben nutzen bereits einen Fördermechanismus der polnischen Netzaufsicht (Urząd Regulacji Energetyki, URE). Für einen Teil ihrer Offshore-Stromproduktion erhalten die Unternehmen einen festen Abnahmepreis von 71 Euro je Megawattstunde. Verbliebene Kapazitäten vermarkten die Energieversorger eigenständig.

    Der Fixbetrag ist an Auflagen gebunden. URE verlangt unter anderem eine Offenlegung der Lieferketten, da heimische Unternehmen einen Teil der Wertschöpfung beim Aufbau und Betrieb der Anlagen übernehmen sollen. Fixe Quoten fehlen allerdings. Bis Ende Juni 2021 hatten alle Betreiber ihre Lieferketten offengelegt. Die Pläne sind hier abrufbar.

    Die polnische Regierung will außerdem gemeinsam mit Branchenverbänden und führenden Windkraft-Unternehmen ein Industrieabkommen nach Vorbild der Sector Deals in Großbritannien unterzeichnen. Das Dokument soll genauer darlegen, wie polnische Lieferanten in die Wertschöpfungsketten einbezogen werden können.

    Häfen und Schiffe für Offshore-Ausbau fehlen

    Auch bei der Logistik möchte Polen einen Großteil der Wertschöpfung selbst abbilden. Noch verfügt das Land nicht über die geeigneten Kapazitäten für den Umschlag von Offshore-Anlagen. Darum plant die Regierung den Ausbau des Hafens in Gdynia. Dazu sollen 260 Millionen Euro aus dem Wiederaufbaufonds der Europäischen Kommission in das Projekt fließen.

    Wünsche von potenziellen Windkraftlieferanten finden bei der Entscheidungsfindung nicht immer Gehör. Paweł Przybylski, Leiter der polnischen Niederlassung des Turbinenherstellers Siemens Gamesa, sagte in einem Zeitungsinterview: „Gespräche über technische, infrastrukturelle und kommerzielle Aspekte müssen stattfinden, bevor der Hafen fertig ist. Ein Austausch findet aber aktuell nicht statt.“

    Der Zeitplan drängt. Laut Informationen des Portals Tricity.pl könne der Neubau eines Terminals bis 2026 dauern. Ans Netz gehen sollen erste Offshore-Anlagen aber schon 2025. Bis zur Fertigstellung müsste der Warenumschlag über provisorische Installationen auf dem Hafengelände stattfinden.

    Es ist nicht ausgeschlossen, dass ausländische Häfen einspringen müssen. Mariusz Witoński, der Leiter des Interessenverbandes Offshore-Windenergie (Polskie Towarzystwo Morskiej Energetyki Wiatrowej, PTMEW) erklärte in der Tageszeitung Dziennik Gazeta Prawna: „Wenn wir polnische Häfen berücksichtigen wollen, müssen erste Terminals bis Mitte 2023 fertig sein. Das ist zeitlich sehr unwahrscheinlich.“

    Geklärt werden muss auch, welche Schiffe den Transport der Anlagen übernehmen könnten. Polnische Reedereien verfügen nur über begrenzte Kapazitäten. PGE verhandelt mit der Crist Werft in Gdynia über den Bau eines Transportschiffs. LOTOS denkt über den Kauf einer ganzen Flotte nach. Kosten von 350 Millionen Euro pro Schiff stehen einer schnellen Realisierung im Wege. 

    Fotovoltaik überholt Windkraft bei den Energieauktionen

    Beim Ausbau der Windkraft an Land hilft den Investoren das staatliche Auktionssystem. Energieunternehmen erhalten einen festen Abnahmepreis über einen Zeitraum von 15 Jahren. Seit 2018 gehen die versteigerten Windkraftkapazitäten zurück, unter anderem, weil seit Einführung der Abstandsregelungen 2016 nur wenige neue Anlagen entstehen konnten. Der Großteil der versteigerten Kapazitäten ging 2020 und 2021 an die Fotovoltaik. Beide Energieträger haben sich preislich angenähert. Windkraft ist noch günstiger: 2021 lag das niedrigste versteigerte Windkraftangebot bei 39,8 Euro je Megawattstunde, die Fotovoltaik erreichte 46,4 Euro.

    Dem polnischen Institut für Erneuerbare Energien (Instytut Energetyki Odnawialnej, IEO) zufolge könnte mittelfristig die Bedeutung der Auktionen sinken. Zum einen sind die Kosten für die Installation entsprechender Anlagen rückläufig, zum anderen wird Strom aus erneuerbaren Quellen aufgrund steigender CO2-Zertifikate immer konkurrenzfähiger. Andere Vertriebskanäle gewinnen an Bedeutung.

    Fast alle Marktbeobachter attestieren dem polnischen Windmarkt großes Potenzial. Der Verband Windenergie (Polskie Stowarzyszenie Energetyki Wiatrowej, PSEW) glaubt, dass bis 2035 bei einer Lockerung der Abstandsregelungen neue Anlagen mit einer Kapazität von 24 Gigawatt ans Netz gehen könnten. Die Unternehmensberatung McKinsey rechnet mit 35 Gigawatt bis 2050.

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    Direkte Lieferabkommen helfen dem Markt nur bedingt

    Deutsche Unternehmen sind am Windmarkt in Polen sehr aktiv. Im Juni 2021 gab die Sabowind GmbH den Bau eines Windparks mit Kapazitäten von 108 Megawatt in der Woiwodschaft Kujawsko-Pomorskie bekannt. Eigentümer des Projekts ist die Fondsgesellschaft DIF Capital Partners. Bis 2023 soll der Bau abgeschlossen sein. Die produzierte Energie wird über das Auktionssystem vertrieben. 

    Auch direkte Lieferabkommen (Corporate Power Purchase Agreement, CPPA) zwischen deutschen Windkraftbetreibern und gewerblichen Abnehmern existieren. Die Laufzeit beträgt normalerweise zehn Jahre. Im Jahr 2018 schloss das Werk von Mercedes-Benz im niederschlesischen Jawor ein CPPA mit dem Windpark Taczalin ab. Betreiber der 2013 eröffneten Anlage ist die deutsche VSB Gruppe. Es handelte sich um das erste je in Polen vereinbarte CPPA. 

    Der bislang einzige Neubau einer Windkraftanlage auf Basis eines direkten Lieferabkommens erfolgte 2019. Nachdem die Brauerei Kompania Piwowarska ein CPPA unterschrieben hatte, erweiterte der deutsche Energieversorger Innogy seine Kapazitäten in Nowy Staw um 11 Megawatt. Insgesamt bleiben CPPA mit Windenergie hinter den Erwartungen von Branchenverbänden zurück. Die Stiftung RE-Source Poland Hub nennt zwei Gründe. Neben den Abstandsregelungen blockieren komplizierte Vorgaben beim Aufbau einer direkten Stromverbindung zwischen Energieproduzent und Abnehmer die weitere Entwicklung.

    Windprojekte in Polen

    Projekt

    Leistung (MW)

    Unternehmen

    Status

    Volumen
    (in Mio. Euro)

    MFW Bałtyk I, II, III (Offshore)

    I: 1.560

    II: 240

    III: 1.200

    Polenergia 

    Equinor

    Planungsphase,

    II+III: Vertrag über Netzanschluss

    I: unbekannt

    II+III: 4.000

    Baltica 1, 2, 3 (Offshore)

    1: 900

    2: 1.498

    3: 1.045

    PGE

    Ørsted

    Planungsphase, 

    3: Vertrag über Netzanschluss

    1: unbekannt

    2+3: 8.900

    FEW Baltic-2 (Offshore)

    350

    RWE

    Planungsphase

    unbekannt

    Baltic Power (Offshore)

    1.200

    PKN Orlen

    Northland Power

    General Electric

    Planungsphase

    3.100

    EDPR Wind B, C (Offshore)

    B: 200

    C: 200

    EDPR

    Engie

    Planungsphase

    unbekannt

    Dargikowo und Karlino (Onshore)

    186

    Enertrag


    Bauphase

    unbekannt

    Kujawsko-Pomorskie und Wielkopolskie (Onshore)

    108

    Sabowind 

    Bauphase ab September 2021

    unbekannt

    WIND T1, Łódż, (Onshore)

    30

    Tauron

    Bauphase 

    unbekannt

    Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

    Von Christopher Fuß | Warschau

  • Markthemmnisse

    Sowohl im Offshore-Markt wie auch beim Ausbau der Windkraft an Land bestehen Hürden. Die wechselhafte Rechtslage sorgt für weitere Herausforderungen. 

    Das größte Hindernis für den Ausbau der Windkraft an Land bildet die 2016 verabschiedete 10h-Abstandsregelung. Der Leiter der Netzaufsicht (Urząd Regulacji Energetyki, URE) Rafał Gawin prognostiziert in einer Stellungnahme: „Der Bau neuer Windkraftanlagen wird von Änderungen der Raumordnungspolitik abhängen.“

    Eine Lockerung der Abstandsregelungen versprach die Regierung bereits 2019. Das Wirtschaftsministerium kündigte an, bis November 2021 neue Regelungen vorzulegen. Nachdem die zuständige Staatssekretärin Anna Kornecka wegen Kritik an einer Steuerreform entlassen wurde, steht die Öffnung des Marktes wieder unter einem großen Fragezeichen. 

    Der Energiekonzern PGNiG kritisiert außerdem lange Genehmigungsverfahren. In Deutschland und Frankreich benötige man laut Unternehmensauskunft für den Erhalt aller Zulassungen rund zweieinhalb Jahre. In Polen dauere der Prozess dreimal so lang.

    Ein im Juli 2021 veröffentlichter Entwurf des Infrastrukturministeriums sorgt in der Offshore-Branche für Aufregung. Energieversorger, die Erfahrungen im Wasserstoffsektor vorweisen können, sollen bei der Zulassung von Offshore-Anlagen bevorzugt werden. Kritiker vermuten, die Regierung wolle auf diese Weise eigene Konzerne fördern. Polnische Staatsunternehmen betreiben verstärkt Wasserstoffprojekte. Die neue Regelung würde voraussichtlich ab 2025 gelten. Dorota Zawadzka-Stępniak vom polnischen Arbeitgeberverband Lewiathan meint: „Die Verordnung begünstigt staatliche, kohle-basierte Energieunternehmen. Ausländische und private Unternehmen, die keine Kooperationsvereinbarungen mit staatlichen Unternehmen haben, werden benachteiligt.“ 

    Verbände kritisieren außerdem, dass Förderperioden im Offshore-Sektor nicht mit Zulassungslaufzeiten und der Betriebsdauer von Windkraftanlagen synchronisiert wurden. Betriebsgenehmigungen laufen vor dem Ende der Förderung ab. Sie müssen dann gegen umfangreiche Gebühren für einen Zeitraum verlängert werden, der weit über die Lebensdauer der Anlage hinausgeht.

    Von Christopher Fuß | Warschau

  • Branchenstruktur

    Alle internationalen Branchenführer der Windkraftindustrie sind in Polen aktiv. Heimische Unternehmen liefern in der Regel Komponenten oder übernehmen Dienstleistungen.

    Polens größte Windstromproduzenten sind PGE, Grupa Tauron und Polenergia. Neben diesen heimischen Unternehmen liefern die portugiesische Gesellschaft EDP und das deutsche Unternehmen innogy bedeutende Mengen an Windstrom. Laut einer Studie des Nationalen Forschungs- und Entwicklungszentrum (Narodowe Centrum Badań i Rozwoju, NCBR) liegt der Anteil polnischer Firmen an der nationalen Wertschöpfungskette in der Windenergie bei 50 Prozent. Ein Blick auf die einzelnen Teilbereiche zeigt, dass Unternehmen aus Polen besonders in den Segmenten Transport und Montage stark vertreten sind. Die Herstellung technischer Bauteile übernehmen in der Regel ausländische Betriebe.

    Polnische Firmen sind Zulieferer von Branchenführern

    Ein prägnantes Beispiel sind Turbinen. Die größten verbauten Anlagen stammen allesamt von nicht-polnischen Firmen. Darunter befinden sich Industrie-Größen wie Vestas, Siemens Gamesa, Enercon und GE. Der bekannteste polnische Hersteller Dr Ząber stellt Kleinanlagen her. Ausländische Turbinenhersteller kaufen Teile ihrer Produktion von Partnern aus Polen. Enercon arbeitet über seine Niederlassung in Poznań beispielsweise mit 191 polnischen Lieferanten zusammen.

    Einer von Polens wichtigsten Zulieferern ist das Unternehmen Famet. Der Betrieb fertigt Gondeln und Stahlgehäuse. Eine herausgehobene Stellung am Markt hat auch die Werft Gdańsk. Eigentlich arbeitet das Unternehmen im Schiffbau. Mittlerweile ist der Betrieb zu einem der größten polnischen Hersteller von Windkrafttürmen herangewachsen. Bei den Rotorblättern dominieren wiederum ausländische Lieferanten. Internationale Hersteller nutzen Polen als Produktionsstandort. So unterhält LM Wind Power Blades aus Dänemark ein Werk in Zachodnio-Pomorskie.

    Entwurf, Finanzierung und Betrieb leisten ausländische wie auch polnische Firmen. Onde, eine Tochter des hiesigen Baukonzerns Erbud, übernimmt als Generalunternehmen die Planung und den Bau von Anlagen. Der Projektentwickler PNE Group aus Deutschland verfügt mit seiner polnischen Tochter Sevivion über ein ähnliches Profil. Zahlreiche Windparks in Polen werden von deutschen Firmen betrieben. Die WPD aus Bremen ist zum Beispiel in der Woiwodschaft Wielkopolskie mit einigen Anlagen vertreten.

    Kaum Erfahrungen im Offshore-Markt

    Im Offshore-Segment verfügt Polen über nur geringe Marktanteile. Zwar kommt eine Studie des Thinktanks Instytut Jagielloński zu dem Ergebnis, dass rund 400 potenzielle Offshore-Zulieferer im Land existieren. Für die geplanten Anlagen in der polnischen Ostsee könnten die Firmen nach Meinung der Studie aber lediglich 25 Prozent der benötigten Waren und Dienstleistungen bereitstellen. Kritische Elemente müssten importiert werden. ST3 Offshore, ein bekannter polnischer Hersteller von Offshore-Fundamenten, musste 2020 Konkurs anmelden. Besser läuft es im Schiffbau. Die Crist Werft aus Gdynia stellte im Auftrag von Hochtief ein sogenanntes Errichter-Schiff her. Es wird benötigt, um Offshore-Windräder aufzustellen.

    Von Christopher Fuß | Warschau

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade & Invest

    Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

    Exportinitiative Energie

    Informationen zu Veranstaltungen, Markt- und Länderinformationen

    Factsheets der Exportinitiative Energie

    Factsheets mit allgemeinen Energieinformationen zum Land (teilweise mit Technologie- oder Anwendungsfokus)

    AHK Polen

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Ministerium für Entwicklung und Technologie

    Das Ministerium regelt die Abstandsflächen zwischen Windkraftanlagen und Wohngebäuden

    Ministerium für Umwelt

    Das Umweltministerium leitet den Bereich Energie

    Urzad Regulacji Energetyki

    Amt für Energieregulierung; Aufsichtsbehörde für den Energiemarkt

    Polskie Sieci Elektroenergetyczne SA

    Staatlicher Übertragungsnetzbetreiber

    Polskie Stowarzyszenie Energetyki Wiatrowej (PSEW)

    Polnischer Windenergieverband

    Polskie Towarzystwo Morskiej Energetyki Wiatrowej (PTMEW)

    Polnischer Verein für Offshore-Windenergie

    Instytut Energetyki Odnawialnej

    Institut für Erneuerbare Energie

    Stowarzyszenie Energii Odnawialnej

    Verein für Erneuerbare Energie

    Greenpower

    Internationale Fachmesse für Erneuerbare Energie; MTP (Poznan)

    Pol-Eco System

    Internationale Fachmesse für Umweltschutz; MTP (Poznan)

    Jahrestagung des Polnischen Windenergieverbandes

    Die Konferenz zählt zu den größten Branchenveranstaltungen in Polen

    Wysokie Napiecie

    Internetportal für Energiethemen

    Gram W Zielone

    Internetportal für Grüne Energie

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