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Branche kompakt | Saudi-Arabien | Solarenergie

Saudi-Arabien formuliert für Solarsektor ehrgeizige Ziele

Saudi-Arabien möchte zu einem führenden Solarstromproduzenten werden, steht aber noch am Anfang. Die geplante grüne Wasserstofferzeugung würde Mega-Solaranlagen erfordern. 

Von Robert Espey | Dubai, Riad

  • Marktüberblick

    Die angestrebte Reduzierung des Öl- und Gasverbrauchs zur Stromerzeugung, sinkende Solarstromkosten und der geplante grüne Wasserstoffsektor geben der Solarbranche Impulse.  

    Markttreiber und -hemmnisse

    Treiber

    Hemmnisse

    Reduzierung des Gas- und Ölverbrauchs der konventionellen Kraftwerke

    Schärfere "Local Content" Vorschriften

    Aufbau eines grünen Wasserstoffsektors

    Weitere konventionelle Kraftwerke im Bau und in Planung, Atomkraftwerke in der Diskussion

    Sinkende Preise für Solarstrom

    Unsicherheiten über langfristige finanzielle Lage des Staatssektors und Strukturreformen

    Quelle: Germany Trade & Invest

    Von Robert Espey | Dubai, Riad

  • Politische Ziele

    Im Solarsektor stehen einer ambitionierten Regierungsplanung bislang noch relativ bescheidene Fortschritte gegenüber. Aber dies könnte sich in den nächsten Jahren ändern. 

    Bis 2030 sollen Photovoltaik-Anlagen mit 40 Gigawatt am Netz sein

    Erneuerbare Energien spielten in Saudi-Arabien bislang eine geringe Rolle, obwohl bereits seit etwa 15 Jahren an ambitionierten EE-Konzepten (Erneuerbare Energien) gearbeitet wird. Das von Saudi-Arabien 2013 vorgestellte 54 Gigawatt Programm zur Nutzung erneuerbarer Energien hatte international für großes Aufsehen gesorgt.

    Gemäß der damaligen Planung wurde angestrebt, bis 2020 EE-Projekte mit einer Gesamtleistung von 24 Gigawatt zu realisieren. Davon sollen etwa 6,5 Gigawatt auf Photovoltaik (PV), 11,0 Gigawatt auf CSP (Concentrated Solar Power), 5,0 Gigawatt auf Waste-to-Energy (WTE) und 0,5 Gigawatt auf Geothermie entfallen. Bis 2032 war der Ausbau der alternativen Energien auf 54 Gigawatt geplant: 25 Gigawatt CSP, 16 Gigawatt PV, 9 Gigawatt Windkraft, 3 Gigawatt WTE und 1 Gigawatt Geothermie.

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    Das ambitionierte Programm verschwand aber wieder in den Schubladen beziehungsweise wurde in stark modifizierter Form als Teil der 2016 vorgelegten "Saudi Vision 2030" wiederbelebt. Das 2018 präsentierte "National Renewable Energy Program" sah für 2023 erneuerbare Energien mit 9,5 Gigawatt vor. Diese Zielmarke wurde zwischenzeitlich auf 27,3 Gigawatt angehoben, davon sollen 20 Gigawatt auf PV-Kraftwerke entfallen und 7,0 Gigawatt auf Windenergie. Bis 2030 wird eine Erhöhung auf 58,7 Gigawatt angestrebt (40 Gigawatt PV, 16 Gigawatt Wind, 2,7 Gigawatt CSP).

    Im April 2021 erklärte der saudi-arabische Energieminister, Abdulaziz bin Salman, sein Land werde jährlich Solarprojekte mit einer Gesamtkapazität von 5 bis 7 Gigawatt in Angriff nehmen. Ende des Jahrzehnts werde der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung 50 Prozent erreichen, so der Minister.

    Bislang nur kleinere PV-Projekte, jetzt erstes großes Kraftwerk in Betrieb

    Nach Berechnungen der International Renewable Energy Agency (IRENA) lag in Saudi-Arabien der EE-Anteil an den gesamten Stromerzeugungskapazitäten 2020 bei 0,5 Prozent, dies entsprach 0,4 Gigawatt. Die Kapazitäten verteilten sich auf geschätzte 409 Megawatt Solarenergie (359 Megawatt PV, 50 Megawatt CSP) und 3 Megawatt On-Shore-Windkraft.

    Das Interesse an erneuerbaren Energien führte schon vor über zehn Jahren zu ersten Projekten. Dazu gehört eine 2011 fertiggestellte 500 Kilowatt PV-Anlage auf der Insel Farasan im Roten Meer, Projektbetreiber sind die nationale Ölgesellschaft Saudi Aramco und das japanische Unternehmen Showa Shell Sekiyu KK. Eine geplante Erweiterung auf 10 bis 15 Megawatt wurde bislang nicht realisiert.

    Eine Tochter der Phoenix Solar AG (Sulzemoos bei München) errichtete 2011 in der Nähe von Riad für Aramco eine 3,5 Megawatt PV-Anlage, als lokaler Projektpartner war Naizak Global Engineering Systems beteiligt. Der Solarpark steht auf dem Gelände des King Abdullah Petroleum Studies and Research Center (KAPSARC).

    Eine 2 Megawatt Dachinstallation hat 2010 die King Abdullah University of Science and Technology (KAUST) in Thuwal erhalten. Durchgeführt wurde das Projekt von der Hamburger Conergy AG gemeinsam mit dem saudi-arabischen Systemintegrator National Solar Systems. Eine 200 Kilowatt Dachanlage hat Conergy im neuen Finanzzentrum der Hauptstadt, dem King Abdullah Financial District (KAFD), fertiggestellt; diesmal in Zusammenarbeit mit der lokalen Firma Modern Times Technical Systems. Der große saudi-arabische Nahrungsmittelkonzern Almarai hat 2019 eine 12 Megawatt PV-Anlage in Betrieb genommen.

    Eine 25 Megawatt solarthermische Anlage versorgt die Princess Noura Bint Abdulrahman University in Riad mit Warmwasser. Das 2019 fertiggestellte 600 Megawatt GuD-Kraftwerk in Duba (Duba Integrated Solar Combined Cycle Power Plant) am Roten Meer verfügt über eine integrierte 50 Megawatt CSP-Anlage.

    Als erste an das nationale Stromnetz angeschlossene PV-Anlage ging 2020 das 10 Megawatt Layla Al Aflaj Kraftwerk in Betrieb. Das Projekt ist eine Kooperation zwischen der zum PIF gehörenden Saudi Technology Development and Investment Company (TAQNIA) und der Saudi Electricity Company. Spaniens TYPSA hat die Anlage gebaut. Eine Erweiterung um 40 Megawatt war geplant, wurde aber bislang nicht in Angriff genommen.

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    Im April 2021 wurde ein erstes großes Solarkraftwerk, die 300 Megawatt Sakaka PV-Anlage, ans Netz gebracht. Dieses Kraftwerk ist in den oben genannten IRENA-Daten für 2020 schon enthalten, die Anlage war 2020 schon weitgehend fertiggestellt, aber noch nicht in Betrieb.

    Privatsektor soll investieren

    Beim Aufbau des EE-Sektors soll die Privatwirtschaft eine zentrale Rolle übernehmen. Dabei ist nicht nur die Realisierung der Kraftwerke auf PPP-Basis (Private Public Partnership) gemeint, sondern private in- und ausländische Unternehmen sollen auch in die gesamte Wertschöpfungskette investieren. Für Solar- und Windkraftwerke wird ein steigender "Local Content" gefordert. Internationale Firmen sind deshalb auf der Suche nach geeigneten lokalen Partnern und saudi-arabische Unternehmen suchen ausländische Technologiegeber.

    Das 300 Millionen US-Dollar (US$) Sakaka-Projekt wurde 2018 an ein Konsortium (Sakaka Solar Energy Company/SSEC) bestehend aus den beiden saudi-arabischen Unternehmen Acwa Power (Anteil: 70 Prozent) und Al Gihaz (30 Prozent) vergeben. Acwa Power wird dem Privatsektor zugerechnet, der staatliche Public Investment Fund (PIF) ist aber an Acwa Power mit 50 Prozent beteiligt.

    Die SSEC hat mit der Saudi Power Procurement Company (SPPC), einer Tochter der Saudi Electricity Company, einen 25 Jahre laufenden Stromabnahmevertrag (Power Purchase Agreement/PPA) abgeschlossen, es wurden 2,34 US-Cent pro Kilowattstunde (Levelised Cost of Electricity/LCOE) vereinbart, was 2018 weltweit ein neuer Tiefstpreis war. Die Sakaka-Projektfinanzierung kommt von Frankreichs Natixis. Der Bauauftrag ging an Chint Solar (China) und Mahindra Susten (Indien). 

    Von Robert Espey | Dubai, Riad

  • Marktorganisation

    Staatliche Akteure dominieren den Strommarkt. Aber der Privatsektor, der bislang nur als Kraftwerksbetreiber zugelassen ist, soll eine wachsende Rolle spielen.

    Die Stromerzeugung ist weiterhin überwiegend in staatlicher Hand. Seit 2002 darf der Privatsektor im Kraftwerkssektor investieren, aber der Anteil der staatlichen Kraftwerksbetreiber liegt aktuell noch bei 83 Prozent.

    Aktuell (2021) liegen die gesamten Kraftwerkskapazitäten bei rund 87 Gigawatt, davon entfallen auf private Betreiber (Independent Power Projects) weniger als 15 Gigawatt. Der größte staatliche Kraftwerksbetreiber ist die Saudi-Electricity Company (SEC) mit etwa 57 Gigawatt. Andere staatliche Betreiber verfügen über rund 15 Gigawatt, darunter die Saline Water Conversion Corporation (SWCC) mit 6 Kraftwerken (Kapazität: 6,5 Gigawatt) und die nationale Ölgesellschaft Saudi Aramco (2,2 Gigawatt).

    Das größte private Kraftwerk (4,1 Gigawatt) betreibt die Hajr for Electricity Production Company. Die Klassifizierung als "privat" bezieht sich auf die Rechtsform des Unternehmens, nicht auf die Eigentumsverhältnisse. Die SEC hält 50 Prozent der Firmenanteile, 22,49 Prozent besitzt Acwa Power, das zu 50 Prozent dem staatlichen Public Investment Fund (PIF) gehört. Samsung C&T und der MENA Infrastructure Fund halten 12,51 und 15 Prozent. Acwa Power hat eine Option, die Samsung-Anteile zu übernehmen.

    Die zur SEC gehörende Saudi Power Procurement Company (SPPC) ist der Stromabnehmer der meisten Kraftwerke (Principal Buyer). Für die Stromübertragung und -verteilung ist die ebenfalls zur SEC gehörende National Grid SA zuständig. Die Royal Commission for Jubail & Yanbu betreibt ein separates Stromnetz mit einem 2 Gigawatt Kraftwerk (Power & Water Utility Company for Jubail & Yanbu/MARAFIQ).

    Saudi-Arabien: Stromabgabepreise nach Verbrauchsmengen und Sektoren (in US-Cent pro Kilowattstunde)

    Verbrauchsmenge pro Monat (in Kilowattstunden)

    Haushalte

    Gewerbe

    Landwirtschaft

    Öffentliche Einrichtungen

    Industrie

    Private Bildungseinrichtungen

    Bis 6.000

    4,8

    5,3

    4,3

    8,5

    4,8

    4,8

    Über 6.000

    8,0

    8,0

    5,3

    8,5

    4,8

    4,8

    Quelle: Saudi Electricity Company

    Die staatlich festgelegten Stromabgabepreise sind zwar 2018 kräftig angehoben worden, aber dennoch weiterhin subventioniert. Wann und ob es kostendeckende Tarife geben wird, ist derzeit unklar. Die niedrigen Strompreise machen die Stromerzeugung durch private Solaranlagen (Dachinstallationen etc.) zumeist wenig attraktiv. Nur bei weiter deutlich steigenden Stromtarifen wären solche Investitionen zunehmend sinnvoller. Private Kleinanlagen können überschüssigen Strom ins Netz einspeisen.

    Von Robert Espey | Dubai, Riad

  • Marktchancen

    Im Rahmen des "National Renewable Energy Program" werden zahlreiche Solarprojekte realisiert. Zudem benötigt der geplante grüne Wasserstoffsektor Mega-Solaranlagen.

    Starker Ausbau der Solarkapazitäten in Vorbereitung

    Das "National Renewable Energy Program" (NREP) strebt bis 2023 eine EE-Kapazität (Erneuerbare Energien) von 27,3 Gigawatt an, dieser Zeitplan erscheint allerdings wenig realistisch. Bis 2030 sind 58,7 Gigawatt anvisiert, davon sollen 40 Gigawatt auf Photovoltaik (PV), 16 Gigawatt auf Wind und 2,7 Gigawatt auf CSP (Concentrated Solar Power) entfallen.

    Zuständig für einen Teil der NREP-Projekte ist das zum Energieministerium gehörende, 2017 gegründete "Renewable Energy Project Development Office" (REPDO). Die Organisation ist für 30 Prozent der angestrebten NREP-Kapazitätsziele verantwortlich. Alle REPDO-Projekte werden als BOO-Basis (Build, Own, Operate) ausgeschrieben. Die Investoren schließen mit der Saudi Power Procurement Company (SPPC), einer Tochter der Saudi Electricity Company, einen langfristigen Stromabnahmevertrag (Power Purchase Agreement/PPA) ab, zumeist über 25 Jahre.

    Im Rahmen der ersten REPDO-Ausschreibungsrunde wurden 2018 das 300 Megawatt Sakaka PV-Kraftwerk und die 400 Megawatt Dumat al Jandal Windkraftanlage an private Betreiber vergeben. Das PV-Kraftwerk ist im April 2021 offiziell in Betrieb genommen worden. Hauptinvestor ist Acwa Power (Saudi-Arabien). Der staatliche Public Investment Fund (PIF) hält seit November 2020 eine 50-prozentige Beteiligung an Acwa Power, zudem wurde eine strategische Kooperation vereinbart.

    Das 400 Millionen US$ Windkraftprojekt ging an ein Konsortium aus EDF Renewables (Frankreich) und der Abu Dhabi Future Energy Company (Masdar). Mit der Fertigstellung wird erst 2023 gerechnet.

    Die National Agricultural Development Company hat 2019 an Frankreichs Engie einen 60 Millionen US$ EPC-Auftrag (Engineering, Procurement, Construction) für ein 30 Megawatt PV-Kraftwerk in Haradh vergeben. Die Anlage soll noch 2021 fertiggestellt werden.

    Sieben PV-Projekte im Frühjahr 2021 vergeben

    Im Frühjahr 2021 wurden sieben PV-Projekte mit einer Gesamtkapazität von rund 3 Gigawatt vergeben. Bei einer planmäßigen Fertigstellung 2023/2024 würden 2024 die Gesamtkapazitäten aller Solar- und Windkraftwerke auf etwa 3,8 Gigawatt steigen.

    Von den im Frühjahr vergebenen PV-Projekten gehören sechs Vorhaben zur zweiten REPDO-Ausschreibungsrunde. Das größte Projekt, das 1,5 Gigawatt Sudair Kraftwerk, gehört aber nicht zum REPDO-Programm. Investoren der 725 Millionen US$ Anlage sind Acwa Power und der PIF, der Hauptbauauftrag ging an Indiens Larsen & Toubro. Sudair ist das erste große Solarprojekt mit direkter PIF-Beteiligung. Der Staatsfonds will bis 2030 in Solar- und Windprojekte mit einer Gesamtkapazität von etwa 40 Gigawatt investieren.

    An ein Konsortium aus Acwa Power und der Gulf Investment Corporation (GIC) gingen die PV-Projekte Al Faisalia (600 Megawatt; Investitionssumme: 640 Millionen US$) und Qurrayat (200 Megawatt; 200 Millionen US$). An der in Kuwait ansässigen GIC sind alle sechs GCC-Mitgliedsstaaten (Gulf Cooporation Council) zu gleichen Teilen beteiligt. Die Verhandlungen über die Finanzierung der beiden Projekte sollen in Kürze abgeschlossen werden. Den Hauptbauauftrag für Al Faisalia hat die lokale Al Babtain Contracting Company erhalten.

    Der für Al Faisaliah ausgehandelte Stromabnahmevertrag sieht einen Tarif (Levelised Cost of Electricity/LCOE) von 1,04 US-Cent pro Kilowattstunde vor. Dies ist weltweit ein neuer Tiefstpreis. Für Qurrayat wurden 1,79 US-Cent pro Kilowattstunde vereinbart.

    Eine 320 Millionen US$ PV-Anlage (300 Megawatt) in Jeddah hat ein Konsortium aus EDF Renewables, Masdar und der lokalen Nesma Group gewonnen. Der mit der SPPC ausgehandelte Preis pro Kilowattstunde beträgt 1,62 US-Cent. Gebaut wird die Anlage von Larsen & Toubro.

    Ein 300 Megawatt PV-Kraftwerk in Rabigh ging an Marubeni für einen Preis pro Kilowattstunde von 1,70 US-Cent. Der 184 Millionen US$ Bauauftrag wurde an China Energy Construction Gezhouba International vergeben.

    Drei lokale Unternehmen (Al-Blagha Holding, Alfanar Group, Desert Technologies) haben die Ausschreibungen für ein 50 Megawatt PV-Kraftwerk in Medina und eine 20 Megawatt-Anlage in Rafha gewonnen. Die Tarife liegen bei 1,94 US-Cent beziehungsweise 3,49 US-Cent pro Kilowattstunde.

    Saudi-Arabien: Geplante Solarprojekte (Auswahl; Investitionssummen in Millionen US-Dollar; Stand: Juli 2021)

    Projekt

    Investitions-summe

    Projekt-stand *)

    Projektbetreiber

    NEOM: Renewable Energy: Solar Power Park

    1.600

    ST

    Acwa Power/NEOM/Air Products 

    Renewable Energy Program Round 3 B: 700 MW PV Ar Rass Power Plant

    900

    AP

    Renewable Energy Project Development Office 

    Renewable Energy Program Round 3 B: 300 MW PV Saad Power Plant

    400

    AP

    Renewable Energy Project Development Office

    Renewable Energy Program: Round 3 A: 120 MW PV Wadi Al Dawaser Power Plant

    180

    AP

    Renewable Energy Project Development Office

    Renewable Energy Program: Round 3 A: 80 MW PV Layla Power Plant

    120

    AP

    Renewable Energy Project Development Office

    40 MW PV Al Aflaj Power Station

    80

    OH

    Taqnia / Saudi Electricity Company

    300 MW PV Power Plant at Yanbu Industrial City

    60

    ST

    Marafiq/RCJY/SABIC 

    50 MW PV Captive Solar Plant

    60

    ST

    Arabian Cement Company 

    8 MW Farasan Island PV Plant Expansion

    30

    ST

    Saudi Electricity Company 

    *) ST = Studie, AP = Angebotsprüfung, OH = On Hold (vorläufig gestoppt)Quelle: MEED Projects, Recherchen von Germany Trade & Invest

    Derzeit sind in der laufenden dritten REPDO-Ausschreibungsrunde Projekte mit insgesamt 1,2 Gigawatt PV im Angebot. Ein 850 Megawatt Windkraftwerk in Yanbu befindet sich noch in einer frühen Planungsphase. Außerhalb des NREP gibt es weitere geplante Solar- und Windkraftprojekte. Den Bau von PV-Anlagen prüfen unter anderem die Yanbu Industrial City (300 Megawatt) und die Arabian Cement Company (50 Megawatt).

    Saudi-Arabien möchte den Bau von Solardachanlagen forcieren. Im Rahmen des "Shamsi Program" besteht die Möglichkeit zum Anschluss von Dachanlagen an das nationale Stromnetz.

    Aufbau des grünen Wasserstoffsektors erfordert Mega-Solaranlagen

    Angesichts der für die Solarstromerzeugung sehr günstigen klimatischen Bedingungen bietet Saudi-Arabien gute Voraussetzungen für eine wettbewerbsfähige Produktion von grünem Wasserstoff. Riad strebt an, zu einem weltweit führenden Erzeuger und Exporteur von grünem Wasserstoff zu werden. Eine detaillierte Wasserstoffstrategie hat das Königreich noch nicht präsentiert.

    Zentrum der grünen Wasserstoffproduktion soll das Mega-Regionalentwicklungsprojekt NEOM im derzeit noch dünn besiedelten Nordwesten Saudi-Arabiens werden. Das 500 Milliarden US$ Projekt befindet sich noch in einem frühen Stadium. NEOM bietet sowohl für Solar- als auch für Windenergie gute Voraussetzungen.

    Kooperation mit Deutschland

    Deutschland und Saudi-Arabien wollen im Wasserstoffsektor eng kooperieren. Im März 2021 haben Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier und Saudi-Arabiens Energieminister Abdulaziz bin Salman Al Saud eine "Gemeinsame Absichtserklärung zur Gründung einer Wasserstoffzusammenarbeit zwischen Deutschland und Saudi-Arabien" unterzeichnet.

    Der PIF plant in NEOM gemeinsam mit Acwa Power und dem US-Unternehmen Air Products & Chemicals ein 5 Milliarden US$ Projekt zur Herstellung von grünem Wasserstoff beziehungsweise Ammoniak. Dort laufen derzeit Planungen für den Bau einer 1,5 Milliarden US$ Ammoniak-Fabrik mit einer Jahreskapazität von 1,2 Millionen Tonnen. Zur Stromversorgung des Wasserstoff-Ammoniak-Projekts sind ein 4 Gigawatt Solar- und Windkraftpark vorgesehen.

    Von Robert Espey | Dubai, Riad

  • Markthemmnisse

    Der zukünftige Energie-Mix und die Entwicklung des Strombedarfs sind unklar. Die geforderte lokale Wertschöpfung stellt Investoren vor Herausforderungen.    

    Weitere konventionelle Kraftwerke, Atomkraftprojekte geplant

    Die Entwicklungsziele bei Solar- und Windenenergie sind zwar sehr ambitioniert, der Grad der Realisierung ist aber ungewiss. Ein erstes, 2013 mit großem Marketingaufwand präsentiertes EE-Programm (Erneuerbare Energien) wurde letztlich überhaupt nicht umgesetzt. Das aktuelle "National Renewable Energy Program" macht zwar Fortschritte, müsste aber erheblich beschleunigt werden, um die gesteckten Ziele zu erreichen.

    Weiterhin sind neue konventionelle Kraftwerke im Bau und in der Planung. Das gasbefeuerte 1,5 Gigawatt Al Fadhili Kraftwerk in Jubail wurde 2020 fertig. Im Bau sind unter anderem ein 1,5 Milliarden US$ teures 1,8 Gigawatt sowie ein 0,7 Gigawatt Kraftwerk für 0,8 Milliarden US$. In der Planungsphase befinden sich unter anderem ein 1,6 Gigawatt Kraftwerk sowie zwei 1,2 Gigawatt Kraftwerke. Einige große konventionelle Kraftwerksprojekte liegen allerdings derzeit auf Eis, könnten aber reaktiviert werden.

    Völlig unklar ist die Weiterentwicklung im Atomkraftsektor. Die Planung sieht bis 2040 den Bau von Kernreaktoren mit einer Gesamtleistung von 17 Gigawatt vor. Zunächst sollen zwei große Atomkraftwerke und "Smart Reactors" mit einer Leistung von jeweils 100 Megawatt gebaut werden. Uran soll in Saudi-Arabien abgebaut werden. Mit mehreren ausländischen Firmen wurden Kooperationen im Nuklearsektor vereinbart, darunter Rosatom, KEPCO (Korea, Rep.), Areva (Frankreich), EdF (Frankreich) und die China Nuclear Engineering & Construction Group. Seit 2019 liegen Angebote zum Bau von zwei Atomkraftwerken (Gesamtkapazität: 2,8 Gigawatt) aus den USA, Russland, Frankreich, Korea (Rep.) und China vor.

    Lokale Wertschöpfung als wichtiges Vergabekriterium

    Die Erfüllung der "Local Content" Anforderung stellt die Investoren vor Herausforderungen. Zwar befindet sich eine lokale Zulieferindustrie im Aufbau, aber ein Großteil der Komponenten und auch technische Dienstleistungen müssen weiterhin im Ausland beschafft werden.

    Bei der Vergabe von Solar- und Windprojekten soll die Bereitschaft zu Investitionen in den Aufbau einer lokalen Wertschöpfungskette besonders gewichtet werden. Die erste große, 2021 ans Netz angeschlossene PV-Anlage (Photovoltaik), das 300 Megawatt Sakaka-Kraftwerk, wurde mit der Auflage vergeben, einen "Local Content"-Anteil von 30 Prozent zu erreichen. Ob diese Vorgabe eingehalten werden konnte, ist nicht bekannt.

    Bei sechs im Frühjahr 2021 vom Renewable Energy Project Development Office (REPDO) vergebenen PV-Projekten ist eine lokale Wertschöpfung von 17 Prozent zu erreichen. Für die vier derzeit vom REPDO ausgeschriebenen PV-Projekte gilt eine "Local Content"-Quote von mindestens 18 Prozent. Richtlinien zur Kalkulation der lokalen Wertschöpfung hat die Local Content & Government Procurement Authority erlassen.

    Finanzielle Situation des Staatssektors langfristig ungewiss

    Die von den privaten Kraftwerken mit der staatlichen Saudi Power Procurement Company (SPPC) abgeschlossenen Stromabnahmeverträge haben in der Regel eine Laufzeit von 25 Jahren. Trotz der in den letzten Jahren stark geschrumpften Staatseinahmen (aufgrund gesunkener Öleinahmen) ist kurz- und mittelfristig nicht mit Zahlungsausfällen zu rechnen. Das Land verfügt über zwar geschrumpfte, aber weiterhin beachtliche Reserven.

    Die längerfristige Entwicklung der finanziellen Situation des Staatsektors ist allerdings nur schwer prognostizierbar. Auch kann nicht mit Sicherheit davon ausgegangen werden, dass die angestrebte Diversifizierung der saudi-arabischen Wirtschaft, um von den Öleinnahmen unabhängiger zu werden, gelingt.

    Entwicklung des Strombedarfs und Marktreformen mit Fragezeichen

    Die Entwicklung der in den heißen Sommermonaten erreichten Spitzenlast zeigte bis 2015 kontinuierlich hohe Wachstumsraten, aber seither gibt es keinen Wachstumstrend mehr. Ein wichtiger Grund sind die seit 2015 stark gestiegenen Stromabgabepreise.

    Derzeit geht die Regierungsplanung bis 2030 von einem Anstieg der Spitzenlast auf 120 Gigawatt aus. Mit 62,3 Gigawatt erreichte die Spitzenlast 2015 den bisherigen Höhepunkt (nur National Grid, ohne das 2 Gigawatt Netz der Power and Water Utility Company for Jubail and Yanbu/Marafiq). In den folgenden Jahren lagen die Spitzenwerte bei 60,8 (2016), 62,1 (2017), 61,7 (2018), 62,1 (2019) und 62 Gigawatt (2020, Schätzung).

    Beim Stromverbrauch sind seit 2015 geringere Zuwächse zu verzeichnen, ein Rückgang wurde 2019 verzeichnet. Krisenbedingt könnte es 2020 zu einer weiteren Schrumpfung gekommen sein.

    Saudi-Arabien arbeitet an einer weiteren Privatisierung und Liberalisierung des Stromsektors. Prognosen zum Reformtempo und den zu erwartenden Strukturänderungen sind aber schwierig. Im April 2020 wurde ein neues Planungsgremium, das "Higher Committee for Energy Mix Affairs for Electricity Production and Enabling the Renewable Energy Sector", unter Leitung des Kronprinzen etabliert.

    Von Robert Espey | Dubai, Riad

  • Branchenstruktur

    Der staatliche Investitionsfonds und private in- und ausländische Unternehmen sollen den Solarsektor entwickeln. Eine lokale Zulieferindustrie befindet sich im Aufbau. 

    Staatliche Akteure dominieren den Strommarkt

    Der staatliche Public Investment Fonds (PIF) soll eine zentrale Rolle bei der Entwicklung der Solar- und Windbranche übernehmen. Es ist geplant, dass sich der Staatsfonds am Aufbau von 70 Prozent der im Rahmen des "National Renewable Energy Program" angestrebten fast 60 Gigawatt Solar- und Windkraftkapazitäten direkt beteiligen soll, jeweils mit privaten in- und ausländischen Partnern.

    Der PIF schreibt seine Projekte nicht öffentlich aus, sondern verhandelt direkt mit möglichen Partnern. Das erste direkt vergebene PIF-Solarprojekt ist das 1,5 Gigawatt PV-Kraftwerk (Photovoltaik) in Sudair, als Partner wurde Acwa Power, an dem der PIF 50 Prozent der Anteile hält, ausgewählt.

    Acwa Power (gegründet 2004) ist an zahlreichen Solar- und Windkraftprojekten in Saudi-Arabien und im Ausland beteiligt. In Saudi-Arabien hat Acwa Power neben Sudair in das kürzlich fertiggestellte 300 Megawatt Sakaka PV-Kraftwerk investiert. Ferner ist Acwa Power an einem Konsortium beteiligt, das in Saudi-Arabien derzeit zwei große PV-Projekte realisiert (Al Faisalia, 600 Megawatt; Qurrayat, 200 Megawatt). Acwa Power ist im Ausland an Solar-Projekten in den Vereinigten Arabischen Emiraten, Oman, Marokko, Ägypten, Jordanien, Vietnam, Südafrika und Äthiopien beteiligt.

    Das zum Energieministerium gehörende Renewable Energy Project Development Office (REPDO) soll die Realisierung von 30 Prozent des "National Renewable Energie Program" übernehmen, also bis 2030 private Investoren für Solar- und Windprojekte mit einer Gesamtkapazität von über 17 Gigawatt finden. Die seit 2018 vom REPDO vergebenen Projekte summieren sich auf 2,2 Gigawatt, davon sind 0,3 Gigawatt fertiggestellt.

    Großes Interesse internationaler Firmen

    Solarprojekte werden in der Regel unter maßgeblicher Beteiligung ausländischer Partner umgesetzt. Das große Interesse internationaler Firmen wird bei den REPDO-Ausschreibungen sehr deutlich. Für die laufenden Ausschreibungen zum Bau von vier PV-Kraftwerken (Ar Rass, Saad, Wadi Al Dawaser, Layla) mit 1,2 Gigawatt Gesamtleistung hatten sich 49 Unternehmen präqualifiziert, darunter 21 aus dem Ausland.

    Um das 700 Megawatt Ar Rass Projekt und das 300 Megawatt Saad Projekt bewerben sich drei Unternehmen/Konsortien: (1) Acwa Power, (2) EDF Renewables (Frankreich)/Masdar (VAE)/Nesma (Saudi-Arabien) sowie (3) Jinko Solar (China). Angebote für das 120 Megawatt Wadi Al Dawaser und das 80 Megawatt Layla Projekt haben (1) Acwa Power, (2) Total Solar/Al Blagha Group (Saudi-Arabien) sowie (3) Alfanar (Saudi-Arabien) eingereicht.

    Lokale Zulieferindustrie im Aufbau

    Saudi-Arabien strebt im Solarkraftwerksbau mittelfristig eine Lokalisierung von über 60 Prozent an. Eine Zulieferindustrie befindet sich im Aufbau. Ein Beispiel ist die Produktion von Solarstromwandlern (Inverter) durch die staatliche Advanced Electronics Company (AEC). Die King Abdulaziz City for Science and Technology (KACST) betreibt ein Montagewerk für PV-Module mit einer Jahreskapazität von 100 Megawatt.

    Die zum PIF gehörende Saudi Technology Development and Investment Company (TAQNIA) plant ein PV-Modul-Montagewerk mit einer Jahreskapazität von 500 Megawatt. TAQNIA kooperiert mit der KACST. Acwa Power hat 2019 einen neuen Geschäftsbereich, die Acwa Industrial Investment Company, eingerichtet, um die Lokalisierung voranzutreiben. Das in Jeddah ansässige Unternehmen Desert Technologies hat 2018 eine Fertigungsanlage für PV-Module in Betrieb genommen (Jahreskapazität: 110 Megawatt).

    In Saudi-Arabien gibt es eine große Zahl von Unternehmen, die Planung und Bau kleinerer Solaranlagen anbieten. Die Water and Electricity Regulatory Authority hat eine Liste mit zugelassenen Unternehmen veröffentlicht.

    Von Robert Espey | Dubai, Riad

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade & Invest/Saudi-Arabien

    Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft, auch Hinweise zu Ausschreibungen

    AHK Saudi-Arabien/Delegation der Deutschen Wirtschaft für Saudi-Arabien

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Exportinitiative Energie

    Informationen zu Veranstaltungen, Markt- und Länderinformationen

    Factsheets der Exportinitiative Energie

    Factsheets mit allgemeinen Energieinformationen zum Land

    Ministry of Energy

    Fachministerium (zuständig für den Stromsektor)

    Water and Electricity Regulatory Authority

    Regulations- und Genehmigungsbehörde

    Saudi Electricity Company

    Staatlicher Kraftwerksbetreiber und zuständig für Strombeschaffung, -übertragung und -verteilung

    Saudi Power Procurement Company

    Zuständig für Abschluss von Stromabnahmeverträgen

    Renewable Energy Project Development Office (REPDO)

    Ausschreibungsportal des Renewable Energy Project Development Office

    Public Investment Fund

    Staatlicher Investor unter anderem in NEOM und im Solarsektor

    Acwa Power

    Wichtiger privater Kraftwerksbetreiber

    NEOM (New Future)

    Mega-Project mit geplantem  grünem Wasserstoffsektor mit Mega-Solar- und Windpark

    WFES - World Future Energy Summit + Exhibition

    Führende Messe für Energie und Klimaschutz in Dubai (jährlich; 17. bis 19. Januar 2022)

    WETEX- Water, Energy Technology and Environment Exhibition

    Regionale Fachmesse in Dubai (jährlich; 5. bis 7. Oktober 2021, mit Gemeinschaftsstand des Bundes)

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