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Special | Südafrika | Wasser - Die knappe Ressource

Südafrika will Wassersektor mit privaten Investitionen aufpäppeln

Wasserknappheit und eine marode Infrastruktur stellen die Branche vor Herausforderungen. Aufgrund knapper Staatskassen gewinnt der Privatsektor an Bedeutung.

Von Jenny Tala | Johannesburg

Südafrika befindet sich mitten in einer Wasserkrise. Die Ursachen dafür sind vielfältig. Wasser ist in Südafrika von Natur aus knapp. Die durchschnittliche Niederschlagsmenge von 465 Millimetern pro Jahr entspricht nur der Hälfte des Weltdurchschnitts, dazu ist die Verdunstungsrate hoch. Zudem leidet das Land unter den Folgen des Klimawandels, die sich unter anderem in wiederkehrenden Dürreperioden äußern. Aber: Der Großteil der Wasserkrise ist hausgemacht und auf eine marode Infrastruktur, fehlende Investitionen in Instandhaltung und Kapazitätsausbau sowie Missmanagement zurückzuführen. Die anhaltende Energiekrise und Trends wie eine steigende Nachfrage, ein zunehmend höherer Lebensstandard und Urbanisierung verschärfen das Problem. 

Geht Südafrika bald das Wasser aus?

Jährlich werden in Südafrika knapp 20 Milliarden Kubikmeter Wasser verbraucht, das meiste davon in der Landwirtschaft. Der Wasserverbrauch pro Kopf ist mit 218 Litern pro Tag sehr hoch. Zum Vergleich: Der internationale Durchschnitt liegt bei 173 Litern. Ein Grund dafür ist unter anderem die hohe Wasserverlustrate (Non Revenue Water), die 2023 zwischen 41 und 47 Prozent lag. Hauptursache sind undichte Leitungen. Aber auch schlecht funktionierende oder fehlende Wasserzähler, illegale Anschlüsse und fehlerhafte Gebührenabrechnungen tragen zu den Verlusten bei. 

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Die Wassergewinnung erfolgt zu 77 Prozent aus Oberflächenwasser, gefolgt von Meerwasserentsalzung (14 Prozent) und Grundwasser (19 Prozent). Gegenwärtig nutzt Südafrika bereits 98,6 Prozent des landesweit verfügbaren Wassers, so der "2023 Water Market Intelligence Report" der Umweltorganisation Green Cape. Die Experten erwarten, dass das Wasserangebot in den nächsten 20 Jahren um rund 24 Prozent und die Nachfrage um 25 Prozent steigen werden. Dies stellt ein großes Risiko für die Versorgungssicherheit dar und macht Südafrika besonders anfällig für externe Schocks. 

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Wir haben besonders aussichtsreiche Wassermärkte in Lateinamerika, Asien, Afrika und Europa unter die Lupe genommen. Alle Länderanalysen finden Sie auf unserer Seite zum Wassersektor.

Mehr Chancen für die Privatwirtschaft

Die Regierung hat bis 2024/25 ein Gesamtbudget von umgerechnet 5,6 Milliarden Euro für die Wasser- und Abwasserinfrastruktur vorgelegt. Das reicht bei Weitem nicht aus, um den massiven Sanierungsstau aufzulösen: Laut dem South Africa National Water and Sanitation Master Plan fehlen in den nächsten zehn Jahren mindestens 1,7 Milliarden Euro. Besonders groß ist der Nachholbedarf im Abwasserbereich. 

Die Finanzierungslücke eröffnet Beteiligungschancen für die Privatwirtschaft. Um an die Erfolge der staatlichen Strombeschaffungsagentur anzuknüpfen, die Milliardeninvestitionen in erneuerbare Energien angezogen hat, hat die südafrikanische Entwicklungsbank 2023 das Water Partnership Office (WPO) gegründet. Ziel ist es, private Investitionen im Wassersektor zu fördern. Als Startkapital sicherte sich das WPO rund 216 Millionen Euro aus dem Green Climate Fund der Vereinten Nationen. 

Informationen über Projekte und Ausschreibungen

Bei der Planung und Durchführung von Projekten im Wassersektor schreiben Geberorganisationen Bau-, Liefer- und Beratungsleistungen oft international aus. Deutsche Unternehmen können sich an den Ausschreibungen beteiligen, Aufträge gewinnen und mit ihrem Know-how zur Verbesserung der Lebensqualität in Entwicklungs- und Schwellenländern beitragen.

Germany Trade & Invest informiert tagesaktuell über Ausschreibungen im Bereich Wasser und Umwelt.

Doch die Finanzierung und Umsetzung von Projekten ist oft schwierig: Unternehmen klagen über langwierige Beschaffungsprozesse, unzureichend spezifizierte Ausschreibungen und eine restriktive Gesetzgebung. Zudem sind die Angebote der Konkurrenz aus Asien oftmals unschlagbar günstig. 

Dabei bietet der südafrikanische Markt für Wasser und Abwasser ein riesiges Potenzial, meint Felix Meyer-Horn, der das Afrikageschäft des niedersächsischen Unternehmens Aerzner Maschinenfabrik verantwortet. Die Aerzner Maschinenfabrik produziert Drehkolbengebläse und bietet angepasste Belüftungssysteme für Kläranlagen an. In Südafrika hat das Unternehmen eine Tochterfirma. "Wichtig ist, dem Kunden konkrete Argumente vorzulegen, warum die eigene Maschine und die dazu gehörenden Komponenten langfristig aufgrund der niedrigeren Energie und Wartungskosten eine bessere Investition sind als die chinesische", sagt Meyer-Horn. Außerdem sollten deutsche Unternehmen mehr in Marketing investieren und Präsenz zeigen: "Da ist uns die Konkurrenz aus den USA oder Frankreich weit voraus." 

Ausgewählte Wasser- und Abwasserprojekte in Südafrika
Projektname und -ort

Investitionssumme (in Millionen Euro)

StatusProjektverantwortungBeschreibung
Lesotho Highlands Water Project

2.230

Im BauLesotho Highlands Development Authority (LHDA), ein Joint Venture der Regierungen von Lesotho und SüdafrikaTeilweise fertiggestelltes Talsperrenprojekt im Königreich Lesotho, um die südafrikanische Provinz Gauteng mit Wasser zu versorgen. Das Projekt umfasst u.a. den Bau des 165 Meter hohen Polihali-Damms, einer 822 Meter langen Brücke, zwei Umleitungstunnel, einen Satteldamm, einen Einlaufturm, einen Überleitungstunnel, Zufahrtsstraßen, ein Wasserkraftwerk mit einer Leistung von 1.200 Megawatt, eine Pumpstation, ein Messwehr, die Verlegung von Übertragungsleitungen sowie die Installation von Radialschützen und Sicherheitssystemen.
Geplante Fertigstellung des Polihali-Damms: 2028
uMngeni-uThukela Water Projects, KwaZulu-Natal

1.984

Teilweise im BauuMngeni-uThukela WaterBau von drei Dämmen
Umzimvubu Water Project: Ntabelanga Dam and Water Treatment Plant, Eastern Cape

950

In PlanungMinisterium für Wasser und AbwasserbehandlungBau einer 407 Meter langen Staumauer mit einer Speicherkapazität von rund 490 Millionen Kubikmeter Wasser bei Ntabelanga am Tsitsa-Fluss
Lusikisiki Regional Water Supply Scheme, Eastern Cape

311

In PlanungMinisterium für Wasser und AbwasserbehandlungBau eines regionalen Wasserversorgungsnetzes für 56 Dörfer im Ostkap. Es umfasst den Bau des Zalu-Damms, von Pumpstationen, Druckleitungen, unterirdischen Rohrleitungen und die Installation der zugehörigen Ausrüstung. Geplante Fertigstellung: Dezember 2026
Potsdam Wastewater Treatment Upgrade Work, Western Cape

259

Im Bau (15%)Ministerium für Wasser und AbwasserbehandlungVerdopplung der Kapazität der Kläranlage Potsdam in Kapstadt auf 100 Millionen Liter gereinigtes Abwasser pro Tag sowie Säuberung/Verbesserung der Wasserqualität der Milnerton-Lagune. Geplante Fertigstellung: 2027
Douglas Water Purification Plant Rehabilitation, Northern Cape

18

Auswertung der AngeboteGemeindeverwaltung Siyancuma Sanierung der Wasseraufbereitungsanlage Douglas
Quelle: Meed Projects, Februar 2024

Kommunen investieren in Abwasserentsorgung 

Südafrikas Kommunen wollen in den nächsten drei Jahren 1,2 Milliarden Euro in den Neubau, die Modernisierung und die Sanierung der Wasser- und Abwasserinfrastruktur investieren. Zwei Drittel der Budgets fließen in den Ausbau von Kläranlagen, Wasserverteilungs- und Abwasserkanalsystemen, um der schnellen Urbanisierung Rechnung zu tragen. Vor allem die dezentrale Wasserver- und Abwasserentsorgung könnte hohe Kosten einsparen. 

Geschäftschancen bieten sich auch in der Nutzung intelligenter Systeme für das Wasser- und Abwassermanagement. So ist beispielsweise in Kapstadt die Installation von intelligenten Zählern im Wert von 60 Millionen Euro über einen Zeitraum von acht Jahren geplant. Im Bereich der Wasseraufbereitung sind chemiefreie und energiesparende Technologien gefragt.

Drastische Verschlechterung der Wasserqualität

Laut der Academy of Science of South Africa (ASSAf) hatten 2023 etwa 3 Millionen der insgesamt 60 Millionen Südafrikaner keinen Zugang zu Trinkwasser und 14 Millionen keinen zu sanitären Einrichtungen. Besonders betroffen sind informelle städtische Siedlungen und ländliche Gebiete. Die Wasserver- und Abwasserentsorgung liegt in der Verantwortung der 144 Kommunen. Die Nationalregierung und die Regierungen der neun Provinzen Südafrikas unterstützen die Kommunen und können bei besonders gravierenden Mängeln auch direkt eingreifen.

Rechtlicher Rahmen und zuständige Behörden:

Wasser ist in Südafrika ein in der Verfassung verankertes Grundrecht. Gesetzgebende Instanz ist das Ministerium für Wasser und Abwasserentsorgung (DWS). Die 144 Kommunen der neun Provinzen sind für Trinkwasserversorgung, sanitäre Grundversorgung und Abwasserbehandlung verantwortlich. Das DWS und die Provinzregierungen unterstützen und kontrollieren die Kommunen bei der Umsetzung.

Zur Bewertung und Verbesserung der Trinkwasserversorgung und -qualität, des Abwassermanagements und der Wasserverluste hat die südafrikanische Regierung 2008 die Zertifizierungsprogramme "Blue Drop", "Green Drop" und "No Drop" eingeführt. Die jüngsten Ergebnisse der Berichte vom Dezember 2023 sind alarmierend: Auf fast allen Ebenen hat sich die Situation im Vergleich zu vor zehn Jahren drastisch verschlechtert. 

Untersucht wurden 958 Wasserversorgungssysteme in allen 144 kommunalen Wasserversorgungsbehörden. Zu den Bewertungskriterien gehörten der Zustand der Infrastruktur, die Durchführung notwendiger Wartungsarbeiten, die Anwendung von Aufbereitungsverfahren und Prozesskontrollen sowie die Qualifikation des Personals. Nur 26 der 958 Systeme schnitten gut ab und qualifizierten sich für die renommierte Blue-Drop-Zertifizierung – im Jahr 2014 waren es noch 44. Fast ein Drittel aller Wasserversorgungssysteme befindet sich in einem kritischen Zustand (2014: 174). Am schlechtesten schneidet die Provinz Northern Cape ab, wo 87 Prozent aller Trinkwassersysteme in mangelhaftem oder kritischem Zustand sind (2014: 48 Prozent). In fast der Hälfte aller Wasserversorgungssysteme ist die Wasserqualität schlecht. 2014 waren es nur 5 Prozent. In den großen Ballungsgebieten der Provinzen Gauteng und Western Cape ist die Trinkwasserversorgung und -qualität im Allgemeinen gut. 

Fast die Hälfte der Kläranlagen ist in schlechtem Zustand

Die Abwasserentsorgung in Südafrika erfolgt über 144 Wasserbehörden und ein Netz von 850 Kläranlagen mit einer installierten Behandlungskapazität von 6.971 Millionen Litern pro Tag. Das Abwassernetz umfasst schätzungsweise 3.211 Pumpstationen und 47.449 Kilometer Abfluss- und Hauptabwasserleitungen. 334 Kläranlagen befinden sich laut dem Green Drop Report in einem kritischen Zustand. Eines der größten Probleme ist die Überlastung der Kläranlagen, wodurch ungeklärtes Abwasser in die Oberflächengewässer gelangt. Da die meisten Kläranlagen keine Notdämme haben, fließt das Rohabwasser oftmals direkt in die Flüsse.

Kontaktadressen

Bezeichnung

Anmerkungen

Department of Water and Sanitation (DWS) Ministerium für Wasser und Abwasserentsorgung
Water Research Commission Öffentliches Institut zur Koordinierung, Förderung und Durchführung von Forschungsprojekten im Wasserbereich
Water Institute of Southern Africa Verband, Think-Tank und Trainingsanbieter
Green CapeGemeinnützige Organisation, die sich für eine grüne Wirtschaft in Südafrika einsetzt
German Water PartnershipNetzwerk der international ausgerichteten deutschen Wasserbranche
AHK Südliches AfrikaUnterstützung beim Markteinstieg und Messepräsenz

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