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Marktchancen Kfz-Teile-Produktion
Südkoreanische Firmen verstärken ihre Aktivitäten in Kfz-Elektronik, -Software und bei Teilen für Elektroautos. Die Batteriehersteller stecken Milliarden in neue Auslandswerke.
27.03.2023
Von Frank Robaschik | Seoul
Zulieferer meist nur mit wenigen Abnehmern
Die Kfz-Zulieferindustrie in Südkorea umfasste 2020 circa 4.600 Firmen. Laut Angaben der Korea Auto Industries Cooperative Association (KAICA) belieferten davon 2021 etwa 732 Unternehmen die Endhersteller direkt. Im Durchschnitt hätten sie jeweils nur zwei Abnehmer, was zu einer hohen Abhängigkeit der Lieferanten führt. Der Umsatz der Zulieferer stieg gemäß KAICA 2021 auf Dollar-Basis um 10,1 Prozent auf 118,5 Milliarden US-Dollar (US$). Davon wurden 48,2 Milliarden US$ im Geschäft mit Autobauern im Inland, 18,9 Milliarden US$ über Exporte und 3,4 Milliarden im Ersatzteilgeschäft erwirtschaftet. Die übrigen 48 Milliarden US$ entfielen auf sonstige Umsätze.
Der mit Abstand größte südkoreanische Kfz-Zulieferer ist das zur Hyundai Motor Group gehörende Unternehmen Hyundai Mobis. Die Firma erwirtschaftete 2022 einen Umsatz von mehr als 40 Milliarden US$. Weitere große heimische Zulieferer sind daneben etwa Hyundai Transys, Hanon Systems, Hyundai Wia, HL Mando, SL, Seoyon E-Hwa, Yura Corporation, Hyundai Kefico und Heesung Catalysts. Zu den größten Reifenherstellern in Südkorea gehören Hankook Tire, Kumo Tire und Nexon Tire.
Alle wichtigen internationalen Zulieferer sind in Südkorea präsent und haben über die Jahre mehrere Milliarden US$ im Land investiert. Besonders aktiv sind Zulieferer aus Deutschland, aus den USA sowie aus Japan. Dazu zählen Bosch, Continental, Delphi, Denso, Faurecia, Johnson Controls, Magna, Schaeffler, Valeo und ZF, aber auch Brose, ElringKlinger, Mahle, Mann+Hummel und Webasto. BASF hält die Hälfte der Anteile an Heesung Catalysts.
Kfz-Elektronik und Software als neue Bereiche
LG Electronics und Samsung Electronics sind ebenfalls als Kfz-Zulieferer aktiv. Samsung Electronics übernahm 2017 den Autoelektronikanbieter Harman. Harman wiederum übernahm im Februar 2022 das deutsche Software-Start-up Apostera, das sich auf gemischte Realität zur Unterstützung des Fahrers und des Fahrerlebnisses spezialisiert. LG Display liefert des Weiteren OLED-Bildschirme für die Kfz-Industrie und LG Electronics Infotainmentsysteme.
Hyundai Mobis übernahm Ende 2020 für etwa 110 Millionen US$ die Halbleitersparte von Hyundai Autron. Bei Head-up-Displays mit erweiterter Realität kooperiert Hyundai Mobis mit Envisics aus dem Vereinigten Königreich, bei der Objekterkennung in der Nacht mit Obsidian aus den USA sowie bei Robotikanwendungen unter anderem für autonomes Fahren mit Boston Dynamics aus den USA. Beim autonomen Fahren unterhält Hyundai Mobis außerdem Kooperationen mit Yandex aus Russland, bei LiDAR-Sensoren mit Velodyne und LightIC aus den USA, bei intelligenten Radarsystemen für das autonome Fahren mit Zendar aus den USA sowie bei der KI-gestützten Überwachung des Innenraums von Fahrzeugen mit Deepglint aus China.
Das deutsche Unternehmen Vector vereinbarte im Mai 2022 eine Zusammenarbeit mit Hyundai Mobis bei der Entwicklung von Software-Plattformen für Kfz. Gemeinsam mit der deutschen Firma dSPACE führt der südkoreanische Kfz-Zulieferer unter anderem virtuelle Tests durch.
LG Electronics übernahm 2021 für rund 100 Millionen US$ mehr als 60 Prozent der Anteile am israelischen Start-up Cybellum im Bereich der Cybersicherheit für Kfz.
Wachstum bei Teilen für Elektroautos
Die größte inländische Investition der Kfz-Zulieferer im Bereich der Elektromobilität dürfte mit 3,1 Milliarden US$ der Ausbau der Batteriefertigung von LG Energy Solution in Ochang sein. Zudem will Hyundai Mobis 2023 etwa 1 Milliarde US$ in die Produktion von Teilen für Elektroautos stecken. Davon entfallen circa 820 Millionen US$ auf die USA und rund 175 Millionen US$ auf Südkorea.
LG Electronics und das kanadisch-österreichische Unternehmen Magna gründeten 2021 das Joint Venture LG Magna e-Powertrain mit Sitz in Incheon. Dieses entwickelt und produziert Teile für Elektroautos und baut ein Werk in Mexiko. POSCO International begann 2022 ebenfalls mit dem Bau einer Fabrik für Teile für Elektroautos in Mexiko. LG Innotek liefert elektrische und elektronische Komponenten für Autos.
Webasto eröffnete 2022 ein neues Werk für Batteriepacks für Elektroautos in Dangjin. Die Produktionskapazität liegt bei 110.000 Batteriemodulen pro Jahr. Bis 2025 soll sie auf 160.000 Module jährlich steigen.
Akteur | Summe | Projektstand | Anmerkungen |
---|---|---|---|
Hyundai Motor Group | 14.000 | 10/2022 bis 2030 | Software für Mobilität (für Autos, Drohnen, Roboter, etc.) |
LG Energy Solution | 3.100 | 2022 bis 2026 | Erweiterung der Fertigung zylindrischer Batterien in Ochang in der Provinz Nord-Chungcheong in Südkorea; Erweiterung und Neubau von Produktionslinien |
Hankook Tire | 1.600 | 2023 bis 1. Halbjahr 2026 | Erweiterung des Reifenwerks in Clarksville in Tennessee in den USA, Produktionsbeginn Ende 2024; volle Kapazität 2026 |
Hyundai Mobis | 926 | 2023 bis 2024 | Bau eines Werks für Teile für Elektroautos in Bryan County in Georgia in den USA |
Nexen Tire | 150 | 2021 bis 2023 | Erweiterung des Reifenwerks in Zatec in Tschechien; Bau durch Samsung Engineering |
POSCO International | 125 | 07/2022 bis 2030 | Produktion von Antriebstechnik für Elektroautos in Ramos Arizpe in Mexiko |
Valeo | 56 | 2022 bis 2024 | Absichtserklärung zur Entwicklung und Produktion von Sensoren für autonomes Fahren in Daegu in Südkorea |
LG Magna e-Powertrain | k.A. | 04/2022 bis 2023 | Werk für Motoren und Wechselrichter für Elektroautos in Ramos Arizpe in Mexiko |
Milliardeninvestitionen für Batteriewerke im Ausland
In der Produktion von Batterien für Elektrofahrzeuge zählen südkoreanische Firmen wie LG Energy Solutions, Samsung SDI und SK Innovation zu den global führenden Unternehmen. Die südkoreanische Regierung unterstützt systematisch die Entwicklung und Produktion von Batterien, sodass Unternehmen kräftig in den Ausbau ihrer weltweiten Kapazitäten investieren. So nahm SK On 2022 Batteriewerke im Bundessstaat Georgia in den USA und in Komarom in Ungarn in Betrieb. Generell bauen Südkoreas Batteriefirmen zahlreiche Werke in den USA sowie in Kanada, Ungarn, Malaysia, China und Indonesien.
Akteur | Investition | Projektstand | Anmerkungen (Kapazität in GWh) |
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BlueOvalSK1) | 11,4 | Plan vom September 2021; Bau bis circa 2027 | Werk für Batteriezellen in den USA, Werke in Blue Oval City in Tennessee (43 GWh) und in Kentucky (89 GWh) |
Ultium Cells2) | 7,2 | 2020 bis 2023; 2021 bis 2023; 2022 bis 2024 | Werke für Batteriezellen in den USA in Lordstown in Ohio (35 GWh), in Spring Hill in Tennessee (35 GWh) und in Lansing in Michigan (50 GWh) |
Hyundai Motor Group und SK On | 5,0 | 2023 bis 2025 | Batteriewerk in Bartow County in Georgia in den USA |
NextStar Energy3) | 4,1 | 2022 bis 2024 | Werk für Batteriezellen und -module in Windsor in Ontario in Kanada (45 GWh) |
LG Energy Solution und Honda | 3,5 | 2023 bis 2025 | Werk für Pouch-Zellen in den USA in Fayette County in Ohio (40 GWh) |
Samsung SDI / Stellantis | 2,5; später bis 3,1 | 2022 bis 2025 | Werk für Batteriezellen und -module in Kokomo in Indiana in den USA; 2025 Start mit 23 GWh; später bis zu 33 GWh |
LG Energy Solution | 1,3 | 2022 bis 2024; nach Pressemeldungen Zeitplan unsicher | Werk für zylindrische Batterien in Queen Creek in Arizona in den USA (11 GWh) |
SK On | 0,94 | 2020 bis 2023 | Weiteres Werk in Georgia in den USA (11,7 GWh) |
Akteur | Summe | Projektstand | Anmerkungen (Kapazität in GWh) |
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SK On | 2,29 | 2021 bis 2028 | Drittes Werk in Ungarn in Ivancsa (30 GWh) |
LG Energy Solution / Ford / Koc | k.A. | Absichtserklärung vom Februar 2023 | Produktion ab 2026 (25 bis 45 GWh) nahe Ankara in der Türkei |
Samsung SDI | 1,3 | 2022 bis 2025 | Werk für zylindrische Batterien in Seremban in Malaysia; Grundsteinlegung im Juli 2022; Produktion ab 2024 |
SK On | mind. 1,1 | 2022 bis 2024 | Zweites Werk in Yancheng, insgesamt viertes Werk in China (33 GWh) |
LG Energy Solution / Hyundai Motor | 1,0 | 2021 bis 2024 | Werk für Batteriezellen für Elektroautos und entsprechende Batteriezellen nahe Jakarta in Indonesien (10 GWh) |
SK On / Ford / Koc | k.A. | Absichtserklärung | Produktion ab 2025 nahe Ankara in der Türkei (30 bis 45 GWh) |
Importe von Kfz-Teilen deutlich kleiner als Exporte
Die Einfuhr ausgewählter Kfz-Teile stieg 2022 gegenüber dem Vorjahr auf 8,5 Milliarden US$ (Abgrenzung siehe Tabelle). Die wichtigsten Lieferländer sind China mit 4 Milliarden US$, Vietnam mit 667 Millionen US$, Deutschland (634 Millionen US$), Japan (601 Millionen US$), Mexiko (572 Millionen US) sowie Frankreich mit 386 Millionen US$.
Die Exporte von Kfz-Teilen aus Südkorea wuchsen 2022 gemäß der gleichen Abgrenzung um 2,5 Prozent auf 23,8 Milliarden US$. Zu den bedeutendsten Abnehmern zählen die USA (8,2 Milliarden US$), Mexiko (1,6 Milliarden US$), China (1,4 Milliarden US$), Tschechien (1,3 Milliarden US$) sowie Vietnam, Indien, die Slowakei und Usbekistan mit jeweils 1,1 Milliarden bis 1,2 Milliarden US$. Auch Brasilien und die Türkei sind in diesem Segment wichtige Absatzmärkte. Nach Deutschland gingen 2022 Lieferungen in Höhe von 517 Millionen US$.
Warenkategorie | 2022 | Veränderung | aus Deutschland |
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SITC 778.3 Kfz-Elektrik | 599 | 2,2 | 59 |
SITC 784 Karosserien, Stoßstangen, etc. | 4.980 | 10,6 | 549 |
SITC 773.13 Zündkabelsätze | 2.572 | 19,0 | 1 |
SITC 713.2 Motoren | 338 | 11,7 | 25 |
Summe | 8.489 | 12,5 | 634 |