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Wirtschaftsumfeld | Südliches Afrika | Krieg in der Ukraine

Das südliche Afrika zwischen globaler Krise und Rohstoffboom

Wegen des Ukrainekriegs und der Wirtschaftssanktionen gegen Russland zeichnen sich im südlichen Afrika erhebliche wirtschaftliche Verwerfungen ab. Der Bergbau profitiert aber.

Von Fausi Najjar | Johannesburg

Global steigende Energie-, Nahrungs- sowie Düngemittelpreise und nicht zuletzt auch Zinserhöhungen in den Industrieländern sorgen für einen erheblichen Inflationsdruck für das südliche Afrika. Hinzu kommen mögliche Wachstumseinbrüche in Europa, China und den USA. Bislang können die rohstoffexportierenden Länder in der Region aber von steigenden Weltmarktpreisen profitieren. Die lokale Landwirtschaft sorgt für eine gewisse Resilienz gegenüber den weltweit höheren Agrarpreisen. 


Agrarsektor kann hohe Weltmarktpreise teils abfedern 

Steigende Kraftstoffpreise werden die Agrarproduktion aufgrund höherer Bewirtschaftungs- und Transportkosten verteuern. Die Weltmarktabhängigkeit bei Weizen (und Mais) fällt im südlichen Afrika jedoch tendenziell geringer aus als in anderen Regionen. Denn hier ist Mais vorrangiges Grundnahrungsmittel, vor allem für die unteren Einkommensschichten. Die meisten Länder der Region erwarten 2022 gute Maisernten, und in den beiden Vorjahren waren die Erträge hervorragend. Defizitländer, wie Namibia, Botsuana und Simbabwe, versorgt Südafrika. 

Südafrika produziert zudem das wichtige Düngemittel Ammoniumnitrat und ist dabei nicht von kostenmäßig steigenden Erdgasimporten abhängig. Der Chemiekonzern Sasol produziert den Dünger nach dem Fischer-Tropsch-Verfahren auf Basis der im Land reichlich vorhandenen Kohle. Im Außenhandel mit dem Düngemittel weist Südafrika allerdings ein, wenn auch geringes, Defizit auf. Für eine völlige Unabhängigkeit müsste in die Produktion investiert werden und das ist mit vielen Fragezeichen versehen. 

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Trotz einer gewissen Resilienz sind vor allem in den ärmeren Ländern der Region die Risiken für die Ernährungssicherheit gestiegen. Währungsabwertung sowie höhere Benzin- und Nahrungsmittelpreise belasten vor allem die unteren Einkommensbezieher. Als besonders gefährdet gelten Mosambik, Simbabwe und Sambia.

Ranking im 2021 Global Food Security Index (Auswahl)

Land

Rang

Punktzahl (von 100)

Tunesien

55

62,7

Ägypten

62

60,8

Südafrika

70

57,8

Botsuana

74

55,5

Angola

98

41,1

Sambia

105

38

Mosambik

111

35,9

In den Global Food Security Index (GFSI) fließen Faktoren ein wie: Erschwinglichkeit, Verfügbarkeit, Qualität und Sicherheit von Lebensmitteln für die Bevölkerung. Der GFS-Index umfasst 113 Länder.Quelle: Global Food Security Index 2021

Südafrika profitiert zu wenig von der Rohstoffdividende

Südafrikas Rohstoffeinkommen haben 2021 und 2022 kräftig zugelegt. Dies hatte eine gewisse Entspannung beim Haushaltsdefizit und der Verschuldung des Landes zur Folge. Die Wachstumsimpulse durch den Bergbau bleiben jedoch zu schwach. Zudem blockieren ungünstige Rahmenbedingungen Investitionen in den Bergbau. Stromausfälle, die Folgen der Flutkatastrophe in der wichtigen Provinz KwaZulu-Natal und erwartete Zuwächse des Leitzinses bremsen das Wachstum. Anstehende strukturelle Reformen und eine bessere Stromversorgung werden frühestens 2023 die Wirtschaft unterstützen.

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Angola: Wachstum aufgrund steigender Rohölpreise

Angola profitiert stark von den gestiegenen Weltmarktpreisen für Erdöl. Mit einer Tagesproduktion von gerade einmal 1,26 Millionen Barrel liegen die Förderraten jedoch deutlich hinter denen der führenden Erdölproduzenten. Es ist auch nicht zu erwarten, dass Angola die geförderten Rohölmengen schnell erhöhen kann. Das Flächenland ist kaum diversifiziert und muss nahezu alle Güter, einschließlich Nahrungsmitteln, importieren. Ein starker angolanischer Kwanza stützt bislang die Importe.

Sambia: Kupferexporte schieben das Wachstum an

Die Weltmarktpreise für Kupfer bleiben hoch. Hiervon profitiert Sambia als zweitgrößter Kupferproduzent in Afrika besonders. Die im August 2021 neu gewählte Regierung sorgt für bessere Rahmenbedingungen. Dennoch werden Investitionen außerhalb des Bergbausektors erst mit Abschluss des Umschuldungsprogramms mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) zulegen. Damit rechnen Beobachter Ende 2022.

Inflationsrisiken sind angesichts der geringen Diversifizierung der Wirtschaft hoch. Der Großteil der Bevölkerung ist in einer wenig produktiven Landwirtschaft beschäftigt. Die Nahrungsmittelversorgung ist im ländlichen Sektor unmittelbar von den lokalen Ernteerträgen abhängig.

Hohe Inflationsraten in Simbabwe

Simbabwe profitiert insbesondere vom gestiegenen Goldpreis. Des Weiteren sind Tabak, Ferrolegierungen, Nickel und Diamanten die wichtigsten Ausfuhrgüter. Erdgasfunde und Investitionen in den Platinabbau sorgen bislang nur eingeschränkt für Optimismus. Ein erhebliches Risiko für den Bergbau sind Stromausfälle. Wegen ungünstiger Wetterverhältnisse ist 2022 zudem ein nur schwaches Agrarwachstum zu erwarten. Vor allem aber schränken Missmanagement und eine unberechenbare Wirtschaftspolitik die Wachstumsaussichten ein. Zu erwarten ist eine Inflationsrate von über 60 Prozent.

Erdgasprojekte in Mosambik mit besseren Zukunftsaussichten

Insbesondere gestiegene Weltmarktpreise für Kohle und Aluminium stützen das Wachstum in Mosambik. Eine kleinere Erdgasförderung im Rovuma-Becken ist für 2022 zu erwarten. Mit der Verbesserung der Sicherheitslage in der Nordprovinz Capo Delgado ist für 2022 mit großen Fördermengen im Rahmen des Großprojektes Area 1 zu rechnen. Bei Area 1 ist der französische Energiekonzern Total federführend. Eine Investitionsentscheidung des US-Konzerns ExxonMobil für die weitere Erschließung der Rovuma-Offshore-Felder (Area 4) steht noch aus.

Weite Teile der Bevölkerung bleiben vom rohstoffbedingten Wachstum aller Voraussicht nach jedoch abgekoppelt. Außerdem sorgen tropische Wirbelstürme immer wieder für humanitäre Katastrophen.

Namibia mit steigendem Leistungsbilanzdefizit

Hohe Diamantenpreise führen Namibia 2022 aus einer langanhaltenden Wachstumsschwäche. Namibia ist, mit großem Abstand zum erstplatzierten Kasachstan, weltweit der drittgrößte Uranproduzent. Mit steigenden Uranpreisen wird die Ausweitung der Produktion wahrscheinlicher.

Die Abhängigkeit von Nahrungsmitteleinfuhren ist in dem weitgehend trockenen Land besonders ausgeprägt. Höhere Energie- und Lebensmittelpreise belasten die Importe. Für 2022 ist ein Defizit von rund 7,7 Prozent des Bruttoinlandsproduktes zu erwarten.

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