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Megaprojekt lässt Nachfrage steigen
Kurzfristig leidet Ugandas Bausektor unter ausbleibenden staatlichen Ausschreibungen. Die mittelfristigen Perspektiven sehen dagegen gut aus.
17.11.2023
Von Carsten Ehlers | Nairobi
"Aktuell schreibt der Staat nur wenige Projekte aus, aber mittelfristig sind die Aussichten gut", beschreibt Hans-Georg Hinterberger den Stand im ugandischen Bausektor im Jahr 2023. Hinterberger ist Geschäftsführer der Niederlassung des Bremer Handelshauses Achelis in Kampala, das unter anderem Bomag Baumaschinen vertreibt.
Grund für die aktuelle Flaute ist die hohe Staatsverschuldung, die die Regierung zur Sparsamkeit zwingt. Dies macht sich auch bemerkbar bei Verzögerungen von Zahlungen. Viele Projekte werden von internationalen Gebern finanziert. Die Regierungen einiger Länder wie China oder Frankreich bevorzugen Zulieferer und Berater aus ihrem Land. Finanziert die KfW, die EU oder die Weltbank, stehen die Chancen für deutsche Unternehmen besser. Informationen zu aktuellen geberfinanzierten Projekten bietet die GTAI-Länderseite Uganda, Rubrik "Ausschreibungen" und "Entwicklungsprojekte".
Ölprojekt bringt dem Bausektor viele Aufträge
Ein zunehmendes Volumen an Bauaktivitäten dürfte hingegen vom Privatsektor ausgehen, auch aufgrund der positiven Konjunkturerwartungen. Hemmend sind die hohen Preise für Bauvorhaben, vor allem wenn Material importiert werden muss. Mehr Informationen zum wirtschaftlichen Umfeld liefert der GTAI-Wirtschaftsausblick Uganda.
Bei den privaten Bauvorhaben ist der geplante Beginn der Erdölförderung im Albertsee durch die Konzessionäre TotalEnergies und China National Offshore Oil Corporation (CNOOC) hervorzuheben. Neben der Entwicklung der Ölfelder sind auch der Bau einer Central Processing Facility (CPF) für die Ölaufbereitung sowie der Bau der 1.445 km langen East African Crude Oil Pipeline (EACOP) an den tansanischen Küstenort Tanga geplant. Die Durchführung des Projektes ist aus Klima- und Umweltschutzgründen umstritten, weshalb sich diverse westliche Banken nicht an der Finanzierung beteiligen werden.
Beobachter berichten auch deshalb von einer zurückhaltenden Auftragsvergabe im Rahmen des Ölprojekts seitens der Ölgesellschaften und ihrer Subunternehmer. Statt zu kaufen, werde vor allem geleast, heißt es. Groß ist die Nachfrage nach Geräten wie Kränen, Baumaschinen und Generatoren. Zudem werden für das Ölprojekt größere Wohnsiedlungen für die Arbeiter benötigt sowie Lösungen für das Wasser- und Abwassermanagement.
Projektbezeichnung | Investitionssumme (Mio. US$) | Projektstand | Projektträger |
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Beginn der Ölförderung (East African Crude Oil Pipeline, Tilenga und Kingfisher Ölfeld) | 10.000 | Investitionsentscheidung im Februar 2022 | Total Energies, China National Offshore Oil Corporation (CNOOC), East African Crude Oil Pipeline (EACOP) |
Albertine Graben Oil Refinery | 4.270 | Geplant | Albertine Graben Refinery Consortium (AGRC) mit Saipem und General Electric (GE) |
Kenya-Uganda-Standard Gauge Railway (SGR) | 6.000 | Geplant. Baubeginn verzögert sich immer wieder, weil die Finanzierung nicht steht. Für das Teilstück Malaba-Kampala wurde Yapi Merkezi als Baudurchführer bestimmt | Regierungen Kenias und Ugandas. Zuständig in Uganda: Ministry of Works and Transport |
Karuma Hydroelectric Power Station | 1.700 | Bau fast abgeschlossen | Uganda Electricity Generation Company Limited (UEGCL) |
Kampala-Jinja Expressway | 1.500 | Geplant seit 2010. Baubeginn verzögert sich immer wieder | |
Bukasa Port | 350 | Geplant | Ministry of Works and Transport |
Hoima International Airport | 307 | Im Bau seit 2018. Geplante Fertigstellung 2024 | Civil Aviation Authority (CAA) |
Atiak-Laropi Road | 66 | Im Bau seit 2020. Verzögert sich | Uganda National Roads Authority (UNRA) |
Tororo-Gulu-Railway Line Rehabilitation | 41,8 | Im Bau. Geplante Fertigstellung 2024 | Ministry of Works and Transport/Uganda Railways Corporation |
Deutsche Beteiligungschancen sind vielfältig
Die Chancen für deutsche Unternehmen im ugandischen Bausektor sind vielfältig. Beteiligungen an der Baudurchführung sind aber eher die Ausnahme. Das österreichische Bauunternehmen Strabag erhielt 2020 den Zuschlag für den von der Europäischen Union finanzierten Bau eines 66 Kilometer langen Abschnitts der Straße von Atiak nach Laropi. Ingenieurdienstleister wie Fichtner und Gauff partizipieren regelmäßig an staatlichen Projekten, unter anderem bei der Anfertigung von Studien und der Bauaufsicht.
Auch die Herstellung von Baustoffen und Baukonstruktionen wie Dächern bietet Geschäftsmöglichkeiten, zum Beispiel als Partner eines lokalen Produzenten. Zahlreiche hochwertige Produkte müssen noch importiert werden. Jedoch werden unter anderem Zement, Stahl, Glas, Dachkonstruktionen, bestimmte Kunststoffteile sowie Farben und Lacke auch lokal gefertigt.
Für Baufirmen und Zulieferer wird das Thema Local-Content zunehmend wichtig. Gerade in Erwartung umfangreicher Bauaufträge im Rahmen des Ölprojekts steigt das Interesse der Regierung daran. Damit die ausländischen Unternehmen an dem Ölprojekt und staatlichen Ausschreibungen teilhaben können, suchen sie bereits jetzt nach ugandischen Partnern, häufig gut vernetzte Berater, die sich auf dem Markt anbieten.
Zulieferchancen schwanken stark
Hinzu kommen Zuliefermöglichkeiten für Baumaschinen, Werkzeuge, Baustoffe und -chemikalien, Armaturen, Beschläge, Fassaden, Fenster, Inneneinrichtungen und Elektronik. Jedoch ist der Lieferumfang in dem relativ kleinen Markt stark projektabhängig und damit sehr schwankend. Bei Baumaschinen pendelte der deutsche Lieferumfang in den letzten fünf Jahren zwischen 450.000 Euro und 3,2 Millionen Euro. Der deutsche Marktanteil ist in dem preissensiblen Markt noch gering.
Produktgruppe nach SITC *) | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 |
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Kalk, Zement und bearbeitete Baustoffe (ausgenommen Glas und keramische Stoffe) (SITC 661) | 101,7 | 86,0 | 78,0 | 171,9 |
Baumaterial aus keramischen und feuerfesten Stoffen (SITC 662) | 9,4 | 20,4 | 24,4 | 28,7 |
Eisen und Stahl (SITC 67) | 367,5 | 356,2 | 341,1 | 578,6 |
Metallwaren, a.n.g. (SITC 69) | 105,3 | 105,8 | 114,9 | 147,1 |
Maschinen, Apparate und Geräte für Erd- oder Steinbrucharbeiten, den Bergbau oder Tiefbohrungen (SITC 723) | 78,8 | 66,2 | 62,0 | 94,6 |
Vorgefertigte Gebäude; sanitäre Anlagen, Heizungs- und Beleuchtungseinrichtungen (SITC 81) | 30,2 | 33,9 | 26,1 | 31,0 |
Möbel und Teile davon; Bettausstattungen, Sprungrahmen und ähnliche Waren (SITC 82) | 17,1 | 16,4 | 12,0 | 13,7 |
Gesamt | 710,0 | 684,9 | 658,5 | 1.065,6 |
Führende Vertriebspartner für Baumaschinen
Die Lieferchancen hängen wesentlich von der Marktpräsenz ab. Uganda gilt als schwieriger Standort, allerdings gibt es vor Ort eine Reihe von Distributoren, die einen hohen Professionalisierungsgrad aufweisen. Oft wird der ugandische Markt aber über Handelsvertreter aus dem regionalen Wirtschaftszentrum Nairobi heraus bedient.
Von dort aus werden neben Uganda auch andere ostafrikanische Märkte bedient. Germany Trade & Invest berichtet regelmäßig über die Bausektoren in Kenia, Tansania, Ruanda und Äthiopien. Über den kenianischen Hafen Mombasa laufen auch die Lieferungen für Uganda, bevor sie per Lkw über die 1.150 Kilometer bis nach Kampala transportiert werden.
Händler | Baumaschinenhersteller | Kurzbeschreibung des Händlers |
Hitachi, Terex, FRD Furukama | Seit 2009 in Kenia und seit 2013 mit Niederlassungen in Tansania und Uganda | |
JCB | Filialen in Kampala, Nairobi und Mombasa | |
Bomag, Case | Achelis betreibt in Ostafrika Filialen in Kampala, Nairobi und Daressalam. Das Unternehmen hat seinen Hauptsitz in Bremen. Durch den 2022 erfolgten Umzug in Kampala ist die Niederlassung nun deutlich größer | |
Komatsu, Wirtgen | Präsenz in Kampala. Im anglophonen West- und Ostafrika präsent; Hauptsitz ist in Dubai | |
Caterpillar | Aktiv in einigen anglophonen Ländern Afrikas. Hauptsitz ist nahe London. In Ostafrika präsent in Kenia, Tansania und Uganda | |
Volvo | Niederlassungen in Nairobi und Daressalam. Betreut den Markt in Uganda von Nairobi aus | |
Bell, Liebherr | Neben Kenia noch aktiv in mehreren Ländern West-, Zentral- und des südlichen Afrikas. Hauptsitz ist in Johannesburg. Betreut Uganda vom Büro in Daressalam/Tansania aus |
Chinesische Baufirmen dominieren
Insbesondere für umfangreiche oder technisch anspruchsvolle Tiefbauprojekte werden ausländische Bauunternehmen unter Vertrag genommen, wie Arab Contractors, Strabag, Mota Engil und Yapi Merkezi. Diese hochprofessionellen Bauunternehmen müssen zwar auch auf den Preis achten, sind jedoch für den Kauf guter Qualität aus Deutschland offen.
Anders sieht es bei den inzwischen dominierenden chinesischen Baufirmen aus wie China Civil Engineering Construction Corporation (CCECC) und China Communications Construction Company (CCCC). Sie kaufen fast ausschließlich aus China. Größere ugandische Bauunternehmen wie Roko Construction, Dott Services und Abubaker wurden zuletzt vom Staat übernommen, was auf einen wachsenden staatlichen Einfluss im Bausektor hinweist. Darüber hinaus spielt die aus der Armee heraus entstandene National Enterprise Corporation (NEC) eine wichtige Rolle bei Infrastrukturvorhaben.
Bezeichnung | Anmerkungen |
Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft | |
Anlaufstelle für deutsche Unternehmen. Betreut die Region von Kenia aus | |
Über UNRA laufen die meisten Ausschreibungen im Straßenbau | |
Normenamt | |
Finanz- und Zollbehörde | |
Vom Verband UNABCEC unregelmäßig herausgegebene Publikation über aktuelle Entwicklungen im Bausektor. Kann als PDF über die UNABCEC-Webseite heruntergeladen werden | |
Uganda National Association of Building and Civil Engineering Contractors (UNABCEC) | Verband der Bauwirtschaft Ugandas |