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Branchen | Usbekistan | Bergbau und Rohstoffe

Usbekischer Goldgigant expandiert stark

Usbekistan produziert jährlich etwa 100 Tonnen Gold - ab 2026 sollen es bereits 155 Tonnen sein. Der Branchenprimus in Nawoi steckt über 1 Milliarde US-Dollar in seine Projekte.

Von Uwe Strohbach | Taschkent

Die usbekische Regierung will den Bergbau im Land effizienter machen, modernisieren und damit die Produktion steigern. Der Ausbau des Goldbergbaus spielt dabei eine entscheidende Rolle. 

Ausbauinitiative hat drei Ziele im Blick        

Der Ausbau des Goldbergbaus hat handfeste Gründe: Zum einen will das Land Gold als Devisenäquivalent und als Investitionsgarantie für ausländische Unternehmen fördern. Zum anderen tragen Goldausfuhren wesentlich zur Diversifizierung der Exporte bei.

Entwicklung der usbekischen Goldexporte

Kennziffer

2019

2020

2021

2022 *)

Exporte (in Mio. US$)

4.918

5.804

4.110

2.971

Veränderung zum Vorjahr (in %)

69,0

18,0

-29,2

110,0

Anteil am Gesamtexport Usbekistans (in %)

27,5

38,4

24,7

21,1

*) Januar bis September beziehungsweise Veränderung gegenüber dem Vorjahreszeitraum (in %) Quelle: Staatliches Statistikkomitee der Republik Usbekistan

Im Zeitraum 2010 bis 2021 summierten sich die Goldausfuhren auf rund 760 Tonnen. Dabei exportierte Usbekistan 2021 über das Schweizer Drehkreuz für den internationalen Edelmetallhandel 70 Tonnen Gold zu nicht monetären Zwecken, nach 100 Tonnen im Vorjahr. Die jährlichen Einnahmen aus dem Goldverkauf betrugen 2019 bis 2022 jeweils 4 Milliarden bis 5 Milliarden US-Dollar (US$).

Zwei Unternehmen bestimmen den Sektor

Die erkundeten und als wirtschaftlich angesehenen Goldvorräte (Vorratsklassen C1+C2) betrugen in Usbekistan Anfang 2018 rund 5.990 Tonnen, gibt das Komitee für Geologie und mineralische Ressourcen an. Geologische Erkundungen sollen bis 2026 für eine Aufstockung der Bilanzvorräte um mehr als 1.000 Tonnen sorgen. Die prognostizierten Vorräte sind allerdings größer (Infobox). 


Goldvorräte reichen noch Jahrzehnte

Die nach dem australischen Kodex JORC neu bewerteten Goldvorräte des Erz- und Hüttenkombinates Almalyk betragen etwa 5.000 Tonnen (Erzbezirk Almalyk). Das Erz- und Hüttenkombinat Nawoi gibt seine nachgewiesenen Vorräte und Reserven mit 3.670 Tonnen an (Erzbezirk Kysylkum). Das internationale Edelmetall-Analysezentrum und -Internetportal Kitco schätzt allerdings allein die Vorräte der Kysylkum-Mine Muruntau auf 4.670 Tonnen.


Das Institut U.S. Geological Survey, eine Behörde im Geschäftsbereich des Innenministeriums der Vereinigten Staaten, gibt die wirtschaftlich nutzbaren Goldvorräte Usbekistans mit 1.800 Tonnen an. Das sind 3,3 Prozent der geschätzten weltweiten Goldreserven.

Die Goldproduktion in Usbekistan konzentriert sich auf die staatlichen Bergbau- und Hüttenkombinate Almalyk (Olmaliq kon-metalurgiya kombinati/AGMK) und Nawoi (Navoiy kon-metallurgiya kombinati/NGMK). AGMK gewinnt Gold hauptsächlich als Nebenprodukt aus Porphyr-Kupfererzlagerstätten. Der Almalyk-Erzbezirk befindet sich etwa 60 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Taschkent.

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Die goldreichen Partien dieser Vorkommen verlaufen konform mit den kupferreichen Zonen der Lagerstätten. Das Kombinat will massiv in den Kupferbergbau investieren und Gold- und Silberminen weiter erschließen. Im Jahr 2024 sollen dann 38 Tonnen Gold produziert werden, im Jahr 2028 sogar 50 Tonnen. Im Jahr 2021 wurden noch 17 Tonnen Gold gefördert. 

Das nationale Flaggschiff der Goldbranche, das Bergbau- und Hüttenkombinat Nawoi, zählt weltweit zu den fünf größten Goldproduzenten. Es gewinnt Gold vor allem aus Primärgoldlagerstätten in der Kysylkumwüste. Das Gros der Kapazitäten entfällt auf die gigantische Tagebau-Mine Muruntau.

Im Jahr 2021 produzierte das Kombinat 82,9 Tonnen Gold (1. Halbjahr 2022: 42 Tonnen), nach 79,7 Tonnen im Vorjahr. Etwa ab dem Jahr 2025 möchte das Unternehmen 100 Tonnen Gold fördern. 

Das internationale Edelmetall-Analysezentrum Kitco (Kitco Metals) hat die die weltweit größten Goldminen (bemessen an der jährlichen Produktion) untersucht und dabei die Mine Muruntau auf Platz eins gesetzt. Die Produktion im Jahr 2021 wurde auf über 2 Millionen Unzen (etwa 62 Tonnen) geschätzt.

Inzwischen ist das tatsächliche Produktionsvolumen bekannt: Im Jahr 2021 betrug dies 50,4 Tonnen, im Vorjahr 79,7 Tonnen. Auch dies ändert nichts an der Platzierung der usbekischen Goldmine. Auf den Rängen zwei bis vier folgen die Gruben Carlin (USA,) Grasberg (Indonesien) und Olimpiada (Russland). 

Eckdaten des Goldtagebaus Muruntau (Goldförderung und-verhüttung)

Lage

Zarafshon-Turkestan-Erzzone (Erzbezirk Kysylkum)

Entdeckung (Jahr)

1958

Start des Erzabbaus (Jahr)

1967

Gewinnung des ersten Reingoldes (Jahr)

1969

Aufnahme der Produktion von 999er Gold (Feingold; Jahr)

1971

Ausbreitung der Mine (Länge und Breite in km)

4,3 x 3,2

Aktuelle Abbautiefe (Tiefe in m, Abbauphase 4)

bis 650 m

Geplante Abbautiefe (Tiefe in m, Abbauphase 5)  

bis 1.050 m

Erzförderung (2021; in Mio. t)

47,3 

Goldproduktion (2021, in t)

50,4

Goldproduktion inklusive Haufenlaugung (Aufbereitung von aufgehaldeten Armerzen; 2021, in t)

54,6

Quelle: Uzgeolcom, NGMK (2022)

Nationales Flaggschiff investiert kräftig 

Das Kombinat NGMK setzt seit 2017 ein Investitionsprogramm um, das noch bis 2026 laufen soll. Damit will das Unternehmen bestehende und neue Goldminen erschließen und die hydrometallurgische Extraktion von Golderzmetallen umsetzen. Das wichtigste Projekt ist die erste Etappe der fünften Abbauphase der Mine Muruntau. Die größer werdenden Abbautiefen des Tagebaus machen die Förderung des Gesteins herausfordernder.   

In den Jahren 2022 bis 2025/2026 investiert das Unternehmen mit Unterstützung ausländischer Kreditinstitute deutlich mehr als 1 Milliarde US-Dollar in seine Vorhaben. Das reale Investitionsvolumen dürfe unter Einbeziehung noch zu spezifizierender Projekte höher ausfallen.

Ein Teil der Gelder fließt in die erste Phase der digitalen Transformation des Kombinates (2022/2023 bis 2025). In den Jahren 2020 und 2021 summierten sich die Investitionen des Unternehmens auf 1,2 Milliarden US$. 

Laufende und neue Investitionsprojekte des Kombinates NGMK (Auswahl)

Projekt

Projektwert (in Mio. US$)

Zeitraum der Realisierung

Goldförder- und -verarbeitungskomplex Pistali (jährliche Förderung von 4 Mio. t goldhaltigen Erzen, hydrometallurgisches Werk), Landkreis Nurota/Provinz Navoiy (Nawoi) 

275

2022 bis 2024/2025

Erschließung der Tiefbausohlen-Grube in der Goldlagerstätte Sarmitan, Landkreis Qo’shrabot/Provinz Samarqand (Samarkand)

236

2018 bis 2024/2025

Gewinnung der Erzreserven der Khukurquduq-Mine, Landkreis Tomdi/Provinz Navoiy (Nawoi)

190

2022 bis 2024/2025

Ausbau der Förder- und Verarbeitungskapazitäten zur Erschließung der Turbay-Lagerstätte, Landkreise Tomdi und Uchquduq/Provinz Navoiy (Nawoi)

132

2021 bis 2023/2024

Erschließung der Lagerstätten Balpantoq/Omdibulaq (Teil der Mine Muruntau, jährliche Förderung von 3 Mio. t Erzen), Landkreis Tomdi/Provinz Navoiy (Nawoi)

k.A.

ab 2022

Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest (2022)

Internationale Geschäftspraktiken werden verpflichtend

Die Goldproduktion bietet ausländischen Unternehmen sowohl Chancen für Zulieferungen von Ausrüstungen und Spezialtransportmitteln als auch einen Direkteinstieg in die Erkundung und Erschließung der Lagerstätten. Seit dem Start der wirtschaftlichen Liberalisierung und Marktöffnung im Land 2017/2018 haben sich die gesetzlichen und steuerlichen Bedingungen für private Engagements im Erzbergbau deutlich verbessert.

Hierzu zählen beispielsweise vereinfachte Verfahren für die Vorbereitung und Umsetzung von Projekten in Kooperation mit lokalen Bergbau- und Hüttenunternehmen oder die Vergabe von Nutzungsrechten an Erzvorkommen in Online-Auktionen. Zudem werden Angebote für die Erkundung und Erschließung besonders perspektivreicher Edelmetalllagerstätten durch das Komitee für Geologie und mineralische Ressourcen (Uzgeolcom) veröffentlicht.

Die Regierung hat Anfang 2019 ein Aktionsprogramm beschlossen, mit dem Erzförderer und -verarbeiter verpflichtet werden, international übliche Unternehmenspraktiken wie Transparenz, Integrität und Rechenschaftslegung einzuführen. Die hierbei schon erzielten Fortschritte stärken das Vertrauen ausländischer Geschäftspartner in die Branche.

Neues Programm für die geologische Erkundung von Metallen gestartet

Usbekistan intensiviert auch seine Aktivitäten für die geologische Erkundung von Edelmetalllagerstätten. Eine Initiative für die Jahre 2022 bis 2026 zielt auf eine Ausweitung der Goldvorräte um 731 Tonnen und der Silbervorräte um 1.100 Tonnen ab.

Ausländische Unternehmen und Rohstoffagenturen beteiligen sich an den Erkundungsarbeiten und geologischen Studien, darunter die Gesellschaften B2Gold (Kanada) und Lidya Mining (Türkei) sowie die staatlichen Rohstofforganisationen JOGMEC (Japan) und MTA (Türkei).

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