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Special | Vietnam | Start-ups

Investitionen brechen ein

Ausländische Fonds hatten ihre Aktivitäten in Vietnam vor dem Finanzierungseinbruch stark ausgeweitet. Vietnams Rechtssicherheit genießt bei Investoren kaum Vertrauen.

Von Lisa Flatten, Peter Buerstedde | Hanoi

Nach Rekordzuflüssen im Jahr 2021 hat das Gründergeschehen 2022 und 2023 einen massiven Dämpfer erhalten. Der globale Einbruch bei den Start-up-Finanzierungen hat auch Vietnam erfasst. Im Jahr 2023 konnten Start-ups nach Daten von Tracxn rund 142 Millionen US-Dollar einsammeln - 73 Prozent weniger als im Vorjahr. Die Anzahl der durchgeführten Finanzierungsrunden fiel von 68 auf 30. 

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Dieser Einbruch wird nach Aussagen von Gründern einige Start-ups in Vietnam zur Aufgabe zwingen. Wahrscheinlich führt er auch zu einer Korrektur bei den Bewertungen, die vor allem für das Jahr 2021 als stark überzogen gelten. 

Die Auswirkungen sind noch nicht abzusehen. Eine Bereinigung könnte es erfolgreichen Geschäftsmodellen erleichtern, talentierte und erfahrene Mitarbeitende einzustellen, die auch in Vietnam rar sind. Insgesamt könnte die Szene einen Professionalisierungsschub erfahren, auch weil die Wachstumsaussichten aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung des Landes weiter positiv sind.

Start-ups gründen ausländische Töchter

Die Finanzierungsbedingungen für Start-ups in Vietnam hatten sich bis zum globalen Einbruch stetig verbessert. Trotzdem ist es weiterhin Usus, dass Start-ups in Vietnam (in der Regel) eine Tochterfirma im Ausland gründen, wenn sie Finanzierungen ausländischer Venture-Capital-Fonds erhalten wollen. 

Grund hierfür ist, dass das Vertrauen der Geldgeber in das Land fehlt. Nach Aussagen von Betroffenen ist die Unternehmensgründung in Vietnam sehr bürokratisch. Zudem ist die Rechtssicherheit nur teilweise gegeben, da Gesetze und Vorschriften oft unklar sind. Vietnam erhebt keine Quellensteuer auf Ausschüttungen an Gesellschaften, wohl aber 5 Prozent für Einzelinvestoren. Nach Aussagen von Steuerberatern unterliegen Überweisungen (auch für Ausschüttungen) ins Ausland vielen Einschränkungen und können sich in der Praxis als schwierig erweisen.

Die meisten Start-ups, die auf externe Finanzierungsquellen zugreifen wollen, gründen ein Tochterunternehmen in Singapur. Einige Neugründer haben auch Ableger in den USA geschaffen. 

Ein Börsengang in Vietnam ist für Start-ups schon formaltechnisch in der Regel unmöglich. Firmen müssen dafür in den zwei Jahren davor profitabel gewesen sein.

Wichtigste Geldgeber sind ausländische Fonds

Die wichtigsten Geldgeber für vietnamesische Start-ups waren in den vergangenen Jahren ausländische Fonds, die ihr Engagement bis 2022 stark ausgeweitet hatten. Aktiv waren vor allem Insignia Venture Partners, Jungle Ventures und Vulpes Ventures aus Singapur, Genesia und Cyber Agent Capital aus Japan, Venturra Capital aus Indonesien sowie 500 Global, Goodwater Capital und Wavemaker Partners aus den USA. 

Aus Vietnam zählen Do Ventures, ThinkZone und AW Ascend Vietnam Ventures zu den wichtigsten Geldgebern in frühen Finanzierungsphasen. Die Zahl der ausländischen Fonds, die in Vietnam investierten, sank 2022 im Vergleich zum Vorjahr deutlich. 

Internationale Geldgeber und vietnamesische Start-ups haben es nicht leicht zusammenzukommen. Bisher gibt es nur vereinzelt Erfolgsgeschichten - die wenigen Einhörner sind Sonderfälle, die in ihrem jeweiligen Markt starke Positionen besetzen. Ihr Werdegang lässt sich nicht ohne weiteres wiederholen. Für Geldgeber gibt es daher kaum Fälle, die als Richtschnur für die Erfolgschancen heimischer Start-ups dienen. In den vergangenen fünf Jahren gab es aber immerhin 27 Übernahmen und zwei Börsengänge.

Ein weiteres Hemmnis ist die geringe internationale Präsenz vietnamesischer Start-ups. So sind die meisten Einhörner nur im Inlandsmarkt aktiv. Für Geldgeber gelten Unternehmen als attraktiver, die früh eine Internationalisierung verfolgen. 

Lokale Finanzierung gewinnt an Bedeutung

Die lokalen Finanzierungsmöglichkeiten haben sich indes verbessert, heimische Venture Capital-Firmen spielen inzwischen eine wichtigere Rolle. Die Anzahl aktiver inländischer Fonds ist in den vergangenen fünf Jahren von 10 auf 30 angewachsen. Viele sind allerdings staatlich. Eine Finanzierung durch staatliche Fonds ist nach Aussagen von Gründern sehr bürokratisch und aufwendig.

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