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Wirtschaftsausblick | Bahrain

Bahrain muss seine Wirtschaft weiter diversifizieren

Die Wirtschaft des Königreichs befindet sich auf Expansionskurs. Allerdings kann der krisenanfällige Öl- und Gassektor auch zukünftig das Wachstum immer wieder bremsen.

Von Robert Espey | Dubai

Top-Thema: Ölraffinerie erhöht Produktionskapazität

Der Inselstaat im Persischen Golf mit 0,73 Millionen inländischen und 0,85 Millionen ausländischen Bewohnern hat die diversifizierteste Wirtschaft von allen sechs Ländern im Golfkooperationsrat (GCC). Dennoch bleibt der volatile Öl- und Gassektor vorerst der größte Wirtschaftszweig. Die Öl- und Gasförderung und die nachgelagerte Raffinerieproduktion trugen 2023 rund ein Fünftel zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei.

Nach 16-jähriger Planungs- und Bauzeit soll 2024 die Modernisierung und Erweiterung der einzigen Ölraffinerie des Landes in Sitra abgeschlossen werden. Es könnte aber erneut zu Verzögerungen kommen. Die Raffinerie gehört zur staatlichen Bahrain Petroleum Company (BAPCO Refining).

Das Raffinerieprojekt kostet insgesamt 7 Milliarden US-Dollar (US$) und ist das größte Industrievorhaben in der Geschichte des Königreichs. Allein auf ein Konsortium der französischen Technip Energies, Samsung Engineering mit der spanischen Técnicas Reunidas entfällt ein Auftragsvolumen von 4,5 Milliarden US$.

Die Kapazität der Raffinerie wird sich nach Abschluss der Arbeiten von weniger als 280.000 auf 380.000 Barrel pro Tag erhöhen. Zudem kann die Anlage andere, insbesondere schwerere Rohöle verarbeiten und qualitativ hochwertigere Produkte herstellen.

Die Raffinerie erhält ihr Rohöl vor allem aus dem saudi-arabischen Ölfeld Abqaiq. Die 112 Kilometer lange Pipeline kann täglich 350.000 Barrel transportieren. Rohöl liefert auch das bahrainische Awali-Vorkommen. Seit 2018 wird über die Erschließung des großen Offshore-Feldes Khalij al Bahrain diskutiert.

Wirtschaftsausblick: Nichtölsektor ist Wachstumsmotor

Nach vorläufigen Berechnungen verbuchte Bahrain 2023 ein reales BIP-Wachstum von 2,4 Prozent. Einem Plus von 3,4 Prozent in der Nichtölwirtschaft stand ein Minus von 2,4 Prozent im Öl- und Gassektor (ohne Raffinerieproduktion) gegenüber. 

Das Wirtschafts- und Finanzministerium erwartet in der Nichtölwirtschaft für 2024 eine Wachstumsbeschleunigung auf 3,8 Prozent und für 2025 sogar auf 4,5 Prozent. Für den Öl- und Gassektor wird 2024 eine Schrumpfung um 1 Prozent und 2025 eine Stagnation prognostiziert.

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Die Wertschöpfung der verarbeitenden Industrie sank 2023 um 0,4 Prozent. Insbesondere der Ausbau der Raffinerie in Sitra lässt für die Zukunft jedoch wieder eine positive Entwicklung erwarten. 

Weitere Branchen mit Wachstumspotenzial sind das Baugewerbe, der Finanzsektor, der Tourismus und die Logistik. Dies geht aus dem 2021 von der Regierung verabschiedeten "Economic Recovery Plan" hervor, der eine weitere Diversifizierung der Wirtschaft zum Ziel hat. Der Plan listet Projekte im Gesamtwert von 30 Milliarden US$ auf. Zu den strategischen Investitionen gehören Großprojekte in den Bereichen Städte- und Wohnungsbau, Tourismus, Verkehr, Gesundheitswesen, Industrie und Datennetze. Dennoch kann es bei Projekten und Ausschreibungen jederzeit zu Verzögerungen oder Änderungen kommen.

Investitionen: Lebhaftes ausländisches Engagement

Ausländische Direktinvestitionen werden der bahrainischen Wirtschaft auch zukünftig wichtige Impulse geben. Nach vorläufigen Angaben stieg der Nettozufluss 2023 gegenüber dem Vorjahr um fast 150 Prozent auf 6,8 Milliarden US$. Der Bestand ausländischer Direktinvestitionen lag Ende 2023 bei 43,1 Milliarden US$. Rund zwei Drittel dieser Investitionen entfallen auf den Finanz- und Versicherungssektor. Die verarbeitende Industrie folgt mit einem Anteil von 14 Prozent. Herkunftsländer sind vor allem Kuwait, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE).

Ein Projekt der Gulf Petrochemical Industries Company (GPIC) liegt derzeit jedoch auf Eis. Die GIPC ist ein Joint Venture aus BAPCO, Saudi Basic Industries Corporation (Sabic) und der kuwaitischen Petrochemical Industries Company. Geplant ist ein Aromatenwerk mit einer Jahreskapazität von 1,4 Millionen Tonnen für geschätzt 500 Millionen Euro, um das Naphtha aus der Raffinerie Sitra zu verarbeiten. 

Außenhandel: Preisrückgang bei Öl lässt Exporte und Importe schrumpfen

Die bahrainischen Exporterlöse hängen wesentlich von der Entwicklung der Weltmarktpreise bei Rohöl, Ölerzeugnissen und Rohmetallen (insbesondere Aluminium) ab. Das hohe Preisniveau lässt 2024 keinen erneuten deutlichen Rückgang der Ausfuhren erwarten.

Tatsächlich gingen die Exporte 2023 um 17,8 Prozent auf knapp 25 Milliarden US-Dollar zurück, wobei die Öl- und Nichtölausfuhren jeweils zur Hälfte zu den Einnahmen beitrugen. An den Nichtölexporten hatten Metalle einen Anteil von 57 Prozent. Der wichtigste bahrainische Metallexporteur ist Aluminium Bahrain (Alba) mit einer Produktion von 1,6 Millionen Tonnen im Jahr 2023.

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Die Einfuhren sanken 2023 um 8 Prozent auf 20 Milliarden US$. Aufgrund der Preisentwicklung verbilligten sich die Einfuhren von Rohöl und Ölerzeugnissen um 19 Prozent auf 6,5 Milliarden US$. Der Nichtölimport ging nur um 1 Prozent auf knapp 14 Milliarden US$ zurück. Wichtigster Lieferant war China mit einem Anteil von 24 Prozent, gefolgt von den VAE (vor allem Reexporte über Dubai), den USA, den Niederlanden und Ägypten.

Deutsche Perspektive: Maschinen und Flugzeuge gefragt

Auf der Rangliste der deutschen Exportmärkte verbesserte sich Bahrain 2023 um 18 Plätze und belegte Position 71. Die deutschen Lieferungen stiegen 2023 um 139 Prozent auf den neuen Rekord von rund 1,1 Milliarden Euro. Den starken Zuwachs verursachte vor allem die Lieferung von sieben Airbus 321neo an die nationale Fluggesellschaft Gulf Air. Von 2020 bis 2022 hatte Airbus bereits fünf 321neo geliefert.

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Auch in anderen Warengruppen gab es 2023 deutliche Zuwächse. Nach Berechnungen des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) erhöhte sich der deutsche Maschinenabsatz in Bahrain um 83 Prozent auf 77 Millionen Euro. Davon entfiel etwa ein Viertel auf Antriebstechnik. Der Export deutscher Straßenfahrzeuge schrumpfte um 7 Prozent auf 83 Millionen Euro.

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