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Branchen | Indien | Subventionen

Milliarden für mehr wirtschaftliche Unabhängigkeit

Indien stellt großzügig Fördermittel bereit, um mehr Produkte im eigenen Land herzustellen. Die Subventionen sind auf unterschiedliche Industriebereiche verteilt.

Von Boris Alex, Florian Wenke | New Delhi, Mumbai

Die Regierung unter Premierminister Narendra Modi stellte 2014 die "Make in India"-Kampagne vor. Im Zuge handelspolitischer Veränderungen und Diskussionen um Lieferketten wurde die wirtschaftspolitische Ausrichtung angepasst. Atmanirbhar Bharat - ein wirtschaftlich unabhängiges Indien - ist nun das Ziel.

Im Rahmen dieser Kampagne soll die indische Wirtschaft mehr für den heimischen Markt, aber auch für den Export produzieren. Dafür werden Subventionen im Umfang von mehreren Milliarden US-Dollar (US$) bereitgestellt. Oft handelt es sich dabei um sogenannte Production-Linked Incentives (PLI), also Zahlungen, die an Produktionsmengen geknüpft sind. Alleine dafür sieht die Regierung in New Delhi rund 27 Milliarden US$ vor.

  • Elektronik

    Indien hat drei Förderprogramme für die Elektronikindustrie aufgelegt. Firmen bekommen Boni für Produktionssteigerungen oder einen Teil ihrer Investitionsausgaben erstattet.

    Indien will sich als Standort für die Elektronikindustrie positionieren. Bereits heute produzieren neben lokalen Herstellern auch internationale Auftragsfertiger wie Foxconn und Wistron Mobiltelefone und andere elektronische Geräte für den indischen Markt und für den Export. Im April 2020 hat Indiens Regierung drei Förderprogramme für die Branche aufgelegt. Damit soll die Produktion von Smartphones sowie elektronischen Komponenten und Bauteilen gesteigert werden. Hierfür stehen bis zum Ende des Finanzjahres 2028/29 (1. April bis 31. März) Haushaltsmittel in Höhe von umgerechnet 6,5 Milliarden US-Dollar (US$) zur Verfügung.

    Mit insgesamt 5,5 Milliarden US$ bis 2025/26 fließt der Löwenanteil der Fördergelder in das Production Linked Incentive (PLI) Scheme. Dieses Programm zielt auf die Massenproduktion von Mobiltelefonen sowie von kritischen elektronischen Komponenten wie Transistoren, Dioden, Kondensatoren und gedruckten Leiterplatten ab. Dabei erhalten die förderfähigen Unternehmen einen finanziellen Bonus für den im Vergleich zum Basisjahr 2019/20 zusätzlich generierten Umsatz von in Indien produzierten Mobiltelefonen und Komponenten. Dieser beträgt in den ersten beiden Jahren 6 Prozent, für das dritte und vierte Jahr 5 Prozent und im letzten Jahr 4 Prozent.

    Unternehmen müssen Mindestinvestitionsanforderungen erfüllen

    Um in den Genuss der Förderung zu kommen, müssen die Firmen je nach Produkt bestimmte Investitionsanforderungen erfüllen. Unternehmen, die Handys mit einem Rechnungswert von mehr als 15.000 indischen Rupien (iR), etwa 200 US$, fertigen, müssen in den ersten vier Jahren mindestens 134 Millionen US$ investieren. Einheimische Smartphone-Produzenten müssen 27 Millionen US$ und die Hersteller von elektronischen Bauteilen rund 13 Millionen US$ investieren. Die indische Regierung erwartet zusätzliche Investitionen von 1,5 Milliarden US$ in den nächsten vier Jahren. Im Oktober 2020 wurde bekannt gegeben, dass insgesamt 16 Unternehmen für das PLI-Programm ausgewählt wurden, davon jeweils fünf indische und fünf internationale Handyproduzenten sowie sechs Hersteller von elektronischen Bauteilen.

    Neben dem PLI-Programm gibt es ebenfalls seit April 2020 das Scheme for Promotion of Manufacturing of Electronic Components and Semiconductors (SPECS). Dabei werden förderfähigen Unternehmen auf Antrag bis zu 25 Prozent ihrer Investitionskosten für den Auf- oder Ausbau der Produktion von elektronischen Komponenten und Halbleitern erstattet - unter anderem für Maschinen und Anlagen, aber auch für Forschung und Entwicklung. Auch hier gibt es Mindestanforderungen an die Investitionssumme, die je nach Produkt zwischen 50 Millionen und 10 Milliarden iR (672.000 US$ bis 134 Millionen US$) liegen muss. Für das SPECS-Programm stehen in den nächsten acht Jahren umgerechnet 440 Millionen US$ zur Verfügung.

    Mit dem Modified Electronics Manufacturing Clusters Scheme (EMC 2.0) soll die Infrastruktur für die Elektronikindustrie verbessert werden. Dabei werden Investitionen in den Bau von Produktionsstätten und Logistikeinrichtungen der Hersteller von elektronischen Geräten und Bauteilen finanziell gefördert. Die Investoren bekommen auf Antrag bis zu 50 Prozent ihrer Projektkosten für den Bau neuer oder den Ausbau bestehender Einrichtungen erstattet.

    Von Boris Alex | New Delhi

  • Halbleiter

    In der modernen Wirtschaft sind Halbleiter von zunehmender Bedeutung. Zukünftig möchte Indien in der Fertigung eine größere Rolle einnehmen und lockt Investoren mit Subventionen.

    Umgerechnet rund 10 Milliarden US-Dollar (US$) stellt Indiens Regierung für die Chipherstellung zur Verfügung. Die Subventionen erstrecken sich über verschiedene Teilbereiche. Dadurch erhofft sich New Delhi Investitionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette.

    Der Markt für Halbleiter in Indien für das Jahr 2020 wird auf etwa 15 Milliarden US$ geschätzt. Bis 2026 soll er auf 63 Milliarden US$ anwachsen. Als Haupttreiber für das Wachstum gilt die Nachfrage aus den Bereichen der kabellosen Kommunikation, Unterhaltungselektronik und dem Automobilsektor.

    Subventionen ermöglichen Ansiedlung neuer Halbleiterwerke

    Einen Teil der finanziellen Unterstützung möchte die Regierung für die Ansiedlung der Halbleiterfertigung aufwenden. Mithilfe der Subventionen sollen mindestens zwei dieser "Foundries" oder "Fabs" genannten Fabriken entstehen, in denen die Bauteile mithilfe der Complementary Metal Oxide Semiconductor-Technik gefertigt werden. Vom Band laufen sollen integrierte Schaltkreise (Logikbausteine, Mixed Signal, Digital, Analog, Memory) sowie Ein-Chip-Systeme (System-on-a-Chip). Als Projektträger ist die India Semiconductor Mission vorgesehen, ein dem Ministry of Electronics and Information Technology anhängiges Expertengremium.

    Laut den Projektleitlinien wird die Ansiedlung von eigenständigen Unternehmen, Konsortien und/oder Joint Ventures gefördert. Sie müssen entweder bereits in der Fertigung tätig sein oder über die notwendigen Lizenzen verfügen. Von den neuen Foundries wird eine Kapazität von mindestens 40.000 Wafern pro Monat gefordert, bei einer Wafergröße von 300 Millimetern. In Bezug auf Technologieknoten (node size) gelten 65 Nanometer, 45 Nanometer, 28 Nanometer oder kleiner als förderwürdig. 

    Unternehmen können sich seit dem 1. Januar 2022 für die Subventionen bewerben. Der Förderzeitraum liegt zunächst bei sechs Jahren. Als Bedingung für die finanzielle Unterstützung müssen Bewerber mindestens 2,7 Milliarden US$ investieren (Umrechnungskurs laut Federal Reserve Bank vom 23. Dezember 2021; 1 US$ = 75,02 iR.). Zusätzlich muss in wenigstens einem der vergangenen drei Jahre ein Mindestumsatz von rund 1 Milliarde US$ im Bereich Electronics System Design and Manufacturing nachgewiesen werden. 

    Bei Zuspruch der Subventionen winken fiskalische Unterstützungsleistungen in Höhe von 30 bis 50 Prozent der Projektkosten - je kleiner die node size, desto höher fallen die staatlichen Zahlungen aus. Bis zu 2,5 Prozent der Fördersumme sollen in Forschung und Entwicklung sowie den Aufbau von Humankapital fließen.   

    Die gesamte Wertschöpfungskette liegt im Fokus 

    Zusätzlich zu den komplexen Foundries wird der Aufbau von Fabriken für die Produktion von Verbindungshalbleitern angestrebt. Zudem sollen in weiteren Werken Mikrochips, die Silicon Photonics nutzen sowie Sensoren inklusive mikroelektromechanischer Systeme hergestellt werden. Als Einsatzgebiete für die genannten Bauteile sehen die bisher veröffentlichten Dokumente die Optoelektronik vor. Die vorgegebenen Wafergrößen liegen bei 150 Nanometern, 200 Nanometern oder mehr. Es wird eine Kapazität von mindestens 500 Waferstarts gefordert.

    Bewerben können sich Unternehmen alleine oder in einem Joint Venture. Voraussetzung ist erneut, dass die Firmen bereits in der Fertigung tätig sind oder über die entsprechenden Lizenzen verfügen. Die Mindestinvestitionssumme beträgt etwas mehr als 13 Millionen US$ pro Bewerber. Die Förderung liegt bei 30 Prozent der Investitionsausgaben.

    Um die gesamte Wertschöpfungskette zu unterstützen, sieht die indische Regierung auch Subventionen für Montage-, Prüf-, Markierungs- und Verpackungseinrichtungen (Assembly, Testing, Marking and Packaging) sowie für OSAT-Unternehmen (Outsourced Semiconductor Assembly and Test) vor. Um die Förderung von ebenfalls 30 Prozent der Investitionsausgaben zu erhalten, müssen Bewerber etwas weniger als 7 Millionen US$ investieren. Auch in diesem Fall sollen bis zu 2,5 Prozent der Fördersumme für Forschung, Entwicklung und Training von Personal genutzt werden.

    Der Förderzeitraum beträgt vorerst drei Jahre. Der Bewerbungszeitraum läuft seit dem 1. Januar 2022 für vorerst 45 Tage. Eine Verlängerung der Frist ist möglich, genau wie Bewerbungen zu einem späteren Zeitraum. Dafür ist allerdings die Zustimmung des Ministry of Electronics and Information Technology notwendig.   

    Halbleiterdesign wird eigenständig subventioniert

    Nach eigenen Angaben verfügt Indien über 20 Prozent der weltweit verfügbaren Ingenieure für Halbleiterdesign. Allerdings belaufen sich die Erträge der Unternehmen in diesem Bereich derzeit auf lediglich rund 20 Millionen US$ jährlich. Die Regierung in New Delhi fördert daher Unternehmen, die am Design von integrierten Schaltkreisen, Chipsätzen, System-on-Chips, IP-Cores und Halbleitern arbeiten.

    Die Förderung ist zweigeteilt. Die sogenannten Design Linked Incentives belaufen sich auf Zahlungen von bis zu 50 Prozent der anfallenden Ausgaben, jedoch nicht mehr als 2 Millionen US$ pro Unternehmen. In den bisher bekanntgemachten Projektleitlinien ist aber noch nicht genauer erläutert, was unter "anfallenden Ausgaben" zu verstehen ist. Zusätzlich werden zwischen 4 und 6 Prozent vom Nettoverkaufsumsatz der kommenden fünf Jahre - maximal 40 Millionen US$ pro Firma - ausgezahlt, wenn die Designs tatsächlich in Produkten Verwendung finden.

    Der Bewerbungszeitraum begann am 1. Januar 2022. Die Subventionen sind nur für Unternehmen verfügbar, die zu mehr als 50 Prozent in Besitz eines indischen Staatsbürgers sind. Der Förderzeitraum beträgt vorerst drei Jahre und für die Umsetzung des Programms ist das Centre for Development of Advanced Computing zuständig.

    Ziel ist es, mehr als 100 Firmen zu unterstützen. Davon sollen wenigstens 20 Unternehmen im Verlauf der kommenden fünf Jahre einen Umsatz von mindestens 200 Millionen US$ erzielen.

    Von Florian Wenke | Mumbai

  • Klimaanlagen und LEDs

    Künftig sollen mehr Klimaanlagen und LEDs aus indischer Produktion auf dem Subkontinent zum Einsatz kommen.

    Das indische Klima macht sie zu allgegenwärtigen Begleitern in vielen Büros und Wohnungen: Klimaanlagen. Geht es nach der indischen Regierung, sollen die Geräte zukünftig häufiger vor Ort produziert werden.

    Rund 852 Millionen US-Dollar (Kurs laut Federal Reserve Bank vom 11. Juni 2021; 1 US$ gleich 73,24 indische Rupien) werden im Rahmen von Production Linked Incentives (PLI) für die Fertigung von Klimaanlagen und LED-Beleuchtungen bereitgestellt. Federführend dafür ist das Department for Promotion of Industry and Internal Trade. Die Regierung möchte in beiden Bereichen die Abhängigkeit von Importen deutlich verringern. 

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    Bewerbungsfrist ist September 2021

    Die Förderung kann über ein Onlineportal beantragt werden. Die Bewerbungsfrist läuft zunächst vom 15. Juni bis 15. September 2021. Die Programmdauer ist vorerst vom Finanzjahr 2021/22 (1. April bis 31. März) bis zum Finanzjahr 2028/29 festgesetzt. Laut einer Veröffentlichung in der Gazette of India - dem indischen Amtsblatt - von April 2021 soll nicht nur die Produktion von Klimaanlagen selbst, sondern auch von Teilen wie beispielsweise passenden Kompressoren, Kupferrohren, Displays und notwendigen Ventilen gefördert werden. Ähnlich sieht es bei LEDs aus. Auch hier wird sowohl die Herstellung von fertigen Produkten als auch von Teilen gefördert. Zu letzteren zählen unter anderem Widerstände, integrierte Schaltkreise und Sicherungen. In den Förderrichtlinien ist explizit vermerkt, dass die reine Montage fertiger Teile nicht förderungswürdig ist.

    Förderhöhe zwischen 6 und 4 Prozent

    Die eigentliche Förderung wird über fünf Jahre ausgezahlt - von 2022/23 bis 2026/27 beziehungsweise von 2023/24 bis 2027/28 - je nach ausgewählter Investitionsperiode. Die Höhe der ausgezahlten Subventionen beträgt in den ersten zwei Jahren 6 Prozent, danach 5 Prozent für zwei weitere Jahre und abschließend 4 Prozent im letzten Jahr und bezieht sich jeweils auf die zusätzlichen Verkaufsmengen gegenüber dem im Basisjahr 2019/20 erzielten Wert.

    Während die Regierung sowohl Greenfield- als auch Brownfield-Investitionen willkommen heißt, hat sie eine Reihe von Kriterien für die Investitionssummen und für die zu erreichenden Verkaufsmengen festgelegt. Diese unterscheiden sich für jede einzelne Ware. Die konkreten Voraussetzungen für eine Förderung der verschiedenen Produktkategorien aus den Bereichen Klimaanlagen und LEDs können den Förderrichtlinien entnommen werden.

    Von Florian Wenke | Mumbai

  • Photovoltaik

    Indien importiert den Großteil seiner Photovoltaik-Module. Um die lokale Fertigung zu steigern, erhalten die Hersteller einen finanziellen Anreiz im Rahmen des PLI-Programms.

    Indien will seine Solarstromerzeugung in den nächsten Jahren weiter ausbauen. Ursprünglich sollten sich die Kapazitäten bis 2022 auf 100 Gigawatt verdoppeln, doch im Zuge der Coronakrise hat sich der Zubau verlangsamt. Dennoch dürften in den nächsten drei bis vier Jahren Photovoltaik (PV)-Anlagen mit einer Leistung von 30 bis 40 Gigawatt ans Netz gehen.

    Der Großteil der Ausrüstung wie PV-Module und Wechselrichter werden dabei importiert. Die indische Regierung will, dass diese Komponenten künftig verstärkt lokal gefertigt werden und hat das Förderprogramm Production Linked Incentive (PLI) Scheme auf Bauteile und Komponenten für High Efficiency Solar PV Modules ausgedehnt.

    Dabei soll die Fertigung von Solarmodulen mit einer Gesamtkapazität von 10 Gigawatt gefördert werden. Die Hersteller erhalten einen finanziellen Bonus auf Basis des Produktionswerts gemessen in Watt Peak. Weitere Informationen zur Berechnung sind in den Richtlinien des zuständigen Ministry of New and Renewable Energy erhältlich. Für das Programm stehen bis 2026 Fördermittel in Höhe von umgerechnet 600 Millionen US-Dollar (US$) zur Verfügung. Die Regierung erwartet, dass im Rahmen des PLI Investitionen im Umfang von rund 2 Milliarden US$ ausgelöst werden.

    Für einen zusätzlichen Schub dürfte die Entscheidung der indischen Regierung von Anfang März 2021 sorgen: In öffentlich finanzierten Solarparks dürfen nur noch Module von anerkannten lokalen Herstellern verbaut werden. Damit soll auch der Import von PV-Ausrüstung aus China und Südostasien eingedämmt werden.

    Von Boris Alex | New Delhi

  • Telekommunikationsausrüstung

    Mit dem Aufbau des 5G-Mobilfunknetzes wächst Indiens Bedarf an entsprechender Ausrüstung. Diese soll verstärkt lokal gefertigt werden.

    Indien investiert in seine Telekommunikationsinfrastruktur. Neben dem weiteren Ausbau des Mobilfunknetzes der vierten Generation (4G) soll 2021 auch mit dem Roll-out der Folgetechnologie 5G gestartet werden. Die Versteigerung der 5G-Lizenzen ist für das 2. Halbjahr geplant. Beim Aufbau der technischen Netzinfrastruktur soll aus Sicherheitsgründen keine chinesische Ausrüstung eingesetzt werden, so die Pläne der Regierung. Stattdessen will man internationale Hersteller solcher Technik zu einer Produktion in Indien bewegen.

    Im Februar 2021 hat die indische Regierung ein Förderprogramm für die Fertigung von Telekom- und Netzwerkausrüstung aufgelegt. Analog zum Production Linked Incentive (PLI) Programm für die Elektronikindustrie kommen auch in dieser Sparte die Unternehmen in den Genuss einer nach Jahren gestaffelten Bonuszahlung für den Absatz von zusätzlicher in Indien produzierter Ausrüstung. Dabei wird zwischen Micro, Small and Medium Enterprises (MSME) - darunter fallen Kleinst-, Klein- und mittelständische Betriebe mit einem Jahresumsatz von maximal 2,5 Milliarden indischen Rupien (iR; etwa 33 Millionen US-Dollar, US$) - und Großunternehmen unterschieden.

    Neuinvestitionen in Höhe von 400 Millionen US$ erwartet

    MSME erhalten in den ersten beiden Jahren einen Bonus von je 7 Prozent auf den gegenüber dem Basisjahr 2019/20 (1. April bis 31. März) zusätzlich realisierten Absatz. In den drei Folgejahren sinkt der Satz um jeweils einen Prozentpunkt bis auf 4 Prozent. Bei Großunternehmen liegt der Bonus jeweils einen Prozentpunkt unter den MSME-Sätzen. Voraussetzung ist, dass die Unternehmen über die gesamte Förderdauer Investitionen tätigen müssen. Für MSME sind das mindestens 100 Millionen iR (1,3 Millionen US$) und für Großunternehmen 1 Milliarde iR (13,4 Millionen US$) verteilt über den gesamten Zeitraum.

    Für das Programm stehen über die Laufzeit von fünf Jahren Mittel in Höhe von umgerechnet 1,6 Milliarden US$ zur Verfügung. Die Frist zur Einreichung der Förderanträge ist Anfang Juli 2021 abgelaufen. Insgesamt haben sich 37 indische und internationale Firmen beworben, von denen nun zehn Großunternehmen und zehn MSME für das Programm ausgewählt werden. 

    Die indische Regierung hofft, dass internationale Hersteller von Telekommunikationsausrüstung wie Cisco, Ericsson und Nokia ihre Fertigungskapazitäten in Indien im Rahmen des PLI-Programms ausbauen werden. Das Volumen der Neu- und Erweiterungsinvestitionen in den nächsten fünf Jahren beziffert das Department of Telecommunications auf rund 400 Millionen US$.

    Von Boris Alex | New Delhi

  • Drohnen

    Noch ist die Fertigung von Drohen in Indien ein Nischensegment. Die unbemannten Luftfahrzeuge gelten jedoch als zukunftsträchtig und werden daher gefördert.  

    Die Einsatzgebiete der Flugobjekte sind mannigfach. So werden sie in Indien beispielsweise zur Unterstützung von Smart-Farming-Aktivitäten oder auch bei der Lieferung von Coronaimpfstoffen in abgelegene Regionen des Landes genutzt.

    Regierung legt Fokus auf Herstellung von Drohnen

    Im August 2021 wurden neue Regelungen für die Nutzung von Drohnen in Indien veröffentlicht. Wenngleich die Geräte selbst und deren Einsatz weiterhin zahlreichen Einschränkungen unterliegen, so gilt die neue Verordnung als Liberalisierung und dürfte die Einsatzmöglichkeiten erweitern. 

    Neben der Nutzung soll auch die Fertigung von Drohnen auf dem Subkontinent gestärkt werden. Dafür werden finanzielle Hilfen in Form von Production Linked Incentives (PLI) bereitgestellt. Der Förderumfang beträgt umgerechnet rund 16,4 Millionen US-Dollar (US$; Kurs laut Federal Reserve Bank vom 11. Juni 2021, 1 US$ = 73,24 indische Rupien). 

    Großzügige Subventionen sind an Bedingungen geknüpft

    Im September 2021 wurden die PLI-Förderrichtlinien für die Herstellung von Drohnen und Drohnenteilen veröffentlicht. Unter Letzterem werden beispielsweise Rahmen, Elektromotoren, Batterien, aber auch Fernsteuerungen, Sensoren, Kameras, Navigationssysteme sowie weitere Komponenten subsumiert. Bewerben können sich in- und ausländische Firmen, jedoch muss die Produktion in beiden Fällen in Indien stattfinden. Darüber hinaus müssen die Bewerber einen festgelegten Mindestertrag vorweisen können. Für Drohnenhersteller liegt dieser bei rund 273.000 US$ und für Komponentenhersteller bei rund 68.000 US$ - allerdings nur, sofern es sich um Start-ups, mittelgroße, Klein- und Kleinstunternehmen handelt. Für Unternehmen außerhalb dieser Kategorien betragen die Mindestumsätze doppelt soviel. Für alle Unternehmen gilt, dass mindestens 40 Prozent der Wertschöpfung (Netto-Verkaufswert von Drohnen und Drohnenteilen abzüglich der Netto-Einkaufskosten für Vorprodukte) in Indien stattfinden muss.

    Der Unterstützungszeitraum beträgt drei Jahre und gilt ab dem Finanzjahr 2021/22 (1. April bis 31. März). Die Fördersumme ist abhängig von der geleisteten Wertschöpfung und soll 20 Prozent derselben über alle drei Jahre betragen. Der Maximalbetrag für ein einzelnes Unternehmen liegt bei 4,1 Millionen US$. Verantwortlich für die Förderung ist das Ministry of Civil Aviation.

    Ein starkes Wachstum der Branche wird angestrebt

    Im Verlauf der kommenden drei Finanzjahre erhofft sich New Delhi Investitionen in Höhe von umgerechnet 683 Millionen US$ in dem Sektor. Bis 2024 sollen die Umsätze der Drohnenhersteller von geschätzt rund 8,2 Millionen US$ im Jahr 2021 auf 122,9 Millionen US$ steigen. Zusätzlich sollen 10.000 Arbeitsplätze in der Fertigung entstehen.

    Das Geschäft mit den Dienstleistungen rund um die Flugobjekte wie beispielsweise Betrieb, Wartung sowie Auswertung von Daten soll infolge der Subventionen ebenfalls stark zulegen. Bis 2024 soll das Marktvolumen auf 4,1 Milliarden US$ anwachsen, bei gleichzeitigem Neubeschäftigungspotenzial von 500.000 Stellen.

    Von Florian Wenke | Mumbai

  • Kfz und Kfz-Teile

    Der Automobilsektor soll einen großen Teil der Förderung des Production-Linked Incentive Programms erhalten. Der Fokus liegt auf der Unterstützung neuer Antriebstechniken.

    Die Automobilbranche ist ein wichtiger Teil der indischen Wirtschaft. Sie trägt rund 7 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei, und beschäftigt circa 37 Millionen Menschen direkt oder indirekt. Zuletzt war die Stimmung in der Branche getrübt, denn die Coronapandemie und Lieferkettenausfälle sorgten für Probleme. Allerdings wächst die Wirtschaft mittlerweile wieder. Das dürfte auch den Automobilherstellern helfen.

    Förderung mit Fokus auf Elektromobilität und Brennstoffzellen

    Die indische Regierung möchte die Branche unterstützen. Sie stellt Subventionen in Form von Production-Linked Incentives (PLI) bereit, damit Kfz-Hersteller und ihre Zulieferer künftig noch mehr lokal produzieren. Die Erzeugnisse sind sowohl für den heimischen Markt als auch für den Export vorgesehen. Verantwortlich für die Vergabe der Finanzierungshilfen an die Fahrzeugindustrie ist das Department of Heavy Industries. Als Projektträger fungiert IFCI, eine Entwicklungsfinanzierungsinstitution mit Sitz in New Delhi. 

    Ursprünglich war für die Branche und ihre Zulieferer eine Förderung in Höhe von umgerechnet rund 7,8 Milliarden US-Dollar (US$; Kurs laut Federal Reserve Bank vom 11. Juni 2021; 1 US$ = 73,24 indische Rupien) vorgesehen. Allerdings wurde die Summe kurz vor Bekanntgabe der Förderrichtlinie auf 3,5 Milliarden US$ reduziert. Gleichzeitig wurde der Fokus der staatlichen Hilfe verändert. Zahlreiche Beobachter und Marktteilnehmer hatten ursprünglich eine Unterstützung der konventionellen Hersteller beziehungsweise Antriebstechnologien erwartet. Die vorgestellten Subventionen sind nun jedoch hauptsächlich auf die Elektromobilität und Fahrzeuge mit Brennstoffzellen ausgelegt. Die Liste der geförderten Komponenten umfasst jedoch auch andere Teile, beispielsweise Pumpen zur Direkteinspritzung, Common-Rail-Einspritzpumpen und Elektronische Stabilitätsprogramm--Systeme. 

    Hohe Anforderungen bevorteilen Großunternehmen

    Die Förderung soll für fünf Jahre und ab dem Finanzjahr 2022/2023 (1. April bis 31. März) gelten. Die Auszahlung der Gelder beginnt jedoch erst ab 2023/2024 und läuft dementsprechend bis 2027/2028. Für die Subventionen können sich sowohl bereits im Markt operierende Firmen als auch Neueinsteiger bewerben – auch ausländische Unternehmen. Außerdem soll neben den Fahrzeugbauern (Original Equipment Manufacturers; OEM) auch die Zulieferbranche profitieren. Dementsprechend wird in Indien vom "Champion OEM Incentive Scheme" und vom "Component Champion Incentive Scheme" gesprochen.

    Während für die Kfz-Hersteller die Produktion von Elektroautos und Fahrzeugen mit Brennstoffzellen gefördert wird, sollen bei den Zulieferern die Fertigung moderner Bauteile sowie diverse Arten von Knock-Down-Kits unterstützt werden. Es ist geplant, dass insgesamt bis zu zehn OEM, 50 Zulieferer und fünf neu in den Markt investierende Unternehmen in den Genuss der Förderung kommen.

    Um sich bewerben zu können, müssen Unternehmen gewisse Mindestanforderungen der indischen Regierung erfüllen. Dazu gehört, dass OEM (mit Ausnahme der Produzenten von zwei- und dreirädrigen Kfz) mindestens 273 Millionen US$ über fünf Jahre investieren müssen. Hersteller von Krafträdern müssen die Hälfte der Summe investieren. Für Zulieferer werden über denselben Zeitraum Investitionen in Höhe von circa 34 Millionen US$ erwartet. Für neue Investoren soll der Betrag bei 273 Millionen US$ (Bereich OEM) beziehungsweise 48 Millionen US$ (Zulieferer) liegen. Hinzu kommt, dass die OEM einen weltweiten Mindestumsatz von 1,4 Milliarden US$ ausweisen müssen, um sich bewerben zu dürfen. Bei den Zulieferern beträgt diese Schwelle 68 Millionen US$. Diese Auswahlkriterien dürften dafür sorgen, dass sich der Bewerberkreis eher auf etablierte und große Unternehmen beschränkt.

    Zusätzlich müssen die Unternehmen bestimmte Verkaufsziele erreichen, wobei das Finanzjahr 2019/2020 als Basis zur Messung der Zuwächse herangezogen werden soll. Fußend auf den zusätzlichen Verkäufen berechnen sich dann die staatlichen Subventionszahlungen, die von 13 bis 16 Prozent für OEM reichen sollen. Bei den Zulieferern sollen die Hilfen zwischen 8 und 11 Prozent liegen - mit zusätzlichen 5 Prozent, wenn es sich um Komponenten für Elektro- und Wasserstoff-Brennstoffzellenfahrzeuge handelt.

    Weitere Details können einer eigens eingerichteten Webseite entnommen werden. 

    Die Regierung in New Delhi setzt große Hoffnungen in die Wirkung der PLI für die Branche. So sollen über einen Zeitraum von fünf Jahren zusätzliche Investitionen in Höhe von umgerechnet 5,8 Milliarden US$ generiert werden. Darüber hinaus sollen bis zu 750.000 neue Arbeitsplätze entstehen und der Produktionswert in der Branche um 31 Milliarden US$ gesteigert werden.

    Von Florian Wenke | Mumbai

  • Batterien

    Indien fördert den Aufbau einer eigenen Batteriefertigung. Der Regierung ist dies wichtig, um zukünftig am Wachstum wichtiger Wirtschaftsbereiche teilhaben zu können.  

    Ob für die Umstellung von konventionellen auf erneuerbare Energien, für den Ausbau der Elektromobilität oder als Teil von Unterhaltungselektronik - Stromspeicher in Form moderner Batterien sind unverzichtbar. Auch Indien hat dies erkannt und stellt rund 2,4 Milliarden US-Dollar (US$) (Kurs laut Federal Reserve Bank vom 11. Juni 2021; 1 US$ gleich 73,24 indische Rupien) im Rahmen von Production Linkend Incentives (PLI) für die Batteriefertigung (Advanced Chemistry Cell Battery Storage) auf dem Subkontinent bereit. Die geförderten Batterien können Energie entweder elektrochemisch oder chemisch speichern, da die Förderung ausdrücklich technologieoffen ist. 

    Zuständig ist das Department of Heavy Industries welches zum Ministry of Heavy Industries and Public Enterprises gehört. Mitverantwortlich ist außerdem die staatseigene Denkfabrik NITI Aayog.

    Die Förderung ist an Bedingungen geknüpft

    Laut einer Veröffentlichung in der Gazette of India - dem indischen Amtsblatt - von Juni 2021 läuft das Programm vom Finanzjahr 2022/23 (1. April bis 31. März) bis zum Finanzjahr 2028/29. Die eigentliche Förderung soll über die letzten fünf Jahre des angegebenen Zeitraums ausgezahlt werden, während die ersten beiden Jahre zum Aufbau der Fabriken angedacht sind.

    Wollen Unternehmen in den Genuss der Förderung kommen, müssen sie Produktionsstätten mit Fertigungskapazitäten von mindestens 5 Gigawattstunden aufbauen (500 Megawattstunden für Batterielösungen im Nischenbereich mit gesteigerter Speicherkapazität). Pro Gigawattstunde soll die Investitionssumme für die Produktionsstätte mindestens 30,6 Millionen US$ betragen. Darüber hinaus muss die lokale Wertschöpfung in den ersten zwei Jahren bei mindestens 25 Prozent liegen und in den darauffolgenden fünf Jahren auf 60 Prozent steigen. Pro Subventionsempfänger werden maximal Produktionskapazitäten in Höhe von 20 Gigawatt gefördert. 

    Die gezahlte Förderung wird anhand der Produktionsmenge und in Abhängigkeit von der erreichten Wertschöpfung sowie der Energie der erzeugten Batterien bemessen.

    Die Ziele sind ambitioniert

    Mithilfe der Förderung möchte Indiens Regierung ambitionierte Ziele erreichen. Insgesamt erhofft sie sich Investitionen in Höhe von 6,1 Milliarden US$. Es sollen Produktionskapazitäten im Umfang von insgesamt 55 Gigawattstunden - 50 Gigawattstunden für normale Advanced Chemistry Cell Batterien sowie 5 Gigawattstunden für Nischenlösungen mit höherer Speicherkapazität - aufgebaut werden. Außerdem sollen durch die lokale Herstellung moderner Batterien jährlich Importe in dieser Produktkategorie im Wert von umgerechnet rund 2,7 Milliarden US$ eingespart werden. Zusätzlich erhofft sich die Regierung durch moderne Stromspeicher aus heimischer Produktion auch einen Schub für die Elektromobilität und beziffert die potenziellen Ersparnisse bei Ölimporten über die gesamte Projektlaufzeit auf einen Wert zwischen 27 und 34 Milliarden US$.   

    Es gibt bereits Interessenten

    In indischen Medien wird gemeldet, dass Firmen wie Reliance Industries Limited, die Adani Group, Tata Chemicals, Larsen & Toubro und ein Joint Venture unter der Führung von Suzuki Motor Corporation bereits Interesse an der Förderung bekundet haben. Die Namen Exide und Amara Raja kursieren ebenfalls als mögliche Interessenten.

    Von Florian Wenke | Mumbai

  • Metallindustrie

    Schon jetzt stellt Indien Stahl in großen Mengen her, allerdings noch wenig Spezialstahl. Dieses Segment soll künftig durch staatliche Förderung stärker wachsen.

    Indien zählt laut World Steel Association zu den größten Stahlherstellern der Erde. Mit einer Produktionsmenge von rund 100 Millionen Tonnen lag das Land 2020 weltweit an zweiter Stelle. Nur China produzierte mehr. Gleichzeitig lag der Verbrauch bei international vergleichsweise niedrigen 64 Kilogramm pro Kopf. Für 2021 wird ein Output von über 110 Millionen Tonnen erwartet. Bis 2031 soll die Produktion des Subkontinents auf rund 300 Millionen Tonnen steigen, so die Prognose der staatlichen Investitionsförderungsagentur Invest India. Allerdings produziert das Land bislang noch wenig Spezialerzeugnisse. Im Jahr 2020 waren es nur 18 Millionen Tonnen, ein beträchtlicher Teil des Bedarfs musste importiert werden.

    Die Subventionen sind an Bedingungen geknüpft

    Die Regierung will daher ab dem Finanzjahr 2023/2024 (1. April bis 31. März) die heimische Erzeugung von Spezialstahl im Rahmen ihres Production-Linked Incentive-Programms (PLI) über fünf Jahre mit insgesamt 854 Millionen US-Dollar (US$) fördern. Ende Juli 2021 hat das Ministry of Steel die Richtlinien hierfür bekannt gegeben. Danach erhalten Unternehmen unter anderem für die Erzeugung von beschichtetem, hochfestem, legiertem und Elektrostahl einen jährlichen Bonus. Die Herstellung von Spezialschienen wird ebenfalls unterstützt. Der Zuschuss variiert über die Laufzeit und in Abhängigkeit der Produktgruppe von 3 Prozent bis maximal 15 Prozent. Der Bonus wird auf den zusätzlich generierten Absatz gezahlt, die Basis für den Vergleich ist das Finanzjahr 2019/2020. Die Zuschüsse sind auf jährlich 27 Millionen US$ je Unternehmen gedeckelt.

    Allerdings gelten Mindestanforderungen hinsichtlich der zu leistenden Investitionen. Diese liegen – abhängig von der Produktkategorie - zwischen 4 Millionen und 673 Millionen US$ (Kurs laut Federal Reserve Bank vom 07. Januar 2022; 1 US$ = 74,27 indische Rupien). Gleichzeitig werden Produktionssteigerungen zwischen 10 und 40 Prozent jährlich gefordert. Hinzu kommt ein verpflichtender Nachweis einer Minimalgröße an bereits installierter Erzeugungskapazität. Auch diese variiert je nach Produkttyp. Durch die Anforderungen dürfte sich der Kreis der Bewerber auf große Unternehmen beschränken. Der Bewerbungszeitraum für die Subvention läuft von Ende Dezember 2021 bis Ende März 2022. Interessierte Unternehmen können ein eigens eingerichtetes Onlineportal nutzen.  

    Investitionen von 5,4 Milliarden US-Dollar erwartet

    Unter Einhaltung der Mindestinvestitionsanforderungen steht das PLI-Programm indischen Metallunternehmen und auch internationalen Gemeinschaftsunternehmen offen. Die Auswahl der Firmen findet im Rahmen eines transparenten Vergabeverfahrens statt. Dabei sind das Ausmaß der zusätzlichen Produktion und die Höhe der geplanten Investitionen der Unternehmen maßgeblich.

    Die Regierung hofft, dass die teilnehmenden Firmen über die gesamte Förderperiode hinweg insgesamt 5,4 Milliarden US$ in neue Produktionskapazitäten sowie Forschung und Entwicklung investieren werden.

    Von Florian Wenke | Mumbai

  • Textilindustrie

    Indien fördert Investitionen in den Bereichen Kunstfaser und technische Textilien. Die Unternehmen müssen in neue Maschinen und Anlagen investieren und Umsatzziele realisieren.

    Indiens Textilbranche gilt als eine der größten der Welt. Sie beschäftigt rund 100 Millionen Menschen direkt oder indirekt. Die Textil- und Bekleidungshersteller setzten im Jahr 2020 Waren im Wert von 85 Milliarden US-Dollar (US$) auf dem Heimatmarkt ab und exportierten Produkte für 34 Milliarden US$.

    Zuletzt haben indische Erzeugnisse jedoch an Konkurrenzfähigkeit verloren. Ein Grund hierfür ist, dass Indien vor allem Baumwolle als Rohstoff verwendet, die Nachfrage nach diesem Material aber tendenziell sinkt, während das Interesse an Kunstfasern wächst. Der Subkontinent ist im Bereich der technischen Textilien und Kunstfasern bisher schlechter aufgestellt als beispielsweise China. Indien hat nur einen Anteil von 2,5 Prozent am globalen Kunstfasermarkt, schätzt der Textilverband Indian Texpreneurs Federation.

    Produktion von Kunstfasern und technischen Textilien soll gesteigert werden 

    Um die Wettbewerbsfähigkeit in diesen Segmenten zu steigern, fördert Indiens Regierung Textil- und Bekleidungsunternehmen im Rahmen ihres Production Linked Incentives (PLI) Programms mit knapp 1,5 Milliarden US$. Die Förderung erstreckt sich auf 54 Einzelprodukte aus Kunstfasern und zehn technische Textilsegmente und ist abhängig von Mindestinvestitionen sowie Umsatzzielen. Die Förderhöhe ist abhängig von den Anfangsinvestitionen des Unternehmens. Auch ausländische Unternehmen können am Förderprogramm teilnehmen, sie müssen dafür aber eine in Indien registrierte Betriebsstätte haben.

    Firmen, die laut Unterpunkt 4.1 Scheme Part-1 des PLI-Scheme for Textiles mindestens 40,8 Millionen US$ in neue Kapazitäten (Maschinen, Ausrüstung, Produktionshallen etc.) investieren, erhalten im 1. Jahr einen Bonus von 15 Prozent auf den zusätzlich generierten Umsatz mit den förderfähigen Produkten. Das Basisjahr ist dabei voraussichtlich das Finanzjahr 2020/21 (1. April bis 31. März). Allerdings muss im 1. Jahr der fünfjährigen Förderperiode ein Mindestumsatz von rund 82 Millionen US$ generiert und dieser in den Folgeperioden um mindestens 25 Prozent pro Jahr gesteigert werden. Der Bonus reduziert sich zudem jedes Jahr um einen Prozentpunkt.

    Im Unterpunkt 4.2 Scheme Part-2 des PLI-Scheme for Textiles ist geregelt, dass Unternehmen, die mindestens 13,6 Millionen US$ investieren, im 1. Jahr einen Umsatz von mindestens 27 Millionen US$ erwirtschaften und dieses Ergebnis ebenfalls um 25 Prozent jährlich steigern müssen. In dem Fall wird ein Bonus von 11 Prozent auf den zusätzlich erzielten Umsatz gezahlt. Auch hier verringert sich die Förderung um jeweils einen Prozentpunkt pro Jahr.

    Förderperiode erstreckt sich über fünf Jahre

    Die indische Regierung hofft, mit dem Programm Investitionen von insgesamt 2,6 Milliarden US$ über die gesamte Zeitspanne zu generieren und 750.000 zusätzliche Arbeitsplätze im Textilsektor zu schaffen. Am 1. November 2021 soll die zweimonatige Bewerbungsphase für eine Teilnahme am Programm starten. Nach einer zweijährigen Ausreifungszeit zählt das Finanzjahr 2024/25 als initialer Performance-Zeitraum; die erste Bonuszahlung erfolgt 2025/26. Die Förderdauer beläuft sich auf fünf Perioden bis zum Ende des Finanzjahrs 2029/30. Das Textilministerium erwartet, dass bis zu 25 große und 45 kleinere Investoren in die Förderung aufgenommen werden.

    Von Boris Alex | New Delhi

  • Nahrungsmittelindustrie

    Indien produziert Nahrungsmittel in großen Mengen, allerdings wird nur ein Bruchteil davon weiterverarbeitet. Das soll sich nun ändern. 

    Schon jetzt zählt Indien zu den großen Produzenten von Nahrungsmitteln weltweit und liegt bei der Produktion landwirtschaftlicher Erzeugnisse wie Getreide (besonders Reis und Weizen), Obst und Gemüse sowie bei Milchprodukten mit an der Spitze. Darüber hinaus haben sich beispielsweise Meeresfrüchte zur erfolgreichen Exportware entwickelt. Die Lebensmittelindustrie ist ferner ein wichtiger Arbeitgeber. Trotz der enormen wirtschaftlichen Bedeutung hinkt die Branche bei Effizienz und Verarbeitungstiefe im internationalen Vergleich noch oft hinterher.

    Um dies zu ändern werden nun rund 1,5 Milliarden US-Dollar (US$) (Kurs laut Federal Reserve Bank vom 11. Juni 2021; 1 US$ gleich 73,24 indische Rupien) im Rahmen von Production Linked Incentives (PLI) für die lebensmittelverarbeitende Industrie bereitgestellt. Zuständig ist das Ministry of Food Processing Industries.

    Die Förderung ist in vielen Feldern möglich

    Das Programm läuft zunächst vom Finanzjahr 2021/22 (1. April bis 31. März) bis zum Finanzjahr 2026/27, wobei die letzte Förderung erst in der Periode 2027/28 ausgezahlt werden soll. Die Regierung hofft, dass durch die PLI 250.000 Arbeitsplätze in der Nahrungsmittelindustrie entstehen. Außerdem soll der Output der Branche mithilfe der Subventionen auf einen Wert von 4,6 Milliarden US$ anwachsen. Bewerben können sich Unternehmen aus unterschiedlichen Segmenten.

    Bewerber für die Förderung werden anhand unterschiedlicher Kriterien bewertet. Dazu gehören die Verkaufszahlen im Finanzjahr 2019/20, wobei sowohl inländische Verkäufe als auch Exporte herangezogen werden. Diese müssen für die Lebensmittel vorgelegt werden, für die dann auch die Förderung gelten soll. Zusätzlich spielt die Höhe der geplanten Investitionen eine Rolle, wobei Vorgaben für deren Mindestbetrag gelten. Explizit zur Bewerbung für die Subvention eingeladen werden Hersteller von Fertiggerichten, Meeresfrüchten (insbesondere Fisch), verarbeitetem Obst und Gemüse sowie von der Käsesorte Mozzarella. Außerdem sind kleine und mittelgroße Firmen auch förderwürdig, wenn ihre Produkte als innovativ bewertet werden oder gewisse Ökostandards erfüllen. Unter gewissen Voraussetzungen sind auch Marketingmaßnahmen und Branding förderwürdig.

    Die ausgezahlten Beträge richten sich vor allem nach den hergestellten Mengen im Vergleich zu einem Basisjahr. Der eigentliche Fördersatz ist abhängig von der Produktkategorie und dem Förderjahr. Er beträgt zwischen 4 Prozent und 10 Prozent der über den Wert des Basisjahres hinausgehenden Verkaufserlöse. Das Basisjahr ist zunächst das Finanzjahr 2019/20, es wird jedoch im Verlauf des Subventionszeitraums weiter vorrücken.

    Die Kriterien für die Förderung und weiterführende Informationen können in den Förderrichtlinien sowie den Erläuterungen in Form von häufig gestellten Fragen, sogenannten Frequently Asked Questions (FAQ 1, FAQ 2), auf der Projektseite des Ministry of Food Processing Industries nachgelesen werden.

    Von Florian Wenke | Mumbai

  • Pharmaindustrie und Medizintechnik

    Die Apotheke der Welt will noch mehr lokal herstellen. Dazu wird eine breit angelegte Förderung angeboten die für Arzneiwaren, Vorprodukte und Medizintechnik gilt.

    Der indische Pharmasektor ist laut offiziellen Angaben der drittgrößte weltweit, geht man vom Produktionsvolumen aus. Die Marktgröße betrug 2021 rund 42 Milliarden US-Dollar (US$)  - etwa hälftig auf den inländischen Konsum und Exporte verteilt. Auch Deutschland kauft Pharmaprodukte aus Indien ein. Bis 2024 soll der Sektor kräftig wachsen und ein Volumen von 65 Milliarden US$ erreichen. Im Jahr 2030 sollen es sogar zwischen 120 und 130 Milliarden US$ sein.

    Der Markt für medizinische Geräte ist mit einer Größe von 8,2 Milliarden US$ im Jahr 2020 kleiner. Allerdings soll auch er sich dynamisch entwickeln und bis 2025 einen Wert von 25 Milliarden US$ erreichen, so die regierungsnahe Indian Brand Equity Foundation.

    Um Ansiedlungen zu stärken und die Importe zu senken, hat Indiens Regierung Subventionen für den Pharmabereich in Höhe von rund 948 Millionen US$ (Kurs laut Federal Reserve Bank vom 11. Juni 2021; 1 US$ gleich 73,24 indische Rupien) freigegeben. Dabei handelt es sich um sogenannte Production Linked Incentives (PLI) - Zahlungen, die an die produzierte Menge gekoppelt sind. Zuständig ist das Department of Pharmaceuticals.

    Förderung für Key Starting Materials, Drug Intermediates sowie Active Pharmaceutical Ingredients

    Details zur Subvention wurden bereits im März 2021 in einer Veröffentlichung in der Gazette of India - dem indischen Amtsblatt - bekannt gemacht. Die Förderrichtlinien folgten im Juni 2021. Gefördert werden sollen Greenfield-Projekte zur Herstellung von pharmazeutischen Ausgangsmaterialien (Key Starting Materials (KSMs)) und Zwischenprodukten (Drug Intermediates (DIs)) sowie von aktiven pharmazeutischen Wirkstoffen (Active Pharmaceutical Ingredients (APIs)).

    Die Auszahlung der Fördergelder für die Produktion dieser ausgewählten Erzeugnisse erfolgt über 6 Jahre. Basierend auf der Produktionsmenge - eine Mindestmenge ist Voraussetzung - werden im Zeitraum zwischen dem Finanzjahr 2021/22 (1. April bis 31. März) und dem Finanzjahr 2028/29 Zuschüsse gezahlt. Diese sind gestaffelt. Für Fermentationsprodukte werden zunächst 20 Prozent, später 10 Prozent und danach 5 Prozent des mit den Produkten erzielten Umsatzes gezahlt. Die Herstellung chemisch synthetisierter Produkte wird vom Finanzjahr 2020/21 bis 2026/27 einheitlich mit 10 Prozent der Verkaufserlöse subventioniert. 

    Anwärter auf das Subventionsprogramm müssen nachweisen, dass der Nettowert des Unternehmens nicht weniger als 30 Prozent der für das Projekt beabsichtigten Investitionssumme beträgt. Außerdem müssen sie über eine gewisse Mindestproduktionsmenge verfügen. Diese ist je nach Produkt verschieden. Zusätzlich muss die lokale Wertschöpfung bei Fermentationsprodukten mindestens 90 Prozent und bei chemisch synthetisierten Produkten mindestens 70 Prozent betragen.  

    Auch die Produktion von Medikamenten wird gefördert

    Neben der Subvention von Vor- und Zwischenprodukten gibt es auch eine Förderung für die Herstellung von Arzneimitteln. Die Unterstützung läuft vom Finanzjahr 2021/22 bis 2028/29. Neben Generika soll beispielsweise auch die Produktion von Medikamenten für die Gentherapie oder die Behandlung von Krebs und die Herstellung pflanzlicher Arzneimittel gefördert werden. Je nach Produkt gelten unterschiedliche Mindestinvestitionsgrenzen und verschiedene Fördersätze. Letztere liegen zwischen 10 Prozent und 3 Prozent und beziehen sich auf die Verkaufsmengen, die über den Wert des Basisjahres 2019/20 hinausgehen. Die Kriterien sind komplex und die Bandbreite der förderfähigen Produkte ist groß. Details können den PLI-Richtlinien für Pharmaka entnommen werden.

    Neue Produktionsparks für Pharmaprodukte sollen entstehen

    Zusätzlich wurden rund 410 Millionen US$ für die Errichtung dreier Produktionsparks für Massenarznei (bulk drugs) bewilligt. Der Förderzeitraum geht bis Anfang 2025. Die Zentralregierung stellt die Mittel bereit. Von den Bundesstaaten sollen konkrete Vorschläge für die Errichtung der Parks kommen. Jeder Bundesstaat darf dabei nur einen Vorschlag machen. Mit Ausnahme gebirgiger Bundesstaaten und jener im Nordosten des Landes muss die Fläche der Parks größer als rund 4 Quadratkilometer (1.000 Acres) sein. Die Höhe der Förderung beträgt bis zu 137 Millionen US$ pro Park.

    Medizintechnik wird ebenfalls gefördert

    Mit umgerechnet 467 Millionen US$ wird die lokale Produktion von medizinischen Geräten gefördert. Das betrifft die Herstellung von elektronischen Geräten, die in der Krebsbehandlung und der Strahlentherapie zum Einsatz kommen. Außerdem förderwürdig ist die Produktion von Geräten, die für bildgebenden Verfahren genutzt werden, sowie von Implantaten, insbesondere elektrische wie beispielsweise Herzschrittmacher. Ebenfalls um die Subvention bewerben dürfen sich Hersteller von Geräten, die in der Anästhesie oder bei kardiorespiratorischen Untersuchungen zum Einsatz kommen, wie Katheter oder ähnliche Produkte.

    Es sind ausschließlich Greenfield-Projekte förderfähig. Die Höhe der Subvention beträgt 5 Prozent des zusätzlichen Verkaufswertes, der über dem entsprechenden Wert im festgelegten Basisjahr 2019/20 liegt. Die maximale Förderung beträgt 16,5 Millionen. Das Programm ist zunächst auf fünf Jahre bis zum Ende des Finanzjahres 2025/26 angelegt.

    Um sich für die Subvention bewerben zu können, müssen mindestens 26,6 Millionen US$ über einen Zeitraum von 3 Jahren investiert werden - pro Jahr jeweils mindestens 8,2 Millionen US$. Auch müssen Anwärter über den Wert des Basisjahres hinausgehende Verkaufserlöse erreichen.

    Zusätzlich sollen vier Industrieparks für Medizintechnik entstehen. Deren Aufbau wird mit 54,6 Millionen US$ gefördert.

    Internetportale und Projektseiten liefern Informationen

    Für die Beantragung gibt es eigens eingerichtete Onlineportale unterteilt nach Anträgen für Pharmaprodukte und solchen für Medizintechnik. Darüber hinaus können weitere relevante Dokumente auf der Projektseite des Department of Pharmaceuticals gefunden werden.

    Von Florian Wenke | Mumbai

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