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Wirtschaftsumfeld | Indien | Bevölkerung

Indien steigt zum bevölkerungsreichsten Land der Erde auf

Derzeit löst der Subkontinent China als das Land mit der größten Bevölkerung ab. Deutsche Unternehmen können von der indischen Demografie profitieren.

Von Florian Wenke | Mumbai

Regelmäßig veröffentlichen die Vereinten Nationen (United Nations, UN) Bevölkerungszahlen. Zuletzt führten sie Mitte 2022 eine Aktualisierung der Prognosen durch. Laut diesen ist Indien gerade dabei, China den Titel als bevölkerungsreichstes Land der Erde zu entziehen. Zwischen Januar und Juli 2023 soll es so weit sein.

Für den 1. Juli 2023 prognostizieren die Experten eine Bevölkerung von 1.428.628.000 Menschen für den Subkontinent, rund 3 Millionen mehr als in China. Damit stellt Indien 18 Prozent der Weltbevölkerung. Natürlich sind die Prognosen mit Unsicherheiten behaftet. Der letzte reguläre Zensus für Indien zeigt Werte für 2011 auf.

Indiens Bevölkerung auf einen Blick
  • Der erste Zensus nach der Unabhängigkeit (1951) zählte in Indien eine Bevölkerung von 361 Millionen Menschen.
  • Vom 1. Januar bis zum 1. Juli 2023 wächst Indiens Bevölkerung laut Prognosen der UN um 6,5 Millionen Personen auf insgesamt über 1,4 Milliarden, davon werden 52 Prozent männlich und 48 Prozent weiblich sein.
  • Das Medianalter zum 1. Juli 2023 beträgt 28,2 Jahre.
  • In Indien leben zum 1. Juli 2023 rund 18 Prozent der Weltbevölkerung.
  • Der Bevölkerungshöhepunkt wird für 2064 prognostiziert, mit einer Population von fast 1,7 Milliarden Menschen.

Indiens Bevölkerung ist sehr jung

Die Zahlen verdeutlichen, dass alleine aufgrund der Bevölkerungsgröße mit Indien zu rechnen ist. Eine wachsende Population und viele junge Menschen bieten ökonomische Chancen für das Land, wie die sogenannte demografische Dividende. Vereinfacht gesagt bezeichnet diese ein vorteilhaftes Verhältnis von Personen im erwerbsfähigen Alter zu abhängigen Personen (besonders junge und besonders alte Menschen). Indien befindet sich derzeit in einer Phase, in der es auf Jahre hinaus über eine wachsende und junge Bevölkerung verfügen wird. Das Medianalter wird Mitte 2023 laut UN bei gerade einmal 28,2 Jahren liegen. Zum Vergleich: In China beträgt der Wert 39 Jahre und in Deutschland fast 45 Jahre.  

Gelingt es der Regierung und den Unternehmen, ausreichend gut bezahlte und adäquate Arbeitsplätze zu schaffen, dann können signifikante Wohlstandsgewinne erzielt werden. Derzeit ist die Mehrheit der Arbeitskräfte noch in der Landwirtschaft tätig, auch wenn der Sektor nur einen geringen Beitrag zum Bruttoinlandsprodukt leistet. Indien versucht daher seit einigen Jahren, die Industrie zu stärken. Subventionsprogramme wie die Production-Linked Incentives zielen neben einer höheren Wertschöpfung auch auf Beschäftigungseffekte ab. 

Fachkräfte aus Indien könnten Lücken auf dem deutschen Arbeitsmarkt verringern

Indiens Bevölkerungspotenzial macht sich ebenfalls in den Beziehungen zu Deutschland bemerkbar, beispielsweise bei der Fachkräftegewinnung. So existieren geförderte Programme, mit denen Pflegekräfte aus Indien gewonnen werden sollen. Bei der Deutsch-Indischen Handelskammer sind die Programme "ProRecognition" sowie "Hand in Hand for International Talents" angesiedelt. Damit werden Interessierte über konkrete Themen wie die Anerkennung von Abschlüssen oder die Arbeitsvoraussetzungen in Deutschland beraten. 

Dazu passend unterzeichnete Bundesaußenministerin Annalena Baerbock bei ihrem Besuch in New Delhi im Dezember 2022 das deutsch-indische Migrationsabkommen. Mit ihm soll die Mobilität von Studierenden, Auszubildenden und Fachkräften gestärkt werden. Bereits jetzt besteht seitens indischer Studierender großes Interesse an Deutschland. Im Wintersemester 2021/2022 waren dem Statistischen Bundesamt zufolge rund 33.800 Studierende aus Indien hierzulande eingeschrieben. Damit bilden Studenten aus dem Subkontinent die zweitgrößte Gruppe hinter China mit über 40.000 Personen. Allerdings überstieg die Anzahl der indischen Erstimmatrikulierten mit mehr als 12.000 diejenigen aus dem Reich der Mitte mit circa 8.900 Ersteinschreibungen.

Etwa 77 Prozent der indischen Studierenden sind in MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) eingeschrieben. Insgesamt studieren 83 Prozent in einem Masterstudiengang. Sofern es gelingt, einen Teil dieser gut ausgebildeten Personen nach dem Studium in Deutschland zu beschäftigen, kann dadurch die Fachkräftelücke in Deutschland verringert werden. 

Generell sind die Bundesrepublik und Indien aktive Partner: So legte der bilaterale Warenhandel in den vergangenen beiden Jahren deutlich zu und erreichte 2022 ein Rekordniveau. Seit 2011 gibt es überdies Regierungskonsultationen - dafür treffen sich die Kabinette beider Länder im Zweijahresrhythmus abwechselnd in Indien und Deutschland. Zuletzt fanden die Konsultationen 2022 in Berlin statt.

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