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Special | Kasachstan | Klimaschutzatlas

Klimaschutz-Atlas

Kasachstan – Klimaschutz gilt als große Herausforderung

Kasachstan will seinen Beitrag zum Pariser Abkommen leisten. Insbesondere der Energiesektor steht vor einem tiefgreifenden Wandel.

Von Jan Triebel | Almaty

  • Klimastrategie: Kohlenstoffneutral bis 2060 als Fernziel

    Kasachstan muss seine Treibhausgasemissionen stark reduzieren. Dazu bedarf es gewaltiger Anstrengungen.

    Kasachstan will bis 2060 Klimaneutralität erreichen. Dies ist für das Land eine große Herausforderung, denn es zählt zu den weltweit größten Emittenten von Treibhausgasen insgesamt und von Kohlendioxid (CO₂) im Speziellen. Im Ranking des Global Carbon Project der Länder mit dem höchsten CO₂-Ausstoß lag Kasachstan 2021 auf Platz 24 von über 190 Ländern, knapp hinter Taiwan und Thailand sowie unmittelbar vor Malaysia und Ägypten.

    Die im Februar 2023 per präsidialem Erlass bestätigte Klimastrategie setzt Zwischenziele hinsichtlich der Reduzierung der Treibhausgasemissionen bis 2030. Als "unbedingtes Ziel" gilt, die Emissionen um mindestens 15 Prozent gegenüber dem Stand von 1990 zurückzufahren. Mit einer Reduzierung um 25 Prozent bis 2030 enthält die Strategie ein bedingtes Ziel – vorbehaltlich internationaler, vor allem finanzieller Unterstützung für die Dekarbonisierung der Wirtschaft.

    Als einer der Hauptemittenten gilt der Energiesektor, der derzeit noch sehr stark auf Kohle zurückgreift und dadurch besonders viel CO₂ ausstößt. Eine breite Palette an erneuerbaren Energieträgern und höchstwahrscheinlich die Kernkraft sollen die Kohle nach und nach ersetzen. Außerdem wird Kasachstan auf ein umfangreiches Spektrum klimaschonender und ressourcensparender Technologien setzen.

    Kasachstan: Klimabilanz im Jahr 2021

    Indikator

    Kasachstan

    Deutschland

    Bevölkerung (in Mio.)

    19,1

    83,2

    Ranking des Landes im Climate Change Performance Index (CCPI)1)

    Rang: 61

    Punktezahl: 24,61

    Rang: 16

    Punktezahl 61,11

    Anteil des Landes an den weltweiten Treibhausgasemissionen (in %)2)

    0,6

    1,5

    CO2-Ausstoß gesamt (in Mio. t/Jahr)

    277

    675

    CO2-Ausstoß pro Kopf (in t CO2/Kopf und Jahr)

    14

    8,1

    Emissionsintensität der Wirtschaft (in kg CO2/BIP3))

    0,6

    0,2

    Energieintensität der Wirtschaft (in MJ4)/2017 US$ PPP5))2)

    6,27

    2,76

    1 2023, Rang von 64; 2 Angabe für 2019; 3 Bruttoinlandsprodukt; 4 Megajoule; 5 Purchasing Power Parity (Kaufkraftparität).Quelle: Qazstat 2023; CCPI 2023; Global Carbon Atlas 2023; IEA 2023

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    Von Jan Triebel | Almaty

  • Klimaziele: 15 bis 25 Prozent weniger Emissionen bis 2030

    Kasachstans Klimaziele sind ambitioniert. Der schrittweise Ausstieg aus der Kohle als bisher wichtigstem Energieträger ist eine große Herausforderung.

    International hat sich Kasachstan dazu verpflichtet, bis 2030 seine Treibhausgasemissionen deutlich zu reduzieren. Ihr Ausstoß soll dann mindestens um 15 Prozent oder bestenfalls um 25 Prozent geringer als im Basisjahr 1990 ausfallen. Der Anteil variiert je nach Umfang der internationalen Unterstützung für die Dekarbonisierung. Bis 2060 ist eine umfassende Neutralität bei Kohlendioxid (CO₂) vorgesehen.

    Mit internationaler Hilfe weniger Emissionen machbar

    Die Regierung will die Emissionen bis 2030 um bis zu 25 Prozent kappen. Das hat das Land "bedingt" zugesagt. Die Bedingung hierfür ist eine umfangreiche internationale Unterstützung. Neben direkten Investitionen zählen dazu auch der Zugang zu umweltfreundlichen Technologien sowie zu Geldern aus internationalen Klimafonds. Den Ausstoß von Treibhausgasen um 15 Prozent zu verringern, will das Land eigenständig bewerkstelligen.

    Im Mittelpunkt für den Bedarf an moderner Technik stehen Lösungen für eine emissionsarme und -freie Energieerzeugung, alternative Antriebstechniken im Verkehr sowie energieeffiziente Ausrüstungen. Außerdem plant das Land zur Stromerzeugung den Einstieg in die Kernkraft. Auch die CO₂-Abscheidung und -Speicherung (Carbon Capture and Storage; CCS) wird erwogen.

    Nationaler Handel mit CO2-Zertifikaten angestrebt

    Um beim Klimaschutz voranzukommen, will die Regierung zukünftig stärker als bisher auf CO₂-Zertifikate setzen. Am Handel auf internationalem Parkett nimmt Kasachstan noch nicht teil. Ein Pilotprojekt für den lokalen Markt läuft seit 2013.

    Ein Großteil der Zertifikate wird jedoch noch kostenlos unter den größten Emittenten von Treibhausgasen verteilt. Das sind derzeit etwa 200 Industrieanlagen. Die Verteilung erfolgte zunächst über das Modell des Grandparenting, das auf historischen Emissionswerten basiert. Seit 2021 wird das sogenannte Benchmarking genutzt, dem Emissionsrichtwerte zugrunde liegen.

    Darüber hinaus gibt es Reserven für Emissionsrechte. Diese sind für neue und erweiterte Produktionen gedacht. Sie kommen überdies zum Einsatz, wenn Unternehmen mehr als die ihnen kostenlos zugeteilten CO₂-Zertifikate benötigen.

    Dazu brachte die staatliche Gesellschaft Schasyl Damu (Grüne Entwicklung) 2022 beispielsweise an der Caspy Commodity Exchange rund 1,4 Millionen Zertifikate in Umlauf. Der Preis hat sich zwischen 2021 und 2022 von durchschnittlich etwa 1,3 auf 1,09 US$ je CO₂-Zertifikat verringert.

    Einführung einer Umweltsteuer

    Als Anreiz zu mehr Investitionen in saubere Technologien sind deutlich höhere Preise unabdingbar. Dazu will die Regierung den Umfang der kostenlos verteilten CO₂-Zertifikate verringern und deren Handel gleichzeitig deutlich ausweiten. Die Regierung erwartet 2030 einen Zertifikatspreis von rund 50 US-Dollar (US$).

    Kasachstan setzt mittelfristig außerdem auf eine Umweltsteuer (Carbon Tax) für Energieträger. Teile der Einnahmen aus dieser und die Erlöse aus dem Verkauf von CO₂-Zertifikaten sollen zukünftig in einen neuen Carbonfonds fließen. Er soll hauptsächlich emissionsmindernde Projekte finanzieren.
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    Von Jan Triebel | Almaty

  • Klimagesetze: Klimastrategie und nationaler Beitrag verabschiedet

    In Kasachstan regeln mehrere Gesetze den Umwelt- und Klimaschutz. Wir stellen die wichtigsten gesetzlichen Regelungen vor.

    Die Strategie zur langfristigen Dekarbonisierung des Landes wurde im Februar 2023 verabschiedet. Im April 2023 folgte die Bestätigung des aktualisierten "national definierten Beitrags" Kasachstans für das Erreichen des Temperaturziels des Pariser Klimaschutzabkommens. Das Dokument widmet sich hauptsächlich den anzugehenden Klimaschutzmaßnahmen im Zeitraum bis 2030.

    Das grundlegende Gesetzeswerk für den Umweltbereich in Kasachstan ist das Umweltgesetzbuch.

    Eine Erstfassung wurde bereits seit 2007 angewendet. Seit dem 1. Juli 2021 gilt es in einer Neufassung. In dieser ist ein Abschnitt unter anderem den Herausforderungen im Zuge des fortschreitenden Klimawandels gewidmet.

    Für einige der im neuen Umweltgesetzbuch verankerten Grundsätze gelten unterschiedliche Übergangsfristen. In den meisten Fällen sollen diese spätestens ab dem 1. Januar 2025 greifen. Bestimmte Umweltgenehmigungen, die noch vor dem 1. Juli 2021 erteilt wurden, gelten bis spätestens Anfang 2031.

    Ein wichtiges Instrument, um die Klimaschutzziele zu erreichen, ist zudem das Gesetz zu Richtlinien für Energieeinsparung und Energieeffizienz. Es ist seit 2012 in Kraft. Seither hat es die kasachische Gesetzgebung mehrfach ergänzt und umsetzende Verordnungen ausgearbeitet.

    Gesetz fördert den Ausbau von erneuerbaren Energien

    Ein weiteres Gesetz widmet sich speziell dem Bereich erneuerbare Energien. Es regelt schwerpunktmäßig das Förderinstrumentarium für deren gezielten Ausbau. Das Gesetz ist seit 2009 in Kraft und wurde seither mehrfach angepasst. Eine eingehende Überarbeitung und Anpassung an aktuelle Gegebenheiten wurde angekündigt. Letzte umfangreiche Änderungen fanden im April 2023 statt. 

    Als direkte Ergänzung zu diesem Gesetz verfügt Kasachstan zudem seit 2013 über eine Konzeption für den Übergang zur "Green Economy". Um die Pläne im Zeitraum 2021 bis 2030 umzusetzen, greift ein Maßnahmenplan der Regierung.

    Mehr Informationen zu Klimaschutz- und Energiegesetzen finden Sie in unserer Publikation "Recht kompakt Kasachstan". 

    Von Jan Triebel | Almaty

  • Investitionen: Staatliche Anschubfinanzierungen sind nötig

    In Kasachstan müssen der Staat und die Privatwirtschaft zusammenarbeiten, um die Klimaziele zu erreichen. Der finanzielle Bedarf für die Transformation ist erheblich.

    Für alle von der Dekarbonisierungsstrategie vorgesehenen Maßnahmen werden Kosten von schätzungsweise 610 Milliarden US-Dollar (US$) veranschlagt. Das schließt alle bisher absehbaren Klimaschutzinvestitionen mit ein. So soll der nachhaltige Umstieg auf emissionsarme und -freie Technologien bis 2060 gelingen. Die Gelder werden im Lauf der Jahre schrittweise erhöht. Bis 2030 beläuft sich der Investitionsbedarf zunächst auf 10 Milliarden US$.

    Investiert wird in allen Bereichen der Wirtschaft. Damit will die Regierung den Ausstoß an Treibhausgasen bis 2060 um 9,3 Milliarden Tonnen reduzieren. Die dazu veranschlagten Kosten belaufen sich auf durchschnittlich 65,4 US$ je Tonne CO₂-Äquivalent. Im internationalen Vergleich würde Kasachstans Kostenrahmen somit vergleichsweise günstig ausfallen, schätzt die Regierung des Landes.

    Mit rund 386 Milliarden US$ dürften den offiziellen Projektionen zufolge mehr als die Hälfte der erforderlichen Aufwendungen aus bereits vorhandenen Quellen stammen. Da sie als laufende Investitionen ohnehin geplant wären, könnten die Verantwortlichen diese in umweltfreundliche Lösungen umleiten. Für die übrigen etwa 224 Milliarden US$ gilt es, neue Investitionsressourcen zu erschließen.

    Investitionsbedarf im Energiesektor am größten

    Werden die Wirtschaftsbereiche einzeln betrachtet, sticht der Energiesektor deutlich heraus. Auf ihn wird Schätzungen zufolge knapp die Hälfte des Gesamtinvestitionsbudgets entfallen. Grund dafür ist die besonders hohe Emissionsintensität der Energieproduktion. Sie macht einen breit angelegten, kostenintensiven Umstieg auf emissionsarme und -freie Energiequellen notwendig und treibt die Nachfrage nach umweltschonenden technologischen Lösungen.

    Das zumeist überdurchschnittlich hohe Alter der aktuell eingesetzten Technik verschärft den Modernisierungsbedarf im Energiesektor. Betroffen sind die größeren Wasserkraftwerke, die mit Kohle und Gas befeuerten Kraftwerke ausschließlich zur Stromerzeugung wie auch die Heizwerke für die Fernwärmeversorgung. Viele der Anlagen gelten als besonders reparaturanfällig und haben mit unplanmäßigen Ausfallzeiten zu kämpfen.

    Der Verkehr gilt als zweitwichtigstes Investitionsfeld für eine klimaneutrale Zukunft. Hier soll annähernd ein Viertel aller Finanzmittel eine möglichst umfassende Umrüstung auf "saubere" Lösungen ermöglichen. Dahinter folgen der Bereich Gebäude und die Industrie, die jeweils etwa ein Zehntel des gesamten Investitionsbedarfs absorbieren sollen. Hinzu kommt die Landwirtschaft mit einem Anteil von etwa 7 Prozent.

    In den Budgets für "grüne" Investitionen der Bereiche Energie und Industrie, darunter zum Beispiel in der Zementproduktion, werden Ausgaben für die Carbon Capture and Storage-Technologie (CCS) jeweils einen der Schwerpunkte bilden. Diese Technologie ermöglicht, größere Mengen von Kohlendioxid (CO₂) abzuscheiden und in speziellen unterirdischen Lagern dauerhaft zu speichern.

    Unternehmen vor allem als Investoren gefragt

    Die Dekarbonisierungsstrategie sieht vor, dass die öffentliche Hand anfänglich noch in größerem Maße selbst investieren wird. So werden beispielsweise staatliche Anschubfinanzierungen dazu dienen, die Infrastruktur zu modernisieren und gezielt auszubauen.

    Später ist davon auszugehen, dass der Staat sich als direkter Investor immer stärker zurückziehen und auf andere Aufgaben konzentrieren wird. Der staatliche Anteil an dem bis 2060 berechneten Gesamtbudget dürfte somit insgesamt nur knapp 4 Prozent ausmachen. In der Gesamtbetrachtung werden somit die Unternehmen den Hauptteil der langfristig benötigten Investitionen selbst aufbringen müssen.

    Dafür werden investitionsfreundliche Rahmenbedingungen benötigt. Der Staat will diese durch rechtliche und regulatorische Maßnahmen sicherstellen. Das schließt etwa staatliche Innovationsfonds, Steuervergünstigungen oder besondere Abschreibungsmöglichkeiten mit ein. Diese erleichtern den Unternehmen, auf umweltfreundliche Technologien umzusteigen.

    Ideenschmiede für "grüne" Finanzprodukte

    Hinzu kommt die staatliche Unterstützung für Finanzstrukturen, die im Umweltbereich aktiv sind. Eine wichtige Rolle kommt dabei dem Astana International Finance Centre (AIFC) in Astana zu, unter dessen Dach bereits seit einiger Zeit das AIFC Green Finance Centre (GFC) agiert.

    Das Zentrum gilt mittlerweile als Vorreiter in Sachen "grüne" Finanzierungen in Kasachstan. Es entwickelt Finanzinstrumente für den Klimaschutz, begleitet interessierte Banken bei der Markteinführung solcher Produkte oder zertifiziert die umweltgerechte Verwendung von Krediten. Mittlerweile wurden mehrere "grüne" Unternehmensanleihen in Umlauf gebracht, bei deren Vorbereitung das GFC involviert war.

    Zudem wirbt das Zentrum auf internationaler Ebene gezielt um klimaneutrale Projektinvestitionen in Kasachstan und in anderen Ländern Zentralasiens. Zum Thema "grüner" Wasserstoff hat das GFC unter anderem die Initiative für ein eurasisches Wasserstoffkonsortium gestartet. Sie soll länderübergreifend alle interessierten Seiten aus Wissenschaft, Industrie und der Finanzwelt zusammenbringen.

    Von Jan Triebel | Almaty

  • DIHK-AHK-Umfrage zum Klimaschutz

    Kasachstan

    Die Umfrage wurde im April und Mai 2022 von der DIHK unter 2.860 Mitgliedsunternehmen der deutschen Auslandshandelskammern (AHK) durchgeführt. Unternehmen aus insgesamt 107 Ländern nahmen daran teil. Die Befragung gibt wieder, wie die in dem jeweiligen Land tätigen deutschen oder eng mit Deutschland kooperierenden Unternehmen die Situation vor Ort wahrnehmen.

    Von Martin Knapp (DIHK) | Berlin

  • Energie: Hier kann Kasachstan die meisten Treibhausgase einsparen

    Die Stromproduktion soll vor allem durch den starken Ausbau der Wind- und Solarenergie emissionsärmer werden. Außerdem öffnet sich Kasachstan für die Kernenergie.

    Der Energiesektor ist in Kasachstan der Hauptverursacher von Treibhausgasen. Ihm kommt daher beim Klimaschutz eine besonders wichtige Rolle zu. Um die angestrebte Dekarbonisierung zu erreichen, wird die klare Dominanz fossiler Energieträger schrittweise zurückgefahren. Bei der besonders stark genutzten Kohle soll dies langfristig in einem fast vollständigen Ausstieg münden.

    Energieversorgung

    Kasachstan setzt zukünftig gleich auf mehrere Alternativen zur Kohle. Die erneuerbaren Energiequellen Sonne und Wind stehen klar im Vordergrund. Aber auch Erdgas wird in der Strom- und Wärmeerzeugung stärker als bisher genutzt. Zudem scheint der Bau eines ersten großen Atomkraftwerks so gut wie beschlossen zu sein.

    Für die Wasserkraft wird es wohl beim Status quo bleiben. Lediglich einige Kleinanlagen mit überschaubarem Stromoutput werden hinzukommen. Für neue, größere Wasserkraftwerke fehlen die passenden Standorte. Es gibt jedoch den Plan, ein größeres Pumpspeicher-Wasserkraftwerk im Rahmen der Netzreserve zu errichten. Mangels Interesse potenzieller Investoren musste das Energieministerium eine erste Ausschreibung zum Bau der Anlage im Herbst 2022 jedoch stoppen.

    Außerdem soll neben Geothermie in überschaubarem Maße in den nächsten Jahren auch Biomasse häufiger für die Produktion von Biogas, Biodiesel und Biokerosin genutzt werden. Diese spielten bisher kaum eine Rolle im kasachischen Alltag. Auch auf lange Sicht dürfte ihr Beitrag überschaubar bleiben. Zu einem späteren Zeitpunkt könnte zudem Wasserstoff ein wichtiger Energieträger werden.

    Pilotvorhaben für grünen Wasserstoff angestoßen

    Welchen Platz Wasserstoff als Energiealternative in Kasachstan konkret einnehmen wird, ist jedoch noch nicht abschließend geklärt. Konsens besteht darin, ihn längerfristig als alternativen Treibstoff zu etablieren. Um Wasserstoff herzustellen, wird zunächst vor allem Erdgas benötigt. Ab etwa 2050 soll für die Wasserstoffproduktion überwiegend Strom genutzt werden.

    Eine deutsche-schwedische Firma setzt bereits auf den klimaverträglichen, grünen Wasserstoff. Sie hat ein Pilotprojekt gestartet, das sich derzeit in der Entwicklungsphase befindet. Dort soll ab etwa 2030 erster "grüner" Wasserstoff mit Strom aus großen kombinierten Wind- und Solarparks im Westen Kasachstans hergestellt werden. Geplant ist, den Wasserstoff nach Europa zu liefern und ihn in kasachischen Industriebetrieben zu nutzen.

    Mit den im kasachischen Klimaschutzplan bis 2030 vorgesehenen Maßnahmen verringert sich die Emissionsintensität des Energiesektors deutlich. Sie sinkt um 31 Prozent gegenüber dem Stand von 1990. Der durchschnittliche CO₂-Ausstoß je produzierter Kilowattstunde nimmt zwischen 2020 und 2030 um etwa 27 Prozent von 947 auf 695 Gramm ab. In den Jahren danach geht der Ausstoß von Treibhausgasen im Bereich Energie weiter zurück und macht 2060 nur noch 3 Prozent des Niveaus von 1990 aus.

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    Stromerzeugung

    Bereits bis 2030 will Kasachstan den Kohleanteil an der Stromerzeugung von derzeit 69 auf 40 Prozent reduzieren. Bis 2060 soll der fossile Energieträger kaum mehr genutzt werden.

    Im Gegenzug sorgt ein deutlicher Ausbau der erneuerbaren Energien für Ersatz. Hier wird der Beitrag zur Stromproduktion zunächst zwischen 2020 und 2030 von 11 Prozent auf 33 Prozent steigen. Im weiteren Verlauf bis 2060 soll der Anteil auf nahezu 80 Prozent zunehmen. Die mit Abstand wichtigsten Quellen sind Wind- und Solarenergie. Der Ausbau erfordert Ingenieursdienstleistungen und Ausrüstungszulieferung in großem Umfang.

    Darüber hinaus nimmt der Anteil von Gaskraftwerken, die nicht zuletzt auch als Netzreserve für Wind- und Solarkraftanlagen benötigt werden, bis 2030 von 20 auf 25 Prozent zu. Angesichts des erhofften starken Ausbaus der erneuerbaren Energien verringert sich der Beitrag von Gas in der Folgezeit bis 2060 auf knapp 17 Prozent.

    Im für das Jahr 2060 angestrebten Energiemix fällt der Anteil der wenigen Wasserkraftwerke an der Stromproduktion mit etwa 3 Prozent überschaubar aus. Neben den Gaskraftwerken werden auch die Wasserkraftanlagen zukünftig als Netzreserve benötigt.

    Erstes Atomkraftwerk geplant

    Diese Vorausschau berücksichtigt Atomstrom allerdings noch nicht. Mittlerweile gilt der Bau eines Kernkraftwerks aber als sehr wahrscheinlich. Etwa 2035 könnte dieses mit mehreren Blöcken ans Netz gehen. Im Gespräch ist eine Leistung von bis zu 2,4 Gigawatt. Mitte 2023 war ein Auswahlverfahren zwischen mehreren internationalen Unternehmen im Gange. Sie bieten verschiedene technologische Lösungen für das erste kasachische Kernkraftwerk an.

    Zukünftig werden große Stromspeicher benötigt

    Da die temporären Stromüberschüsse erneuerbarer Energiequellen gespeichert werden müssen, werden industrielle Batteriespeicher zunehmend ein Thema. Zudem besteht dringender Bedarf an energieeffizienter Technik.

    Als wichtiger Ansatzpunkt gelten die Übertragungs- und Verteilnetze, bei denen beträchtliche Verluste auf dem Weg bis zum Endkunden auftreten. Diese liegen je nach Region bei bis zu 35 Prozent des ursprünglich eingespeisten Stroms. Es muss kräftig investiert werden, um diese Verluste zu minimieren. Hierbei sind erprobte Systemlösungen gefragt.

    CO₂-Speicherung nimmt eine wichtige Rolle ein

    Da im Energiesektor durch Rückgriff auf Gaskraftwerke auch langfristig CO₂ anfallen wird, ist der Einsatz der CCS (Carbon Capture and Storage)-Technologie geplant. Daneben sollen mit dem Verfahren auch CO₂-Emissionen bei einigen industriellen Prozessen abgeschieden und gespeichert werden, beispielsweise in Zementwerken. Auch hier besteht großer Bedarf an Know-how und technischer Ausstattung.

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    Von Jan Triebel | Almaty

  • Verkehr: Strom statt Benzin und Diesel

    In Kasachstan soll 2060 der elektrische Antrieb im Verkehr klar dominieren. Der Energiebedarf im Transportwesen sinkt um 40 Prozent.

    Kasachstan forciert den Umstieg auf saubere Lösungen im Verkehrssektor, um dort in möglichst vielen Teilbereichen die Schadstoffemissionen deutlich zu reduzieren. Dazu zählt auch, dass die Bahn gerade auf längeren Strecken zunehmend das Flugzeug als Verkehrsmittel ablösen soll.

     Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs

    Größere Effekte auf die Emissionswerte erwartet die Regierung zudem vom deutlichen Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, insbesondere in größeren Siedlungsgebieten. So könnte bis 2060 die Nutzung privater Pkw um 15 Prozent sinken. Außerdem soll die Bevölkerung durch gezielte Maßnahmen weniger Zeit im Verkehr verbringen. Dazu gehört, dass immer mehr Dienstleistungen digital offeriert werden und neue städtebauliche Konzepte kürzere Wege versprechen.

    Ende für Verbrennungsmotor noch nicht fixiert

    Hinzu kommt die zunehmende Verbreitung von Fahrzeugen mit alternativen, nicht-fossilen Antriebsarten. Von einem möglichen Datum für den Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor ist jedoch noch keine Rede.

    Alternative Antriebe sind in Kasachstan aktuell nur selten im Einsatz. Daher ist ein breitenwirksamer Übergang auf vollelektrische, Plug-in-Hybrid- oder Brennstoffzellenantriebe ohne steuerliche Anreize oder Kaufprämien kaum denkbar. Eng damit verknüpft ist der fällig werdende Auf- und Ausbau der Lade- und Tankinfrastruktur für die Autos der Zukunft. Auch hier wird der Staat sich einbringen müssen.

    Elektromobilität wird vorangetrieben

    Kasachstan will im Jahresdurchschnitt 2 bis 5 Prozent des Fahrzeugbestands durch Autos mit sauberen Antriebsarten ersetzen. Im Zusammenspiel mit anderen Maßnahmen dürfte das bis 2060 den Energiebedarf des gesamten Transportsektors um rund 40 Prozent gegenüber dem Niveau im Jahr 2017 drücken.

    Mit einem Anteil von gut 70 Prozent soll Strom im Jahr 2060 die wichtigste Energiequelle für alle Verkehrsmittel sein. Dort, wo die Umstellung auf elektrischen Strom schwierig oder nicht möglich ist, setzt Kasachstan in erster Linie auf nachhaltige Biokraftstoffe (11 Prozent) oder Wasserstoff (8 Prozent). Parallel dazu sinkt der Anteil von Benzin und Diesel von 95 Prozent im Jahr 2017 auf 9 Prozent im Jahr 2060.

    Von Jan Triebel | Almaty

  • Industrie: Metallurgie spielt bei Dekarbonisierung Schlüsselrolle

    Neben dem Energiesektor ist die Industrie einer der größten Verursacher von Treibhausgasen in Kasachstan. Technologien zur Dekarbonisierung sind daher gefragt.

    Industriestruktur: Insbesondere Metallurgie muss sauberer werden

    Die Industrie ist größter Endverbraucher von Energie in Kasachstan. Ihre Schadstoffemissionen haben sich seit 1990 mehr als verdoppelt. Zu den industriellen Hauptverursachern zählen die Metallurgie sowie der Bergbau mit den Schwerpunkten Ölförderung sowie Gewinnung metallhaltiger Erze und Gesteine. Vor allem diese beiden Industriezweige müssen umdenken. Hinzu kommen noch Unternehmen der Chemiebranche und der Baustoffindustrie, vor allem Zement.

    Immer mehr Unternehmen im Land werden sich ihrer Verantwortung für das Klima bewusst. Erste Firmen beteiligen sich am Carbon Disclosure Project (CDP). In dessen Rahmen veröffentlichen Unternehmen weltweit Daten zu ihren CO₂-Emissionen und Reduktionszielen. Aus Kasachstan sind derzeit die beiden Bergbauunternehmen KAZ Minerals und KazMunayGas (KMG) sowie der Düngemittelproduzent Kazphosphate dabei. Auch der Stahlproduzent ArcelorMittal Temirtau ist mit der in Luxemburg angesiedelten Mutter Mitglied im DCP.

    Bewusstsein für beste verfügbare Techniken nimmt zu

    Diese und andere Industriebetriebe in Kasachstan setzen mittlerweile bei neuen Ausrüstungen verstärkt auf den Einsatz der "besten verfügbaren Technologien". Dazu zählen international anerkannte Maßnahmen, die höchsten Umweltschutz gewährleisten, technisch ausgereift sind und zudem als ökonomisch zumutbar erachtet werden.

    Nach Informationen des Umweltministeriums haben mittlerweile rund 90 kasachische Unternehmen in Schlüsselindustrien umfassende Technologieaudits durchlaufen. Hier wurde ein möglicher Umstieg auf die besten verfügbaren Technologien geprüft. Ihr Einsatz dürfte in den kommenden Jahren jedoch nur punktuell erfolgen, da sich zahlreiche Lösungen derzeit erst noch in der Entwicklung befinden.

    Verbesserung der CO₂-Bilanz durch CCS-Technologie

    Dazu gehört auch die CCS-Technologie (Carbon Capture and Storage), deren Nutzung in bestimmten Industriezweigen erwogen wird. Kasachstan will CCS spätestens nach 2031 für das Speichern größerer CO₂-Mengen einsetzen. Ebenso wird aktuell ein Rückgriff auf Blockchain-Technologien diskutiert. Damit könnte in der Industrie geprüft werden, ob Rohstoffe ressourcenschonend und somit emissionsmindernd wiederverwertet werden können. 

    Fokusbranche Metallurgie: Stahlproduzenten setzen auf Wasserstoff 

    Die Metallurgie ist mit einem Anteil von drei Vierteln unter allen Industriezweigen Kasachstans Hauptverursacher beim Ausstoß von Kohlendioxid (CO2). Um die Emission von Treibhausgasen zu verringern, muss vor allem diese Branche verstärkt umweltschonende Technologien einführen.

    Entsprechende Ansätze sehen vor, alternative Brennstoffe mit modernen, energieeffizienten Produktionsverfahren zu kombinieren. Für die Herstellung beispielsweise von Roheisen und Stahl durch direkte Reduktion soll ab 2030 verstärkt Erdgas und Wasserstoff statt Kohle als Brennstoff eingesetzt werden.

    Besonders im Fokus steht dabei das Unternehmen ArcelorMittal Temirtau. Es ist nicht nur der bedeutendste Branchenvertreter, sondern gleichzeitig der Hauptverursacher von Treibhausgasen im Land. Kasachstans Stahlproduzent Nummer eins betreibt zudem auch Kohlebergwerke, beutet Eisenerzlagerstätten aus und unterhält Kapazitäten zur Energieerzeugung.

    Bei seinen Bemühungen, die Treibhausgasemissionen zu reduzieren, hat das Unternehmen Vorgaben zu Grenzwerten zu erfüllen. Diese fallen zunehmend strenger aus. So durfte ArcelorMittal Temirtau 2021 noch etwa 325.000 Tonnen verschiedenster Schadstoffe in die Atmosphäre abgeben. Bis 2025 muss das Unternehmen seine Emissionen mehr als halbieren, auf dann höchstens 149.000 Tonnen.

    Erste größere Projekte zur Minimierung des CO₂-Fußabdrucks betreffen die Energiesparte. Dort läuft aktuell etwa der Austausch von Kesselanlagen und Transformatoren in den in Eigenregie betriebenen Heizkraftwerken. Weitere umweltrelevante Vorhaben von ArcelorMittal Temirtau gibt es in der Sparte Metallurgie. Dazu gehört der Einbau neuer Staubsammel- und Absauganlagen in der Kokerei und der Austausch der Schlauchfiltersysteme in der Sinteranlage.

    Der Stahlproduzent setzt dabei nach Möglichkeit gezielt die besten verfügbaren Technologien ein. Basierend auf dem aktuellen Wissensstand, soll die Stahlerzeugung in Kasachstan im Jahr 2060 von folgenden Eckpunkten gekennzeichnet sein:

    • Wasserstoff als wichtigste Energiequelle
    • moderne Lichtbogenöfen als Technologie
    • Schrott als ein wesentliches Ausgangsprodukt

    Fokusbranche Bergbau: Öl- und Gaskonzern KMG geht mit gutem Beispiel voran

    Der Bergbau ist der zweite große Emittent in der kasachischen Industrielandschaft, der seine Treibhausgasemissionen verringern will. Im Untertagebau spielt dabei vor allem das stark methanhaltige Grubengas eine wichtige Rolle.

    Das Gas wird zukünftig stärker energetisch genutzt und ersetzt dabei die kohlebefeuerten Festbrennstoffkessel. ArcelorMittal Temirtau hat in diesem Zusammenhang bereits das Beheizen mehrerer Schachtanlagen und deren Versorgung mit Strom auf Methan umgestellt.

    Als ein weiterer Vorreiter bei Maßnahmen zur Dekarbonisierung im kasachischen Bergbau gilt das mehrheitlich staatliche Öl- und Gasunternehmen KMG. Ein aktueller Maßnahmenplan zielt auf eine höhere Energieeffizienz ab, die durch den verstärkten Einsatz energiesparender Prozessausrüstungen sowie den gezielten Ausbau der erneuerbaren Energien erreicht werden soll. In neue Windkraft- und Solaranlagen mit einer Gesamtleistung von 300 Megawatt will KMG bis 2031 etwa 450 Millionen US-Dollar (US$) investieren.

    Parallel dazu verfolgt KMG gemeinsam mit internationalen Partnern mehrere Vorhaben für den Einsatz bester verfügbarer Technologien. Mit spürbaren Auswirkungen für den CO₂-Fußabdruck ist aber erst auf längere Sicht zu rechnen. Zu den Partnern zählen Shell bei einem CCS-Projekt, Air Liquide auf dem Gebiet der Wasserstoffmobilität und Linde bei der Herstellung von "blauem" und später "grünem" Wasserstoff und Ammoniak.

    Von Jan Triebel | Almaty

  • Gebäude: Solar- und Geothermie halten Einzug

    Mit Kasachstans alten Gebäuden und Kohlekraftwerken lassen sich Treibhausgase schwer vermeiden. Mit sauberer Fernwärme und besserer Wärmeisolation soll sich das in Zukunft ändern.

    In Kasachstan soll in Gebäuden vor allem konsequent sauber geheizt werden, um dort den CO₂-Ausstoß deutlich zu reduzieren. Alle gewerblich genutzten Gebäude im Land werden bis 2050 klimaneutral sein, der Wohnungsbereich folgt bis 2060.

    Auch bei Fernwärme Abkehr von der Kohle

    Dabei hält Kasachstan an den dominierenden Fernwärmenetzen langfristig fest. Aktuell verwenden die Heizkraftwerke vorwiegend Kohle für die Produktion von Fernwärme. Um alternative Energieträger durchzusetzen, sind Investitionen in die technologische Umrüstung der Anlagen notwendig.

    Zu diesen Alternativen zählt auch Erdgas, dem eine größere Bedeutung als Übergangsenergieträger zukommt. Außerdem wird Solar- und Geothermie eine wichtige Rolle spielen. Bis 2060 sollen diese regenerativen Energiequellen ein Fünftel der im Land zum Heizen benötigten Energie erzeugen.

    Wärmedämmung wird immer wichtiger

    Daneben gilt die deutliche Verbesserung der Wärmeisolation von Gebäuden als wichtiger Ansatzpunkt, um Emissionen einzusparen. Der durchschnittliche Energiebedarf im Gebäudebereich liegt in Kasachstan mit etwa 270 Kilowattstunden je Quadratmeter und Jahr nicht nur deutlich über dem europäischen Niveau. Dort beträgt der Verbrauch 100 bis 120 Kilowattstunden je Quadratmeter. Er übertrifft auch den Verbrauch im Nachbarland Russland mit 210 Kilowattstunden je Quadratmeter. Dabei sind hier die klimatischen Bedingungen mit kalten Wintern und warmen Sommern durchaus vergleichbar.

    Gewaltiger Sanierungsbedarf bei Bestandsgebäuden

    Erste Baustandards zielen bei neu zu bauenden Gebäuden bereits auf möglichst geringe Wärmeverluste ab. Das Problem ist die bestehende und wenig energieeffiziente Bausubstanz. Nahezu zwei Drittel der etwa 2,4 Millionen Gebäude in Kasachstan sind älter als 25 Jahre. Viele von ihnen sind nicht oder nur wenig wärmeisoliert und daher dringend zu sanieren.

    Von Jan Triebel | Almaty

  • Land- und Forstwirtschaft: Biolandbau wird wichtiger

    Auch die kasachische Landwirtschaft muss mehr zum Klimaschutz beitragen. Ein sparsamer Umgang mit Wasser steht dabei im Fokus.

    Ein wichtiger Ansatz, um den Wasserverbrauch zu verringern, ist mehr Vielfalt beim Anbau von Feldkulturen. Der Anteil von Nutzpflanzen mit hohem Wasserbedarf wird so schrittweise gesenkt. Derzeit sind rund 70 Prozent aller ackerbaulich genutzten Flächen mit Getreidekulturen, darunter auch Reis, bewirtschaftet. Mit moderner Tröpfchenbewässerung wird der Wasserbedarf auf den Feldern zusätzlich reduziert.

    Die Böden werden generell durch Methoden des ökologischen Landbaus geschützt, was unter anderem den Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln verringert. Schätzungen zufolge werden aktuell lediglich 1 Prozent der Flächen in Kasachstan nach ökologischen Maßstäben bewirtschaftet.

    Maßnahmen zur Eindämmung der Bodenerosion

    Im Bereich Viehwirtschaft, deren Schwerpunkt die Rinderzucht ist, steht effiziente Fütterung im Fokus. Sie soll den Methanausstoß deutlich reduzieren. Die Viehhaltung allein sorgt für fast zwei Drittel aller Treibhausgase im Agrarsektor. Um den Trend zur Bodenerosion zu stoppen, soll zukünftig das Überweiden von Flächen vermieden werden.

    Darüber hinaus wird die landwirtschaftliche Ausrüstung umfassend modernisiert. Das macht den Weg frei für mehr umweltfreundliche Technik. Gut 80 Prozent der derzeit eingesetzten Landmaschinen gelten als veraltet.

    Mehr Wald als CO₂-Speicher

    Der Beitrag der Forstwirtschaft zum Klimaschutz umfasst ein großes Aufforstungsprogramm. Dieses soll wesentlich dafür sorgen, das Vordringen von Wüsten und den Trend zur Versteppung aufzuhalten. Bis 2030 sollen 1,5 Millionen Hektar Brachflächen im ganzen Land bewaldet werden. Allein bis 2025 sollen 2 Milliarden neue Bäume hinzukommen.

    Abfälle werden wiederverwertet oder ganz vermieden

    In der Kreislaufwirtschaft liegt der Fokus darauf, die Wiederverwertungsrate deutlich zu steigern und Abfälle gezielt zu vermeiden. In der Folge verringern Mülldeponien und Kläranlagen ihren Ausstoß an Treibhausgasen um fast 50 Prozent.

    Organische Abfälle werden verstärkt in Biogasanlagen energetisch verwertet. Dies gilt auch für Klärschlämme, deren Aufkommen durch wassersparende Anlagen bis 2060 zudem um etwa 15 Prozent gesenkt wird.

    Von Jan Triebel | Almaty

  • Fachkräfte für den Klimaschutz: Spezialisten und Erfahrung fehlen

    In Kasachstan mangelt es häufig an guten Fachkräften. Die Berufsausbildung braucht mehr Praxisbezug. Erste Hochschulen setzen auf Umwelttechnik.

    Kasachstan verfügt im Vergleich zu anderen Ländern in Zentralasien über ein relativ gut entwickeltes Bildungssystem. Dennoch gibt es insbesondere in qualitativer Hinsicht größeren Nachholbedarf. Hauptprobleme bei der Ausbildung sind:

    • seltene Bedarfsorientierung,
    • fehlender Praxisbezug,
    • unzureichende Ausrichtung auf technische Fächer.

    In den vergangenen Jahren starteten Programme zur Einführung einer dualen Berufsausbildung und zur Neustrukturierung der Hochschulen.

    Internationale Hochschulkooperation mit Deutschland

    Zu den Vorreitern gehört etwa die Deutsch-Kasachische Universität (DKU) in Almaty, die bereits gezielt auf einen hohen Praxisbezug setzt. Sie bietet aktuell in sechs Studiengängen Doppelabschlussprogramme an. Hierbei kooperiert sie mit deutschen Hochschulen.

    So widmet sich ihr Bachelorstudiengang Energie- und Umwelttechnik speziell dem Thema Klimaschutz. In diesem Fach arbeitet die DKU mit der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg zusammen. Vertiefungsmodule werden zum Teil von deutschen Gastdozenten gelehrt.

    In nächster Zeit plant die DKU, gemeinsam mit einigen deutschen Hochschulen ein Institut für Ingenieurwissenschaften an der Yessenov University in der Hafenstadt Aktau zu eröffnen. Dort sollen neben Ingenieuren für erneuerbare Energieanlagen auch Experten für die Wasserstoffwirtschaft ausbilden werden.

    Know-how-Transfer durch Ausbau der Wind- und Solartechnik

    Auch auf Facharbeiterebene gibt es im Bereich Klimaschutz gewisse Fortschritte. In den vergangenen Jahren haben ausländische Spezialisten zahlreiche Wind- und Solarprojekte umgesetzt oder waren an deren Konzeption beteiligt. Dies hat beispielsweise bei Montage, Überwachung von Betriebsabläufen oder Wartung für einen Transfer von Know-how gesorgt.

    Mittlerweile zählt der Sektor der Erneuerbaren Energien in Kasachstan 20.200 Beschäftigte, die wie folgt verteilt sind:

    • Solar: 8.300
    • Wind: 7.200
    • Wasserkraft: 4.700

    Für den Zukunftsbereich Wasserstoffwirtschaft und den Einstieg in die Atomenergie fehlen in Kasachstan Fachwissen und Erfahrung noch weitestgehend. Der fachspezifische Ausbildungsbedarf ist daher beträchtlich. Ausländisches Fachpersonal ist in größerem Umfang gefragt.

    Von Jan Triebel | Almaty

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade & Invest

    Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft, auch Hinweise zu Ausschreibungen

    AHK Zentralasien

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Umweltministerium

    Ansprechpartner für Umweltschutz sowie Abfall- und Forstwirtschaft

    Energieministerium

    Ansprechpartner für erneuerbare Energien

    Wirtschaftsministerium

    Ansprechpartner für strategische Wirtschaftsplanung  

    bcsd Kazakhstan

    Interessenvereinigung für nachhaltige Entwicklung

    Powerexpo Almaty

    Fachmesse mit wichtigen Berührungspunkten zu Umweltthemen (jährlich im Herbst)

    Ekologija i promyschlennost

    Fachzeitschrift zu Umweltthemen

    The Ecolomist

    Internetportal zu Umweltthemen

    ecoportal.kz

    Internetportal für staatliche Dienste im Umweltbereich

    recycle.kz

    Internetportal für staatliche Dienste im Bereich Kreislaufwirtschaft und den Handel mit CO2-Zertifikaten

  • Angebote der AHK

    AHK Kasachstan

    Die Delegation der deutschen Wirtschaft für Zentralasien (AHK ZA) setzt Aktivitäten im Rahmen der BMWK-Exportinitiative Energie sowie Informationsveranstaltungen mit der dena und anderen Partnern zu aktuellen energie- und klimabezogenen Themen um, sowohl in Präsenz- als auch in Online-Formaten. 2022 wurde ein Kompetenzzentrum für „grünen Wasserstoff“ bei der AHK ZA gegründet. Ziel des Zentrums ist, die Pläne Kasachstans zur Reduktion der Abhängigkeit von fossilen Energieträgern durch den Kapazitätsaufbau im EE-Bereich (Solar, Wind, Wasserkraft einschließlich ihrer Umwandlung in grünen Wasserstoff) fachkräftig zu unterstützen bzw. zu begleiten. Die AHK ZA konzentriert sich immer mehr auf analytische und juristische Dienstleistungen bei klimabezogenen Projekten in der Region Zentralasien, insbesondere in Kasachstan und Usbekistan, mit starkem Fokus auf das Thema „Energiewandel“ unter Anwendung von „best available technologies“ made in Germany.

    Kontakt


    Telefon: +7 727 35610 -61 bis -66

    E-Mail: info@ahk-za.kz

    Homepage: http://zentralasien.ahk.de

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