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Branchencheck | Moldau

Moldau bietet überschaubare Geschäftschancen

Die Wirtschaft der Republik Moldau erholt sich langsam. Mit dem Start der pro-europäischen Regierung geraten einzelne Branchen in den Blick ausländischer Investoren.

Von Dominik Vorhölter | Chisinau

Ausländische Investitionen sind gefragt in Moldau. Die neue pro-europäische Regierung ist fest entschlossen, Reformen umzusetzen. In einzelnen Branchen bauen ausländische Firmen neue Produktionsstandorte auf oder vertiefen ihre Engagement in der Republik Moldau.

Um die Konjunktur im dem Land zu stimulieren, stellt die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) mittelfristig insgesamt 17,5 Millionen Euro für kleine und mittlere Unternehmen im Rahmen ihres EU4Business-Programms bereit. Einige dieser Zuschüsse und Kredite können Unternehmer über die Agroindbank erhalten. Sie zählt zu den größten Geschäftsbanken in Moldau und hat die meisten Kunden in der Landwirtschaft, Transportwesen, dem Bausektor und der verarbeitenden Industrie. 

  • Maschinenbau

    Die Freihandelszonen der Republik Moldau ziehen Investoren an. 

    Die Republik Moldau entwickelt in 16 Bezirken im Land freie Wirtschaftszonen. Das Ziel ist, multifunktionale Industrieplattformen zu schaffen. Der deutsche Werkzeugmaschinenhersteller Trumpf investiert bereits. In der Freihandelszone Balti plant der rumänische Stahlproduzent Onmi Steel den Bau einer Produktionsanlage für Stahlbeton. Dafür investiert das Unternehmen 14 Millionen Euro. Es will sein Stahlwerkeinen mit einem Induktionsschmelzofen ausstatten, berichtet die Zeitung Ziarul National. Ein weiterer Resident der Freihandelszone Balti ist das österreichische Unternehmen Gebauer & Griller, das dort ein­ad­ri­ge­ Kabel für­ die­ Au­to­mo­bil­in­dus­trie produziert. Es kündigte im November 2021 an, für 12 Millionen Euro sein Werk auszubauen und 500 weitere Arbeitsplätze zu schaffen.

    Von Dominik Vorhölter | Chisinau

  • Chemieindustrie

    Die Chemieindustrie hat die Coronakrise bislang relativ gut überstanden. Die Nachfrage nach chemischen Grundstoffen in der Pharmaindustrie zieht langsam wieder an. 

    Die Chemieindustrie erholte sich 2021 von den Umsatzeinbrüchen der Coronakrise, konnte sie aber nicht aufholen. Besonders zum Ende des Jahres 2021 verringerten die Unternehmen ihre Produktion. Das Nationale Statistikbüro beobachtete in der Chemiebranche im November 2021 gegenüber dem Vorjahresmonat einen Produktionsrückgang von 25 Prozent. Chemieunternehmen in der Republik Moldau stellen hauptsächlich Grundstoffe für Pharmazeutika, Nahrungsergänzungsmittel und Duftstoffe sowie Gerbstoffe für die Textil- und Lederwarenindustrie her. Die exportorientierten Bereiche profitieren im Jahr 2022 von der sich erholenden globalen Nachfrage. 

    Von Dominik Vorhölter | Chisinau

  • Energiewirtschaft

    Die Republik Moldau realisiert ihre Energiestrategie 2013 bis 2030. Ein rumänisches Konsortium gewinnt eine internationale Ausschreibung für den Ausbau des Stromnetzes. 

    Die Energiestrategie sieht vor, die Versorgung mit Gas und Strom breiter aufzustellen und die Versorgungsnetze von Strom und Gas mit den europäischen Netzen zu verbinden. Für dieses Projekt stellen die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD), die Europäische Investitionsbank und die Weltbank insgesamt 270 Millionen Euro bereit. Moldelectrica benötigt unter anderem neue Umspannwerke, denn die neuen Leitungen übertragen den Strom nicht wie bisher mit einer Spannung von 330 Kilovolt, sondern von 400 Kilovolt. Im Januar 2022 gewann das Konsortium aus den rumänischen Unternehmen Siemens Energy Romania, ElectroMontaj und Energo Tech, eine Ausschreibung zur Modernisierung eines 330-Kilovolt-Umspannwerkes in Chisinau und den Ausbau einer 400-Kilovolt-Stromtrasse von Chisinau nach Vulcanesti. Der Auftragswert beträgt 11,9 Millionen Euro. Vulcanesti ist eine Stadt im Süden des Landes, die bereits an eine Hochspannungsleitung Richtung Rumänien angeschlossen ist.  

    Von Dominik Vorhölter | Chisinau

  • Bauwirtschaft

    Der Infrastrukturausbau treibt das Wachstum in der Branche voran. 

    Die Bauwirtschaft wächst weiter - im Jahr 2021 um 7 Prozent. Der Tiefbausektor verspricht die meisten Geschäftschancen. Die Republik Moldau erneuert und erweitert derzeit ihre Nationalstraßen. Um die Konnektivität zu Rumänien zu verbessern und diese Projekte so schnell wie möglich voranzubringen, fließen dafür rund 630 Millionen Euro von der Weltbank, der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) und der Europäischen Investitionsbank. Für dieses Jahr hat die Regierung angekündigt, 850 Kilometer Straßen erneuern und ausbauen zu wollen. Zudem sind viele Brücken sanierungsbedürftig. Von 870 Brücken befinden sich 203 Brücken in einem unbefriedigenden und 326 in einem haltbaren Zustand. Der Staat benötigt für deren Erneuerung rund 270 Millionen Euro, heißt es in einem aktuellen Bericht der staatlichen Straßenverwaltung. 

    Von Dominik Vorhölter | Chisinau

  • Gesundheitswirtschaft

    Das Gesundheitssystem in Moldau benötigt Geld und eine zu Reformen entschlossene Regierung.

    Das moldauische Gesundheitssystem ist sehr stark auf internationale Finanzhilfen angewiesen. Entsprechend hart hat die Coronakrise das Land getroffen. Es fehlt an Ausrüstung, Medikamenten und qualifiziertem Personal. Die Republik Moldau hat über die Covax-Initiative aus der EU und aus Russland Impfstoffe gegen Covid-19 erhalten. Der Investitions- und Reformstau im Gesundheitssystem liegt auch in den politischen Krisen der vergangenen Jahre begründet. Die Europäische Union unterstützt die Versorgung der Krankenhäuser mit 300 Sauerstoffgeräten und 3.000 Sauerstoff-Messgeräten. Im Dezember 2020 hat die Europäische Kommission einen Vertrag über Budgethilfe mit der moldauischen Regierung über insgesamt 15 Millionen Euro abgeschlossen. Das Geld soll die Regierung in eine langfristige Stärkung des Gesundheitssystems investieren. 

    Von Dominik Vorhölter | Chisinau

  • Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Fischerei

    Der Klimawandel erhöht den Druck auf die Landwirte, Ausrüstungen und Technik zu erneuern. Sie fürchten zudem eine geplante Mehrwertsteuererhöhung auf landwirtschaftliche Produkte.

    Die moldauischen Landwirte brauchen leistungsfähigere Maschinen und moderne Landtechnik, um effizienter wirtschaften zu können. Mit dem Klimawandel steigt das Risiko von Ernteausfällen. Die größten Chancen für ausländische Investoren versprechen die Segemente Speiseölproduktion und Weinkellerei. Der erfolgreichste moldauische Weinproduzent Purcari exportiert seine Produkte auf den europäischen Markt. Der Speisölproduzent Floeara Soarelui in Balti investiert 2022 etwa 30 Millionen US-Dollar in eine Produktionsstätte von Sonnenblumenöl. Das Landwirtschaftsministerium fördert die Entwicklung des ökologischen Landbaus. Es bietet Landwirten, die ihre Produktion ökologisch umstellen, statt 3.000 Moldauischer Lei pro Hektar nun 7.000 pro Hektar, berichtet der Nationale Bauernverband. Schwerpunkt der Förderung ist dabei die Produktion und Zertifizierung von Honig und Soja für den europäischen Markt sowie die Ausbildung von qualifiziertem Personal.

    Von Dominik Vorhölter | Chisinau

  • Textil- und Bekleidungsindustrie

    Die Nähereien spüren die eingebrochene Nachfrage aus Westeuropa währender der Coronakrise. Im Bereich Industrietextilien gibt es ein Investitionsvorhaben. 

    Die moldauische Textilindustrie fertigt Kleidungsstücke für europäische Hersteller wie Penny Black, Inditex, Gerry Weber, Versace, Max Mara oder H&M. Etwa 90 Prozent der Produktion exportieren die Unternehmen ins Ausland. Entsprechend stark wurden sie von der stark nachgelassenen Nachfrage nach neuer Mode im Coronajahr 2020 getroffen. Bis zu 60 Prozent der Aufträge waren weggebrochen. Langsam füllen sich die Auftragsbücher in der moldauischen Textilindustrie wieder, denn die Nachfrage nach Konsumgütern hat in Moldau und auch in Europa wieder zugelegt. Moldau bleibt für Investoren weiterhin als günstiger Produktionsstandort interessant. Der Produzent von technischen Geweben für die Baubranche, bautext-stoffe, kündigte im Dezember 2021 an, für 18 Millionen US-Dollar in der Freihandelszone Balti eine neue Produktionsstätte zu errichten.  

    Von Dominik Vorhölter | Chisinau

  • Umwelttechnik

    Mit EU-Finanzhilfen baut die Stadt Chisinau ein neues Abfallmanagementsystem auf. 

    Die Stadt Chisinau modernisiert ihr Abfallmanagementsystem in den kommenden Jahren und will dafür rund 32 Millionen Euro investieren. Dafür vergibt die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) ein Darlehen von 9 Millionen Euro und einen Zuschuss von 5 Millionen Euro. Weitere 18 Millionen Euro fließen in das aus dem E5P-Fonds, dem Fonds für Energieeffizienz für Länder der Östlichen Partnerschaft. Mit den Darlehen und Zuschüssen will die Stadt Chisinau die temporäre Deponie im Bezirk Ciocana schließen und das Gelände sanieren. Des Weiteren soll die Deponie Tintareni gemäß den EU-Richtlinien erneuert werden. Zudem werden eine Müllsortieranlage aufgebaut sowie Abfallsammel- und Transportfahrzeuge angeschafft.

    Von Dominik Vorhölter | Chisinau

  • IKT

    Die Softwareentwickler und andere IT-Dienstleistungen sind in den vergangenen Jahren ein Exportschlager geworden. Dabei hat auch der Staat nachgeholfen. 

    Der Export von IT-Dienstleistungen boomt. Der IT-Sektor gehörte mit einem Zuwachs von 36 Prozent im Jahr 2021 zu den stärksten Branchen unter den Dienstleistungen. Moldau hat sich in den vergangenen fünf Jahren zu einem chancenreichen Standort für Softwareentwickler gewandelt. Attraktiv wirken besonders die Verfügbarkeit gut ausgebildeter Fachkräfte, aber auch steuerliche Privilegien. IT-Firmen schätzen den Standort Moldau zudem für seine eng vernetzte Startup-Szene. Der Konkurrenzdruck im Kampf um Mitarbeiter und Kunden ist moderater als in vergleichsweise größeren Märkten, in denen global tätige Großkonzerne dominieren. Moldau bietet Firmen, die sich den IT-Parks niederlassen, eine reduzierte Umsatzsteuer von 7 Prozent. Angesichts einer sich weiter digitalisierenden Geschäftswelt wächst weltweit die Nachfrage nach IT-Dienstleistungen. Somit hat die moldauische IT-Industrie gute Chancen, weiterzuwachsen.    

    Von Dominik Vorhölter | Chisinau

  • Nahrungsmittelmarkt

    Deutsche Investitionen beflügeln den Handel mit Lebensmitteln. 

    Die Umsätze im Lebensmitteleinzelhandel sind 2021 um 14 Prozent gestiegen und werden auch 2022 weiter wachsen. Darauf reagieren Investoren wie die deutsche Schwarz-Gruppe, die ihr Netz an Filialen weiter ausbaut. Der größte Akteur im Lebensmitteleinzelhandel ist die Moldretail Group. Das Unternehmen führt die Supermarktkette Linella und hat vor Kurzem den Konkurrenten Fideco übernommen. Die meisten Produkte, die in Moldau verkauft werden, entsprechen den Qualitätsstandards der Europäischen Union, was bei den Verbrauchern zunehmend gut ankommt. Unter den Exporteuren sorgt das Binnenhandelsgesetz für Unbehagen. Es besagt, dass in den Supermärkten die Hälfte der angebotenen Waren aus heimischer Produktion stammen sollen. Die Regierung erarbeitet derzeit eine Reform dieser Handelsregeln. Im Gespräch ist dabei eine Abschaffung der 50-Prozent-Quote für heimische Produkte.

    Von Dominik Vorhölter | Chisinau

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