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Branche | Moldau | Gesundheitswesen

Neue Fördermittel für Gesundheitswesen in Moldau

Europäische Geberbanken prüfen in Machbarkeitsstudien den Bau eines Regionalkrankenhauses. Die Japanische Entwicklungsbank stellt 7 Millionen Euro für medizinische Geräte bereit. 

Von Christian Overhoff | Bonn

Das Gesundheitswesen der Republik Moldau benötigt dringend Investitionen. Was schon vor dem Kriegsausbruch im Nachbarland Ukraine galt, wird durch die Flüchtlingsbewegung in dem nur 2,6 Millionen Einwohner zählenden Land verschärft. Als frisch gekürter Beitrittskandidat der Europäischen Union (EU) stehen Moldau demnächst Vorbeitrittshilfen zu. Davon wird das stark strapazierte Gesundheitssystem profitieren.

Geberbanken prüfen Kofinanzierung von Klinikbau in Cahul

Bereits jetzt erhöhen Geberorganisationen neben direkten Hilfen mit Medikamenten und Experten ihr Engagement: Die Europäische Investitionsbank (EIB) und Swedfund finanzieren eine Machbarkeitsstudie für den Bau eines Regionalkrankenhauses in Cahul, teilte die EIB Mitte Juli mit.

Der von der EIB verwaltete Treuhandfonds für technische Hilfe in der Östlichen Partnerschaft (EPTATF) und Swedfund, die Entwicklungsbank Schwedens, sind an der Planung eines neuen Krankenhauses in der Regionalhauptstadt Cahul im Süden des Landes beteiligt. Im ersten Schritt gewähren sie der Republik Moldau Zuschüsse von 1,5 Millionen Euro für:

  • Machbarkeitsstudien, 
  • Funktionsplan,
  • Vorentwurf,
  • Erstellung der Ausschreibungsunterlagen.

Knapp 500.000 Euro kommen vom EPTATF und umgerechnet etwa 1 Million Euro von Swedfund.

Eckdaten zu Gesundheit und zum Gesundheitswesen in Moldau

Indikator

Öffentliche Gesundheitsausgaben in Prozent des BIP (2019)

6,4

Jährliche Gesundheitsausgaben pro Kopf in US-Dollar beziehungsweise in Kaufkraftparität US$ (PPP); (2019)

284/860

Anteil der Bevölkerung mit medizinischen Pflichtversicherungen in Prozent (2016)

86

Sterblichkeitsrate bei den häufigsten Krankheiten (z.B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, chronische Atemwegserkrankungen, psychische Störungen, neurologische Erkrankungen, Krebs usw.) bei Patienten im Alter von 30 bis 69 pro 100.000 Einwohner (2014)

599

Lebenserwartung bei Geburt in Moldau nach Alter (2020)

72

Anzahl der Fälle von HIV, insgesamt in Prozent der Bevölkerung im Alter von 15 bis 49 (2020)

0,8

Quelle: Entwurf zur nationalen Gesundheitsstrategie Moldaus 2022 bis 2031; Weltgesundheitsorganisation (WHO) 2022; Weltbank 2022

Neues Regionalkrankenhaus in Bălţi geplant

Neben dem Bau des Krankenhauses in Cahul ist laut der nationalen Gesundheitsstrategie Moldaus für die Jahre 2022 bis 2031 ein neues Regionalkrankenhaus im Norden des Landes im Gespräch. Hier ist die Entwicklungsbank des Europarates (CEB) federführend, welche die Finanzierung der Klinik in Bălţi prüft. 

Um die Umsetzung der nationalen Gesundheitsstrategie voranzutreiben, wird mit den EPTATF-Zuschüssen ein Projektdurchführungsteam beim moldauischen Gesundheitsministerium eingerichtet. Das Team wird beim geplanten Bau der beiden neuen Regionalkrankenhäuser unterstützen.

Moldau soll krisenfeste Gesundheitsversorgung bekommen 

Mit den Zuschüssen sollen die Krankenhäuser in Moldau modernisiert und ausgebaut werden, damit das Land auch schweren Krisen wie der Coronapandemie und dem Ukrainekrieg besser standhält. Für Teresa Czerwińska, die als EIB-Vizepräsidentin die Aufsicht über Finanzierungen der Bank in Moldau hat, ist die Resilienz des Gesundheitssystems ein zentrales Anliegen:

„Mit dem neuen Regionalkrankenhaus in Cahul wird das Land stabiler durch schwere Krisen kommen und der Bevölkerung eine bessere Gesundheitsversorgung bieten.“ 

EU unterstützt Moldau langfristig

"Die Europäische Union möchte das Gesundheitswesen der Republik Moldau kontinuierlich und langfristig stärken", unterstreicht Jānis Mažeiks, Botschafter der EU in der Republik Moldau. Der Bau neuer Regionalkrankenhäuser mit europäischer Unterstützung soll eine hochwertige und effiziente medizinische Versorgung auf dem neuesten Stand der Technik und Wissenschaft ermöglichen. Die Hilfen der EU und weiterer internationale Geber sind über das Gesundheitswesen hinaus breit gefächert.

Versorgung im Gesundheitswesen in Moldau im regionalen Vergleich

Indikator (pro 100.000 Einwohner)

Moldau 

Bulgarien 

Rumänien

Ukraine

EU-15

Krankenhäuser

2,3

4,6

2,5

5,4

2,7

Krankenhausbetten 

615

660

662

866

532

Stationäre chirurgische Eingriffe pro Jahr

4.390   

6.892

-

5.209

6.598

Quelle: WHO Report Moldova 2012

Japan stellt Geld für Medizintechnik bereit

Großer Nachholbedarf besteht auch bei der Ausstattung der besehenden Krankenhäuser. Fünf öffentliche medizinische Einrichtungen in Moldau erhalten dieses Jahr neue medizinische Geräte, informierte das moldauische Gesundheitsministerium Mitte Juli. Der nicht zurückzuzahlende Zuschuss durch die Japanische Entwicklungsbank beträgt 1 Milliarde Yen, umgerechnet etwa 7 Millionen Euro. Auf der Einkaufsliste stehen Geräte für:

  • digitale Radiologie,
  • Ultraschalluntersuchungen,
  • Dialyse,
  • Beatmung,
  • Anästhesie sowie 
  • Operationstische.

Gesundheitswesen hat erheblichen Modernisierungsbedarf

Das Gesundheitswesen in Moldau hat sich in den letzten Jahren weiterentwickelt, doch es besteht noch erheblicher Modernisierungsbedarf. Die jährlichen Gesundheitsausgaben pro Kopf lagen 2019 laut WHO bei 284 US-Dollar beziehungsweise in Kaufkraftparität (PPP) bei 860 US$. Zum Vergleich: Im Nachbarland und EU-Mitglied Rumänien betrugen die Ausgaben für Gesundheit mit 738 US$ beziehungsweise 1.900 US$ (PPP) mehr als das Doppelte.

Auch in das medizinische Personal muss investiert werden. Mit einem Aufkommen von 36,7 Ärzten und 69,2 Personen des Gesundheitspersonals mit Sekundarschulabschluss je 10.000 Einwohner lag Moldau laut WHO nah am europäischen Durchschnitt, welcher 2018 bei 33,3 beziehungsweise 76,5 lag. Ländliche Gebiete sind laut einer WHO-Studie von 2018 jedoch mit nur 2,1 Ärzten pro 10.000 Einwohner deutlich unterversorgt. Die Auswanderung moldauischer Ärzte, deren Qualifikationen in der EU anerkannt werden, ist eine Herausforderung. Für 2021 wird nur noch eine Versorgung durch 31 Ärzte pro 10.000 Einwohner in Moldau geschätzt.

Die verbleibenden Ärzte in Moldau stehen zudem bakteriellen Infektionen zunehmend hilflos gegenüber: Bei primärer und sekundärer multiresistenter Tuberkulose verzeichnete die WHO 2018 hohe Raten von 26 beziehungsweise 64 Prozent im Vergleich zu den jeweiligen Durchschnittswerten von 12 und 50 Prozent für die europäische Region. Ungefähr 60 Prozent von Mikroorganismen, die aus postoperativen Wundinfektionen in Moldau isoliert werden, sind resistent gegen Antibiotika. 

Flüchtlinge aus der Ukraine stellen das Gesundheitssystem vor Herausforderung

Zusätzliche Belastungen schafft neben der Coronapandemie und der hohen HIV-Rate der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine. Laut Vereinten Nationen flohen zwischen 24. Februar und 15. April 2022 rund 421.000 Menschen nach Moldau, wovon 101.000 geblieben sind. Im Fokus der Behandlung von Flüchtlingen aus der Ukraine stehen die psychologische Betreuung und die Weiterbehandlung von Patienten aus ukrainischen Gesundheitseinrichtungen, wie etwa die Behandlung von TBC- oder HIV-Patienten.


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