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Branchencheck | Neuseeland

Wirtschaft erlebt einen breiten Aufschwung

Neuseelands Wirtschaft wächst kräftig. Viele Wirtschaftszweige legen deutlich zu. Allerdings fehlen der Bauwirtschaft, der Landwirtschaft und dem IT-Sektor Arbeitskräfte.

Von Heiko Stumpf | Sydney

Nach einem Einbruch im Coronajahr 2020 legt Neuseelands Wirtschaft wieder kräftig zu. Experten erwarten für 2021 ein reales Wachstum des Bruttoinlandsprodukts zwischen 3,5 und 5,6 Prozent.

Die neuseeländische Bauwirtschaft befindet sich in einer Boomphase. Auch die Aussichten für die Landwirtschaft sind gut. Im Energiesektor sollen vor allem die Windkraftkapazitäten, aber auch die Pumpspeicherkraftkapazitäten deutlich ausgebaut werden. Hoher Investitionsbedarf besteht auch insbesondere im Gesundheitssektor und im Bereich Umwelttechnik. So müssen die Wasser- und Abwasserleitungen dringend erneuert werden.

Ein allgemeines Problem ist allerdings der Mangel an Arbeits- und Fachkräften. Insbesondere die Bauunternehmen, die Landwirtschaft und der IT-Sektor suchen dringend Mitarbeiter.

  • Maschinenbau

    Die Maschinenbauer in Neuseeland verfügen über einen hohen Spezialisierungsgrad.

    Die Maschinenbauindustrie in Neuseeland ist durch kleine und mittlere Unternehmen geprägt, die sich meist auf hochwertige Nischenprodukte spezialisieren. Insgesamt werden rund 80 Prozent der lokalen Maschinennachfrage durch Importe gedeckt. Im Jahr 2020 litt der Sektor deutlich unter der Coronakrise. Der Produktionsindex ging um 4,9 gegenüber dem Vorjahr zurück. Im Jahr 2021 sollen die Bruttoanlageinvestitionen um 8 Prozent steigen, was sich positiv auf die Auftragslage der Maschinenbauer auswirken dürfte. Insbesondere aus dem Bausektor und der Landwirtschaft kommt Nachfrage.

    Von Heiko Stumpf | Sydney

  • Chemieindustrie

    Die neuseeländische Chemieindustrie erlebte 2020 ein schwieriges Jahr. Die Zukunft der einzigen Raffinerie des Landes scheint besiegelt.

    Im Coronajahr 2020 sank der Produktionsindex der gesamten neuseeländischen Chemieindustrie um 4,3 Prozent.

    Die einzige Raffinerie in Marsden Point deckt aktuell rund 70 Prozent des nationalen Kraftstoffbedarfs. Die Betreiber planen allerdings, die Produktion der Anlage mittelfristig einzustellen. Bereits ab 2022 könnte der Übergang zu einem Importterminal eingeleitet werden.

    Nennenswerte lokale Produktionskapazitäten gibt es für Methanol, Agrarchemikalien sowie Kosmetika und Haushaltschemikalien. Bedeutend ist auch der Kunststoffsektor mit etwa 600 aktiven Unternehmen.

    Von Heiko Stumpf | Sydney

  • Energiewirtschaft

    In Zukunft soll insbesondere das große Potential an Windenergie erschlossen werden. Die Regierung setzt aber auch auf Pumpspeicherkraft.

    Regenerative Quellen tragen zu über 80 Prozent zur Stromerzeugung bei (vor allem Wasserkraft und Geothermie). Bis 2030, fünf Jahre früher als ursprünglich geplant, soll Neuseelands Strom zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien stammen. Dazu soll insbesondere die Windkraft ausgebaut werden. Die installierten Kapazitäten liegen derzeit bei rund 690 Megawatt, weitere 2.500 Megawatt befinden sich in Planung. Die Regierung arbeitet auch an Studien für das Lake Onslow Pumped Hydro Project mit einer Kapazität von 5.000 Megwatt.

    Um bis zum Jahr 2050 CO2-Neutralität zu erreichen, muss insbesondere der Transportsektor dekarbonisiert werden. Ab Juli 2021 wird der Kauf von Elektroautos bezuschusst.

    Von Heiko Stumpf | Sydney

  • Bauwirtschaft

    Die Bauunternehmen in Neuseeland erleben eine Hochkonjunktur.

    Im Wohnungsbau arbeiten die Firmen derzeit nahe an der Kapazitätsgrenze. Die Zahl der erteilten Baugenehmigungen erreichte 2020 mit 39.420 Wohneinheiten ein neues Allzeithoch. Bis April 2021 gab es gegenüber dem Vorjahreszeitraum einen weiteren Anstieg um rund 31 Prozent. Die Regierung will in den kommenden Jahren 8.000 staatlich geförderte Wohnungen errichten. Über den Housing Acceleration Fund werden zusätzlich  rund 2,4 Milliarden US-Dollar (US$) für die Erschließung von Bauland bereitgestellt. Hohe Summen fließen auch in den Ausbau der Transportinfrastruktur. Das mit rund 5,6 Milliarden US$ dotierte New Zealand Upgrade Programme setzt den Fokus auf Straßen- und Schienenprojekte.

    Ein großes Problem sind allerdings die fehlenden Arbeitskräfte. Nach Schätzungen fehlen der Baubranche etwa 65.000 Arbeitskräfte.

    Von Heiko Stumpf | Sydney

  • Gesundheitswirtschaft

    Das staatliche Gesundheitssystem in Neuseeland wird zentralisiert. Viele Einrichtungen müssen modernisiert werden.

    Bislang werden die staatlichen Gesundheitseinrichtungen durch 20 District Health Boards betrieben. Im Rahmen einer Gesundheitsreform sollen diese in einer zentralen Organisation zusammengefasst werden. Gleichzeitig muss ein großer Investitionsstau abgebaut werden. Nach Zahlen des Gesundheitsministeriums müssen in den kommenden zehn Jahren rund 9 Milliarden US$ in die Gesundheitsinfrastruktur investiert werden. Dazu zählen auch Großprojekte wie der Bau des etwa 900 Millionen US$ teuren Dunedin Hospitals. Das Marktvolumen für Medizintechnik dürfte 2020 umgerechnet bei rund 937 Millionen US$ gelegen haben und bis 2025 um durchschnittlich etwa 4 Prozent pro Jahr wachsen (auf Basis der Landeswährung).

    Von Heiko Stumpf | Sydney

  • Landwirtschaft

    Die Ernterträge im Obstanbau sollen in den kommenden Jahren deutlich steigen. Auf dem Markt für Landtechnik herrscht eine positive Stimmung.

    Insbesondere der Obst- und Gemüseanbau befindet sich auf einem langfristigem Expansionskurs. Die Ernte von Äpfeln und Birnen dürfte bis 2023 auf 625.000 Tonnen ansteigen (2021: 540.000 Tonnen). Auch die Produktion von Kiwifrüchten soll bis zur Saison 2023 auf 205 Millionen Kartons ansteigen (2021: 183 Millionen Kartons). Dies geht einher mit wachsenden Anbauflächen. Zudem investieren die Farmer aufgrund eines Mangels an Arbeitskräften verstärkt in die Automatisierung. Landmaschinenhändler berichten von sehr guten Verkaufszahlen. Im ersten Quartal 2021 gab es für Traktoren ein Plus von 19 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

    Von Heiko Stumpf | Sydney

  • Nahrungsmittelindustrie

    Die Molkereiwirtschaft kann ihre Produktion weiter steigern. In der Fleischwirtschaft dürften die Volumen hingegen sinken.

    Die Molkereiindustrie ist das wichtigste Standbein der neuseeländischen Nahrungsmittelherstellung. Zwar sinkt die Zahl der Milchkühe, dies kann jedoch durch Produktivitätssteigerungen ausgeglichen werden. Die Produktion von Milchtrockenmasse erreichte in der Saison 2020/21 (Juni bis Mai) mit rund 1,95 Millionen Kilogramm einen Rekord. In den kommenden Jahren könnte das Volumen nach Erwartung des Landwirtschaftsministeriums weiter leicht zunehmen. Die Rindfleischproduktion dürfte 2021 ihren Zenit mit 740.000 Tonnen jedoch überschreiten und bis 2025 auf etwa 625.000 Tonnen sinken. Konstante Volumen werden für Lammfleisch erwartet (circa 350.000 Tonnen pro Jahr).

    Von Heiko Stumpf | Sydney

  • Umwelttechnik

    Im Wassersektor sind enorme Anstrengungen erforderlich. Die Infrastruktur ist veraltet und muss großflächig erneuert werden

    In den Wassernetzen hat sich ein großer Investitionsstau gebildet. Besonders gravierend ist die Lage im Großraum Wellington. Durch marode Leitungen gehen pro Jahr rund 2 Milliarden Liter Trinkwasser verloren. Etwa 33 Prozent der Abwasserleitungen befindet sich in einem schlechten Zustand. Um die Netze zu modernisieren und für das erwartete Bevölkerungswachtum auszubauen, sind allein in Wellington Ausgaben von 3 Milliarden US$ erforderlich. Auch in anderen Städten besteht Handlungsbedarf, landesweit müssen in den kommenden 30 Jahren mindestens 77 Milliarden US$ in die Wasserinfrastruktur investiert werden.

  • Informations- und Kommunikationstechnik (IKT)

    Der IT-Sektor zählt zu den erfolgreichsten Wirtschaftszweigen Neuseelands und wird nach Expertenmeinung 2021 deutlich wachsen.

    In Städten wie Auckland und Wellington konnte sich eine innovative und kreative Unternehmenslandschaft entwickeln. Insgesamt besteht der Sektor aus rund 13.700 Unternehmen, wobei etwa 90 Prozent im Bereich Systemdesign aktiv sind. Nach Prognose des Researchunternehmens Gartner sollen die IT-Ausgaben im Jahr 2021 um 2,7 Prozent (auf Basis der Landeswährung) zunehmen und umgerechnet rund 8,2 Milliarden U$$ erreichen. Ein besonders hohes Wachstum von 7,4 Prozent wird dabei für Unternehmenssoftware erwartet. Bis 2022 sollen rund 87 Prozent der Bevölkerung durch ein Ultra Fast Broadband-Netz abgedeckt sein. Vodafone und Spark nehmen bereits erste 5G-Netze in Betrieb.

    Von Heiko Stumpf | Sydney

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