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Wirtschaftsumfeld | Oman | Ausländische Direktinvestitionen

Oman erwartet starken Anstieg der ausländischen Investitionen

Bislang konzentrieren sich ausländische Investitionen auf Öl und Gas sowie energieintensive Industrien. Zukünftig könnten grüner Wasserstoff und erneuerbare Energien dominieren.

Von Robert Espey | Dubai

Der Bestand ausländischer Direktinvestitionen hat sich im Zehnjahreszeitraum 2012 bis 2021 um über 180 Prozent auf 44,4 Milliarden US$ erhöht, so das nationale Statistikamt. Die Öl- und Gasförderung hatte 2021 einen Anteil von 69 Prozent, die verarbeitende Industrie kam auf 8 Prozent. Die restlichen 23 Prozent verteilten sich auf die Finanzwirtschaft (8 Prozent), den Immobiliensektor sowie sonstige Wirtschaftsbereiche (jeweils 7 Prozent).

Der Statistikbehörde zufolge waren 2020 (letzte verfügbare Zahlen) 227.244 Arbeitsplätze ausländischen Investitionen zuzuordnen. Auf Omaner entfielen 89.303 Stellen, auf Ausländer 137.941. Damit verdankten 11 Prozent der Erwerbstätigen des Sultanats ihren Arbeitsplatz ausländischen Investoren.

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Grüner Wasserstoffsektor zieht ausländisches Kapital an

Die von Oman angestrebte Entwicklung eines großen grünen Wasserstoffsektors könnte mittel- und langfristig zu hohen ausländischen Investitionen führen. Derzeit sind grüne Wasserstoffprojekte mit einem Investitionsvolumen von über 50 Milliarden US-Dollar (US$) in der Planungs-/Prüfungsphase. Nahezu alle Vorhaben sehen ausländische Kapitalbeteiligungen vor.

Gemäß der im Oktober 2022 verkündeten Wasserstoffstrategie will Oman 2030 eine grüne Wasserstoffproduktion von jährlich 1 Million bis 1,25 Millionen Tonnen erreichen. Für 2040 werden 3,25 Millionen bis 3,75 Millionen Tonnen angestrebt und 2050 sollen es 7,5 Millionen bis 8,5 Millionen Tonnen sein.

Öl- und Gassektor derzeit noch dominierend

Unternehmen aus dem Vereinigten Königreich sind die größten Investoren im omanischen Öl- und Gassektor. Am führenden nationalen Öl- und Gasproduzenten, Petroleum Development Oman (PDO), ist der Staat mit 60 Prozent beteiligt. Shell hält 34 Prozent, TotalEnergies 4 Prozent und PTTEP (Thailand) 2 Prozent. Auf PDO entfallen über zwei Drittel der omanischen Ölförderung.

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Das bislang größte BP-Projekt in Oman ist die Erschließung der unkonventionellen Gasvorkommen im "Explorationsblock 61" (Khazzan & Ghazeer Felder). Die erste Phase ging 2018 in Produktion, die zweite 2020. Insgesamt beträgt die Förderkapazität jetzt rund 42 Millionen Kubikmeter pro Tag und 65.000 bpd (barrel per day) Kondensate.

BP hielt an dem Gasprojekt zunächst 60 Prozent, hat aber 2021 für 2,6 Milliarden US$ 20 Prozent an PTTEP verkauft. Die anderen Shareholder sind die omanische Staatsholding OQ (30 Prozent) und Petronas (Malaysia; 10 Prozent). BP und Italiens ENI haben 2019 eine Vereinbarung zur Erschließung von Gasvorkommen in "Block 77" geschlossen.

Das US-Unternehmen Occidental (Oxy) ist der zweitgrößte Ölproduzent des Sultanats. Das auf Oxy entfallende Produktionsvolumen dürfte 2022 bei 90.000 bpd gelegen haben.

TotalEnergies ist an der Ölproduktion im "Block 6", an der Gasförderung im "Block 12" sowie an Omans LNG-Anlage beteiligt. Vereinbarungen über die Erschließung von Gasvorkommen im "Block 10" und "Block 11" wurden im Dezember 2021 beziehungsweise September 2022 unterzeichnet. Derzeit baut TotalEnergies gemeinsam mit Veolia (Frankreich) eine 17-Megawatt-Fotovoltaikanlage zur Versorgung der Meerwasserentsalzungsanlage in Sur.

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Die seit 2018 im Bau befindliche dritte Ölraffinerie des Landes mit einer Kapazität von 230.000 bpd wird in Duqm 2023 oder 2024 in Produktion gehen. Investor ist OQ8, ein Joint Venture bestehend aus Kuwait Petroleum International (gehört zur Kuwait Petroleum Corporation) und OQ. Beide Partner sind mit 50 Prozent beteiligt. Das Projekt soll über 5 Milliarden US$ kosten.

Großes internationales Engagement in der Metallindustrie

Im Bereich der verarbeitenden Industrie ist ein Großteil der ausländischen Direktinvestitionen in den Metallsektor geflossen. Omans Metallindustrie konzentriert sich in der Hafenstadt Sohar. Dort werden vor allem Eisen und Stahl sowie Aluminium produziert.

Die Jindal Shadeed Iron & Steel Company (JSIS), eine Tochter des indischen Stahlkonzerns Jindal Steel and Power Limited, gibt an, in Oman bislang 1,1 Milliarden US$ investiert zu haben. Das Unternehmen betreibt in Sohar seit 2010 ein DRI-Werk (Direct Reduced Iron) mit einer Jahreskapazität von 1,8 Millionen Tonnen. Die vom deutschen Unternehmen SMS errichtete Stahlschmelze verfügt über eine Leistung von 2,4 Millionen Tonnen. Das JSIS-Walzwerk mit einer Kapazität von 1,4 Millionen Tonnen hat Danieli aus Italien gebaut.

Im Dezember 2022 hat JSIS angekündigt, in Duqm 3 Milliarden US$ in die Produktion von grünem Stahl investieren zu wollen. Das Werk mit einer geplanten jährlichen Kapazität von 5 Millionen Tonnen soll 2026 in Produktion gehen und wäre dann wahrscheinlich die weltweit größte Anlage zur Herstellung grünen Stahls. Voraussetzung wäre allerdings, dass rechtzeitig hinreichende Mengen von grünem Wasserstoff zur Verfügung stehen.

Die brasilianische Vale Oman Pelletizing Company betreibt in Sohar seit 2012 ein Eisenerz-Pelletierwerk, das 2 Milliarden US$ gekostet hat. Vale Oman spricht seit Jahren über ein Erweiterungsprojekt für 1,4 Milliarden US$. Eine zeitnahe Realisierung zeichnet sich aber nicht ab. Derzeit beträgt die Jahreskapazität 9 Millionen Tonnen. JSIS stellte 2020 die Planungen für ein Eisenerz-Pelletierprojekt im Umfang von 500 Millionen US$ ein.

Im November 2022 vereinbarten Vale und das Ministry of Commerce, Industry and Investment Promotion, ein Projekt zur CO2-armen Herstellung von Stahlerzeugnissen in Duqm zu prüfen. Die Investition wird auf 500 Millionen US$ geschätzt.

Sohar Aluminium ging 2008 in Produktion (Kapazität: 0,4 Millionen Tonnen). Es wurden 2,5 Milliarden US$ investiert. Neben einer omanischen Staatsbeteiligung von 40 Prozent halten die Abu Dhabi National Energy Company (TAQA) 40 Prozent sowie die internationale Rio Tinto Group 20 Prozent. Ein 1,2-Milliarden-US$-Expansionsprojekt liegt seit langem auf Eis.

Die indische Firma Synergies Casting ist in Oman am gleichnamigen Unternehmen mit 20 Prozent beteiligt. Dort werden seit Mitte 2022 Aluminiumfelgen produziert. Die Investitionskosten betrugen 115 Millionen US$.

Strom- und Wasserversorgung durch ausländische Investoren

In Oman werden Kraftwerke und Meerwasserentsalzungsanlagen als PPP-Projekte (Private Public Partnership) realisiert. Ein Beispiel ist Ibri II, das erste große, Anfang 2022 in Betrieb genommene Fotovoltaik-Kraftwerk des Landes (Kapazität: 500 Megawatt). Die Investoren der 417 Millionen US$ Anlage sind Acwa Power (Saudi-Arabien; Anteil: 50 Prozent), die Gulf Investment Corporation (Kuwait; 40 Prozent) und die Alternative Energy Projects Company (Kuwait; 10 Prozent). Um die Solarprojekte Maneh 1 und 2 (jeweils 500 Megawatt) bewerben sich zwei Konsortien (Acwa Power/TotalEnergies; Jinko Power/Sembcorp/EDF) sowie die Korea Western Power Company.

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